Donnerstag, 30. September 2021

Einfach ...

...artefakte! Der Orkan hat in einer Nacht, in einem Handstreich oder im Handumdrehen fast alle Maronen vom Baum gefegt. Einerseits bin ich froh, denn was unten ist, ist unten. Andererseits ist es schade. Was jetzt schon gefallen ist, ist auf jeden Fall unreif und muss auf die Biohalde. Dazu bücke ich mich, sammle die stachligen Kapseln vom Rasen auf, aus Rücksicht auf unsere Vierbeiner. Die wollen hier ihren Mäusen nachjagen. Einfachartefakte! Und: der Sturm hat mit Stärken bis zu 10 Bft die Oberhand übernommen. Das ist nicht fair einem einstämmigen Baum gegenüber. Der Orkan hat der Edelkastanie in einer Nacht- und Nebelaktion die Entscheidungshoheit abgenommen, Einfachartefakte! Denn nur der Baum ist klug genug und weiß genau, welche Früchte noch die Chance haben, in diesem Herbst zur Reife zu gelangen. Und von welchen er sich besser sofort trennt, damit keine Reifekonkurrenz entsteht. Kein sinnloser Kampf um wertvolle Kräfte und Säfte. Das ist eine natürliche Selektion. Wie sie auch unter Amselküken vorkommt. Was nicht kräftig ist, wird über den Nestrand geworfen. Was der Sturm hingegen anrichtet, ist reine Zerstörung.

Nun denn. Mache ich mich demütig auf, die Folgen dieser himmlischen Bescherung zu beseitigen.

Mittwoch, 29. September 2021

ein ...

 ... holen. Beine einlaufen. Kopf einziehen. Einholen nannte meine Schwiegermutter das Einkaufen. Die Hitze nach dem Kalten Ausflug gestern abend an den Deich kam in der Nacht. Die Nordsee räkelt sich in meinen Träumen. Und der Husten in meiner Brust. Vielleicht habe ich mich endlich erkältet? Aber da läuft mir ein Signalgrüner Einfarblaufsittich übern Weg bzw fliegt vor dem geistigen Auge und vorbei ist das Jammern. Das ist nämlich der Papagei (oder ein ähnlicher), der unsere noch-Bundeskanzlerin kürzlich zum Abschied das Fürchten gelehrt hat. Besser spät als nie.

Dienstag, 28. September 2021

Ein ...

 ... letztes Mal! Abbaden im September. Abendhochwasser. Traumhaft zerfetzter Himmel und mein letztes Septemberdreieck. Angeblich 18° Wassertemperatur - also sommerlich warm! Noch vor Sonnenuntergang steigt die Feuchtigkeit vom Deich in mein Handtuch, in meine Schuhe, in meinen heißen Tee. Nichts wie weg hier. Die Luft ist kälter als das Wasser, soviel ist gewiss. Und die Sonne geht unter. Mein Körper ist gut durchgekühlt, der Kopf frisch wie selten und die Gedanken kristallklar, als ich zu Hause ankomme.

Auf dem Bild oben ist das Dreieck zu sehen: links unten der untere Teil der Badetreppe, in Form eines ins Wasser gefallenen R's.  Rechts unter den Wolken, fast auf der Höhe von Friedrichkoogspitze die erste Boje, den Blick weiter schweifen lassen, nach links bis zu den Windrädern am Horizont: die zweite Boje. Dahinter noch ein, zwei, drei Köpfe von Badenden. Und die deutliche Spur im Wasser, von meiner Rückkehr zum halb versunkenen R., die Treppe hoch, unter die Dusche, ins Handtuch, in die Kleider, Schuhe, Schal, ein Schluck Tee und auf aufs Fahrrad!

Montag, 27. September 2021

Ein ...

