Sonntag, 31. Oktober 2010

Der erste Augenschein

Ich konnte eine Stunde länger schlafen und darf das Bett verlassen. Betrachte die Bescherung. Schon im Bad eröffnet sich eine neue Perspektive auf die massive Hecke, die in der Achse der früheren Grenze durch unseren Garten die Grundstücke der Nachbarn auf der anderen Straßenseite teilt. Ins Wohnzimmer fällt jetzt auch bei Herbstnebel deutlich mehr Licht. Noch mehr Licht. Und beim Teekochen erscheint mir nun der graue Himmel noch größer. Noch viel größer. Vor der halben Garage liegt ein beachtlicher Haufen gefällter Schattenspender und Blickversteller. Sowie die in handliche Teile zersägten Gegenstücke zum schwimmenden Oval.

Samstag, 30. Oktober 2010

Das Alter der gefällten Pappel

Der Baumfäller kommt um acht. Es wird gerade hell, aber W. erlaubte mir nicht, das Haus zu verlassen. Im Garten sei es nass und kalt. Er bringt mir das Foto der gefällten Pappel ans Bett und fragt mich, wie alt sie war.
Ich kann nicht zählen, wundere mich aber über den Querschnitt. Der Baum vor etwa zwanzig Jahren als kugelrunder dünner Stamm angefangen zu wachsen und endete in einem schwimmenden Oval.

Freitag, 29. Oktober 2010

Der dritte Tag im Bett

Ich habe nun auch noch die Stimme verloren. Meinen Auftritt am Ersten Mindener Literaturfest musste ich absagen.
Hier kann man im Programmheft blättern und sich im Geiste vorstellen, was man alles nicht hört:
http://www.buezminden.de/index.php?option=com_content&view=article&id=386:fr-2910-0111-1-mindener-literaturfestival&catid=5:literatur&Itemid=10

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Der erste Tag im Bett

Am Nachmittag wurden meine Knie weich und ich begann zu zittern vor Kälte. Hab mir zwei Wärmflaschen gemacht und bin unter drei Decken gekrochen. W. kam, tröstete und kochte Tee.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Das erste Kratzen

Das erste Kratzen im Hals am Morgen verheißt nichts Gutes. Da die Sonne den ganzen Tag schien und der Wind nach den Anstrengungen der letzten Tage endlich seines Tobens müde geworden war, füllte ich mindestens ein halbes Dutzend Laubsäcke. Dabei schwitzte und fror ich abwechselnd. Zwischendurch kam der Baumfäller und begutachtete die Bäume, die Schatten auf das Dach werfen. Um den Vogelbeerbaum tut es mir Leid, sagte ich schniefend. Die Nase läuft seit dem Nachmittag. Auch das verheißt nichts Gutes.

Montag, 25. Oktober 2010

Gartenrotschwanz

NABU und LBV haben den Gartenrotschwanz zum Vogel des Jahres 2011 gekürt. NABU gilt im deutschen Volksmund als Abkürzung für Naturschutzbund, geht aber eigentlich auf die englische Nature And Biodiversity Conservation Union zurück. LBV heißt der Landesbund für Vogelschutz in Bayern. In unserem unaufgeräumten Garten zeigten sich im Sommer vereinzelte Gartenrotschwänze. Meist Männchen streckten unvermutet und neugierig vor meinem Küchenfenster ihre kohlrabenschwarze Köpfe mit dem schneeweissen Überaugenstreif aus der Koniferenhecke. Und das war es dann schon. Zum Brüten konnte ich die unscheinbareren Weibchen nicht überreden. Ich werde mir über den kalten Winter weitere Listen aushecken müssen, um sie anzulocken.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Weissstorchenbesenderung

Wenn einer - oder zwei, oder drei, vier, fünf, sechs ... - eine Weissstorchenreise unternimmt:
Unsere Dithmarscher Störche Hobor (Sommerquartier: Pahlkrug), Helmut (Eddelak), Romy (Kuden), Gustav und Anni (Pahlen) sowie Michael (Bargen) sind unterwegs in ihr warmes Winterquartier. Sie können nicht schreiben, aber fliegen und senden. Hier ist ihr Reisetagebuch:
http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/weissstorchbesenderung/tagebuch/

