Dienstag, 31. Dezember 2013

#buchstöckchen 6

Frage 6: Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
Antwort 6: Was meinst Du mit "hergeben"? "Hergeben" im Sinne von verschenken würde ich nicht nur drei sondern alle meine dreißig, dreihundert oder dreitausend Bücher sofort jedem oder jeder, der oder die bereit ist, sie mir lesend abzunehmen. Der blauen Papiertonne hingegen mag ich keines übergeben. Also behalte ich sie vorerst, unaufgeregt, mehr oder weniger lustlos, gleichgültig, aber schon auch erleichtert, wenn ich unerwartet nach einem Lichtenberg-Zitat gefragt werde und gleich drei Ausgaben nebeneinander stehen habe. Ich bin auf der Suche. Nach etwas Neuem. Vielleicht muss ich zuerst die Leere erreichen. Das Trendweiß meiner Tapeten und Papiere erkennen. Leere Bücherregale, leere Hände, leere Bildschirme. Kalte Füße. Lichter Kopf. Wie ein Baum im Winter.

Montag, 30. Dezember 2013

143. Mahnwache in Meldorf

18:00 - 18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg, die letzte in diesem Jahr.
Nächstes Jahr machen wir weiter.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Salto

in memoriam Kilar 2 
Salto - Drehbuch und Regie: Tadeusz Konwicki, Musik: Wojciech Kilar, Haupdarsteller: Zbygniew Cybulski, unvergesslich! Eine seiner letzten Rollen. Und viele andere Unvergessliche ...
 
 

Wojciech Kilar (17.7.1932 - 29.12.2013)

in memoriam
Hier sein "Marsch der Ulanen" - in Andrzej Wajdas Verfilmung von Tadeusz Konwickis Roman "Kronika wypadków miłosnych" (Chronik der Liebesunfälle). Einmal anders. Im Konzertsaal. Nicht auf der Filmleinwand. Unüberhörbar das Pochen des Schicksals:

http://www.youtube.com/watch?v=s-IyfPeQ4d8

Und hier noch ein bisschen Wajda (po polsku) sowie ein paar schöne Szenen aus dem Film mit und ohne Kilar:
http://www.youtube.com/watch?v=9xKbWh1vXAw

#buchstöckchen 5

Frage 5: In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
Antwort 5: Ich lebe seit vielen Jahren in vielen Büchern, nicht nur in denen, die ich selber schreibe, und nicht nur freiwillig. Ein Buch kann auch ein Gefängnis sein. Ich sehe keinen Vorteil darin, hinter Gittern zu leben. Es ist viel empfehlenswerter, unter einem Tisch, in einem Baumhaus oder auf einer Hallig zu leben. Momentan lebe ich (wieder - zum wievielten Mal?) in etwa zwanzig polnischen Romanen von Tadeusz Konwicki, weil ich etwas über sie schreiben möchte, was noch niemand geschrieben hat. Weil ich Welten aus diesen Texten herauslese, die niemand sonst herausliest. Ich suche zum Beispiel meinen Korpus (ich besitze ihn, Gott und der Technik sei's gedankt, elektronisch) nach dem architektonischen Begriff "weneckie okna" (dreiteiliges Fenster) ab und finde ihn zweimal, in zwei verschiedenen Romanen, aber in derselben Landschaft. Aber der trumeau - "lustro tremo" (Pfeilerspiegel) taucht dreimal auf in den Tr(R)äumen der erzählten Kindheit. Lesen ist das nicht, leben auch nicht. Sondern Schwerstarbeit. Denken. Deuten. Detektivarbeit. Kombinieren. Imaginieren.

Samstag, 28. Dezember 2013

#buchstöckchen 4

Frage 4: Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den / in die Du mal regelrecht verliebt warst? 
Antwort 4: Allmählich gehst Du mir mit Deinen pubertären Fragen auf die Nerven! Warum soll ich mich in eine papierene Kreatur verlieben? Ganz im Gegenteil, mir taten diese Pappköpfe immer wieder Leid. Ich fand es oft unerhört und ungerecht, wie ihr Schicksal gestrickt war. Ich hätte immer schon gerne mit eigener Fiktivkraft eingreifen und alle Figuren nach meiner Façon selig werden lassen wollen.

