Mittwoch, 30. Juni 2010

Mittwochsgeschichte

Monatsende mitten in der Woche. Bundespräsidentenwahl in Berlin. Kein Wunder. Kein Fußball. Kein Mann zu Hause. Dafür Jungvögel im Garten. Noch schwanzlose Amseln, drollige Drosseln, die stundenlang ohne sich vom Fleck zu rühren im Gras hocken und auf die Eltern horchen. Wurmgierig die Schnäbel aufsperren. Wo schlafen sie, wenn sie aus dem Nest geflüchtet sind und noch nicht richtig fliegen können?
W. schläft in einem Hotel in Bangkok.
Ich schlafe auf den Tatamis.

Dienstag, 29. Juni 2010

Dienstagsgeschichte

In einer Höhle in Armenien wurde der älteste Lederschuh der Welt entdeckt. Ob er einem Mann oder einer Frau gehörte, ist ungewiss. Gewiss ist nur, dass er an einen rechten Fuß, Größe 37 passte, aus einem einzigen Stück Schweinsleder angefertigt ist und vor rund 5500 Jahren getragen wurde. Sogar die Schnürsenkel sind erhalten.
In ähnlichen Schuhen sollen bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts die Bewohner der westirischen Aran-Inseln herumgelaufen sein.

Montag, 28. Juni 2010

Montagsgeschichte

Vor der westfriesischen Insel Ameland wurde ein junges Orca-Weibchen aus dem Wattenmeer gerettet. Das dreieinhalb Meter lange Mädchen trieb völlig geschwächt in Richtung der niederländischen Küste. Es gehört zur Familie der Großen Schwertwale, hatte aber offenbar seine Mutter verloren. Nun wird das Riesenbaby in einem Delfinarium mit frischem Fisch aufgepäppelt. Sobald es wieder bei Kräften ist, soll es in der Nordsee ausgesetzt werden.

Sonntag, 27. Juni 2010

Hochsommer

Wir fahren bei leichtem Wind durch die Kartoffelsortenversuchsfelder an den Strand.
Wer hat schon Kartoffeln gegessen, die "Caruso" heißen. Oder "Burana", "Donella", "Granola", "Mirage", "Quadriga", "Subito", "Toskana"? Die wachsen alle auf den fruchtbaren Feldern hinter Mannheim zwischen den Deichen, dem Alten und dem Neuen, zwischen den Hafen, dem Alten und dem Neuen, im Speicherkoog Dithmarschen.
Der erste Sprung in die Nordsee in diesem Jahr. Laut Angaben auf der Schiefertafel der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) am Strand beträgt die Wassertemperatur 17°, laut Angaben des BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) im Internet 23°. Die Wahrheit mag ungefähr in der Mitte liegen. Sonst hätte ich Gfrörli nämlich den ersten Sprung ins Wasser in diesem Jahr heute bestimmt nicht gewagt.

Hochdeutsch

Aus aktuellem Anlass (gestern war Vollmond) nun eine Lektion Hochdeutsch. In dieser Sprache hat der Duden das erste Wort. Und der Duden sagt, dass das Wort "Laune" etymologisch mit dem Mond zusammenhängt.
Ich zitiere: "Nach den Ansichten der mittelalterlichen Astrologie hingen die Stimmungen des Menschen in starkem Maße von dem wechselnden Mond ab. Das aus lateinisch luna „Mond” entlehnte mittelhochdeutsche lune „Mond[phase, -wechsel]” wurde aus diesem Grunde zur Bezeichnung der dem Mondwechsel zugeschriebenen menschlichen Gemütszustände.Von dem abgeleiteten Verb launen „in vorübergehender Stimmung sein” (mittelhochdeutsch lunen) ist nur noch das 2. Partizip gelaunt gebräuchlich."
Quelle: Duden-Newsletter vom 25. Juni 2010

Samstag, 26. Juni 2010

Lektion 2

Un nu eenfach lossabbeln ...
Oder: Schrieven schall ik ok noch?
Nein: ... hier schall jeder een moken un snacken wat he will.
Hier soll jeder (oder einer) machen und sagen, was er will. Denn: den Plattdeutschduden hat noch niemand verfasst. Es gibt weder eine richtige noch eine falsche Schreibweise.
Und zur richtigen Redeweise eine Anekdote: zwei Bauern, irgendwo auf dem platten Land, hocken am Tresen und schweigen. Zum Nachbestellen hebt abwechselnd mal der eine, dann der andere zwei Finger. So haben es schon ihre Väter und Großväter gemacht. Gerecht. Nach ein paar Stunden spricht endlich der eine: Tjaaa, neeech! Darauf der andere: Wat sabbelst du bloots hüüt sovel?