Samstag, 23. Oktober 2010

Der Preis des Glücks

100 Gramm frische Maronen aus Frankreich kosten zur Zeit in Meldorf 63 Eurocent. Ein Kilo also 6 Euro 30 Cent. Zu verzehren innerhalb einer Woche. Dazu müssen sie so behandelt werden wie die Maronen von W's Edelkastanie in unserem Garten: Einweichen. Kreuzweise einritzen. Blanchieren im Kochtopf oder Backen im Backofen. Pellen. Dabei wandert ein Drittel des Gewichts in den Kompost. Pro Zweihundert Gramm rechne ich insgesamt mit einer Stunde Arbeitsaufwand.
300 Gramm vorgekochte, gepellte Maronen aus Frankreich, vakuumverpackt und zwei Jahre haltbar, also jederzeit im Vorratsschrank ohne weiteren Gewicht- oder Zeitverlust griffbereit, kosten in Meldorf 3 Euro 40 Cent.

Freitag, 22. Oktober 2010

Lektion 8: Döör

Obwohl es eine große Dialektvielfalt aber offiziell keine geregelte Rechtschreibung für das Plattdeutsche gibt, haben nun die Ostfriesen die Schreibweise ihrer Sprache dem Plattdeutschen der übrigen norddeutschen Regionen angepasst.
An der Rechtschreibreform des ostfriesischen Niederdeutschen arbeitete zwei Jahre lang eine Kommission, die sich zusammensetzte aus Jungen und Alten, Lehrern und Schülern sowie den Plattdeutsch-Beauftragten der einzelnen Kommunen. Ihr Ergebnis findet Platz auf 24 A5-Seiten. Den Weg frei für die plattdeutsche Einheit in Norddeutschland macht ausgerechnet das Wort Döör (Tür). Alle Plattsnacker schreiben Döör mit doppeltem Umlaut, ab heute auch die Ostfriesen. Ein anderes Beispiele für eine Vokalverdoppelung ist moi (schön) - neu mooi. Auch bei Filaper (Schmetterling) wird der Vokal neu in die Länge gezogen: Fielaper. Und Plattdüüts wird natürlich nun auch mit zwei "üü" geschrieben. Und auf "-schk", die verschwindende Aussprache am Ende eines Wortes, wird aus gutem Grund verzichtet. Früher Minsk (Mensch -nicht Stadt in Weißrussland) darf nun unmissverständlich Minsch geschrieben werden.

Ik kann Platt und wies dat.
Ik kann ok Hoogdüüts (bisher Hoogdütsk).

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Der erste Schnee

Es wird hell am Horizont und ich sehe es deutlich: Auf unserem Dach liegen Schneereste, auf dem Dach des Nachbarn auch. Obwohl er sich bereits unwillig (wohl vom unablässigen Regen dazu gezwungen) in die unterste Ziegelreihe über der Regenrinne verzogen hat.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der erste Regenbogen

Wetter wie im April. Regen, Sonne, Sturmböen. Als ich am Mittag nach Hause komme, steht im Westen ein riesiger Regenbogen, verbindet den Himmel über der Küste mit dem Fenster vor meinem Schreibtisch.

Zur Feier des Tages koche ich eine leichte Kürbissuppe (ohne Sahne für W.) mit Maronen. Zutaten fast nur aus meinem Garten:

1 Zwiebeln (eine rote runde, eine weiße runde, eine rosa längliche), 700 g Kürbisfleisch (gemischt grüner und roter Hokkaido), 2 mittelgroße Kartoffeln, 150 g Maronen, 1 Apfel, ein Daumenlanges Stück frischen Ingwer, 750 ml Brühe, 1 TL Zitronenpfeffer, 1 EL Honig, Saft einer ½ Zitrone, Salz, Muskat, eine gute Prise Cayennepfeffer, Petersilie gehackt.

Gehackte Zwiebeln in heißem Öl anrösten, in grobe Würfel geschnittenes Kürbisfleisch, Kartoffeln und vorgekochte Maronen sowie den geraspelten Ingwer zugeben. Mit Brühe auffüllen und ca. 25 Minuten köcheln lassen. Mit dem Pürierstab grob pürieren. Mit Zitronensaft, Honig, Salz, Zitronenpfeffer, Cayennepfeffer und Muskat abschmecken.

Wenn der Professor nach Hause komme, streusle ich die gehackte Petersilie darüber.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Das erste Ausschaffungsland

Nach Ansicht der Schweizerischen Volkspartei kann das schöne Heidiland nur schönes Heidliand bleiben, wenn es alles Unschöne jenseits seiner Grenzen schafft. Am 28. November dürfen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die "Ausschaffungsinitiative" abstimmen.