Freitag, 27. Dezember 2013

#buchstöckchen 3

Frage(n) 3: Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Antwort 3: Sicherlich wurde mir vorgelesen. Aber mehr als an Gehörtes kann ich mich an Gesehenes erinnern, sitzend auf dem Schoss eines Erwachsenen. An unvergessliche Illustrationen, etwa im "Schellenursli" (schaurigschön von Alois Carigiet). Oder, ganz anderes Kaliber, im "Papa Moll" (zum Totlachen von Edith Oppenheim-Jonas). Gelesen habe ich lieber selbst, allein und im Liegen. Stundenlang, tagelang, wochenendelang. Lag ich unter dem geflochtenen Tisch im Wohnzimmer und las. Während der Rest der Familie über mir am Tisch saß, spielte oder stritt, im Wald spazieren ging, "Ausfahrten" mit dem Auto unternahm. Lag ich auf dem Teppich unter dem Tisch und las. Ich brauchte ein Dach über dem Kopf. Zum Alleinsein und Lesen.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

#buchstöckchen 2

Frage 2: Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
Antwort 2: Das sind zwei Fragen in einer! Unverschämt! Und beide erübrigen sich, antwortete ich doch gestern auf Frage 1 mit "Keines". Aber das Procedere ist, wie es ist. Ich unterwerfe mich und erkläre: Ich lese das Buch nicht, das ich nicht lese, weil es das Buch nicht gibt, oder ich es noch nicht gefunden habe, das ich lesen und mögen könnte. Seit ich in einer von Bergen befreiten Landschaft lebe, suche ich sprachlich Anderes, inhaltlich Anderes. Ohne überheblich wirken zu wollen, muss ich bekennen, dass mich vieles langweilt, mir vieles belanglos scheint und leider überflüssig. Alles ist Wiederholung. Ich möchte wieder einmal so lesen, mit einer Ahnungslosigkeit und Atemlosigkeit, einem vor Begeisterung offenstehendem Mund, wie ich einst, lange ist es her, die ersten Sätze von Kafka verschlang. Oder Canettis Fackel im Ohr hatte. Oder dem Schweizer Walser in die Bleistiftgebiete folgte. Und ... und ... und. Oder ... oder ... oder. Mir gelingt es nicht, zurückzukehren. Etwa den "Prozess" aus dem Bücherregal zu ziehen. Meine Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, mein Gelesenes nicht ungelesen machen. Mit jedem Buch bin ich anspruchsvoller geworden.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

#buchstöckchen 1

Die verbleibenden Tage des zu Ende gehenden Jahres, sowie die ersten des Neuen, widme ich dem #buchstöckchen, das mir ungefragt zugeworfen wurde. Zum Procedere siehe hier http://www.sinnundverstand.net/2013/08/21/ein-blogstockchen-uber-bucher-und-lesen-buchstockchen/.
Die Fragen stelle nicht ich, sondern sie werden mir gestellt und ich beantworte jeden Tag eine. Schön der Reihe nach. Das gibt dem Ganzen hoffentlich eine wohltuende Spannungskurve.

Frage 1: Welches Buch liest Du momentan?
Antwort 1: Keines. Ich lese seit Jahren kein Buch mehr. So, wie ich früher immer "ein Buch" las. Das am Bett lag oder mit mir durch den Tag kam, in der U-Bahn, im Bus oder wo auch immer aufgeschlagen werden konnte. Das Nichtlesen hat mehrere Gründe. Unter anderem hat es mit dem Schreiben zu tun. Wenn ich schreibe, kann ich nicht lesen. Oder mit den Sprachen. Wenn ich polnisch schreibe, kann ich erst recht nicht lesen. Wenn ich deutsch schreibe, auch nicht. Und mit der Landschaft. Seit ich am Wattenmeer lebe, muss ich - oh Wunder! - nicht mehr lesen.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Die Gelapptblättrige Melde

Mitten im Nationalpark Wattenmeer ist in den letzten Jahren auf dem Norderoogsand eine etwa 18 ha große neue Düneninsel entstanden. Der Pflanzenbestand ist von 4 Gräsern und einigen Primärdünenarten auf mittlerweile 70 Arten angewachsen. Im vergangenen Sommer entwickelte sich eine 1 ha große Salzwiese, darauf gibt es bereits zwei botanische Sensationen: die Strandwolfsmilch sowie die Gelapptblättrige Melde. Beide stehen auf der roten Liste der in Deutschland stark gefährdeten Arten und konnten bislang in Schleswig Holstein nicht nachgewiesen werden.