 ... Wort noch zum gestrigen Tag. Ein Lob an meine zwei Wahlhelferinnen und fünf Wahlhelfer. Die Parität war nicht ganz gegeben - mit mir 3 : 5. Aber: einen Wahltag zu bestreiten, ist wahrlich eine schweißtreibende Aufgabe. Die größte Herausforderung beginnt nach 18 Uhr, also nachdem die Außentür zugezogen ist und erste wasserfest laminierte Infos über Abstandsregelung und Maskenpflicht abgenommen werden können. Tagsüber hatten wir auch gut zu tun, aber da beschränkt sich unsere Tätigkeit normalerweise darauf, den stimmwilligen Menschen einen geordneten Zugang zu Stimmzettel, Wahlkabine und Wahlurne zu gewährleisten. Abends aber beginnt das Hauen und Stechen, Auseinanderfalten, Sortieren, Zählen, Springen im Quadrat, Rechnen im Quadrat, Denken im Quadrat - oder Rechteck. Oder um die Ecke. Es ist eine mathematische Herausforderung, die stichfest überprüften (immer von 4 Augen und Händen gezählten) Stimmenanteile (Strichlisten auf  Schmierzetteln, von denen wir immer viel zu wenige zur Verfügung gestellt bekommen) in die Wahlniederschrift so zu übertragen, dass am Schluss wieder das herauskommt, was wir schon am Anfang wussten: die Anzahl der abgegeben (doppelten, gesplitteten, ganz oder halb ungültigen - also Erst- und Zweit-)Stimmen, die beim Anheben und Umkippen der geöffneten Wahlurne (diesmal in Form, Größe und Farbe der Papiertonne der AWD) auf die zusammengeschobenen Tische purzelten. Bei aller Intelligenz und körperlicher Fitness: ohne Humor geht das Ganze nicht. Mit Dank an [in streng alphabetischer Reihenfolge) André, Bernd, Inge, Johannes, Markus, Mayra und Philipp für die gute Stimmung bis zum Schluss.

Am Ende sind wir immer klüger. Wir verabschieden uns mit den Worten "bis zum nächsten Mal" und: "jetzt wissen wir, wie wir es noch effektiver schaffen". Leider dauert es meist bis zum nächsten Mal zu lange. Oder das Hirn hat in der Zwischenzeit anderes zu speichern.

Und den beiden letzten, A + B, mir und einem der Beisitzer, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärte, stand dann noch der Gang nach Canossa bevor. Noch einmal, ein letztes Mal, an die Meldorfer Hindenburgstraße.

Sonntag, 26. September 2021

Eingang ...

... Bürgerweide. So steht es auf jeder Wahlbenachrichtigung. Auch der Ort AWO. Bisher war es immer das Altenhilfezentrum. Sozusagen gegenüber. Aber der Eingang ... Die Wählerinnen und Wähler sind zuhauf aus purer Gewohnheit im Altenhilfezentrum gestrandet. Die Adresse ist fast die gleiche. Nur der Eingang ... Ich selbst habe (vor Wochen schon), nur das A... gelesen und gedacht, AHA, dort wo immer. Bis mich der zuständige Mitarbeiter im Amt (rechtzeitig!) aufklärte, dass Nicht dort wo immer, sondern AWO Eingang Bürgerweide. Wie es auf der Wahlbenachrichtigung steht. Tatsächlich! Und wir, ich und meine gutgelaunten ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer fanden uns pünktlich am richtigen Ort ein, Eingang Bürgerweise, steuerten den Ansturm coronaconform und brachten den Wahltag erfolgreich zu seinem verdienten Ende mit Auszählung, Niederschrift, Ablieferung der versiegelten Originalunterlagen im Amt. 

Btw: Bei uns war das Ergebnis eindeutig. Eingang Bürgerweide.

Mehr morgen, wenn ich ausgeschlafen bin.

Samstag, 25. September 2021

einfach ...

