Sonntag, 31. Januar 2016

Sonntagspaziergang

Landunter am Sonntag. Die Straßen werden als erstes wieder frei. Zögerlich. Die Nordsee ist schon wieder am Auflaufen. Aber das Wasser auf der Hallig geht zurück. Und ich spaziere. Wieder einmal. In Gummistiefeln. Segle mit den Armen. Im Wind. Suche das Gleichgewicht. Wetteifere mit den Wasservögeln.

landunter

Zum richtigen Monatsende landunter. Meerdüber. Das Zweite, Sanfte, Milde. Nach einer stürmischen Nacht ist Wasser erst nach Höchststand da. Die Sonne steht schon irgendwo am Himmel. Mit Halbmond. Ich reibe mir ungläubig die Augen. Der Weg zu meiner Lieblingsbadestelle ist immer noch sichtbar. Und gar nicht schnurgerade, wie ich immer meinte. Was sich durch das Bild schlängelt, ist nicht der Weg an sich, sondern sein Rand. Der Wegesrand. Das schilfbewachsende Ufer des wegbegleitenden Priels.

Auf dem Rundgang um die Warft sehe ich Zäune und Steine aus dem fließenden Untergrund sprießen, die ich in dieser Häufung an diesen Stelle vorher noch nie gesehen habe. Die Erinnerung trügt. Und das Morgenlicht trügt. Und das Gefühl trügt. Der Raum. Die Perspektive. Der plötzlich bewegte Boden.

Freitag, 29. Januar 2016

Vermessen

Ausflug in das Vermessene. In das Messbare. Das Unfassbare. Die Hollywoodisierung eines Romans. "Die Vermessung der Welt". Das Satyrisieren deutscher Geistesgeschichte. Das Fiktionalisieren der Wahrheit. Die Gegenüberstellung zweier Genies, die auch rein optisch unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Darstellen von Werten. Von "Werten" als Substantiv und von "werten" als Verb. Ich mag es nicht, so manipuliert zu werden. Von Wörtern und Bildern. Mein Ausflug ins Kino. Auch das gibt es auf der Hallig. Sturm- und Wetterfest.

Donnerstag, 28. Januar 2016

Wattlauf

Niedrigwasser und Gummistiefel. Was gibt es Schöneres als Wind um die Nase und Schlick unter den Füßen? Ich bin unterwegs mit einem Muschelfresser und stoße auf einen toten Seehund. Meine Privatschüler haben Schulfrei. Sie sortieren eine Handvoll fremder Wörter im Kopf und lassen Buchstaben sacken. Strichmännchen und Schreibrichtungen. Das unsinnigste A-Anlautwort auf der Hallig ist "Ampel".

Mittwoch, 27. Januar 2016

Weltraum

Kein Landunter. Keine Sonne. Kein Licht. Ich mag die eigenen vier Wände, ja nicht einmal das Bett, verlassen und tue es trotzdem. Auf Hooge im Winter ist der Mittwoch der zweitstillste Tag der Woche. Kein Fährverkehr. Im Duden ist er der einzige Tag der Woche mit einer räumlichen, nicht nur zeitlichen Dimension. Die Mitte gehört der Geometrie und nicht der Ewigkeit. Der ausmessbaren Phantasie, keiner erhabenen Transzendenz. Die Mitte mag von Extremen umgeben sein - der Mittwoch beispielsweise von einem Dienstag oder Donnerstag, einem Montag und Freitag, im weitesten Sinne sogar von einem Sonntag und Samstag - , ist selbst aber einfach nur gewöhnlich. Ein Mittwoch eben. Kein Landunter. Aber viel Regen. Viel Wind. Ich mache mich in Regenhose und Gummistiefeln auf den pfützenbestandenen Weg nach Hanswarft. 

Dienstag, 26. Januar 2016

L'art pour l'art

Gegen Abend kommt Wind auf. Und Wärme. Und Unwetter. Von Südsüdwest. Ist alles irgendwie nicht schön, passt eigentlich nicht zusammen - bald haben wir wieder zweistellige Temperaturen über Null im Januar - und artet doch zu einem handfesten meteorologischen Kunststück aus: Sturm! Ein Regenguss ist sich selbst genug wie Rilkes "lyrische Summen" (sic! nicht "lyrisches Summen", wir befinden uns nicht im Bienenstock) und kommt ganz ohne Auflistung der zu Buche schlagenden Posten, der einzelnen H2O-Tröpfchen aus. Ein Landunter selbstverständlich auch.