Montag, 23. Dezember 2013

Sonntag, 22. Dezember 2013

Der ruffreudige Austernfischer

Der ruffreudige Austernfischer ist der Seevogel des Jahres 2014. Der Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur hat ihn auserwählt, um auf den starken Rückgang dieser Art hinzuweisen. Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer sank die Zahl der Brutpaare in den letzten 15 bis 20 Jahren um fast 50 Prozent. An der Festlandküste plündern Raubsäuger die Gelege, in den Salzwiesen spülen zunehmende Frühsommerfluten zur Brutzeit sie weg. Jungvögel werden gefressen oder ertrinken.
Untersuchungen belegen außerdem, dass der Austernfischer nicht mehr genügend Nahrung findet. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels verändern sich die Tidenzeiten. Läuft das Wasser im flachen Watt höher auf, braucht es länger, um wieder abzufließen. So bleibt den Vögeln weniger Zeit, im trocken fallenden Watt nach Mies- und Herzmuscheln sowie Wattwürmern zu stochern. Daneben verdrängt die invasive Pazifische Auster Muschelbänke der einheimischen Arten. Der Austernfischer kann trotz seines Namens und seines langen kräftigen Schnabels die harten Schalen der Austern nicht knacken.

Samstag, 21. Dezember 2013

Der erste Wintertag

Wintersonnenwende. Die Sonne erreicht ihren tiefsten Stand bei uns auf der nördlichen Erdhalbkugel heute abend um 18:11 Uhr MEZ. Der Winter beginnt mit frühlingshaften Temperaturen. In meinem Garten blühen die ersten Schneeglöckchen.

Freitag, 20. Dezember 2013

Der letzte Herbsttag

Im November gab es "Haloerscheinungen" am Deich bei Lüttmoorsiel am nordfriesischen Wattenmeer. Sogenannte Nebensonnen entstehen am Himmel durch Reflexion hexagonaler Eisprismen mit Plättchenform. Vorzugsweise in Cirrus- oder (wieder!) Cirrostratuswolken. Wer die Nebensonnen an seinem privaten Himmel nicht findet, kann sie hier angucken:
http://www.meteoros.de/arten/ee02.htm

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Zirkumhorizontalbogen

Teil zwei zum gestrigen Geschenk: Der Zirkumhoriozontalbogen ist das Sommeräquivalent zum Zirkumzenitalbogen.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Zirkumzenitalbogen

Der Professor kam in der Nacht mit einem Geschenk für mich nach Hause. Mit einem Wort. Aus einer Gratiszeitung. Aus dem Zug. Aus einem fremden Land. Das Bild zum Wort zeigt den Blick in den Winterhimmel von vorgestern. Abgelichtet ist ein umgekehrter Regenbogen über Riehen. Natürlich kommt in der Zeitung sofort der Fachmann zu Wort und erklärt: Zirkumzenitalbogen. Entsteht, wenn Eiskristalle horizontal schweben und das Licht durch das Eis gebrochen wird. Der Zirkumzenitalbogen bildet sich kreisförmig um den Himmelszenit, sichtbar ist aber nur das der Sonne zugewandte Viertel. Zirkumzenitalbogen sind selten und ausschließlich im Winter zu sehen. Sie brauchen eine flachstehende Sonne (bis max 32 Grad) sowie Cirrostratuswolken (Schleierwolken).


Dienstag, 17. Dezember 2013

Der letzte Vollmond


Der letzte Vollmond des Jahres und es ist warm, grau, trübe, feucht wie im Gewächshaus. Ich erledige Haushandwerkerdienste. Schraube an wahrhaftigen Schrauben und putze an wahrhaftigem Dreck. Alles neu macht der ... letzte Vollmond des Jahres!