... noch einmal schwimmen! Ein unerwartet milder Nachmittag. Das Wasser läuft immer noch höher auf als normal, einen halben Meter. Trotzdem ist der Wind am Deich fast ganz verstummt.Vor Ehrfurcht! Vor dem Leben oder vor unserem Mut, ins Wasser zu steigen, nachdem wir lange auf dem Gras gesessen und in die so überraschend warme Welt an der Nordsee gestaunt haben. Dann, endlich im Wasser, erzählt ein Schwimmkollege, den ich draußen auf halber Strecke antreffe, ein anderer habe über googleearth das Dreieck nachgemessen. Er ging allerdings von einem Gleichschenkligen aus. Was googleearth eigentlich von sich aus hätte korrigieren müssen. Die Strecke von der Badetreppe zur Boje betrage 150 Meter x 3 = 450 Meter. Nach meinem rein optischen Eindruck (aber auch nach der Schwimmleistung) ist aber die dritte Seite deutlich länger. Oder ich immer deutlich erschöpfter. Wie wie auch immer, ein mehr oder weniger halber Kilometer ist auch nicht schlecht. Heute ist es mir aber zu kalt. Ich belasse es bei 300, einmal die Gerade hin und wieder zurück. Kühlt ganz schön durch vor dem morgigen Hitzetag.

Freitag, 24. September 2021

Einweisung ...

 ... in den Ablauf der Bundestagwahl. Findet aus Sicherheitsgründen auch im 1. OG (des Amtsverwaltungsgebäudes) statt. Weil ja immer noch die Gefahr einer Sturmflut droht. Dort oben können die Sicherheitsabstände eingehalten werden. Und die Veranstaltung wird "coronakonform" (wie ich lese) ablaufen. Das ist ein neues Wort. Ich würde es ja entweder gar nicht verwenden, weil es meines Erachtens ein Unwort ist. Kann irgendetwas zB grippekonform sein? Oder Herzinfarktkonform? Schilddrüsenunterfunktionskonform? ToxischeVanBeziehungs-(hab ich kürzlich mit Staunen zur Kenntnis genommen)-konform? Aber wenn, dann würde ich es mit zwei c schreiben. Der Harmonie wegen. Coronaconform. Wie Coconut.

Donnerstag, 23. September 2021

Einhalt ...

... gebietet die Sturmflut. Orkanböen. Auf dem kurzen Weg am frühen Mittag von der Stadt nach Hause werde ich tropfnass. Herr Caruso gähnt zu meiner Begrüßung und bleibt in seinem warmen Nest liegen. In Gedanken packe ich einen Koffer und fahre auf den Spuren einer literarischen Figur in den Südhessischen Hochtaunus. Das geht ohne Schuhe und ohne Regenschirm. Natürlich ist es vermessen von einer Spitzenkandidatin ohne jede Qualifikation zur Spitzenpolitikerin, zu behaupten, die nächste Regierung sei die letzte, die noch etwas an unserer Zukunft ändern kann. Jede Regierung drechselt, dreht, sägt, schleift und hämmert an unserer Zukunft, mehr oder weniger professionell und hemmungslos, immer in erster Linie ausschließlich, entgegen aller schmallippigen Beteuerungen oder geschliffenen Bekenntnissen auf Erhalt der einmal gewonnenen Macht bedacht. Fast alles, was seit Tagen, Wochen gebetsmühlenartig wiederholt wird, ist verlogen. Vieles vermessen. Heute zum Beispiel, an einem normalen Donnerstagnachmittag im September, steigt der Meeresspiegel vor meiner Haustür, an meiner Badestelle in der Meldorfer Bucht am Dithmarscher Wattenmeer schon mal eineinhalb Meter über Normalnull. Also bleibe ich an meinem Schreibtisch unter dem Dach im OG sitzen.

Mittwoch, 22. September 2021

einläuten ...

 ... Herbst! Die ersten Stacheln fallen, unreif und überflüssig. Die Dohlen lärmen schon seit in paar Tagen im Maronenbaum, obwohl da noch gar nichts zu holen ist. Die Sonne steht hoch am Himmel. Die Springzeit hat eingesetzt. Das Wasser läuft einen halben Meter über Normal auf und ist so gnädig, mich auch eine Stunde vor der Hoch-Wasser-Zeit aufzunehmen. Das Abbaden ist eingeläutet.

Dienstag, 21. September 2021

eindringen ...

 ... tut der Mond in meinen Schlaf. Sein Licht war schon vor Stunden grandios am Himmel. Als ich auf dem Heimweg war vom Bahnhof. Von der Probe. Vom Singen. Von Heide. Wo die Heiden wohnen ...