Montag, 25. Januar 2016

Unter uns

Man sieht die Hand nicht vor dem Mund. So dick ist der Nebel den ganzen Tag. Der Montag ist der ruhigste Tag der Woche. Kein Mensch kommt und keiner geht. Von der Hallig. Im Winter müssen Neuankömmlinge die Sonntagabendfähre nehmen. Oder die Reise durchs Wattenmeer bleiben lassen. Nebel ist auch ein Geschenk des Himmels, der heute erst bei Mondaufgang, mit Einbruch der Dunkelheit aufklart.

Sonntag, 24. Januar 2016

Stilles Meer

Die Nacht ist hell und der volle Mond gerade mal zwei Stunden alt. Heute Abend findet die Uraufführung der Oper "Stilles Meer" von Toshio Hosokawa in der Staatsoper Hamburg statt.
Wem das - wie mir - zu weit ist, kann live am Radio mithören: NDR Kultur 17:30 - 20:00

Toshio Hosokawa setzt den Opfern der Nuklearkatastrophe von Fukushima ein musikalisches Denkmal, er verneigt sich vor der zerstörten Natur und dem eigenen Entsetzen. Er habe, sagt er, am Strand vor Fukushima "die Stimmen der Toten im Wind" gehört. Und: Der Ton entsteht aus Schweigen, entwickelt sich und stirbt ins Schweigen hinein. Sinngemäß von mir zitiert. Mehr hier:
http://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/opernkonzert/Urauffuehrung-Stilles-Meer-live-aus-der-Staatsoper-Hamburg,sendung472320.html

Samstag, 23. Januar 2016

"... auf Hallig Hooge ist alles anders ..."

Zur Abwechslung ein bisschen fröhliche sommerliche Folklore. Plötzliche Wärme, Tauwetter, übermütige Meisen und Rotkehlchen vor dem Fenster. Und triefender Schmalz aus dem virtuellen Fischernetz. Nur die ersten drei Videos beziehen sich wirklich auf Hooge, und die Hooge Singers sind alles andere als Hooger - keiner hier würde auf die Idee kommen, die Hallig als "Insel der Sehnsucht" zu bezeichnen. Auch der "Hooger Strand" ist eine fragwürdige Formulierung. Dafür haben diese Singers eine unschlagbar berühmte "Type" am Schlagzeug - nämlich Udo Lindenberg himself:
http://ckuik.com/Hallig_Hooge_Singers

Freitag, 22. Januar 2016

Ein Tag in Vergleichen

So kalt war es noch nie. So schön war es noch nie. So traurig war es noch nie. Ich hole meine wärmste Thermohose aus dem Schrank und werde noch sichtbarer auf dem Deich als bisher. Ich bin jetzt eine wandelnde Signalbake in Orange. Ich verziehe mich einen Moment in die leere Kirche, damit ich kurzzeitig nicht mehr geortet werden kann. Die Himmelsrichtungen sind vorgegeben, aber unsere Bewegungen uneingeschränkt. Alle Möglichkeiten stehen offen. Auch auf der Skala der Empfindungen. Die Füße sind warm, die Finger kalt. Die Beine dick, die Arme dünn. Noch nie habe ich das Wasser gleichzeitig gehen und bleiben gesehen. Es läuft laut Tidenkalender bereits wieder ab, erstarrt aber vor dem kleinen Japsand zu Eis. Noch nie waren die Gegensätze so heftig und das Verlangen nach Vergleichen so unsinnig.

Donnerstag, 21. Januar 2016

Ein Tag in Schuhen

Ungeachtet des Grau laufe ich schon am frühen Morgen zum Süderdeich und suche das Licht, das nicht kommen will. Betrachte das Übergangslose von Dämmerung und vereistem Watt. Auch vom auflaufenden Wasser ist noch nichts zu sehen. Heute ist Fährtag und Scheinwerfer stechen in meinen Rücken. Der Wind peitscht das Gesicht. Warum?
Ungeachtet des anhaltenden Grau räume ich am Mittag meine Wintervorräte auf und backe Apfelkuchen.
Ungeachtet des Grau halten sich die Ringelgänse immer noch auf der Hallig auf. Gegen Abend scharen sie sich um die Schulwarft, als ob sie sich die besten Plätze sichern wollten. Tatsächlich gibt es einen Riss am Horizont, durch den plötzlich ungehemmt Feuer bricht. Ich laufe zum Nullpunkt und erfriere fast nach dem Sekundensonnenuntergang,

Mittwoch, 20. Januar 2016

Ein Tag am Fenster

Vor meinem Fenster liegt bei gutem Wetter das Landsende. Eine meiner Lieblingsstellen auf Hooge. Zum Gucken. Staunen. Spazieren. Schwimmen. Schweigen. Schwelgen. Spuren. Sammeln. Gedanken. Senken. Andächtig. Still.
Heute morgen voller Vorfreude und Versprechen.