Samstag, 14. Dezember 2013

Gesellschaft für deutsche Sprache

Sie hat eben das Wort des Jahres gekürt: GroKo. Ich habe es noch nie gehört. Für mich ist es eine Abkürzung. Der Ausdruck einer denk-, sprach- und schreibfaulen Generation. Man spart an jedem Zeichen. Der Gesellschaft für deutsches Sprache scheint die Lust an der Sache vergangen zu sein, der Sinn für das, wofür sie steht, abhanden gekommen zu sein. Siehe die Top Ten ihrer Liste:
Platz 2: Protz-Bischof
Platz 3: Armutseinwanderung
Platz 4: Zinsschmelze
Platz 5: Big Data
Platz 6: Ausschließeritis (sic!)
Platz 7: Generation Sandsack
Platz 8: Ausländermaut
Platz 09: Falsche Neun (kein Witz!)
Platz 10: Freund hört mit (hatten wir doch schon --> Platz 5)
  

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Eiderbrückenleben

14:25 Ich stehe in Itzehoe auf dem Bahnhof. Aus den Lautsprechern kommt die wenig zuversichtliche Ansage, dass die NOB nach Hamburg 45 Minuten Verspätung habe.
Die Eiderbrücke bei Friedrichstadt verweigert ihren Dienst. Die Bahnverbindung zwischen Dithmarschen und Nordfriesland ist nicht nur für eine Dreiviertelstunde unterbrochen. Die Eiderbrücke drehte sich zur Seite, damit Schiffe passieren konnten. Und dabei blieb sie dann. Da der Antrieb der Brücke auf einem Pfeiler mitten in der Eider montiert ist, gestaltete sich das Rückdrehmanöver der uneinsichtigen Brücke sehr schwierig. In ihrer Nähe gibt es keine Einsetzstelle für Boote. Sie steht mitten in Marschwiesen. Ein Angestellter der Bahn holte das Schlauchboot seines Sohnes. Die Feuerwehr ließ es mit Technikern an Bord von den Geleisen aus zu Wasser. Über eine Leiter erreichten diese vom Kinderschlauchboot auf der Eider den Wartungsraum unterhalb des Drehkreuzes der Brücke. Wahrscheinlich mussten sie den festsitzenden Mechanismus nur ein bisschen ölen. Und der beleidigten Brücke einmal gut zureden. Aber nicht einmal hierfür besteht ein Notfallplan. Oder überhaupt ein Plan. Ich erreichte mit der Regionalbahn Altona eine Stunde später als geplant. Kam eine Stunde zu spät in meine Tai Chi Schule.
21:21 Auf der Rückfahrt hockt in Itzehoe immer noch die verspätete Nachmittags-NOB aus Westerland in der Anzeigetafel. Wahrscheinlich bockt sie nun.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der Feuerbock

Wenn Bäume umfallen, sagen Ausgräber, ist man als Archäologe gefragt. Und freuen sich über Sturmtiefs. Im Riesenwohld sind nach Christian und Xaver viele Bäume umgekippt. Unter dem Wurzelteller einer Fichte finden die Ausgräber Tausende von Scherben aus der Eisenzeit. 2000 Jahre alt, relativ bedeutend, Teile diverser Gefäße, u.a. Reste eines Feuerbocks. Eines Tongeräts, dessen Funktion nicht ganz erschlossen ist. Sie könnten, sagt der Fachmann, für die Eisenverarbeitung genutzt worden sein. Geschützt hat die Keramikteile über all die Jahre der Wald, der sich über die einstige Siedlung offenbar schnell ausbreitete. Im Wald ist der (Boden-)Frost nicht so stark wie auf einer Freifläche.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Meine Hochzeitsschuhe


240 Ehemonate.
Grau und nass vor dem Fenster. Meine Lieblingsschuhe sind wieder einsatzbereit. Ein silberner und ein weißer rechter Schuh hat mir der Schuhmacher der Stiftung Mensch repariert. Ich laufe heute den ganzen Tag mit zwei rechten Füßen herum. Und auch wenn sie ungleich groß scheinen (der Schein trügt nicht), passen beide an meine beiden rechten Füße!

Montag, 9. Dezember 2013

Sonntag, 8. Dezember 2013

Saint Nicolas Cantata

Einladung zum Adventskonzert, heute, 17 Uhr, St. Jürgen Kirche, Heide
 
Zu Ehren von Benjamin Britten, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, singen wir seine Saint Nicolas Cantata. Britten erzählt das Leben des hl. Nikolaus von Myra in neun musikalischen Bildern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie in einem Oratorium erklingen rezitativische und ariose Passagen, Chorszenen und Choräle, die auch von den Besuchern mitgesungen werden können (aber nicht müssen!). Da Brittens Nicolas nicht abendfüllend ist, singen wir auch noch John Rutters Magnificat. Rutter hat seinen Lobgesang auf Maria ganz untypischerweise dem sonnigen Süden gewidmet, obwohl er, wie er selber sagt, die meiste Zeit in England unter einem wolkenverhangenen Himmel komponiert. Unser Dirigent verspricht, dass die Hörer "regelrecht verwöhnt" werden.
 
