Montag, 29. Februar 2016

Ein Schalttag auf der Hallig

Geschenkte vierundzwanzig Stunden. Ich glaube, ich träumte zum ersten Mal, seit ich auf der Hallig bin. Oder ich erinnere mich zum ersten Mal an einen geträumten Traum, seit ich auf der Hallig bin.
Das Gedächtnis trügt, also bedeutet auch das gar nichts.
Ich träumte, dass ich auf dem Weg zum Bahnhof war. Im Traum gab es einen Bahnhof. Im Traum befand ich mich in einer Stadt wie Berlin. Im Traum war ich auf dem Weg zu einem Bahnhof wie an der Friedrichstrasse. Ich träumte, dass ich in Eile war. Ich träumte, dass mir unterwegs auffiel, dass ich keine Schuhe trug. Ich träumte, dass ich nicht fror, aber die Befürchtung hatte, ich könnte unterwegs frieren ohne Schuhe. Ich träumte, dass die Zeit zu knapp war, um zurückzugehen (wohin?) und meine Schuhe zu holen. Ich träumte, dass ich hoffte, am Bahnhof Schuhe kaufen zu können.
Schnitt. Im Traum. Am Bahnhof war ich eine Stunde zu früh. Der Zug fuhr noch nicht. Die Eile war vergebens. Verblüfft verglich ich die Zeit auf meiner Armbanduhr mit der auf den Bahnhofsuhren. Meine Uhr ging eine Stunde vor, sie hatte mich getrogen. Die Geschäfte waren alle noch geschlossen. Nur die sinnlos gewonnene Zeit beschäftigte mich, als ich aufwachte, nicht mehr die bloßen Füße.

Sonntag, 28. Februar 2016

Zwischenruf

Die Schweizer haben etwas gelernt, und den Polen wird es auch noch gelingen:
Der helvetische Kaczyński, Christoph Blocher beklagt: «Alle sind gegen die Mehrheit des Volkes.» Diesen Satz soll man und frau sich ein- oder mehrmals auf der Zunge zergehen lassen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/schweiz-durchsetzungsinitiative-abgelehnt-svp-geschlagen-a-1079746.html

Ein Sonntag auf der Hallig

Bodenfrost. Statt Schule süße Pfannkuchen. Mehl, Eier, Milch, Zucker. Eier von den schuleigenen Hühnern. Enten hören nicht auf zu schwimmen, Ringelgänse hören nicht auf zu schnattern. Der Mond hört nicht auf zu scheinen. Wie wird das erst, wenn der Frühling wirklich da ist?

"Dem Himmel so nah"

jetzt auf ndr info:

https://www.ndr.de/info/sendungen/die_reportage/Dem-Himmel-so-nah,sendung475826.html

Samstag, 27. Februar 2016

Ein Tag auf der Hallig

Das war der Start in den Tag. Danach gab es mehr Grau als vor einer Woche. Nebel bis an die Warftkante. Landunter ist dagegen nur ein trompe l'oeil. Zum Ende der Tages löste sich alles in Sichtbarkeit auf. Ich liebe das Konkrete. Die Geometrie der Zeit.

Freitag, 26. Februar 2016

Der Hooger Vulkan

Die Biike auf Hooge raucht immer noch. Trotz Schnee und Eis. Sie ist jetzt unser kleiner Vulkan am Landsende.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Kältebild

Es schneit in der Nacht und ich gehe früh aus dem Haus. Auf den Deich. Die aufgehende Sonne wird den Frost fressen. Und die Spuren meiner Schuhe. Das Gleichgewicht zwischen links und rechts. Niemand wird mehr erkennen können, in welche Richtung und wie schnell ich gelaufen bin. 

Mittwoch, 24. Februar 2016

Verwirbelungen

Schnee. Sonne. Nebel. Licht. Und Dunkel. Wind von West. Alles auf einmal und durcheinander. Der Hubschrauber kommt zu Aufklärungszwecken während meiner Deutschstunde und verwirbelt die Wörter im Zimmer. Kaum ist er wieder weg, muss er erneut angefordert werden. Diesmal ist es ernst.