Vor meiner Fenster liegt das Landsende. Auch bei schlechtem Wetter. Der Nebel schleicht so schnell am Mittag über die Fennen, verschluckt als erstes den Horizont und dann sofort alles Naheliegende, dass der Verstand nicht nachkommt. Ich begreife nicht, was mein Auge trübt.

Vor meinem Fenster liegt das Landsende. Unverändert. Im Abendlicht. Der Mond verspricht eine klare Nacht.


Montag, 18. Januar 2016

Blue Monday

Entgegen aller Beteuerungen hier ein Bild eines Menschen. Ich kann immer noch nicht aufhören zu gucken. Der Schnee schmilzt über den Tag hinweg vor meinem Fenster. Ich habe immer noch nicht angefangen zu schreiben. Über die abgezogenen Limikolen. Über die verendeten Wale. Die Luft bleibt schneidend klar. Das Blau ist überwältigend. Ich bin mit bloßem Auge unterwegs. Wenn ich mich nicht irre, sehe ich die Windmühlen vom Festland, die Knudswarft von Gröde und vielleicht sogar Habel. Oder es ist eine optische Täuschung. Ein Buckel mitten im Wattenmeer.

Sonntag, 17. Januar 2016

Glück und Unglück

Natürlich gibt es auch auf der Hallig menschliches Leid. Meist wird es am Sonntag in der Kirche verkündet. Da ich aber über die Natur schreibe, über Stillleben am Deich, Luftspiegelungen im Watt, Irrgäste am Himmel, und die Natur, wie mir scheint, von Natur aus weder glücklich noch unglücklich sein kann, behalte ich Leid und Unleid, Glück und Unglück der Menschen für mich. Die Halligleute kennen alles, und das zur Genüge. Der Schnee bleibt seltsamerweise auf den Straßen länger liegen als auf den Fennen. Weil keine Autos da sind, die darüber fahren? Die Ringelgänse sind da und trotzen der Kälte, führen in der Mittagssonne Freudenformationsflüge vor.

Samstag, 16. Januar 2016

Die Parkbank

Von einer Parkbank auf Hooge zu sprechen, ist gewagt. Bänke gibt es, wie wir wissen, zuhauf. Im Sommer sogar zuhäufiger als im Winter. Und von den Standhaften, die bei Wind und Wetter am Deich überwintern, haben manche, wie bekannt, Rückenlehnen, andere nicht. Aber um keine Bank herum habe ich bisher einen Park entdeckt. Weder im Winter noch im Sommer. Es fehlen unter anderem Bäume, Parkbäume. Oder ein gepflegter englischer Rasen. Und die Aufschrift "betreten verboten". Das Kiesknirschen unter den Füßen. Auf dem Weg. Vorbei an gestutzten Thujahecken. Zu einem Schloss wie Versailles ... Die Bäume, die auf Hanswarft um den Fething wachsen, sind mächtig und zu ihren Füßen steht tatsächlich zuweilen eine Bank. Trotzdem ist das kein Park. Sondern das Zuhause von Staren, Enten und Osterhasen.
Auf der von jeder optischen, akustischen, haptischen oder taktilen Störung freien Fläche zwischen Ockenswarft und Landsende, ungefähr auf halber Strecke, halber Höhe, lädt am Straßenrand eine Bank zum Verweilen ein. Eine Ausruhbank. Auch im Winter mit Rückenlehne. Eine Ausguckbank. Das Genick ans weiß lackierte Holz angelehnt, kann man in einer klaren Frostnacht ungestört Sterne betrachten. Natürlich! Trotzdem würde ich nie sagen, was meine Nachbarin vorhin, nach Hause gekommen, atemlos berichtete: "Ich saß noch eine halbe Stunde auf der Parkbank ..."