John Rutter, Magnificat für Orchester, Orgel, Sopran Solo und Chor
Benjamin Britten, Saint Nicolas Cantata für Streichorchester, zwei Klaviere, Orgel, Schlagwerk, Tenor solo und Chor
Es singen die Heider Kantorei sowie die Solisten Nicholas Hurndall Smith (Tenor) und Marret Winger (Sopran), begleitet vom Ensemble Ars Musica, unter der Leitung von Sebastian Schwarze-Wunderlich
Karten an der Abendkasse, Einlass ab 16:15

Samstag, 7. Dezember 2013

Der erste Schnee

Das erste Eis unter den Füßen. Der erste Rundgang nach dem Sturm mit dem Schneebesen. Die Sonne kommt und wird bis zum Mittag alles verputzt haben. Auch sie ist hungrig.

Freitag, 6. Dezember 2013

Totenstille

Es ist plötzlich totenstill geworden. Die "nervenzerfetzende Geräuschkulisse" der letzten 36 Stunden ist abgebrochen. Wie vom Stromausfall abgestellt. Aber Xaver ist immer noch da. Wenn ich die Haustür öffne, schlägt er mit kalter Hand zu. Nur in meinem Zimmer ist es still geworden. Der Orkan poltert nicht mehr direkt an mein Fenster. Er hat die Richtung geändert.

Nikolaus

Kommt heute nicht. Nicht an gegen Xaver. Die Nacht war sehr unruhig. An Schlaf ist nicht zu denken, wenn man nicht sicher sein kann, ob nicht im nächsten Augenblick das Dach über dem Kopf weggerissen wird. Seit es hell geworden ist, wechselt das Wetter im Sekundentakt. Orkanböen, Hagelsturm, blauer Himmel, Schneeschauer, extreme Orkanböen, Sonnenschein, Graupel, Blitz und Donner. Bislang hat nur der Brombeerzaun eine Latte verloren.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Xaver

Tobt. Schmeißt extreme Orkanböen an mein Fenster. Treibt Blitze, Donner, Hagel, Schneeregen vor sich her. Kommt mit bis zu 150 Stundenkilometern von der Küste angerauscht. Auf den Halligen Landunter. Es werden drei schwere Sturmfluten hintereinander vorausgesagt. In der Nacht treffen sich Springtide und der Höhepunkt des Sturms. Also fließt voraussichtlich bis morgen Abend das Wasser gar nicht mehr ab, keine Ebbe weit und breit. Xaver hat einen langen Atem.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ruhe vor dem Sturm

Gespenstisch. Ich fahre zu Nilsson, meinem Lieblingsladen. Aus Sorge, dass ich die nächsten zwei das Haus kaum verlassen werden kann, ganz sicher aber nicht über Domhügel hinüber komme. Die Halligen wappnen sich. Der Fährverkehr ist eingestellt. Die Bahn wappnet sich. Stellt Busse bereit. Die Schulen wappnen sich. Der Unterricht fällt morgen aus. Auf der Bürgerweide treffe ich die Nachbarin. Christian, sagt sie, haben wir gar nicht ernst genommen. Stimmt. Und jetzt fahre ich zu Nilsson und kaufe drei weiße Abzweig-Baldachine. Gespenstisch.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Jakżeż ja się uspokoję ....

Hier von Penderecki:
http://www.trzejkompozytorzy.pl/utwor/jakzez-ja-sie-uspokoje-na-glos-altowke-i-wiolonczele

Hier von Górecki:
http://www.trzejkompozytorzy.pl/utwor/trzy-fragmenty-do-slow-stanislawa-wyspianskiego-op-69

Und hier das Original, trockene Worte, von Wyspański:
Jakżeż ja się uspokoję
pełne strachu oczy moje,
pełne grozy myśli moje,
pełne trwogi serce moje,
pełne drżenia piersi moje –
jakżeż ja się uspokoję...

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der erste Dezember

Der erste Dezember ist nicht immer auch der erste Advent. Aber der erste Dezember war immer Schwiegervaters Geburtstag. Heute wäre er 85 Jahre alt geworden.