Dienstag, 23. Februar 2016

Echolos

Es ist so still hier, weil das Echo fehlt. Nichts wird unnötig verdoppelt oder verdreifacht. Verfielfacht. Es gibt keine Wand, kein Fels, keine Mauer von der mein Schrei oder mein Blick abprallt. 

Montag, 22. Februar 2016

Ascheberg

Übrig bleibt ein Ascheberg, der noch lange Rauchzeichen gibt. Und die achtlos zur Seite geschobene Plastikplane, die das zum Scheiterhaufen aufgestapelte Holz die halbe letzte Woche während des Wartens im Regens schützte und wärmte. Kaum ist der Winter vertrieben oder der Petritag angebrochen, zeigt sich der Himmel von seiner hellsten Seite.

Sonntag, 21. Februar 2016

Die Biike

Die Biike wird auf Hooge erst nach Sonnenuntergang angezündet. Der Regen beantwortet meine Frage nach dem Geschlecht auch nicht. Aber die Feuerwehr bringt das Holz zum Brennen. Die Schulkinder haben die Puppe gebastelt, die nun wie eine Hexe verbrennt wird. Oder ist es der Winter? Der Papst? Die Tradition? Jedenfalls haben diese Kinder das Recht, allen Anwesenden Ruß ins Gesicht zu schmieren. Wir singen, bis die Notenblätter sich dem Nass ergeben. Früher haben Hallig- und Inselfrauen so ihre Männer zum Walfang verabschiedet. Gaben ihnen ein sicheres Geleit. Und schickten ans Festland die Botschaft: wir sind nun allein. Ist deshalb die Biike weiblich?

Samstag, 20. Februar 2016

Windbann

Es regnet am Nachmittag und wir versuchen, den Wind zu bannen. Der Filmemacher ist vom Festland mit seiner winzigen Kamera gekommen und lehrt mich Bewegung im Grau zu erkennen.

Freitag, 19. Februar 2016

Brandberg

Biike-Vorbereitungen. Der Morgennebel lichtet sich und dann wird wieder geschnitten, zersägt, entwurzelt auf der Hallig. Und alles eingesammelt. Pausenlos fährt Brennholz ans Landsende. Es wird kunstvoll aufgestapelt und mit einer Plane abgedeckt. Sorgsam wie eine Bettdecke liegt das Grün über dem Brandberg. Die Vorvollmondnacht wird taghell, der Wind dreht von Südsüdwest auf.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Bedeutungslos

Ein Bedeutungs-Los ist etwas anderes als ein Lotterie-Los. Ein Lotterieloses Leben kennt nicht einmal die Hallig. Bedeutungslos ist nichts und nirgends. Die Sicht trübt ein, die Kälte bleibt, die Fähre kommt, die Fähre geht. Es ist Donnerstag. Und die Fähre geht und kommt wieder. Noch werden für Biike Bäume und Sträucher geschnitten. Großes Aufräumen auf den Warften. Jede Warft hat eine nach innen gerichtete Bedeutung. Rund um den Fething. Und eine nach außen gerichtete. Über das Naheliegende, den Nachbarn, die Warftkante, die Fennen, in die Ferne. Ins Watt. Aufs Kommen und Gehen des Wassers. Es gibt keinen Tag ohne Tide. Das ist das Los der Tide.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Schutzbehauptung

Es ist banal aber wahr: es gibt nichts Beruhigenderes als das Geräusch auflaufenden Wassers bei auflandigem Wind kurz vor Sonnenuntergang. Punkt. Ende der seichten Wonne. Meine Privatschüler haben heute zum ersten Mal ein vollständiges freies Wort aufgeschrieben. Dabei habe ich gelernt, dass ich sie darauf hinweisen muss, dass die Buchstaben auf einer geraden Linie stehen sollten. Warum eigentlich? Die Geometrie der fremden Sprache. Der eigenen Handschrift. Im Schulheft. Draußen gibt es nur Unregelmäßigkeiten.

Dienstag, 16. Februar 2016

Nachtleben

Der Mond war gestern voll und leuchtet schon seit einer Woche die Hallignächte aus. Nach dem Singen, auf dem Heimweg quer über die Hallig, höre ich, wer noch wach ist. Ein unglaubliches Gezwitscher und Gekrächze. Nur Menschen sind so dumm, nachts zu schlafen. Das ersehnte Landunter bleibt seit Tagen aus.

