Was ist Wasserstoff? Der Stoff, aus dem das Wasser gemacht (genäht?) ist? Mitnichten! Wasserstoff ist das leichteste aller Gase, sammelt sich also im geschlossenen Raum oben an der Decke. Wasserstoff ist farblos, geruchlos, geschmacklos. Brennbar. Aber kein Treibhausgas! Trotzdem gefährlich für uns Menschen, die wir mit unserem gesunden Verstand und mit all unseren sieben Sinnen zusammen immer wieder garantiert an der Grenze der Wahrnehmung abprallen.
Es regnet. Was da vom Himmel in meinen Garten fällt ist Wasser. Kein Stoff.
Nun haben Wissenschaftler einen "ungebremsten Anstieg" des Wasserstoffgehalts in der Atmosphäre über der Antarktis (Südhalbkugel) festgestellt, den sie nicht erklären können. Die "Atmosphäre" ist ein offener Raum, denke ich, und mir scheint, da müsste das leichteste aller Gase einfach auf Nimmerwiedersehen entfleuchen oder sich wenigstens gleichmäßig rund um den Erdtrabanten verteilen. Tut es aber nicht. Über der Arktis (Nordhalbkugel) stellten die Forscher auch einen Anstieg des Wasserstoffgehalts in der Atmosphäre fest, allerdings stoppte der aus ebenso unerklärlichen Gründen vor ungefähr einem halben Jahrhundert.
Ich muss nun das Fazit der Gescheiten zitieren, weil ich es mit eigenen Worten nicht schöner formulieren könnte: "Für ein Gas mit einer atmosphärischen
Lebensdauer von etwa zwei Jahren ist es schwierig, ein realistisches
Emissionsszenario zu konstruieren, bei dem ein starker Trend auf einer
Halbkugel existiert und auf der anderen nicht."
Es regnet und die Nordsee läuft heute in der Meldorfer Bucht einen halben Meter über Normal auf. Das ist der Trägheit unseres Seins und der Atmosphäre geschuldet. Die Anziehungskraft des Vollmonds wirkt immer 3-tägiger Verzögerung. Trotzdem bleibe ich mit dem Kater auf dem Sofa zu Hause.
Hoher Wasserstoffgehalt in antarktischer Luft
Wissenschaftler messen den Wasserstoffgehalt in
Eisbohrkernen. Sie stellen einen ungebremsten Anstieg des
Wasserstoffgehalts in der Atmosphäre über der Antarktis im 20.
Jahrhundert fest. Der Befund wirft viele Fragen auf.
Der Wasserstoffgehalt der Luft auf der Südhalbkugel ist
ungewöhnlich hoch. Er stieg im 20. Jahrhundert um rund 70 Prozent. Eine
Gruppe um John Patterson von der University of California in Irvine
(Kalifornien, USA) hat mithilfe von Eisbohrkernen aus der Antarktis die
Entwicklung des Wasserstoffgehalts in den Jahren 1852 bis 2003
rekonstruiert. Zwar kann der Anstieg bis in die Mitte der 1970er Jahre
mit den zunehmenden Abgasen aus Kraftfahrzeugen erklärt werden,
schreiben die Forscher in einer Studie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS"). Der weitere Anstieg stellt die Wissenschaftler jedoch vor ein Rätsel.
Wenn sich in der Antarktis der gefallene Schnee nach und nach zu Eis
verdichtet, werden winzige Luftblasen eingeschlossen. Bei
Eiskernbohrungen können tiefe Eisschichten an die Oberfläche geholt
werden und die Luft aus dem Eis gewonnen werden. Diese Luft kann auf
ihre Bestandteile untersucht werden und so entstehen Messdaten zur
Luftzusammensetzung in vergangenen Jahrzehnten. Die Eisbohrkerne, die im
Januar 2004 in Megadunes in der Antarktis gewonnen wurden, reichen 140
Jahre zurück. Mittels Computermodellen wurden die Messreihen bis zurück
zum Jahr 1852 rekonstruiert.
Bis 1890 betrug der
Wasserstoffgehalt der Atmosphäre über der Antarktis demnach rund 330
Teilchen pro Milliarden Luftteilchen (parts per billion, ppb). Dann
folgte ein Anstieg um 1,5 ppb pro Jahr, ab 1960 etwa 2,5 ppb pro Jahr
auf etwa 550 ppb gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Erst um 2000 herum
zeigt sich ein Abflachen der Kurve. Der Verlauf ist aus zwei Gründen
ungewöhnlich: Er ist seit mehreren Jahrzehnten abgekoppelt vom Verlauf
auf der nördlichen Halbkugel und vom Gehalt an Kohlenmonoxid (CO) in der
Luft.
Wo geht die Reise hin?
Der anhand von Eisbohrkernen aus
Grönland rekonstruierte Wasserstoffgehalt auf der Nordhalbkugel stieg
bereits in den 1960er Jahren auf etwa 500 ppb und hält sich seitdem etwa
auf diesem Niveau. "Es wird angenommen, dass Quellen von
atmosphärischem Wasserstoff und Kohlenmonoxid eng gekoppelt sind, da
unvollständige Verbrennung und fotochemische Oxidation von Formaldehyd
die wichtigsten Quellen für beide Gase sind", schreiben die Forscher.
Doch während der CO-Gehalt nach den 1970er Jahren einen Rückgang zeigt,
steigt der Wasserstoffgehalt weiter.
"Das Plateau und der Rückgang der
menschengemachten CO-Emissionen während des späten 20. und frühen 21.
Jahrhunderts waren auf strengere Luftverschmutzungskontrollen, den
verstärkten Einsatz von Autokatalysatoren und Verbesserungen der
Effizienz von Katalysatoren zurückzuführen", schreiben Patterson und
Kollegen. Deshalb ist der weitere Anstieg des Wasserstoffgehalts in der
antarktischen Luft und auch in anderen Messungen auf der Südhalbkugel
derzeit nicht erklärbar. Er könne nicht allein auf die zunehmende
Oxidation von Methan zurückgeführt werden, betonen die Forscher.
Wasserstoff ist kein sogenanntes Treibhausgas, beeinflusst aber die
Fähigkeit anderer Atmosphären-Komponenten, Methan und Ozon abzufangen.
Der
fortgesetzte Anstieg erfordere als Erklärung steigende Emissionen aus
einer anderen menschengemachten Quelle und Veränderungen in natürlichen
Quellen oder Senken, also Reservoiren, die Wasserstoff freisetzen oder
aus der Luft aufnehmen. "Für ein Gas mit einer atmosphärischen
Lebensdauer von etwa zwei Jahren ist es schwierig, ein realistisches
Emissionsszenario zu konstruieren, bei dem ein starker Trend auf einer
Halbkugel existiert und auf der anderen nicht", lautet das Fazit der
Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa