Montag, 31. Dezember 2012

Mahnwache in Meldorf ...

... fällt infolge Feiertag aus. Stattdessen ab 21 Uhr: 60's Cocktailparty im Bornholdt.

Japans neue Regierung sagt zum Neuen Jahr den Atomausstieg ab. Fukushima ist vergessen. Alle Atomreaktoren, die als sicher eingestuft werden, sollen wieder in Betrieb genommen und der Bau neuer Reaktoren ins Auge gefasst werden.


Sonntag, 30. Dezember 2012

Der dritte Baumstamm ...

... ist der größte und kam hinter dem roten Sofa aus Nindorf angerannt.
Er dient uns fortan als Kerzenständer. Froh zu sein, bedarf es wenig. Höchstens einer geheizten Stube. Und ein paar Pinselstriche Leinölfirnis.

Samstag, 29. Dezember 2012

Das zweite rote Sofa ...

... tritt unverhofft in unser Wohnzimmer. Seit wir von Nindorf zurück sind, steigt die Temperatur wieder an.
Als wäre dies das Normalste der Welt, beanspruchen die neue alte Ecke  sofort unsere polnischen Pinguine für sich. Siehe blog vom 4. Februar 2008.
Das zweite Rote Sofa fügt sich klaglos in seine Rolle als Ersatzeisscholle. Als hätte es nur darauf gewartet.

Freitag, 28. Dezember 2012

Der Ausflug nach Nindorf

Es ist eisig. Stürmisch. Die Temperatur stürzte über Nacht ins Bodenlose. Wir bewegen die Fahrräder und fahren nach Nindorf. Absichtslos und wunschlos. Glücklich.

Montag, 24. Dezember 2012

Mahnwache in Meldorf ...

... fällt infolge des christlichen Feiertags aus. Stattdessen Spaziergang am Nachmittag bei 6 Grad Plus. Sauna zu Hause. Danach Dithmarscher Rotkohl mit Feigen und Blauschimmelkäse, Rösti. Zweiter Spaziergang zur Heiligen Nacht. Starker Wind aus Südwest. Warm auf den Wangen wie im August. Kommt direkt aus der Wüste und umschmeichelt uns. Das Thermometer zeigt 10,9 Grad Plus.

Freitag, 21. Dezember 2012

Winteranfang

Der astronomische Winter beginnt bei uns auf der Nordhalbkugel jetzt - um 12:11 Uhr.

Die grüne Samtschnecke

Zum kürzesten Tag des Jahres eine Laudatio auf die grüne Samtschnecke. Sie ist eine Überlebenskünstlerin. Sie kann Licht zu Energie umwandeln. Die grüne Samtschnecke lagert grüne Chloroplasten, pflanzliche Zellkörper aus ihren Lieblingsalgen, in ihren eigenen Zellwänden ein. Mit Hilfe dieses Vorrats an Lieblingsspeise, kann sie, sagt der Fachmann, wie eine Pflanze Photosynthese betreiben und aus Licht eigenständig Kohlehydrate bilden. Bekommt sie genug Licht, ist die grüne Samtschnecke in der Lage, mehrere Monate ohne Nahrung auskommen. Sie wird den Weltuntergang überleben.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Diddlasbadscher

In einem alten ZEITmagazin fand ich die Schimpfwörterkarte Deutschlands. Ich zitiere nur ausgewählte auf den Buchstaben D, geografisch geordnet von Süd nach Nord: Dutterer, Drimsler, Dommfoozer, Dabbschädel, Diddlasbadscher (bin in Franken angekommen), Dabbes, Durmelidier, Dölmer, Drietlöken. Das einzige, was ich verstehe, ist das ostfriesische Du olle Törf. An das T und die Verständlichkeit schließen sich die Schleswigholsteiner mit Torfkopp an. Morgen soll die Welt untergehen. Und ich bin heute um ein paar Wörter reicher geworden.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Dish-Dash

W. brachte von seiner letzten Reise ein langes arabisches Gewand mit. Ich werde es kürzen müssen, es soll nur knöchellang sein. Bei der Anprobe in unserem Wohnzimmer stolperte er darüber. Die Ärmel kann er umschlagen. Zuerst will ich es waschen, vielleicht läuft der Stoff ein. Er ist schwer. Auf einem der Zettel, die ich abschneide, bevor ich das goldene Gewand in die Waschmaschine werfe, steht "ARABIC DISH_DASH". Ich google. Was sonst soll ich mit meiner Zeit tun?
In Oman, Kuweit und Katar heißt dieses Kleidungsstück Dischdascha, oder Dishdash, im Arabischen aber eigentlich Thawb (taub = Gewand). Die Männer in der Wüste tragen es weiß. Es ist luftig. Frauen tragen etwas anderes, meist schwarz. W. hat sich für Sandfarbe entschieden.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Die Dithmarscher Orpingtonhenne Rebi

Rebi ist ein Jahr alt. Rebi lebt in Süderholm (Dithmarschen). Rebi ist eine Großhenne, viereckig, wie sich das für ihre Rasse gehört. Und ihr Gefieder ist rebhuhnfarbig gebändert. Rebis Züchter bezeichnet sich als "Fanatiker der Geflügelzucht". Schön!
Bereits zum dritten Mal ist ein Orpington-Huhn aus seiner Zucht bei der Europameisterschaft der Kleintierzüchter zum Siegerhuhn erkoren worden.
An der Kreisgeflügelschau in Tellingstedt holte Rebi übrigens kürzlich auch das begehrte Tellingstedter Band.

Montag, 17. Dezember 2012

92. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Mahnwache gegen Atomkraft

Davor lohnt sich ein Schritt um die Ecke in die Bücherstube: Dort und nur dort gibt es den "Himmel über Meldorf" zu kaufen. Eine Kunstbetrachtung von Jochen Bufe über Deckenmalereien und Gewölbefresken im Meldorfer Dom. Mit zahlreichen Farbbildern. Limitierte Auflage.

Sonntag, 16. Dezember 2012

3. Advent

Zum dritten Advent die gute Nachricht vorneweg: ich bin wieder zu Hause. Zu Hause fühle ich mich in Dithmarschen, an der Nordsee, in einer von Bergen befreiten, gut durchlüfteten Landschaft.
Die Schweiz, die ich vorgestern früh wieder einmal verlassen habe, ist ein Verbotsland. Nun sollen also auch "Wegwerfplastiksäcke" verboten werden (siehe: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/WegwerfPlastiksaecke-werden-in-der-Schweiz-verboten/story/30847445). Auch "Raschelsäcke" genannt. Was sie aber von den "Plastikeinkauftragtaschen" unterscheidet, weiß niemand. Vielleicht die Reißfestigkeit. Oder das Gegenteil davon. Die Zerreißfähigkeit. Die Zerreißprobe.  Der Elchtest. Die Tannenwälder Skandinaviens. Und von dort ist es nicht mehr weit bis zum Weihnachtsmann.

Samstag, 15. Dezember 2012

Santa Lucia

Heute 17 Uhr: Santa Lucia - Advents- und Weihnachtslieder aus aller Welt.
Heide, St, Jürgen am Markt. Eintritt frei, um einer Spende für die Kirchenmusik an St. Jürgen wird freundlich gebeten.
Es singt die Heider Kantorei, der Kinder- und Jugendchor sowie der Seniorenchor an St. Jürgen. Leitung und Orgel: Sebastian Schwarze-Wunderlich. Mit Intermezzi vom Heider Posaunenchor unter Leitung von Gunda Köster.

Freitag, 14. Dezember 2012

Gezählte Stunden

Generalprobe um 18 Uhr in St. Jürgen am Markt in Heide. Ich habe von allen Sängerinnen und Sängern mitsamt Blechbläsern, Organisten, Dirigenten, Kartenverkäufern, Platzanweisern, Garderobenfrauen und Notenblattumblättererinnen den weitesten Anfahrtsweg. Deshalb stehe ich jetzt auf und gehe los.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Die Reihe der Tage

Der Dreizehnte schafft es in diesem Jahr nicht mehr auf einen Freitag. Und so bleibt das Unglück außen vor. Aber nächstes Jahr, falls die Welt nicht vorher untergeht, ist das Ganze Jahr über die Dreizehn angesagt. Freitage passen dazu nur in zwei Monaten (in diesem Jahr waren es drei!). Im September und im Dezember. Also bleibt genug Zeit, um dem lauernden Unglück aus dem Weg zu gehen.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Das Tempo der Nacht