Sichtschutz

Heute wieder einmal sehen. Nur die Augen öffnen. Auf dem kleinen Japsand, den ich nur bei Niedrigwasser betreten kann. Ich will sehen, was die Natur mit den von den Mitarbeitern des Küstenschutzes in den Wattboden gerammten Lahnungen macht. Mit den zwischen die Pfähle gepressten Faschinen. Das Wasser. Der Sand. Der Wind. Und ich erkenne die Geometrie der Freiheit. Den Drang nach Ungebundenheit. Entfesselung. Angeschwemmtes. Aufgeworfenes. Angelandetes. Eine Erhebung. Wenn ich genau hingucke, mich bücke, stehe ich auf einem Berg zermalmter Muscheln.

Montag, 15. Februar 2016

Frostsicht

Je kälter, desto enger wird die Welt. Sobald es hell wird, rückt alles instinktiv zusammen. Und wenn es nur Luftspiegelungen oder optische Effekte sind. Gröde liegt geradezu und zum Greifen nah. Die Warften von Langeness sowieso. Auch die roten Lichter der Windmühlen vom Festland. Vor meinem Fenster. Eine frostige Februarnacht geht zu Ende.

Sonntag, 14. Februar 2016

"Am Sonntag bist du tot"

Stadt Predigt in der Halligkirche Gedanken zu einem idiotischen deutschen Filmtitel. Ein irischer Film. Der im Original einen wunderschön leisen Titel trägt. Calvary - englisch für Kalvarienberg. Das Golgotha am Atlantik. Beim wedge tomb (Keilgrab) am Strand von Streedagh (An tSrithideach). So ein Wort, so eine location, so ein irdischer Irrsinn weckt doch erst alle Sinne ...
Ja, es gibt auch Kino auf der Hallig.Wie käm' ich sonst dazu, am Sonntagvormittag.

Samstag, 13. Februar 2016

Blassgrün mit Hubschrauber

Ein Tag wie Sonntag. Niedriges Niedrigwasser. Die Fähre fährt zwei Stunden früher aufs Festland. Und ich bekomme lauter Geschenke. Sonne, Kuchen, frischgebackenes Brot und ein Spaziergang über den Deich mit Rückenwind. 
Und dann plötzlich das Knattern über meinem Kopf. Es ist Samstag.

Freitag, 12. Februar 2016

Später Spaziergang

Die Sonne kommt am Nachmittag. Lockt. Zünselt. Lügt das Blaue vom Himmel. Ich zögere. Aus nichtigem Grund. Am Schreibtisch. Und laufe dann doch los. Schieße übers Landsende hinaus, biege nach Süden ab. Finde einen halben Baumstunk. Aufgespießt auf dem Igel. Nur noch Süderoog ist angestrahlt. Aber wie! Ansonsten beseelendes Grau. Blau. Wolken und Wasser. Man kann sich wirklich nichts Schöneres wünschen.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Ruhe nach dem Sturm

Vormittägliches Niedrigwasser. Ruhe nach dem Sturm ist immer auch Ruhe vor dem Sturm. Landsende ist eine meiner Lieblingsstellen auf der Hallig.Und eines meiner Lieblingswörter. Es lag wohl in den letzten Nächten immer unter Wasser. Auch ohne landunter verschwinden bei Hochwasser einige Deichabschnitte unter Wasser. 

Mittwoch, 10. Februar 2016

Gedanken zur Zeit

Gedanken zur Zeit und zu Räumen oder aus dem Nähkästchen 2 (siehe hier: http://amwattenmeer.blogspot.de/2016/01/aus-dem-nahkastchen.html).
War das schon? Zum Zweiten. Gedanken zu Zeiträumen und Traumzeiten.
Judith Arlt: Der Handflügler. Aufzeichnung der Lesung anlässlich des bundesweiten Vorlesetags am 20.11.2015 im TRaumausstatter (sic!) in Meldorf: https://vimeo.com/146928251

Dienstag, 9. Februar 2016

Kein Wasser

Es ist in der Nacht entweder gekommen und nicht bis zum Morgen geblieben, oder gar nicht gekommen. Den ganzen Tag regnet und stürmt es von Südsüdwest. Im Wechsel mit Sonnenschein. Ich schaffe es, mehrheitlich trocken und in gemäßigter Schräglage über die Hallig zu kommen. Es ist warm wie im Frühling.
Wer das deutsche Wort, den Begriff und Zeitraum "heute" von "gestern" und "morgen", von "vorgestern" und "übermorgen" unterscheiden kann, hat das halbe Universum begriffen. 