Montag, 20. September 2021

Einschub ...

... in eigener Sache: gestern und vorgestern war ich in der Nordsee, bin allerdings aufgrund der niedrigen Wassertemperatur nicht mein übliches Dreieck geschwommen, sondern nur die eine Seite hin und wieder zurück. Um was für ein Dreieck es sich handelt, weiß ich nicht. Das hängt ganz von meinen Schwimmkünsten ab. Es kann sich um ein rechtwinkliges handeln, obwohl ich immer linkts abbiege, aber im rechten Winkel. Nur einmal bin ich umgekehrt geschwommen, der starken Strömung von Süd wegen. Da hat es mich auf der letzten Dreiecksseite fast nach Büsum abgetrieben. Auf jeden Fall dürfte diese pfeilgerade Strecke von der FKK-Badetreppe zur ersten Boje kürzer sein als die Strecke von der zweiten Boje zu og Badetreppe zurück. Aber sie dürfte länger sein als die Distanz zwischen den beiden Bojen. Soviel für heute, wo aufgrund anderer Verpflichtungen das Schwimmen ganz ausfällt. 

Sonntag, 19. September 2021

einsingen ...

... um 9! Sonntags wie Werktags. Wer singt, kennt keinen Unterschied zwischen Werk- und Feiertag, Sonn- oder Samstag. Gesungen wird immer. Wer es noch nicht weiß: wir singen seit dem 23. März 2020 täglich ein. Einmal (zum Jahresende) gab es ein Aussingen um 21 Uhr, aber das war zusätzlich zum Einsingen um 9. Wer es noch nicht kennt, kann hier alles nachsingen, nachmachen, nachein- und nachausatmen, nachgähnen, nachklopfen, nachstrecken, nachlesen - auch das. Unsere weltumspannenden Schnattereien sind für immer und ewig deponiert im jeweiligen Live-Chat.

Samstag, 18. September 2021

Eisenach ...

 ... ist nicht Eisenbach! Obwohl Eisenach etymologisch mehr mit Wasser zu tun hat als Eisenbach, das natürlich am Eisenbach liegt, irgendwie oder im weitesten Sinne im Quellgebiet der Donau. Aber Eisenach liegt an einem "schnell strömenden Wasserlauf", denn der Name geht auf das Wort Issenach oder Isenacha zurück zu is = sich schnell, heftig bewegen, eilen oder fließen. An der Hörsel, die an der Thüringer Pforte in die Werra mündet. Und dort beginnt dann der Rennsteig. Alles Bewegungswörternamen.

Freitag, 17. September 2021

Eigentum ...

 ... verpflichtet. Art. 14 (2) GG. "Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

Seit heute gehört Herr Caruso mir und nur mir und nicht mehr dem Tierheim und auch nicht mehr einem früheren Besitzer/einer früheren Besitzerin, die oder der ihn aus welchen Gründen auch immer vor einem Jahr und einer Woche irgendwo in Dithmarschen ausgesetzt hat. So steht es im Übernahmevertrag. Ich habe das Tier nicht gekauft, sondern in Obhut genommen. Der Betrag, den ich im Austausch für den schwarzen Kater dem Tierheim überlassen habe, ist kein Kaufpreis wie im Supermarkt an der Kasse, sondern eine Schutzgebühr. Trotzdem ist das einst fauchende Raubtier erst heute voll und ganz in mein Eigentum übergegangen. Punkt. Gebissen hat er mich seit 7 Monaten nicht mehr. Nach Hause gekommen ist er nach jeder nächtlichen Tour. Das Futter verputzt er regelmäßig mit heller Freude. Deshalb bekommt er 6 x täglich eine kleine Portion. Damit er sich 6 x täglich freuen kann. Er dankt es mir, indem er sich danach immer gründlich putzt, also 6 x täglich Fellhygiene. Singen will oder kann er nur, wenn er eine tote Maus im Maul hat. Das verstehe ich anatomisch nicht, aber dann perlt der Gesang in die allerhöchsten Höhen und Tiefen, bis die Beute mir zu Füßen liegt. Vor dem Bett, vor dem Schreibtisch, in der Küche, im Wohnzimmer, vor dem Sofa, dem Trampolin, dem Liegnitz ... 