Freitag, 25. Juni 2010

Ablenkungsmanöver

Seit drei Tagen schlucke ich Antibiotika. Vom alten Zahnarzt ohne pardon verschrieben. Am Montag nach dem letzten Termin bei der jungen Zahnärztin war alles gut. "Die Wurzelkanalbehandlung am einen Zahn ist beendet." (Zitat von mir). "Dem Zahn haben wir wirklich genug Zeit gelassen, sich zu beruhigen." (Zitat von ihr).

In der Nacht fing der Zahn an zu rebellieren. Zeterte, polterte, pochte. Ich stand im ersten Tageslicht schon vor dem Spiegel, betastete zitternd meine Zähne. Druckempfindlich war nicht der daneben. Kaum war die Praxis am Morgen offen, erschien ich dort unter der Tür.

Seither schlucke ich Antibiotika und lenke mich ab. Mit Räubergeschichten aus dem Berner Bundeshaus (die Aussenministerin bezeichnet es als "unseren größten Erfolg", nämlich dass es gelungen sei, die hausbackene Libyen-Krise zu "europäisieren und internationalisieren"). Mit Lügengeschichten aus dem polnischen Wahlkampf (die deutsche Presse bezeichnet Kaczyński 2 als "Wahlkampflügner", siehe http://www.n-tv.de/politik/Kaczynski-ein-Wahlkampfluegner-article938852.html - mir gefällt das Wort der ungewöhnlichen Konsonantenhäufung wegen, es liest sich wie ein Pflügner, aber was ist ein Pflügner und was tut er?). Sowie mit Plüüch, Puust un Pisalotten.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Johanni

Heute ist Johannistag. Im christlichen Bauernkalender gilt er als Lostag (seltener: Lurtag). Diese Bezeichnung geht zurück auf das Befragen von Orakeln an brauchtümlich wichtigen Tagen. Vergleiche dazu mhd. losen = hörend achtgeben, oder die alte Bedeutung von Los = Weissagung. Nicht nur die Rechtssprechung bediente sich der Orakel, auch die Landwirtschaft. Lostage gelten bis heute als Tage, die bedeutsam sind für die Wettervorhersage, die als günstig oder ungünstig erachtet werden für den Beginn oder die Verrichtung bestimmter Arbeiten auf dem Feld.

Heute wird zum letzten Mal Spargel gestochen, heute darf zum letzten Mal Rhabarber geerntet werden, heute Nacht entwickeln die Glühwürmchen (= Johnniskäfer) ihre maximale Leuchtkraft, heute Mittag erreichen die Johannisbeeren ihre volle Reife, heute Früh fängt das Johanniskraut zu blühen an und heute tagsüber werden die grünen, unreifen Walnüsse (= Johannisnüsse) geerntet. Das Futtergras sollte bereits reif sein, die Sommergetreide hingegen treten gerade in ihre Reifeperiode ein.

Ich denke an Menznau und eine Schuhmacherfrau, die immer zu Johannis die ersten Kefen ernten wollte. In meinem Garten ist seit gestern Rucola in Massen vorhanden.

Die beste Armee der Welt

Kaum war Ueli Maurer (SVP) in den Bundesrat gewählt und Vorsteher des VBS (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport), erklärte er, die Schweizer Armee zur besten Armee der Welt machen zu wollen. Das war im Dezember 2008. Flugs wurde eine Website ins virtuelle Leben gerufen, auf der seither die Fortschritte dieser Armee tagesaktuell verfolgt werden können:
http://www.diebestearmeederwelt.ch/cms/

Diese beste Armee der Welt hätte, nach Plänen des EDA, (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten), in einer "militärischen Befreiungsaktion" Max Göldi und Rachid Hamdani, die beiden Schweizer "Geiseln" aus Libyen heimholen sollen. Ob der Armeeboss, BR Maurer, überhaupt in die Pläne eingeweiht war, ist ungewiss. Da müssten wir Herrn Gaddafi senior befragen, der war nämlich immer à jour.

Die Eliteeinheit AAD 10 (Aufklärungsdetachement 10) hätte zum Einsatz kommen sollen, auf dem Landweg durch die Wüste, mit einem U-Boot zu Wasser, oder irgendwie mit dem richtigen Wind in der Luft. Bei absoluter Geheimhaltung und absoluter Gewährleistung der Anonymität der beteiligten Spezialeinsatzkräfte.

Die Schweiz hat sich auch ohne diesen hellebardenrasselnden Kraftakt zum Gespött der (diplomatischen) Welt gemacht. Durch einen allenfalls misslungenen, aber vor allem völkerrechtswidrigen Versuch, 2 Schweizer militärisch aus den vier Wänden der Schweizer Botschaft in Tripolis zu befreien, hätte sie sicherlich ihre Armee dem Rest der Welt von der besten Seite vorgeführt. Und der Mythos der helvetischen Unbesiegbarkeit hätte endlich ein für allemal im Gotthardmassiv, in jenem legendären Réduit von General Guisans Untertanen begraben werden können.

Schade eigentlich. Dass VBS-Vorsteher BR Maurer nicht eingeweiht war. Der hätte das gepackt. Mit beiden wackeren Händen.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Sommersprachkurs

Es ist an der Zeit, Plattdeutsch zu lernen. Lektion 1: "Miendientje". Das Wort wurde gerade an den 16. Reuterfestspielen des Landesheimatverbandes in Stavenhagen zum "besten aktuellen Ausdruck" gekürt.

Es setzt sich zusammen aus "mien" = mein + "dien" = dein + "tje" = Diminutivpartikel.

"Miendientje" ist also die Bezeichnung für etwas, das mit Meinem und Deinem zu tun hat. Wörtlich und unschön könnte man es als "Meindeinchen" ins Hochdeutsche übersetzen. Aber was soll das bitteschön in Zeiten eines stricte gewahrten Privatbesitzes sein?

"Miendientje" benennt einen einfachen Gegenstand des täglichen Gebrauchs mit einem absolut treff- und stilsicheren Wort: den Warentrennstab auf dem schwarzen Laufband an der Kasse eines jeden Supermarktes.

Dienstag, 22. Juni 2010

Sto lat

Mein Meister Konwicki hat heute Geburtstag. Seine ältere Tochter auch. Sie sind beide nach dem längsten Tag des Jahres am ersten Tag des Sternzeichens Krebs geboren. Ich rufe an, um zu gratulieren. Vor einer Woche wurde er für das künstlerische (literarische und filmische) Gesamtwerk mit dem diesjährigen Preis des Ministeriums für Kultur und Nationalerbe ausgezeichnet. "Salto", sein Film aus dem Jahr 1965 mit dem legendären und unverwechselbar eigensinnigen Cybulski in der Hauptrolle, wurde "digital rekonstruiert" (Zrekonstruowane cyfrowo arcydzieło polskiego kina, film "Salto" z 1965 r., ze Zbigniewem Cybulskim w roli głównej ...), wie es heißt, und in Anwesenheit des Regisseurs in Warschau gezeigt. Die Zuschauer dankten es ihm mit standing ovations (... W pokazie wziął udział reżyser "Salta", 84-letni Tadeusz Konwicki. Widzowie nagrodzili go owacją na stojąco)! Kamila Drecka und Janusz Anderman erhielten für Ihren Dokumentarfilm "Co ja tu robię? Tadeusz Konwicki" (2010) das Diplom des Ministeriums für Kultur und Nationalerbe.
Ich rufe an, um zu gratulieren. Er ist gerade auf seinem Spaziergang, sagt mir die Tochter. Also gratuliere ich ihr zuerst und rufe in einer halben Stunde nochmals an. "Sto lat" ist polnisch und heißt in diesem Kontext möge Dir ein langes, gesundes, glückliches Leben beschieden sein, wörtlich einfach "hundert Jahre".

Montag, 21. Juni 2010

Kalenderblatt


So begrüßen die Chinesen auf dem Abreißkalender in unserer Küche den Sommer: mit den zwei Schriftzeichen oben, linke Hälfte, über den angedeuteten Wolken oder Hügeln, hinter denen gerade die Sonne zum Vorschein kommt und von der 2 etwas grob verdrängt wird.

Panoramaschichtaufnahme

Der Morgen ist eiskalt.
Ich lerne und ergreife ein neues Wort: Orthopantomograph. Das Wort ist beweglich, fährt um mich herum, während ich es mit beiden Händen festhalte und mit den oberen und unteren Schneidezähnen zubeiße.
Brille und Ohrringe abnehmen, auch die Halskette. Bat die Assistentin. Und die Zunge an den oberen Gaumen drücken. Irgendwann muss ich die Fassung verloren haben. Oder die Kraft. Die Konzentration. Die Zunge fiel hinunter.
Der Orthopantomograph macht ein Orthopantomogramm oder eine Panoramaschichtaufnahme. Die Wurzelkanalbehandlung am einen Zahn ist beendet. Nun wackelt der Zahn daneben. Sein Zustand hat sich in den letzten drei Monaten rapide verschlechtert, wundert sich die Zahnärztin und braucht eine diagnostisch aussagekräftige Röntgenaufnahme des Unter- und Oberkiefers.
Meist fängt es mit irgendeinem Zahn an, sagt sie.
Was denn? frage ich. Das Ausfallen?
Der Sommer beginnt um 13:28 Ortszeit.

Sonntag, 20. Juni 2010

Präsidentschaftskandidatenleben

Die Polen haben gewählt und werden am 4. Juli in einer Stichwahl nochmals wählen. Land und Leute sind gespalten, darüber kann nichts hinwegtäuschen. Auch der Alabastersarkofag auf dem Wawel nicht. Im Gegenteil - diese neue Pilgerstätte vertieft den Graben zwischen Polen und Polen.

Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was sich fast die Hälfte der Polen von Kaczyński 2 (Jarosław) als Präsidenten verspricht.
Kaczyński 1 (Lech) ist tragisch ums Leben gekommen. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass er in den letzten Minuten seines Lebens sein Amt ungeschickt handhabte. Der Präsident der Volksrepublik Polen ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Man weiß, dass Kaczyński 1 diese Position vor den Militärpiloten im Cockpit seiner Regierungsmaschine gerne betont hatte. Und es ist auch nicht ganz auszuschließen, dass Kaczyński 2 Kaczyński 1 bei dieser Unschicklichkeit unterstützt hatte. Man weiß, dass der Präsident sich täglich mit seinem Zwillingsbruder beriet. Auch auf dem Todesflug, während des Landeanflugs, etwa eine Viertelstunde vor dem Absturz. Soll sich Lech über Satellitentelefon bei Jarosław nach dem Gesundheitszustand der schwerkranken Mutter erkundigt haben. Aber darüber hatte ihn bereits der diensthabende Leibarzt aus der Warschauer Klinik in einem früheren Telefonat informiert. In einer der ersten Pressemeldungen nach der Katastrophe wurden die letzten Worte des toten Präsident an seinen Zwillingsbruder sinngemäß so widergegeben: "Alles in Ordnung, wir landen gleich". Nach heutigem Kenntnisstand (die Cockpitgespräche wurden in der Zwischenzeit veröffentlicht) dürfte diese Meldung so viel mit der Wahrheit zu tun zu haben, wie die Gebete der Piloten, mit denen die Aufzeichnungen aus dem Cockpit nach ersten Berichten geendet haben sollen.

Was erwarten die Polen von einem Präsidenten Kaczyński 2? 18 Gesetze verhinderte Kaczyński 1 während seiner viereinhalbjährigen Amtszeit durch das präsidiale Veto, ein gutes Dutzend weiterer Gesetze des reformwilligen Parlaments mit Hilfe des Verfassungsgerichts. Man kann das hier in Polnisch im Detail nachlesen: http://wyborcza.pl/portrety/1,105874,7811240,Prezydent_Polski_solidarnej__Gospodarczy_bilans_Lecha.html.
Natürlich war die Regierung Tusk unter solchen Umständen zur Untätigkeit verdammt.
Natürlich kann man ihr das heute wunderbar vorwerfen.
Und natürlich will der Kaczyński-Clan (Zwillingsbruder, Tochter, Schwiegersohn) die Mission des toten Präsidenten zu Ende führen.

Nur: welche Mission?
Und: zu welchem Ende?

Samstag, 19. Juni 2010

Wacholderdrosselleben

Die Wacholderdrosseln müssen schon vor ein paar Tagen geschlüpft sein. Denn sie sind bereits übermütig. Wir wollten sie bloß fotografieren, aber der Blitz im dunklen Geäst erschreckte die vier im Nest. Sie setzten aufgeplustert zur Attacke an.
"Nestplünderer werden gezielt bekotet und dadurch vertrieben", lese ich im Gartenvogelhandbuch.
Obwohl nicht ich abdrückte, bekam ich den Dreck mitten auf den Kopf.
Wir flüchteten ins Haus zurück und beobachteten die Jungvögel auf ihrem ersten Ausflug durchs offene Badezimmerfenster.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Böschungsbrände

Wir fahren nach Hamburg. W. mit einem defekten Computer im Gepäck. Ich ohne Orthese. G. mit etwas Wehmut. Ihr Urlaub in Dithmarschen ist um.

Am Vormittag meldet das norddeutsche Inforadio, dass der Zugverkehr zwischen Heide und Meldorf nach einem Unfall unterbrochen sei. Nach dem Mittag fahren die Züge ab Meldorf nach Süden wieder mehr oder weniger nach Fahrplan. Itzehoe erreichen wir mit leichter Verspätung. Der Regionalexpress nach Hamburg warte, wird uns in der NOB versichert.

In Itzehoe warten alle Züge. Die Strecke zwischen Elmshorn und Pinneberg ist wegen Böschungsbränden gesperrt. Wir setzen uns in einen stehenden Zug, der längst in Altona angekommen sein sollte. Nach einer Viertelstunde verkündet der Zugführer, die Löschungsarbeiten zögen sich noch "unbestimmte Zeit" hin. Nach weiteren zehn Minuten bittet er über die Lautsprecher alle, auszusteigen. Schienenersatzverkehr bis Pinneberg werde eingerichtet.

Auf dem Bahnhofsvorplatz verhandelt W. mit einer Taxifahrerin. Ein Taxifahrer erklärt sich schließlich bereit, uns zum Flughafen zu bringen. G. hat ein Flugticket nach Warschau. Wir wollen nach Hohe Luft zum Qi Gong. Und der Computer in W's Rucksack muss zur Reparatur.