Freitag, 15. Januar 2016

Der Halligkaufmann

Guckt alle, wem wir unser Überleben verdanken, heute ab 19.30 Uhr:
Der neue Halligkaufmann auf Hallig Hooge stellt sich vor...
EDEKA Ove Lück (Firmensitz Niebüll) hat Lars Sönnichsen auf Hooge als Halligkaufmann gewinnen können. Beitrag im Schleswig-Holstein Magazin:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Der-neue-Kaufmann-von-Hallig-Hooge,shmag37464.html

Donnerstag, 14. Januar 2016

The early bird ...


... catches the worm - sagt der Engländer (nein, nicht der Deutsche!). Auf Hooge trifft die Redensart eh nicht zu. Hier fressen die Vögel notgedrungen tidenabhängig und veranstalten schon mal mitten ihr Nacht ihr hungrighöllisches Gekreisch. Auch die Briefkästen werden tidenabhängig geleert, wenn auch ohne ekstatischen Lärm. Fast alles funktioniert tidenabhängig, ob laut oder leise. Ich bin im Morgenrot bereits auf dem Heimweg über den Süderdeich. Dem frühen Vogel leuchtet der Himmel bei Niedrigwasser auf dem Wattboden. So ist das hier. Wunderschön. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Bei jedem Übergang und in jedem Zwischenraum. 

Mittwoch, 13. Januar 2016

Das erste Kalb


Das erstgeborene Kalb des Jahres auf Hooge. Auch das gibt Anlass zur Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Auch auf Backenswarft. Nicht nur im Blumentopf auf dem Fenstersims. Und nicht nur im sprichwörtlichen Sinne oder in der biblischen Heilslehre. Was hat die Morgenstund mit dem Götzenkult oder dem Dreizehnten eines jeden Monats zu tun? 

Dienstag, 12. Januar 2016

Rückhaltlos

Heute Mittag. Ein Moment der Stille. Vor oder nach dem Sturm. Die Bänke am Deich haben im Winter keine Rückenlehnen. Erstens braucht sie niemand. Die Rücken zum Anlehnen. Kein Mensch setzt sich im Winter auf die Bänke am Deich. Weil einerseits kaum Menschen da sind im Winter. Und andererseits die, die da sind, sich draußen bewegen und laufen und nicht sitzen und frieren. Zweitens sind sie, die Bänke, ganz im Gegensatz zu den Menschen, im Winter ohne Rückgrat standhafter. So widerstehen sie der Flut. Und der Wut. Der Gezeiten. Rückhaltlos werden sie, die Bänke, die Sommerbänke, die Ausruhbänke, die Sonnenbänke für die Schönwettergäste, nicht weggerissen vom erstbesten Wintersturm - vom wievielten Landunter schon in diesem Jahr? - oder handfesten Wellenschlag.

Montag, 11. Januar 2016

Der Ernst des Lebens

Die Schule beginnt. Die Hallig schläft bis auf eine halbe Handvoll Eltern. Die Häuser sind dunkel und die Straßen vereist. Ich bringe die beiden Ältesten unserer Gastfamilie mit einer Taschenlampe und einer rot blinkenden Fußfessel nach Ockelütz. Damit uns das eine vorbeifahrende Auto nicht überfährt. Wie soll ich den afghanischen Mädchen um diese Zeit die Welt erklären?

Sonntag, 10. Januar 2016

Alles wieder im Fluss

Es regnet, es taut. Von allen Seiten. Die klaren Formen verschwinden, die grellen Farben weichen. Sogar der Himmel ist nur grau. Ich bin immer noch müde von der Reise.
Aber die Tide kehrt zurück und mit ihr die Hoffnung. Auf dem Fenstersims. Mein Trompetenbaum, der Zögling aus Dukla, schlägt auf Hooge aus!
Ein Klick auf das Foto bringt dem Betrachter die abgebildete Welt näher.


Samstag, 9. Januar 2016

Eiszeit

Noch ist die Hallig zugefroren. Noch zeichnen sich in der Ferne die Umrisse von Pellworm deutlicher ab als als je zuvor. Für mich. Und meine Zeit hier. Im Rest des Tageslichts. Weiß gezeichnet. Geriffelt. Gestrichelt. Im Griff gefrorenen Salzwassers. Wie hingegen an meiner Lieblingsbadestelle solch bizarre Eisschichtungen und Eistürme entstehen und sich aufrecht halten können, weiß ich nicht. Es muss mit der Strömung, der Kraft des immer noch bissigen Ostwindes zu tun haben, der die Flut seit Tagen daran hindert, richtig aufzulaufen. Das Wasser vagabundiert.