Die Fortsetzung von Art. 14 (3) sagt übrigens: "Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig."

Donnerstag, 16. September 2021

Einpendler ...

 ... in Eisenbach. Eisenbach ist ein Luftkurort im Hochschwarzwald. Aber nicht nur. Eisenbach liegt an der Deutschen Uhrenstraße. Verdankt seinen Namen dem Brauneisenstein, der hier über Jahrhunderte abgebaut wurde. Abgebaut wurde auch das Weichmanganerz Pyrolusit, das dafür sorgt, dass dunkle Farbe aus dem Glas verschwindet. In Eisenbach wurde vor dem Aufkommen der Uhrenindustrie das farblose Schwarzwaldglas produziert, das hochwertiger war als zum Beispiel das grünliche Waldglas. Mein Einsicht von heute: in dem Luftkurort gibt es produzierendes Gewerbe, ein Cluster aus Industrieunternehmen für Präzisionsdrehteile, mehrschichtige Zahnräder usw. Die meisten Arbeitnehmer, heißt es, sind Einpendler.

Mittwoch, 15. September 2021

ein ...

... neues Smartphone betritt mein Leben. Das ist schlimmer als ein Kind, ein Haustier oder ein junger Baum, der gegen Sturm eine Stütze braucht. Und dann über unsere Köpfe in den Himmel wächst. Es regnet wie im richtigen Herbst. Gott sei Dank!

Dienstag, 14. September 2021

Einschub

Die Wahlvorbereitungen laufen in unserem Provinznest bereits auf Hochtouren. Ich nehme einen Termin im Wahlbüro wahr, das unter der Woche ein Besprechungsraum in einer Kinderbetreuungseinrichtung der Stadt ist. Halbmond (zunehmend). Statt baden (ungünstige Nipptide) werde ich wohl am Nachmittag Rasen mähen müssen. Vor dem Regen morgen.

Montag, 13. September 2021

... erzeuget ...

 ...ward: der aus dem Geist, aus dem Geist erzeuget ward. Probe in Heide. Für eine Chorvesper am Volkstrauertag. Also Busspsalm 130. Oder Luthers Nachdichtung. Aus tiefer Not ... de profundis ... rufe oder schreie ich zu Dir. Ich bin zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren mit dem Zug unterwegs. ... der aus dem Geist, aus dem Geist erzeuget ward... Und wie immer, wenn ich den öNV nutze, bin ich so rechtzeitig vor Ort, dass ich noch fröhlich durch die Innenstadt spazieren kann. Düster und öde wie überall und alles derzeit.

Sonntag, 12. September 2021

eine ...

... Welt oder eine zweite. Vor 6 Jahren, es war ein Samstagabend, starb meine Mutter in Liestal als ich gerade auf Hooge von der Fähre und damit an Land ging. Als Ende März meine Schwester mitten in der Karwoche tot vom Stuhl fiel, war ich gerade beim Anbaden an der Meldorfer Bucht in der ziemlich kalten Nordsee. Vieles bricht im diesseitigen Leben rechtzeitig auseinander. Dafür sei der Vorsehung, dem Wind oder dem Wetter Dank!

Samstag, 11. September 2021

Einsturz ...

... und Einblick. Weil mich vor zwanzig Jahren die Bilder der einstürzenden Türme tage- und nächtelang überall, wo ich war und hinblickte, verfolgten und unter sich begruben, beschloss ich damals, den Fernseher aus meinem Leben zu verbannen. Ich wollte von Bildern nicht mehr länger terrorisiert werden.

Freitag, 10. September 2021

Einblatt ...