Die Qi Gong-Lehrerin ist von einem Hund gebissen worden. Ich wickle Gaze um ihren Daumen. Vor ein paar Monaten hatte ein anderer Hund ihr den Ohrring abgebissen und dabei das Ohrläppchen entzwei gerissen. Es musste genäht werden und sah eine Zeitlang gar nicht schön aus. Ihr linker Daumen sieht jetzt auch nicht schön aus. Das Tai Chi lassen wir. Bei Verletzungen wirkt die Aktivierung körpereigenener Energie kontraproduktiv. Wir gehen zum Italiener und schauen Fußball. Wir kommen so spät nach Hause, wie immer. Aber heute ist es heller als an jedem anderen Donnerstag im Jahr. Von den Böschungsbränden sehen wir trotzdem nichts. Böschungsbrände sind Vegetationsbrände, die u.a. durch Funkenflug entlang von Eisenbahnstrecken entfacht werden. Etwa wenn bei trockener Witterung ein Güterzug bremst.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Zaunkönigleben

Seit zwei Tagen ist Max Göldi wieder zu Hause in der Schweiz. Er kehrte nach 23 Monaten aus Libyen zurück. Etwa 17 davon hatte er als "Geisel" in der Schweizer Botschaft in Tripolis verbracht, 2 an einem unbekannten, vor dem Zugriff der Helvetier "sicheren" Ort, fast 4 in einem libyschen Gefängnis.
Man konnte sich nicht oft genug die Augen reiben vor Verwunderung über das (Ver-)Handeln, das (Ver-)Schweigen, das (Ver-)Tun der Schweizer Regierung. Nun heißt es, die "vorzeitige" Entlassung Göldis aus der Haft - es handelte sich um wenige Tage - sei dem italienischen Ministerpräsidenten zu verdanken. Einem Freund des libyschen Staatschefs. Sowie einem großen Batzen Geld aus Bern.
Das hätte man ja so schon früher haben und das Leben eines unschuldigen Max schonen können. Er hat einen Moritz zum Bruder, lese ich und reibe mir wieder verwundert die Augen. Alles an dieser unseligen Sache scheint wie aus dem Bubenstreichbilderbuch abgeschrieben. Oder den Akten der letzten Hexenverfolgung in Europa entnommen.

Anna Göldi, die angeblich letzte Hexe Europas, wurde im August 2008, also 226 Jahre nach ihrem Tod durch den Henker in Glarus von der Glarner Regierung "rehabilitiert". Aus heutiger Sicht wird ihre Hinrichtung als "Justizmord" gewertet, das Urteil kam 1782 aufgrund eines damals schon "nicht rechtmäßigen Verfahrens" zustande.

Es bleibt geduldig abzuwarten, zu welcher Bewertung der causa Max Göldi die Schweizer Regierung in den nächsten 200 Jahren kommt.

Dienstag, 15. Juni 2010

Gartenleben 2

So ordentlich hat mein Gemüsefeld noch nie ausgesehen.
Den Kartoffeln bekommt der Regen gut, den Kürbissen auch. Die Weihnachtsbäume hingegen müssen im Herbst weichen, auch die Zierrosen. Sie sind fehl am Platz, von den Vorbesitzern als Zaunersatz gepflanzt.

Gartenleben

Meine Tomatenecke.
Mit Peperoncini, Rucola, Salbei, Sauerampfer, Rosmarin, Basilikum, Petersilie krause und grobblättrig.

Montag, 14. Juni 2010

Möwenleben

Möwen kreisen über dem schnellsten Einrumpfschiff Deutschlands vor dem Anleger in Wittdün.
Sie fahren die langen dünnen Beine aus wie ein Flugzeug das Fahrwerk. Vor der Landung. Oder wenn sie ihren Sturzflug abbremsen müssen. Etwa nach einem missglückten Versuch, Kuchenkrümel der Schiffsreisenden zu erhaschen.
Im Gleitflug sind die Stolperbeine nicht zu sehen. Aus aerodynamischen Gründen angelegt, eingefahren. Wie das Fahrwerk einer Tupolew auf Reiseflughöhe.

Sonntag, 13. Juni 2010

Seehundleben

Seit zwei Jahren nimmt der Bestand der Seehunde im Wattenmeer erfreulicherweise wieder zu. Letztes Jahr wurden etwa 1400 Seehundkinder gesichtet (in den Vorjahren jeweils nur knapp 1000), in diesem Jahr dauert das Zählen und Gucken noch an. Wir sahen heute ein gutes Dutzend. Sie räkelten sich bei Niedrigwasser auf den Sandbänken vor Amrum, Pellworm und Nordstrand.

Seehunde sind so etwas wie Spürhunde im Wasser. Ihre langen Barthaare sind empfindliche Strömungsdetektoren. Noch 35 Sekunden, nachdem ein Fisch vorbeigeschwommen ist, kann ihm ein Seehund anhand des Strömungsmusters sogar im trüben Wattwasser über Hunderte von Metern folgen. Eine Leistung, die, wie es in Fachkreisen heißt, "an die Echo-Ortung von Walen und Delfinen herankommt". Seehundbarthaare haben etwa zehn Mal mehr Rezeptoren als die Barthaare einer Katze.