Freitag, 8. Januar 2016

Hooge bei Nacht, twee

Schon näher und angestrahlt vom Scheinwerfer der Hilligenlei.
So unwirklich ist die Welt da draußen. Über Nacht fiel Schnee, wohl der erste dieses Winters. Und ich kam aus dem Kino (Picknick mit Bären: https://www.youtube.com/watch?v=Cb8KQMN4G-k). Stand zwischen dem Kulturpalast, dem Appalachian Trial und der Süderstraße mit dem Fahrrad plötzlich vor unüberwindlichen Hindernissen. Nass und kalt und dunkel. Irgendwie schaffe ich es jetzt. Zurückzukommen. Ziemlich pünktlich anzukommenm. Schwer bepackt. Mit Meldorfer Kliffkanten und eigener Bettwäsche. Todmüde. Überglücklich.

Hooge bei Nacht, een

Ich komme wieder an. Nachdem ich einen Tag in Trauer in Warschau war und einen Tag physisch in Meldorf verbrachte. Habe ich nun das Gefühl durchs halbe oder ganze Universum gesaust zu sein.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Rok temu - vor einem Jahr

starb in Warschau mein Meister, Tadeusz Konwicki. Heute wurde von seinen Nachbarn diese Tafel enthüllt. Die erste gute Nachricht des Jahres aus Warschau! Dziękuję Wam, Sąsiadom!





Mittwoch, 6. Januar 2016

Untergang

Ich wage mich zum ersten Mal aufs Fahrrad und fahre über die Hallig. Der Wind ist noch scharf, aber die Sonne lockt. Die Fethinge sind zugefroren. Besser kann das Schilf nicht abgemäht werden rund herum. Der erste Haufen für das Biikebrennen wird aufgeschichtet.
Foto mit freundlicher Genehmigung von hier entliehen: https://www.facebook.com/hallighooge/?fref=ts

Dienstag, 5. Januar 2016

Übergang

von fließend zu fest, von Blau zu Eis, von eben zu erhaben. Die Kälte hellt die Welt auf. Das Wasser läuft nicht mehr ab. Bereits nach nach zwei Frosttagen bilden sich Berge.

Montag, 4. Januar 2016

Geordnete Schieflage

An alles muss ich mich gewöhnen. Auch an die Geometrie des Seins. Die geordnete Schieflage. Daran, dass vor meinem Fenster tagelang nichts geschieht. Nichts sich ändert. Nur das Licht. Nichts die Sicht versperrt. Nur die Dunkelheit. Am Tag gucke ich, in der Nacht lausche ich. Dazwischen schweige ich. Ich bin hier, seit Mutter tot ist. Ich werde nie wieder in der Muttersprache sprechen.  

Sonntag, 3. Januar 2016

Windschattenfrei

Über Nacht ist die Kälte gekommen. Und der Sturm tost. Über meinem Kopf, über meinem Dach, über meinem Schlaf. Sein Brummen ist bereits nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. Und die Gänse, die vor zwei Tagen in jugendlichem Leichtsinn angeflogen kamen, hocken nun frierend im Windschatten meiner Warft. Den gibt es nicht wirklich. Wohin man sich auch wendet, bläst es einem eisig ins Gesicht.

Samstag, 2. Januar 2016

Luftmassengrenze

Angeblich ist es im Westen schmuddelig und warm und im Osten kalt. Bei uns treibt der eisige Wind aus dem kalten Osten alles Wasser aus dem Wattenmeer und katapultiert Schiffe und Fähren aus dem Faltfahrplan. Wassermassengrenzen.

Freitag, 1. Januar 2016

Neujahr auf Hooge

Zwischen Himmel und Erde. An einem fließenden Übergang. Zwischen Ebbe und Flut. Fast kein Wind. Das Wasser läuft spiegelglatt auf und ordnet die Sicht. Zwischen Licht und Schatten. Zwischen der Spitze von Pellworm und einer Buhne vor Hooge.
Der Nebel kommt pünktlich mit dem Sonnenuntergang Er ist gefräßig, steigt behende in den Himmel und holt sich alle Sterne. Nach der Neujahrsandacht in der Kirche ist die Dunkelheit bereits undurchdringlich wie eine Wand. Sich hier zurechtfinden. Mit einer Taschenlampe in der Hand und einer rot blinkenden Fußfessel auf dem Fahrrad.