Ich verbreite hier (dies ist mein letzter Dienst an Helvetien) den Appell an die Vernunft einiger meiner Kollegen im Wortlaut:

"Gegen die Ausschaffungsinitiative haben nun der Regisseur Micha Lewinsky und der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart drei kurze Spots für Kunst + Politik gedreht, die in verschiedenen Kinos der Schweiz gezeigt und übers Internet verbreitet werden. Wir möchten Euch sehr herzlich bitten uns zu helfen, indem Ihr:
Siehe auch:
http://www.ausschaffungsinitiative-2xnein.ch/

Montag, 18. Oktober 2010

Die letzte Sauerampfersuppe

Auch die letzten Sauerampferblätter rettete ich rechtzeitig vor dem Bodenfrost. Also koche ich die letzte Sauerampfersuppe:
Dünste eine klein gehackte Zwiebel und die in Streifen geschnittenen Sauerampferblätter in etwas Butter an, reibe eine rohe Kartoffel darüber, lösche mit einem Liter Gemüsebrühe ab, lasse das Ganze etwa 20 Minuten leicht köcheln. Püriere es dann (der Farbe, nicht der Konsistenz wegen - so wird die Suppe grün wie eine Alpwiese), schlage ein ganzes Ei rein (nach Rezept nur das Eigelb - aber was mach ich dann mit dem Eiweiß?) und die Sahne steif. Rühre alles unter, brösle etwas Petersilie darüber und ein paar verbliebene Sauerampferblättchen. Röste, da mir noch Zeit bleibt, ein paar Brotwürfel.

"Leckaaa ...", brummt mein Professor, als er endlich nach Hause kommt.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Der erste Frost

Ein klarer Himmel in der Nacht. Der erste Frost am frühen Morgen. Was ich konnte, brachte ich gestern in Sicherheit.

Samstag, 16. Oktober 2010

Die erste Maronensuppe

Kastaniensuppe mit Reis - eine einfache bäuerliche Suppe

200 g frische Esskastanien, 1 Zwiebel, 1 Stange Lauch, 1 Möhre, 200 g grüne Bohnen, 4 Zweige Thymian, 1 EL Butter, 100 g Risottoreis, 100 ml Milch, Salz, Pfeffer

Ich gare die vorgekochten (siehe Eintrag von gestern) Kastanien in einem halben Liter Wasser bei schwacher Hitze etwa eine Stunde lang. Dann zerdrücke ich sie mit dem Kartoffelstampfer.
Derweil schnippel ich die Zwiebel, wasche den Lauch, schneide ihn in feine Ringe, schäle die Möhre und würfle sie, wasche und putze die Bohnen, schneide sie in 1 cm lange Stücke. Hole eine Handvoll Thymian aus dem Garten, waschen die Zweige, streife die Blättchen ab.
Dann erhitze ich die Butter im größten Topf, den wir besitzen. Dünste Zwiebel, Gemüse und Thymian darin an. Gebe Reis und die zerdrückten Kastanien dazu, gieße die aufgeschäumte Milch (Rest vom Nachmittagskaffee - unerwarteter Geheimtipp) dazu und lasse alles bei schwacher Hitze etwa 20 Min. kochen. Gemüse und Reis sollen bissfest sein. Schmecke mit Salz und Pfeffer ab, gebe ein bisschen Cayennepfeffer dazu und was mir sonst noch so in die Hand fällt.

W. strahlt.

Freitag, 15. Oktober 2010

Maronen: Strafe Gottes

Wer an den delikaten Kern der stachligen Frucht kommen will, muss wahrlich Strafarbeit leisten. Hier meine Anleitung zum Unglücklichsein:

  • Maronen in kaltem Wasser etwa eine Stunde einweichen, dann kreuzweise mit einem scharfen Messer (besser geht es wahrscheinlich mit einer professionellen Maronieinkerbzange -fehlt leider in meinem Haushalt) an der nach außen gewölbten Fläche einritzen. Nicht nur die Schale, sondern unbedingt auch das darunter liegende braune Häutchen, aber möglichst den Kern nicht verletzen.
  • Dann: Entweder in kaltem Wasser aufsetzen und ab Siedepunkt 4 Minuten blanchieren. Abschütten und Pellen
  • Oder: Im auf 220° vorgeheizten Backofen auf einem Backblech 20-25 Minuten bei nur noch 200° backen. Eine Schüssel Wasser auf den Rost unter das Blech stellen. Erleichtert das Pellen erheblich, die Unterhaut, die oft so nervt, geht in den meisten Fällen deutlich besser ab! Werden die heißen Maronen auf dem Blech mit einem ganz nassen Geschirrtuch kurz bedeckt, zischt es wunderbar. Aber vor allem springt durch die Schocktherapie die Schale noch mehr auf.