In Versuchen legten Seehundforscher die Sensoren der Robben mit einer plumpen Bankräubermaske (Seidenstrumpf!) lahm. Den Seehunden gelang es daraufhin nicht mehr, Beute zu erkennen und zu verfolgen. Sie wären elendiglich verhungert, hätten die Menschen den Seidenstrumpf nicht gnädigerweise wieder von ihrem Barthaargesicht entfernt.

Freitag, 11. Juni 2010

Der erste Spatenstich

Der Regen tut nicht nur meinen Kartoffeln gut, sondern auch dem Unkraut rund ums Haus. G. und ich rücken dem Giersch (poln. podagrycznik pospolity) mit dem Spaten zu Leibe. In Warschau ist die erste Hitze angekommen, fast 40° im Schatten.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Der erste Sommerregen

Auf dem Weg in den Fahrradladen werde ich zum ersten Mal in diesem Sommer bis auf die Haut nass. Das neue Ventil überreicht mir der Monteur mit einem Lächeln auf den Lippen: "Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag". Der platte Hinterreifen ist nach einer kurzen Anstrengung wieder rund und das Fahrrad hält sich auf den eigenen runden Beinen. Der Profesor ist längst in Hamburg und spaziert der Elbe entlang, bis das Einreisevisum für die VR China in den Pass gestempelt ist.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Das erste platte Rad

Der Professor schiebt das Fahrrad durch das Gartentor und ist unglücklich. Das Ventil am Hinterreifen flog im hohen Bogen davon. Aus welchem Grund auch immer.
Ein unangenehmes Pfeifen, rapportiert er. Und platt war das Hinterrad, destabilisiert das Fahrrad. Es kann nicht einmal mehr selbständig stehen. Geschweige denn laufen. Oder fahren.
Ich lehne es fürsorglich an die Wand.

Der erste Sommergast

G. kommt aus Warschau nach Dithmarschen. Wind und Wetter halten sich zu Ihrer Begrüssung höflich zurück.

Montag, 7. Juni 2010

Die erste tote Wespe

Eine Wespe legte die Warmwasserversorgung in der einen Haushälfte übers Wochenende lahm. Wir sahen uns gezwungen, nachdem am Samstagmorgen das Wasser in der Badewanne nicht warm werden wollte, uns in der anderen Haushälfte zu waschen.
Heute früh nun stand als erstes der Heizungsmonteur vor der einen Tür. Ich öffnete sie ihm bereitwillig und er schraubte andächtig unglaublich viele kleine Schrauben und Teile aus dem Gasbrenner heraus, bis er zwei dünne Rohre in der Hand hielt, deren etwas breitere Verbindung er einer sehr genaueren Betrachtung unterzog, bevor er sie mir zeigte. Sie war verstopft. "Eine Wespe", sagte der Mann und nickte zufrieden. Das hatte er sich gedacht. So etwas komme vor. Eine Wespe fliegt in die Frischluftzufuhr, wird sozusagen an- oder hineingesogen, und findet dann den Ausweg in die Abluftröhre nicht mehr. Wenn der Brenner keine frische Luft mehr bekommt, schaltet er sich aus Sicherheitsgründen aus. So einfach ist das. "Eine tote Wespe", ergänzte er noch und klopfte sie heraus. Ich hielt sie an einem Bein hoch, ins Licht und warf sie dann ungerührt in die Kloschüssel. Der Monteur drehte alle Schrauben wieder ein und jetzt wird das Wasser wieder warm. Ende gut alles Gut.

Sonntag, 6. Juni 2010

Losbäckergerechtigkeiten

Für Leo F., den Losbäcker aus M.

Gestern in Glückstadt stand ich vor dem Eckhaus an der Königstraße / Am Fleth des Bäckers Witt: Weiss & Grob-Bäckerei.
Meiner Meinung nach fehlt an dieser Hausfassade ein Bindestrich, aber der Professor findet, der Hausfassade fehle es an nichts.