... oder Eindorn. Ein Blatt oder einen Dorn. Einfangen! Gestern, an diesem warmen Septembernachmittag, als wir uns im kühlen Wald versammelt hatten, um Werners Asche der Erde zu übergeben, sprachen nach der Zeremonie einige Weggefährten, Freunde, Freundinnen, Familienmitglieder des Grafikers. Unsere frühere Bürgermeisterin sagte, ohne den Grafiker wäre sie wahrscheinlich nie Bürgermeisterin geworden. "Oh ja!", entfuhr es mir unkontrolliert. Denn auch ich gehör(t)e zu denjenigen (wozu ich immer unumwunden stand und stehe), die sich von einem ästhetisch ansprechenden Wahlplakat eher umgarnen und einfangen lassen als von einem uninspirierten Dithmarscher Bauernkopp (sorry!). Wie auch immer. 

Ich bin heute müde und muss über vieles nachdenken. Noch einmal zum Deich zum Baden fahren. Was bedeuten die Strukturen und Mechanismen, die auf dem platten Land, in unserer öden Kohl-Provinz, auf unseren Kohl-Straßen, in unserem Kohl-Köpfen funktionieren? Lassen sie sich auf  das Große Ganze, auf die Landes oder gar Weltpolitik übertragen? Hier ist damals eine Frau mit dem Parteibuch der Grünen (nota bene unterstützt von den Roten, der SPD) gewählt und ein Mann der Schwarzen CDU nicht gewählt worden. Weil die Grüne den besseren Grafiker beauftragt hatte. Ha! Beendet hat sie ihre Amtszeit als Parteilose, weil ihr die Grünen unterwegs in den Rücken gefallen waren und sie das denen nicht verzieh! Für eine zweite Amtszeit stand sie von Anfang an nie zur Verfügung. Das wiederum habe ich ihr nie verziehen. Wie auch immer.

Ich glaube, der tote Grafiker hat auch für ihre Nachfolgerin gesorgt.

Was also sagt uns das? Wir bildergläubigen Ungläubigen? Unbelehrbaren? Idioten?

Donnerstag, 9. September 2021

Einbaum ...

... Oder zwei Bäume. Ein weiterer schwieriger Tag. Mit schweren Gedanken. Boris holt mich um 13:30 Uhr ab. 14 Uhr Waldfriedhof. Anschließend Westerwohld. Am Abend Stapel.

Unser erster Auftritt seit Beginn der Pandemie, seit der Premiere am 7.3.2020 - im Andenken an Werner, unseren Freund, Fotografen und Grafiker:

TEXT & TANGO
im Ohlsenhaus in Stapel, Beginn 19:30 Uhr

Judith Arlt liest aus „friedas gangarten“ und Boris Guckelsberger spielt Tangokompositionen von Astor Piazzolla und Roland Dyens.

111 Seiten mit je 111 Wörtern braucht Judith Arlt in „friedas gangarten“  um die letzten Tage der Fölmlis als Schuhmacher literarisch zu begleiten und unseren Schuhkonsum kritisch zu beleuchten.

Boris Guckelsberger eröffnet die Veranstaltung mit dem „Tod des Engels“ (Muerte del ángel) und schließt sie mit dem Gruß an den toten Vater (Adiós Nonino).


Mittwoch, 8. September 2021

ein ...

 ... schwieriger Tag vor dem anderen. Ich fühle mich krank. Herr Caruso lag zu meinen Füßen, als ich aufwachte. Als ob er mich verstehen würde in meiner Not und mir etwas von seiner Wärme freiwillig abgeben wollte. Es kratzt im Hals trotz der täglichen Einsingübungen. Leichte Kopfschmerzen. Man kann sich auch einfach erkälten bei dem Wetter auf dem Weg in die Nordsee und zuück. Ich fahre heute trotzdem noch einmal. Reizklima. Denn vielleicht ist es schon das letzte Mal. Ich habe am Schreibtisch, im Haus, in der Küche und im Garten zu tun. Aber meine Seele braucht frische Luft. Gestern hat mir der Nachbar mit seiner neuen Maschine das ganze Schnittgut der Blutpflaume zerhäckselt - was für ein ohrenbetäubender Lärm und trotzdem große Dankbarkeit!

Dienstag, 7. September 2021

erstaunlich ...