Pellen ist leichter gesagt als getan. Ich schäle an meinen 2 Kilo Maronen gute 10 Stunden. Friere 6 Tütchen zu je 200 gr ein. Behalte die restlichen etwa 300 gr zur freien weiteren frischen Verwendung. Und sammle täglich neue glänzende Esskastanien ein!

Fazit: Meine rechte Hand ist steif. Am Zeigefinger bilden sich mehrere Blasen. Der Kopf läuft sturm. Die Rhizarthrose ist brüllend aktiv. Ich schlafe nach Monaten wieder mit der Orthese.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ballerina to go

In München wurde der weltweit erste Schuhautomat in Betrieb genommen. Die Erfindung einer Frau, die nicht mehr zusehen wollte, wie viele ihrer Geschlechtsgenossinnen abends in ihren highheels Qualen litten oder Parties vorzeitig auf bloßen Füßen verlassen mussten.
"Ballerina to go" heißt die bayerische Version der Vending machine, die bequeme Schlärpli in vier Farben und vier Größen gegen 7 Euro ausspuckt. In einem Paket, das nicht größer als eine Getränkedose sein soll.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Maronen: Königin der Schöpfung

Ich habe mich, glaube ich, schon letztes Jahr darüber gewundert, warum Esskastanien weich in Samt und Seide gebettet heranreifen. So wie andere Kreaturen, Menschen zum Beispiel, zu Grabe getragen werden. Und wozu Esskastanien einen Stachelpanzer brauchen. Wer würde sie denn vorzeitig (unausgereift) angreifen wollen? Weder Hunde, Vögel noch Katzen machen sich in unserem Garten über die gefallenen Früchte her, auch den Fasan beeindrucken sie nicht. Er stolziert seiner Wege. Und ich meiner. Wate allmorgendlich mit festen Schuhen durch das Laub unter W's Kastanienbaum. Sammle die reifen Früchte auf. Weiche den aufgeplatzen Schalen aus. Drücke mit den Gummisohlen noch intakte Panzer gnadenlos auf. Ich habe letzten Herbst gelernt, dass es besser ist, die Schalen nicht anzufassen. Auch mit dicken Gartenhandschuhen nicht. Die Stacheln arbeiten sich erst nach Wochen wieder aus der Haut der Fingerkuppen heraus. In wunderlicher Form.

Dann greife ich zum Rechen. Schiebe Laub und Stacheln routiniert an den Rand des Rasens. Verkeile sie zu einem Haufen, an dem auch der Wind nicht mehr zu rütteln vermag.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Die erste Kürbissuppe

Die Suppensaison fängt an. Man kann auch mit ungebrochenem Kiefer wärmende Flüssignahrung zu sich nehmen. Gestern gab es Kohlrabisuppe, heute Kürbissuppe.

Montag, 11. Oktober 2010

Marroniernte

Wieder zu Hause. Das Laub fällt. Die Sonne steht tief. Die stachligen Maronenhüllen fallen. Die Maronen fallen. Reife und unreife. Ungenießbare und geniessbare.
Ich habe allein heute mindestens zwei Kilo pralle Esskastanien eingesammelt, zwei Laubhaufen angelegt und mehrere Laubsäcke gefüllt. Das Leben ist unerzählbar schön.

Sonntag, 10. Oktober 2010

10. Oktober 2

My Personal Golden Week findet ihr letztes Ende in der Flensburger Küche.
Kurz vor Mitternacht reißen wir die alten Kalenderblätter ab. Dann legen wir uns schlafen.

10. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 7 Ende.

Sonntag auf Hooge, die Sonne scheint den ganzen Tag. Wir marschieren noch einmal über die fast menschenleere Hallig, gehen in die Kirche, essen Suppe, trinken Pharisäer, packen im Hus Klaar Kimming unsere Siebenmeilenstiefel.