Heute blättere ich in der Hamburger "Brodordnung" von 1710 und zitiere: "Es giebt drei zunftmäßige Gewerke, die sich in der Stadt mit dem Brodbacken beschäftigen: das Fast- und Weißbäcker-Amt, das Los- und Kuchenbäcker-Amt und die Grobbäcker-Bruderschaft, deren jedes Gewerk seinen eigenen Patron hat. Zwischen Fast- und Losbäcker ist eigentlich kein großer Unterschied, die Grobbäcker aber haben das Recht, Roggenbrod zu backen und zu verkaufen. Ausgesichtetes Brod (Feinbrod) dürfen nur die Feinbäcker und die Grobbäcker verkaufen. Die Gerechtigkeit, Brod zu backen und zu verkaufen ist an gewisse Häuser gebunden, die daher Backerben heißen. Übrigens darf Jeder für sich in seinem Hause backen und dann das Brod nach dem Ofen eines Bäckers schicken, wofür eine Kleinigkeit bezahlt wird. Weißbäckergerechtigkeiten sind 38 in der Altstadt und 6 in der Neustadt, wovon die Fastbäcker 28 und die Losbäcker 16 besitzen. Grobbäckergerechtigkeiten sind 32 in der Altstadt und 11 in der Neustadt. An Sonn- und Festtagen dürfen nur die an der Reihe seyenden zwei oder drei Bäcker Brod backen und dieses öffentlich verkaufen. Die Namen dieser Bäcker, welche das sogenannten Börsenbacken haben, werden in den wöchentlichen Nachrichten angezeigt. Nach 7 Uhr Abends aber darf jeder Bäcker an Festtagen frisches Brod verkaufen. Nur während der Jahrmärkte darf Brod von Außen her in die Stadt gebracht werden."

Samstag, 5. Juni 2010

Die tiefste Landstelle Deutschlands

Wir radeln an die tiefste Landstelle Deutschlands und befinden uns in der Wilstermarsch, in Neuendorf Sachsenbande 3,54 Meter UNN (Unter Normal Null). Von hier aus, lesen wir auf der Erklärungstafel, geht es nur noch aufwärts.
Wir arbeiten uns also hoch, zurück an den Nordostseekanal, den wir mehrmals auf der Fähre überqueren, auf dem uns zwei gigantische Hochseeliner begegnen wie Wesen aus einer fremden Welt, sogar ein Reh bleibt staunend stehen, bis nach Brunsbüttel, an zwei mit Stacheldraht gesicherten und vorübergehend oder für immer stillgelegten Atomkraftwerken vorbei, zu deren Füße die idyllischsten Elbsandstrände liegen, die man sich vorstellen kann, und eben dieser Elbe entlang bis nach Glückstadt.

Freitag, 4. Juni 2010

Margeriten

Die wilden Margeriten in meinem Garten sind letztes Jahr aufgetaucht. Ich lasse sie wachsen. Sie haben einen perfekten Orientierungssinn, drehen die Köpfe Tag für Tag nach der Sonne. Von Osten nach Süden nach Westen. Morgens, Mittags und Abends.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Der Fluch der Grafik 2

© für die Grafik: Siergiej Amielin

Kann durch Anklicken mehrmals vergrößert werden.

Erst der verbale Fluch des zweiten Piloten bewirkte eine Kurskorrektur. Bzw. der Versuch dazu. Es war zu spät, die Maschine befand sich zu nah am Boden und war beschädigt. Sprich: Fluguntauglich.

Der Fluch der Grafik

Der russische Journalist Siergiej Amielin veröffentlicht in seinem blog die neuesten Grafiken, erstellt nach den nun zugänglichen Daten der black box.
Die Kurven zeigen Seltsames, sagen alle, die etwas davon verstehen.
Die Geschwindigkeit war viel zu hoch, der Anflugwinkel viel zu steil. Innerhalb von 9 Sekunden sank die Maschine von 200 auf 100 Meter, danach hielt sie 7 Sekunden lang die Höhe von 100 Metern, bevor sie in den nächsten 4 Sekunden weitere 50 Meter, also die Hälfte, sozusagen im Sturzflug verlor.

© für die Grafik: Siergiej Amielin

Mittwoch, 2. Juni 2010

Der Fluch des Protokolls

Die russische Presse meldet heute, auch der Chef des diplomatischen Protokolls habe sich bis zum bitteren Ende im Cockpit der polnischen Unglücksmaschine aufgehalten. Viele der in der ersten Abschrift der Gespräche noch nicht zugeordneten Äußerungen könnten mittlerweile ihm zugeordnet werden. Auch der letzte wüste Fluch, mit dem die Aufzeichnungen der black box enden, sei seiner Kehle entsprungen.