Sturmflut

In der Nacht. Ich liebe es, wach zu bleiben. Im Bett zu liegen. An die Decke zu starren. Den Wind über das Dach rollen zu hören. Ich muss oben wohnen, um den Schietwind zu begreifen. Ich warte auf das Wasser. Es ist schon seit zwei Stunden hörer als das mittlere Hochwasser und noch lange nicht aufgelaufen. Ich bedauere, es wieder nicht zu sehen. Ich muss noch viele Winter hier bleiben.

Montag, 8. Februar 2016

Stammbaum

Ich versuche meinen Schülern das Abstraktum "Familie" näher zu bringen. Deutsch ist vor allem Bürokratie. Die Krankenkasse schickt für jedes Familienmitglied mehrere Briefumschläge auf die Hallig. Einen Vertrag. Eine Erklärung. Eine Erläuterung. Eine Kostenbefreiung. Eine Versicherung. Eine vom Briefpapier ablösbare Plastikkarte. Unabhängig von Alter oder Geschlecht. Für die minderjährigen Kinder adressiert an den Vater. Für die Mutter adressiert an die Mutter. Der Familienvater versteht: in Deutschland sind sie eine sechsköpfige Familie. In Afghanistan, sagt er, eine nur zweiköpfige. Dort, erklärt er, zählen nur die männlichen Mitglieder. Der Dreijährige einzige Sohn. Und er selbst, der Vater.

Sonntag, 7. Februar 2016

Natur

Sonntag. Zeit für Besinnung. Auf das Wesentliche. Wale sterben. Wie jede andere Kreatur. Auch ihr Leben ist endlich. Die meisten sinken vom Menschen unbemerkt auf den Meeresgrund und befördern das Tiefseeökosystem. Aasfresser, Schleimaale, Schlafhaie machen sich über die Kadaver her. Füllen ihren dehnbaren Mägen, fressen bis zu sechzig Kilo täglich, bis sie satt und matt in den "Energiesparmodus" fallen! Dann kommen Borstenwürmer und Krabben an die Reihe und erledigen die Kleinarbeit. Der Bartwurm, hässlich und unbeliebt, vom Volksmund "Knochenfresser geschimpft, ätzt sich schließlich mit einer speziellen Säure durch die Knochen und löst die letzten Fette. Würmer, Schnecken und Bakterien sorgen dafür, dass nichts mehr übrig bleibt.
Ein Festessen, das angeblich hundert Jahre dauern kann.

Samstag, 6. Februar 2016

Ausflug 3

Die toten Pottwale sind Irrgäste im Wattenmeer. Jungbullen, die, aus welchen Gründen auch immer, bei den Shetlandinseln falsch abbogen. Sie schwimmen in Gruppen oder Schulen. Macht der erste einen Fehler, folgt ihm der zweite dritte, vierte ... unweigerlich. Sie haben leider keine Chance, lebend aus dem Randmeer, unserer Gezeitenebene herauszukommen. Zu flach ist das Seegebiet.
Die toten Bullen kommen zerlegt von der Meldorfer Bucht nach Jagel. Dort wird die Fleischmasse nochmals stark zerkleinert und in Dampfdruckbehältern bei exakt 133° und unter Druck von exakt drei Bar keimfrei sterilisiert. Warum bei dieser und keiner anderen Temperatur? Unter diesem und keinem anderen Druck? Ich verstehe die Zahlen nicht.
Übrig bleiben 20% erdfarbene grobkörnige Trockenmasse, 10% dunkelbraunes halbflüssiges Fett sowie 70% Wasser, das in den Biobettfiltern der Anlage verdampft und in der hauseigenen Kläranlage gereinigt wird.
Und dann? Das pulverisierte Tiermehl steckt in Neubauten, Tunnelwänden, ausgeschalten Betonkunstwerken, Skisprungschanzen oä. Und das Walfett befördert als energiereicher raffinierter Brennstoff die Agrodieselindustrie.