Die Golden Week ist eine Erfindung der Japaner. 1999 wurde sie auch in China eingeführt, um den Privatkonsum anzukurbeln. Die Leute sollten im Lande herumreisen, um Geld auszugeben und Stolz auf ihr Vaterland zu entwickeln. Bis 2009 gab es in China drei Golden Weeks: im Februar/März zum chinesischen Neujahrsfest (das die kommunistische Partei Chinas hartnäckig Frühlingsfest nennt), die erste Maiwoche zum Internationalen Tag der Arbeit sowie die erste Oktoberwoche anlässlich des Gründungsfeiertages am 1.10.
Im vergangenen Jahr wurde die auf die alten sozialistischen Ideale bezogene Maiwoche abgeschafft und durch mehrere traditionelle Feiertage wie dem Drachenbootfest oder dem Mittherbstfest ersetzt. In jeder Golden Week reisen Hundertfünfzig Millionen Chinesen gleichzeitig durch das Land. Alle sind in diesen Tagen genervt und gestresst, aber so lange es in China keinen bezahlten Urlaub gibt, werden die beiden Golden Weeks erhalten bleiben.

My Personal Golden Week ist eine einmalige Sache (Geburtstag, Namenstag, Hochzeitstag sowie Oktoberbeginn, Herbstsonne und erste Sturmwinde) und findet ihren Abschluss in der Einsamkeit der Hallig Hooge.

Salzwiesen

My Personal Golden Week: Tag 7 ff

Sonntag, späterer Nachmittag auf Hooge, die Sonne scheint auf die Salzwiese mit Erika.

Lahnungsfelder

My Personal Golden Week: Tag 7 ff

Sonntagnachmittag auf der Hallig Hooge, die Sonne scheint.
Letzter Spaziergang der Halligkante entlang. Neue Lahnungsfelder sowie künstliche Sandaufschüttung im Hintergrund. Vorne bereits eingedeichtes Land, auf dem die Salzwiese sich fleißig entwickelt.

202 Monate

My Personal Golden Week: Tag 7

Sonntagmittag in der Küche von Hus Klaar Kimming, die Sonne scheint seit dem frühen Morgen. Der Wind hat nachgelassen. Die Gänse sind noch da.
Zum Kaffee gibt es Erdbeerkuchen und statt Kaffee Heidsieck Monopole zu Ehren unseres zweihundertundzweiten Ehemonats.

Samstag, 9. Oktober 2010

Gänse und Kühe 2

My Personal Golden Week: Tag 6, ff

Samstag, die Sonne geht über Hooge unter. Die Ringelgänse sammeln sich am wolkenlosen Himmel und unternehmen über den Kuhweiden Formationsflugübungen.

Hanswarft

My Personal Golden Week: Tag 6, ff

Samstag, die Sonne scheint. Blick von links nach rechts: auf die Hanswarft, Kirchwarft (Kirche, Pastorat, Friedhof), Backenswarft und Anlegestelle. Im Vordergrund: Fussball des Nachbarjungen, Ockenswarft.

9. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 6

Samstag, die Sonne geht über der Ockenswarft auf. Ostwind, Stärke 3, also schwache Brise, im Gesicht spürbar, in den Bäumen sichtbar, auf der See vereinzelte Schaumköpfe. Oktobermilde 11 °, die im Laufe des Tages bis auf 16° ansteigen wollen.
Für den Nachmittag ist steifer Wind aus Ost mit vereinzelten Böen angesagt, das Gehen gegen den Wind wird beschwerlich. Nach dem Frühstück brechen wir zum täglichen Halligrundgang auf. Wir beginnen am Landsende und marschieren mit den Gezeiten (auflaufendes Wasser), aber gegen die Uhrzeiger.

Freitag, 8. Oktober 2010

Hallig Hooge

My Personal Golden Week: Tag 5, ff
Die Sonne ist aufgegangen, auf den Sandbänken im Wattenmeer tummeln sich Lachmöven, wir kommen trotz Niedrigwasser auf der Hallig an. Auch hier: Scharen von hungrigen Ringelgänsen zwischen den Kühen, die auch saisonbedingt bald wieder abreisen.

8. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 5

Freitag, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Wir eilen zum Zug, zum Bus, zum Schiff. Wir fahren auf die Hallig Hooge.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

7. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 4
Donnerstag, die Sonne scheint. Ich ernte meine Kürbisse. Zwanzigmal soviel wie letztes Jahr.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

6. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 3

Mittwoch, die Sonne scheint. Wir ernten unsere Äpfel. Magere 70 Stück, drei Viertel davon wurmstichig, der Rest noch grün, aber schon von den Vögeln angepickt. Am Abend kommt Herr Winter und sagt, alle Kraft des Baumes sei in die Triebe gegangen, statt in die Früchte. Die letzten drei Ernten fielen im Durchschnitt etwa um das Fünffache besser aus .

Dienstag, 5. Oktober 2010

5. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 2

Dienstag, die Sonne scheint. Wir sprechen bei unserer Hausbank vor und erteilen unserer Solartechnikfirma den Auftrag, die Südseite unseres Hausdaches komplett mit REC Solarmodulen zu belegen. Ich freue mich, denn das Aufdach-Montage-System beinhaltet Wörter aus dem Zimmermannsalphabet. Dachhaken, Dachpfannen, Sechskant-Holzschrauben, Hammerkopfschrauben, Wellplatten, Trapezbleche usw. Aber auch Wörter aus anderen Alphabeten wie Wechselrichter oder Kupplungstecker, Wechselspannseitige Installation. Auch Wörter aus der Grammatik der Zukunft wie der Netzübergabepunkt oder die Netzanschlussfrage.

Montag, 4. Oktober 2010

4. Oktober

My Personal Golden Week: Tag 1

Montag, die Sonne scheint. Ich arbeite den ganzen Tag am Schreibtisch.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Verzehrkino 2

Zum zweiten Mal zeigt das Meldorfer Verzehrkino einen Film, den ich sehen mag. In drei Jahren zwei Kinogänge mit jeweils einem Glas Pinot Grigio. Wir werden alt und treuherzig. Ich wählerisch. Ich mag nur noch Filme von Absolventen der Meldorfer Gelehrtenschule sehen. Nach dem "Schimmelreiter" (siehe Eintrag 7. Juni 2009) nun die "Hochzeitspolka" von Lars Jessen: http://www.hochzeitspolka.x-verleih.de/

Samstag, 2. Oktober 2010

Himmelsbesen

Wer Wind und Wetter mit Leib und Seele ausgesetzt ist, wird kreativ im Bennenen von Temperaturstürzen, Winddriften, Reifbringern oder Kaltluftfallböen.
Im südlichen Afghanistan soll es einen Wind geben, der „Wind der 120 Tage" genannt wird - weil er an fast jedem der einhundertzwanzig Sommertagen weht. Ein Sommerwind also. Er bringt aus Nordnordwest heiße Luft, entwickelt oft orkanartige Stärke und wirbelt einigen Staub auf. An der Samlandküste (Ostsee, Exklave Kaliningrad, zwischen Kurischem und Friesischem Haff) gilt abflauender, auflandiger Nordwestwind als "Bernsteinwind". Weil er das Bernsteinkraut Richtung Küste treibt, wo es in Reichweite von gierigen Menschenhänden liegenbleibt, sobald die Ebbe einsetzt. Einen "Seufzer am Himmel" hingegen vernehmen die Chinesen, wenn ihnen eine schwache, sanfte Brise durchs Haar streicht. Und als "Himmelsbesen" bezeichnen Seeleute den Nordweststurm, der mit seiner schneidenden Polarluft jede Wolkendecke aufschlitzt und nicht ruht, bis der Himmel rein ist.

Freitag, 1. Oktober 2010

Oktoberanfang

Heute beginnt der schwierigste Monat des Jahres. Das war nicht immer so. In meiner Kindheit begann der Oktober meist sonnig und unzimperlich. Seit ich in Deutschland lebe, wird er von Jahr zu Jahr kälter und rührseliger.
Also schweife ich ab in meine Lieblingswelt der Schuhe.
"Unser Horizont erweitert sich nicht nur in die Ferne." Mit diesem Spruch wirbt eine Bequemschuhfirma für ihre neuesten Modelle. Dieser Satz könnte auch heißen: "Unser Horizont erweitert sich nicht nur in die Ferse." Er würde genauso viel Sinn hergeben. Und ich könnte über einen einzigen auswechselbaren Buchstaben sinnieren. Über das Glück der deutschen Sprache, in der das Gute doch immer noch so nahe liegt: nach der Ferne [sowie unzähligen, ja unerträglichen Komposita] nennt die alphabetische Ordnung des Dudens die Ferse! Sowie über das Glück globalisierter Schuhsohlen. Vor ein paar Jahren landete der Werbespruch derselben Firma in englisch in meinem Briefkasten. "Time is only generous to those who are generous to time." Wo sie recht haben, haben sie recht, die SchuhMacher.
Mit solchen Sätzen versorgt mich übrigens meine umsichtige SchuhFrau. Sie schickt nicht nur gute Schuhe auf die Straßen der Welt. Sondern auch gute Sätze in die Köpfe der Menschen.
Ich pinne den SchuhSinn an unsere Küchenwand und bereite zum ersten Mal in meinem Leben Spitzkohlblätterteigtaschen zu.