... finstere Nacht! Nun ist der Mond ganz verschwunden und mein Caruso auch. Sobald die Sonne aufgegangen sein wird, werden wir uns wieder sehen.

Montag, 6. September 2021

einstellige ...

... Zahlen am frühen Morgen. Ich rede von den Außentemperaturen. Dicker Nebel in der Feldmark. Die ganze Welt ist plötzlich verschwunden. Unverhofft taucht ein Nachbar mit Hund auf. Sowie ein stehender Mensch. Ein Mann, neben seinem vollbeladenen Fernfahrrad. Der mit dem Smartphone in die falsche Richtung fotografiert. Muss ein Fremder sein. Die Sonne geht noch nicht ganz im Osten auf. Aber auch diesen Aufgang verschluckt der Nebel. Alles hat sein Gutes. Der Tag schreitet voran. Die Zeit schreitet voran. Die Zahlen schreiten voran. Ich habe heute bereits 5 Kilometer für's Stadtradeln gesammelt. 

Sonntag, 5. September 2021

etwas wärmer ...

... zeigt sich der Sonntag. Der Kater hat fast die ganze Nacht im Haus verbracht. Beim Frühstück entdecke ich eine Schramme am rechten Ohr und eine kahle Stelle an der Stirn. Hat sich wohl wieder geprügelt und muss jetzt ausruhen. Ich fahre ans Wasser und schwimme mein Dreieck. Als ich nach Hause komme, will er fressen. Und am Abend schläft er zwei Stunden auf dem Sofa auf meinem Schoß! Schönheitsschlaf, eh er wieder aufbricht.

Samstag, 4. September 2021

endlich wieder ...

... Nordsee. Kalter Wind aus Ost und immer noch wenig Wasser. Aber immerhin mehr als knöcheltief. Ich fahre hin und zurück über Helmsand, um Kilometer zu gewinnen.

Freitag, 3. September 2021

einmal noch ...

 ... statt Einsingen um 9 bereits auf den Rädern Richtung Norden. Die Bahn streikt und das Fahrrad ist das sicherste Fortbewegungsmittel. Über die Eider nach Nordfriesland. Aber so weit will ich gar nicht, begleite bloß meinen Besuch ein Stück. Von Edemannswurth nach Edemannswisch. Verfahre mich hoffnungslos auf dem Rückweg - kann die Zeichen am Horizont nicht lesen. Sankt Bartholomäus (Wesselburen), qualmende Schlote (Hemmingstedt) und ein Funkturm (Heide) - das magische Dreieck. Erst als mich eine neu asphaltierte Brücke über die Autobahn verführt, werfe ich einen Blick auf die Karte. Um 11 bin ich trotzdem wieder zu Hause, im Gepäck einen Wirsing und einen Riesen-Kohlrabi. Auf den Abstecher zur Badestelle Nordermeldorf habe ich verzichtet, obwohl es Hochwasserzeit war. Aber immer noch 0,40 m Abweichung vom MHW. Die Luft ist herrlichherbstlich kühl, ich bin durchgeschwitzt und hungrig, habe weder ein Handtuch noch ein Picknick im Korb.

Donnerstag, 2. September 2021

Eescherdeich ...

... im September. Ich habe Besuch. Und wir machen einen Tagesausflug nach Friedrichskoog. Der Meldorfer Bucht entlang und zurück durch die Köge der Kaiserin Auguste-Victoria (mit C) und Sophie. Und weiter durch den Triangel zu den alten Deichen. Helser-, Trennewurther-, Barlter- bis zum Eescherdeich (mit zwei E), dem Elpersbütteler Deich mitten hinein in den Meldorfer Sommerkoog. 

Mittwoch, 1. September 2021

Erster ...

September! Herbstanfang am Himmel. Nippzeit an der Meldorfer Bucht. So etwas hab ich noch nie gesehen in den Kurven des BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie): zwischen einem halben und einem Dreiviertelmeter weniger auflaufendes Wasser als normal. Normal = Mittleres Hochwasser, 663 cm. Zum Deich fahre ich natürlich nicht, weil auch die Tidenzeiten unmenschlich sind. Aber ich war beim Sonnenaufgang.