W. kam vor ein paar Tage von einer langen Reise nach Hause und erzählte mir als erstes, dass die Nacht schneller sei als das Flugzeug. Das war immer schon so. Seit es Fluggeräte am Himmel gibt, die versuchen, die Zeit einzuholen. Aber er hatte es diesmal leibhaftig gesehen. Er flog von Fernost zu mir ans Dithmarscher Wattenmeer und konnte nicht schlafen.
Umgekehrt ist es auch so. Auch der Tag ist schneller als das Flugzeug.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Bambus am Dienstag

Überzuckert, etwas schwer, gebeugt vom Morgennebel und Frühreif, gerade geküsst von der Mittagssonne.

Montag, 10. Dezember 2012

91. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt, Meldorf
Mahnwache gegen Atomkraft

Danach haben wir, mein Mann und ich, zu Hause bei Kerzenschein ein tête-à-tête (laut Duden veraltet!) anlässlich unserer 228 Monate alten Ehe.

Sonntag, 9. Dezember 2012

2. Advent

Heute 09.30 Uhr:  Wer kann, der möge bitte den Fernseher anschalten und zum ZDF zappen. Wer mag, kommt so in den Genuss, den evangelischen Fernsehgottesdienst aus Meldorf mitzuerleben. Unseren Backsteindom von innen zu Hause in der warmen Stube betrachten zu können (der Dom wird seit der letzten Renovierung nur noch auf 16° geheizt, da sich sonst im Gewölbe Feuchtigkeit ansammelt und Schimmel die eben aufgefrischten alten Fresken wieder überzieht). Sowie vielleicht das eine oder andere Bild aus der Stadt und Umgebung zu erhaschen. Der Gottesdienst selbst steht unter dem Titel "Gott will im Dunkel wohnen" (aus dem Lied "Die Nacht ist vorgedrungen" von Jochen Klepper). Es singt der Kammerchor Cantoris unter der Leitung des Meldorfer Kirchenmusikdirektors  Paul Nancekievill.. An der Orgel sitzt Karl Helmut Herrmann und auf der Kanzel steht Pastorin Ina von Kortzfleisch-Brinkmann.
Ich kann nicht. Ich habe den Dom täglich vor Augen und heute einen Heimgekehrten zu pflegen.

Samstag, 8. Dezember 2012

Der Matilda-Effekt

Der Matilda-Effekt ist die Kehrseite des Matthäus-Effekts. Und umgekehrt. Wie das Kehrseiten so an sich haben. Der Matilda-Effekt ist ein Begriff aus der Geschlechterforschung. Der Matilda-Effekt ist ein Genderproblem. Frauen kennen ihn seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Männer (die Bibel, die Evangelisten) versuchen ihn natürlich zu verdrängen. Der Matilda-Effekt ist benannt nach der amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda J. Gage, die als erste das Phänomen nicht nur erkannt, sondern auch beschrieben hatte: Das systematische Verdrängen und Leugnen der Beiträge von Wissenschaftlerinnen in der Forschung. Das selbstverständliche Übertragen der fachlichen Verdienste ihrer Arbeit auf männliche Kollegen.
In der Kunst sieht es übrigens nicht besser aus. Man denke nur an Brecht, Schumann und andere. Hopper zum Beispiel. Verstärkt wird der Matilda-Effekt durch persönliche Beziehungen, unter nicht gleichberechtigten nicht gleichgeschlechtlichen Konkurrenten wie Vater - Tochter, Bruder - Schwester, Ehemann - Ehefrau, Geliebter - Geliebte usw.
Der Matilda-Effekt illustriert die zweite Hälfte des Zitats aus dem Matthäus-Evangelium: ... wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. (Mt 25,29). Wäre die Bibel empfänglich für die Genderproblematik, hätte sie beispielsweise auch nur eine einzige Autorin (Evangelistin) unter ihren Lieferanten, dann würde die die Dinge auch sprachlich auf den Punkt bringen können: ... die aber nicht hat, der wird auch das, was sie hat, genommen ...

