Endlich. Passt genau. Der Frühling fängt exakt nach der Probe in Marne und vor dem Krimi im Radio an. Die Sonne überquert den Himmelsäquator nach Norden und setzt für uns den astronomischen Frühling in Gang. Früher fing der Frühling immer (oder fast immer) am 21. März an. Menschen, die Sätze mit dem Wort "früher" und einem Verb im Präteritum wie "war" oder "fing" anfangen, sind auf dem direkten Weg ins Alter.
Aber das kümmert den Himmel und die Sterne nicht. Das letzte Mal fing der Frühling 2011 am 21. März an. Und das war schon knapp. Das nächste mal wird er irgendwann nach 2100 wieder am 21.3. anfangen. Dazwischen, bis ans Ende des derzeit tickenden Jahrhunderts, wird der Frühling nie wieder am 21. März beginnen, sondern sich sogar vorrobben auf den 19. März. Zum ersten Mal im Jahr 2048. Wenn wir Glück haben, erleben wir das noch.
Grund für die kalendarische Verwirrung ist die Erde, die sich nicht an von Menschen gemachte Einteilungen halten will. Sie braucht etwas länger als die bürokratisch festgesetzten 365 Tage, um einmal um die Sonne zu kommen. Also um unser Jahr für die Steuererklärung uä zu beschließen. Also versuchten die Menschen (Mathematiker, Astronomen, Theologen ...) die Natur zu bezwingen. Sie errechneten Schaltregeln und die wurden mit dem Gergorianischen Kalender eingeführt. Die erste Schaltregel schenkt uns alle 4 Jahre einen zursätzlichen Tag, den 29. Februar. Mit dieser Regel wird aber das Trödeln der Erde um die Sonne zu stark korrigiert. Die zweite Schaltregel nimmt uns diesen zusätzlichen Tag in allen vollen Jahrhundertjahren wieder weg. Damit stimmt aber unser Kalender immer noch nicht mit der zaudernden und taumelnden Erdbewegung überein. Die Korrektur der Korrektur ist immer noch zu groß. Die dritte Schaltregel gibt uns in den Jahrhundertjahren, die durch 400 teilbar sind, den Schalttag, den 29. Februar wieder zurück. Das letzte Mal geschah dies im Jahr 2000. Und weil wir noch relativ nah dran sind an diesem wider der zweiten, aber gemäß der dritten Schaltregel eingesetzten Schalttag, hinken wir zur Zeit der Zeit etwas nach. Oder es scheint uns nur so. Jedenfalls fängt der Frühling jetzt an.
Der Sonne und auch der Erde und allen anderen Gestirnen, Galaxienhaufen, den scharzen Löchern und Gaslandschaften ist es völlig wurscht, was auf unserem Kalender steht oder neuerdings auf dem Smartphone blinkt. Diese Zahlen dienen nur unserer irdischen Eitelkeit, dem lächerlichen Versuch, die Vergänglichkeit an ihrem Tun zu hindern, indem wir zB Tagebuch schreiben oder Archivordner ordnen. Der Frühling, bzw. das Sommerhalbjahr beginnt mit der Tag-und-Nacht-Gleiche. Das Winterhalbjahr übrigens auch.