Sonntag, 9. Januar 2022

Sonntagsgebet

Der Papst hat kürzlich verkündet, wir befänden uns in einem "demografischen Winter" - und ich dachte immer, wir befänden uns seit Jahren schon im demografischen Wandel, der ins demografische Tief, ins demografische Tal oder gar in die demografische Bodenlosigkeit führt. Diese Entwicklung ist mit moralischen Appellen kaum umkehrbar, auch materielle Anreize helfen nicht, wie im katholischen Polen unter der erzkonservativen Regierung zu beobachten ist. Weder erhöhte Kindergelder noch andere Versprechungen wie Wohnung, Auto, Steuerfreiheit haben dort die Gebärwilligkeit der Frauen erhöht. Was verständlich ist, denn gleichzeitig werden die Rechte dieser gebährfähigen Frauen mit Füßen getreten, häusliche Gewalt ist nicht mehr strafbar, Schwangere sterben unter den tatenlosen Händen der Ärzte an ihrer Schwangerschaft, weil den Medizinern Höchststrafen durch die weltliche Justiz drohen, falls sie es wagen würden, sich an einem Ungeborenen zu vergreifen ... auch wenn es sich um einen schwer geschädigten, nicht lebensfähigen Fötus handelt! Trost gibt es im Nachgang gleichlautend wie eine Litanei in der Frühmesse vom Gesundheitsminister, vom Justizminister und von jeder Kanzel im ganzen Land: Sterben gehöre nun mal zum Leben dazu.

Der Papst also wirft uns Frauen (genauer: den standesgemäß verheirateten Paaren) nun vor, dass wir Haustiere mehr lieben als Kinder. Ja, so ist es. Gerade in Zeiten der Pandemie. Und überhaupt. Soll ein Kind aufzuziehen die größte Umweltsünde sein, die Mann+Frau überhaupt noch begehen kann. Und das will schon etwas heißen. Kinder in die Welt setzen und gleichzeitig deren Lebensgrundlage ruinieren, kann nur aus Sicht einer streng zölibatär funktionierenden Organisation heilsversprechend sein.

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