Freitag, 7. Dezember 2012

Der Matthäus-Effekt

Der Matthäus-Effekt ist die Kehrseite des Matilda-Effekts. Und umgekehrt. Wie das Kehrseiten so an sich haben. Der Matthäus-Effekt ist ein Begriff aus der Schwarmforschung, man kennt ihn v.a. aus Google-Rankings. Aber natürlich geht er auf die Bibel zurück. Natürlich auf das Matthäusevangelium. Und natürlich auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten: Denn jedem, der hat, wird gegeben und er wird in Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. (Mt 25,29).
Auf die Welt der modernen Medien übertragen heißt das: Aufmerksamkeit (Liebe, Streicheleinheiten, Geld usw.) kriegen  nur die, die sie ohnehin schon haben. Dieser "sich selbst verstärkende Sog bindet sämtliche Kräfte" lese ich in der Zeit (= Name einer deutschen Wochenzeitung), die wohl aufgrund der Wetterverhältnisse gerade eben erst mit einem ganzen Tag Verspätung in meinem Briefkasten am Wattenmeer gelandet ist. Und weiter, auf die Buchbranche bezogen: "Was [sic! nicht Wer] ganz oben auf den Bestsellerlisten steht, wird großflächig in den Buchhandlungen dekoriert, findet ausgiebig in Fernsehen und Feuilleton statt, wird in sozialen Netzwerken empfohlen und kommentiert." Schön!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Bambus mit Schnee

Über Nacht hat sich die Welt am Wattenmeer beruhigt. Mindestens zehn Zentimeter Schnee sind gefallen. Ich suche im Morgengrauen die Schneeschaufel, den Schneebesen, den Schneeschieber. Unser nordfriesischer Bambusgärtner sagt, ich solle den Bambus liegen lassen, falls er vom Schnee niedergedrückt wird. Nicht hinrennen. Nicht Hand anlegen. Nicht anfassen. Geduld haben. Der Bambus richtet sich immer aus eigenen Kräften wieder auf. Sagt der Bambusgärtner. Der Bambus weiß selbst am besten, wann der für ihn richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Ich brauche eine Stunde, um rund ums Haus alle Zugangswege freizuschaufeln.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Bambus mit Amsel

Der erste schöne, klare, eiskalte Wintertag am Wattenmeer. Wenig Schnee und ein bisschen Sonne am Mittag. Der Bambus bleibt immer grün und aufrecht. Unsere Hausamsel hockt auf der Rhizomsperre und harrt der Dinge, die da kommen werden.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Barbórka

Allen Barbaras dieser Welt herzlichen Glückwunsch zum Namenstag! Die polnischen Bergleute feiern heute ihre Barbórka (ausgesprochen Barburka - so auch die alte Schreibweise), denn sie verehren die Barbara als ihre Patronin.
Außerdem ist sie eine der Vierzehn Nothelferinnen, Schutzpatronin (wie gesagt) der Bergleute, der Geologen, der Schlesier (!), aber auch der Gefangenen, Glöckner, Architekten, Sterbenden und hilft (auch sie) gegen Blitz und Donner und Feuer. In Deutschland und in modernen Zeiten ist sie auch die Patronin des Technischen Hilfswerks!

Sonntag, 2. Dezember 2012

1. Advent

Wir trennen uns am Hauptbahnhof in Hamburg. W. steigt aus und um, fährt mit der S-Bahn zum Flughafen, fliegt nach Peking. Ich bleibe im ICE sitzen bis Altona und nehme die NOB nach Hause.

Samstag, 1. Dezember 2012

Die polnischen Versager ...