Dienstag, 1. Juni 2010

Der Fluch der Zeit

Am Nachmittag veröffentlichte das polnische Innenministerium auf seiner Website eine pdf-Datei mit der ersten Version der Abschrift der Gespräche im Cockpit der am 10. April bei Smolensk verunglückten polnischen Regierungsmaschine. Sofort krachte der Server zusammen. Niemand hatte mit einem Ansturm von mehreren Hunderttausend Zugriffen gerechnet.
Dann meldeten sich vereinzelte verstörte Stimmen. Kopfschüttelnde Luftfahrtexperten, die von einer "gespenstischen Ruhe" im Cockpit, noch wenige Sekunden vor der Katastrophe, sprechen. Die Piloten realisierten offenbar weder, was sie taten noch wo sie sich befanden. Konsequent wurden alle Warnungen der Bordelektronik, des Towers sowie der Kollegen, die eine Stunde zuvor mit Journalisten in Smolensk gelandet waren, ignoriert. Oder davon, dass keine einzige der Grundregeln befolgt wurde. Dass die Sinkgeschwindigkeit beispielsweise bis dreifach erhöht war. Die Sicht aber im Gegenzug so gut wie Null betrug. Der Ausbildungschef der Luftwaffe kann sich die Anwesenheit des Luftwaffengenerals im Cockpit in der letzten Phase des Unglücksfluges nicht erklären. Der General soll (seine Stimme ist im Hintergrund, schwer verständlich) Daten abgelesen haben, was normalerweise Sache des Navigators sei. Nie würde jemand, der nicht zur Crew gehört, solche Aufgaben übernehmen.

Es gibt mehrere nicht identifizierte, d.h. keinem eindeutigen Sprecher zugewiesenen Äußerungen. Und es gibt nach wie vor mehrere unverständliche Stellen. Außer dem General spricht auch der Protokollchef im Cockpit. U.a. ist zehn Minuten vor dem Absturz sein Satz registriert "Na razie nie ma decyzji prezydenta, co dalej robić." ("Noch gibt es keine Entscheidung des Präsidenten über das weitere Vorgehen.").

Nach der veröffentlichten ersten Version schwieg der Flugkapitän während der letzten 30 Sekunden. Nun wird spekuliert, er könnte "eingeschlafen" sein. Sein letzter Gesprächsakt wird um 10:40:34 (= Moskauer Zeit, entspricht 8:40:34 MEZ) mit "włączone" (= "eingeschaltet") registriert. Es ist seine Bestätigung der Aufforderung des Towers, die Scheinwerfer einzuschalten. Das Flugzeug befindet sich zu dem Zeitpunkt auf dem Sinkflug zwischen 200 und 150 Metern - aber wo? Über der Landebahn des Flughafens oder über dem Boden einer davor liegenden Schlucht? Das Bordsystem TAWS hatte zwischen der Aufforderung des Towers und der Bestätigung des Kapitäns bereits zum zweiten Mal die Warnung abgegeben TERRAIN AHEAD (um 10:40:17 und 10:40:33). Diese Warnung ertönt noch zweimal (10:40:42 und 10:40:49), bevor TAWS eine Stufe höher warnt: PULL UP, PULL UP (insgesamt acht Mal: 10:40:44 - 10:40:46 - 10:40:51 - 10:40:53 - 10:40:55 - 10:40:58 - 10:41:00 - 10:41:01). Die Aufzeichnungen enden um 10:41:05.

Ein Luftfahrtexperte sagt, normalerweise sei "pull up, pull up" das letzte, was ein Pilot noch höre. Meist sei es dann bereits zu spät, die Maschine noch erfolgreich hochzuziehen. Die polnischen Piloten hörten die Warnung acht mal im Doppel und reagierten nicht. Sie reagierten auch nicht auf den zweimaligen Befehl des Lotsen, den Landeanflug sofort abzubrechen. Sie reagierten erst auf das Geräusch eines Zusammenstoßes [mit einer kräftigen Birke, wie wir wissen, dabei brach der linke Flügel ab und die Maschine war de facto manövrierunfähig] - der zweite Pilot quittierte es mit dem ordinären, landauf, landab beliebten Fluch "kurwa mać" [zu deutsch etwa "verfluchte Scheiße" oder englisch "fuck it"]. Die etymologische Herkunft bzw. die lexikalische Bedeutung dieser Kraftausdrücke zielt auf ähnliche Körperregionen. "Kurwa" bietet aber ein weiteres Spektrum an als Scheiße. "Kurwa" ist die sehr umgangssprachliche Bezeichnung für Prostituierte.

Mit dem Wort "kurwa", ein zweites Mal von einem nicht identifizierten Sprecher mit endlos lang gezogenem ...aaa ausgesprochen, enden die Aufzeichnungen auf der black box.

Kurz nach dem Absturz wurde berichtet, die Cockpitgespräche würden "bis auf einige persönliche Stellen" veröffentlicht. Eine solche "persönliche Stelle", hieß es damals, sei "das Gebet der Piloten am Schluss". Schöne Legende! Passt ins Programm des ultrakatholischen erzkonservativen Radio Maryja. Eine polnische Boulevardzeitung verkündete kürzlich auf ihrer Titelseite, dass die Aufzeichnungen mit den Worten "Jezus! Jezus!" enden.

Nix dergleichen. Keine Märtyrer am Kreuze. Eher sich selbst überschätzende Karrieristen. Der General (spokój jego duszy) wollte bei der Landung helfen. Und der Präsident (spokój jego duszy) wollte ein zweites Mal gewählt werden.

http://91.210.209.188/Transkrypcja_rozmow_zalogi_samolotu_Tu-154_M.pdf