Freitag, 5. Februar 2016

Ausflug 2

Nach Dithmarschen. In meine Heimat. In die Meldorfer Bucht. Grauen unermesslichen Ausmaßes. Dort wo ich am liebsten in der Nordsee schwimme werden nun Pottwalkadaver zerlegt:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schleswig-holstein_magazin/Wal-Kadaver-kommen-zur-Zerlegung-nach-Meldorf,shmag37778.html

Donnerstag, 4. Februar 2016

Ausflug

Ausflug in die Geometrie der Hooger Wasserstände:
http://www.bsh.de/aktdat/wvd/lf/Hooge_lf.htm#
Die Höhenangaben verführen mich immer wieder zu Grübeleien. Die Höhe über Pegelnull ist anders als die Höhe über Seekartennull. Der Pegelnullpunkt liegt, sagt die Gezeitenkunde lapidar, "im Allgemeinen" fünf Meter unter Normalhöhennull. Und wozu braucht man, frage ich verstört, verschiedene Nullpunkte? Und finde heraus, dass es mehrere Nullflächen gibt. Dass das Seekartennull nicht mit dem Normalhöhennull (der Nullfläche der Landesvermessung) übereinstimmt und der Höhenunterschied von "Ort zu Ort" variiert. Daran ändern auch die Höhenfestpunkte nichts.
Heute - dies sei noch nachgetragen - Einzelstunde mit meiner Privatschülerin. Der Privatschüler ist ausgeflogen. Ich war immer schon Buchstabenaffin. Das Seekartennull ist gefällig wegen der Häufung der Doppelbuchstaben. Ich liebe das Multiplizierte, Verdoppelte, Verfielfachte. 

Mittwoch, 3. Februar 2016

Nebelhorn

Leichtes landunter. Wasser bedeckt die Hallig von Westen bis vor Schulwarft. Das bedeutet: Kinder in die Schule. Alle Schulpflichtigen wohnen östlich von Ockelütz. 
Auf Süderoog werden die Schafe mit dem Nebelhorn erzogen. Auf Hooge mit dem Futtereimer. Sie müssen vor der Flut in Sicherheit gebracht werden. In den Stall auf die Warft, ob am Tag oder in der Nacht. Bei Sonne oder Nebel. Hungrig oder nicht. Die Schafe müssen den Gehorsam trainieren. Und die Unvernunft verlieren. Wie jedes Kind. 

Dienstag, 2. Februar 2016

Kräftiges

Am Morgen liegt Landsende unter Wasser, aber die Straße nach Hanswarft ist frei. Fast. Ich fahre durch ein paar Pfützen und heule dem Wind entgegen. Was bleibt mir anderes übrig, als zu zetern und zu schwitzen auf dem Weg zur Arbeit.
Ebbe am Landsende
Am Mittag ist das Wasser an meiner Lieblingsbadestelle bei niedrigstem Niedrigwasser höher als normalerweise das Normale Mittlere Hochwasser. Middeltritt, heißt es, laufe trotz ablaufender Tide voll, Westerwarft sei bereits geflutet.
Die Sturmflutwarnung im Radio kommt erst nach Einbruch der Dunkelheit. Auch das erwartete landunter zu meinen Füßen vor meinem Fenster wahrscheinlich. Wieder kann ich also nicht sehen, wann, wie, wie gierig und ob überhaupt die Nordsee sich die Hallig greift.
Nichts ist hier vorherseh- oder vorausberechenbar.

Montag, 1. Februar 2016

Vermischtes

Der Monat beginnt mit darnieder liegenden Warnungen. Montag über Wasser. Wahrscheinlich befinden wir uns gerade in der Mitte zwischen zwei landunters. Sicher kann das niemand sagen.
Sogar die massiven Holzstangen mit ihren hellen Kreuzen ruhen nun auf der Warft. Sie markieren sonst stolz, aufrecht und tief in den Wattboden gerammt das Ende der Steinbuhnen und mit Faschinen gefüllten Lahnungen. Der Wind dreht kräftig auf von Westsüdwest. Starker Sturm. Das Tageslicht verschwindet mit einer gelbgrünlichen Giftmischung vom Himmel.