... feiern heute ihren ersten Bucherfolg.
Adam lädt mit folgenden Worten auf fb ein: Das Buch "Der Club der Polnischen Versager" erscheint am Samstag, dem 1. Dezember und wir feiern mit EUCH eine Release-Party, natürlich mit obligatorischer Lese-Show (sic!) und wie üblich mit DJs aus Japan: "subhumanbros" mit "analog synthesizer live session" von den Sakamoto Brüdern. Bis dann! Adam

+++ Samstag, 01.12.2012 ab 21.00 im CPV, Ackerstr. 170, Berlin-Mitte, U Rosenthaler Platz +++

Freitag, 30. November 2012

Der Hamburger Bahnhof

Der Hamburger Bahnhof ist ein Museum in Berlin. Für Gegenwart. Wir schauen uns den "Kinderkreuzzug" von Martin Honert an. Kindheitserinnerung ist dazu zu schnöde und zu wenig gesagt. Kindheitsmomente künstlerisch übertragen in die Gegenwart. Dreidimensionale Verwertung von Kinderzeichnungen, ha!
Als Kontrast "lautlos" im oberen Stock. Nina Canell und Rolf Julius. Wunderbar asketisch und seltsamerweise immer lauter, je länger wir dort verweilen.
Dann fällt der erste Schnee auch in Berlin.  

Donnerstag, 29. November 2012

Mittwoch, 28. November 2012

Der Damast

Der Damast hingegen ist ein feines Seidengewebe, das ursprünglich aus Damaskus stammt. So einfach ist das manchmal. Der Name leitet sich vom Ort ab, an dem die Sache hergestellt wird. Meist einfarbig, mit eingewebtem Muster.

Dienstag, 27. November 2012

Die Herberge am Meer

Wer kann, darf gucken. Wie es auf einer "Handvoll Erde im Meer"* zugeht.
Heute 18:15-18:45, NDR-Fernsehen
http://www.ndr.de/fernsehen/epg/epg1157_sid-1269114.html

*Titel des soeben im Wachholtz Verlag erschienenen Buchs des ehemaligen Halligpastors Dietrich Heyde über das Leben auf Hooge.

Montag, 26. November 2012

89. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt

Laut Fukushima Diary leidet nahezu jedes zweite Kind in der Region unter Zysten oder Knoten an der Schilddrüse.

Sonntag, 25. November 2012

Der Bombast

Der Bombast hat nichts mit der Bombe, aber viel mit der Baumwolle zu tun. Das deutsche Wort Bombast ist entlehnt aus engl. bombast = Bezeichnung für ein Baumwollgewebe, das zum Auswattieren von Jacketts verwendet wurde.
Der Herkunftsduden sagt, dass die "Bedeutungsübertragung auf übertrieben umständliches und schwülstiges Sprechen" von der "Vorstellung eines aufgebauschten Wamses" ausgeht. Also ein Attribut, das nur Männern zugeordnet wird. Interessant.
Dabei liegt der Ursprung, das Material, die Quelle sicher auch in weiblichen Händen: altfranzösisch bombace, spätlateinisch bombax (bambagium), griechisch pámbax (bambákion), persisch pänbäk, pänbä bedeuten alle Baumwolle.

Samstag, 24. November 2012

Der Barockgarten

Mehr als zwei Dutzend gesunde Bäume mit ausladenden Wipfeln wurden gestern in Krakau im Park vor der Villa Decius gefällt. Die Sicht auf die Villa (deren Wideraufbau und Nutzung als internationales Kulturzentrum u.a. Albrecht Lempp zu verdanken ist) musste freigerodet werden. Denn rund um die Villa soll der barocke Garten originalgetreu wieder hergestellt und Bollwerke, Türme, Tore, Pforten, Brücken, Festungsgraben usw. errichtet werden.  

Freitag, 23. November 2012

Die Herzensangelegenheit

Warum tritt der plötzliche Tod am Montag auf und nicht am Freitag? Was hat er zu Beginn einer hektischen Arbeitswoche zu suchen? Warum wartet er das Mittagessen ab, nicht aber den Feierabend? Seit Montag lassen mich diese Fragen nicht mehr los.
Seit Montag läuft in der ARD die Themenwoche "Leben mit dem Tod". Ich kann nicht mehr hören, was eine Ex-Bischöfin und Ex-EKD-Ratsvorsitzende dazu zu sagen hat. Obwohl ich die Frau eigentlich schätze. Alle öffentlichen Diskurse bekommen heutzutage einen bombastischen Vorlauf. Und dieser Bombast erdrückt (obwohl er ursprünglich wärmt). Erstickt die Bereitschaft, mitzudenken. Mindestens sieben Tage lang wird einem das Thema mehrmals täglich zu besten Sendezeiten ins Hirn gedröhnt. Obwohl es schon beim ersten Mal klar geworden ist. Abschalten. Aber dann kommt es Dir noch sieben Tage lang auf Schritt und Tritt entgegen.
Der plötzliche Tod hat meist mit dem Herzen zu tun. Und mit keiner Sendeanstalt. Wo auch immer. In Warschau, Berlin oder Zürich. Berührt er nicht den öffentlichen Diskurs. Nur das Herz kann plötzlich nicht mehr. So sind schon viele von uns gegangen. Am Montag Nachmittag auch Albrecht Lempp.  

Donnerstag, 22. November 2012

Der Haubenibis 2

angekommen, nach fast sechs Jahren ... (im Hintergrund ein Lavabrocken aus dem Haleakalakrater)

Mittwoch, 21. November 2012

Der Haubenibis

Gestern beim Aufräumen kam er mir plötzlich wieder unter die Finger. Der Haubenibis, japanisch toki. Eine winzige Porzellanattrappe. Gebettet auf roten Samt. Gekauft in Niigata. Im Hotel Nikko.
Der gehört auf das Fensterbrett vor meinem Auge. Warum ich das all die Jahre vergessen hatte, weiß ich nicht.

Dienstag, 20. November 2012

Der Überfluss

Über zwei Monate hat es gedauert, genau elf Wochen und zwei Tage, bis unser asiatisches Zimmer wieder bezugsbereit ist (siehe blog vom 2.9. Abfluss).


Zu allem Überfluss ließen wir ein neues Fenster einbauen. Ein Nebeneffekt des Rohrbruchs. Der Klempner hatte seine Arbeit als erster getan. Die Tischler brauchten länger, denn die Wand musste trocknen, ehe die Verkleidung wieder angebracht werden konnte. Vor lauter Langeweile sahen sie sich um in dem kleinen Zimmer und erklärten das Fenster zu Schrott. Heute brachten sie das neue. Die nasse Wand ist längst getrocknet und eingekleidet. Sie lärmten und staubten, ließen alle Fenster und Türen offen stehen. Ich bekam Schnupfen, putzte, saugte Staub, bügelte Vorhänge, schleppte Kissen, Bücher, Kitsch. Als W. nach Hause kam, schalteten wir die Sauna ein, legten die Tatamis endlich wieder auf den Boden und ruhten uns zwischen den Saunagängen darauf aus.



Montag, 19. November 2012

88. Mahnwache in Meldorf

Die Temperaturen sinken. Bodenfrost und schwerer Nebel am Morgen. Unverdrossen versammeln wir uns am Abend zur gewohnten Montagsmahnwache in Meldorf:
18:00-18:30 Südermarkt

Blockaden in Nordenhahm und Grohde gegen Mox-Transport:
http://www.welt.de/newsticker/news3/article111263497/Mox-Transport-Polizei-raeumt-Blockaden-in-Nordenham-und-Grohnde.html

Sonntag, 18. November 2012

Der Kopfzerbrecher

Geduld bringt Leichen. Sogar am Sonntag. Zwei Mäuse mit gebrochenem Genick in der Garage vorgefunden. Der Kopfzerbrecher war offenbar die Käserinde, die ich im dritten Anlauf in die Falle gelegt hatte. Daran hatten meine ungebetenen Gäste schwerer zu beißen als am windelweichen Cheddar.
W. ist auf der Rückreise von Rom. Diesmal mit Kastanienhonig im Gepäck.

Samstag, 17. November 2012

Der Maulwurf

Der Maulwurf gräbt nicht mit dem Maul. Sondern mit seinen zierlichen Fingernägeln (siehe Foto im blog vom 13.2.2010). Der Maulwurf ist ein Bodenlüfter. Laut Herkunftsduden hieß er im Mittelhochdeutschen noch moltwerf (Erdwerfer). Nach dem Wort molt (Erde, Staub). Als der Bestandteil -molt in seiner Bedeutung ausstarb, wurde aus moltwerf über mūlwerf durch Vokalab- und umschleifungen der heutige Maulwurf.

Freitag, 16. November 2012

Die Ewiggestrigkeit

Wie sagt das Sprichwort? Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Meine Mäuse tanzen in der Garage auf dem früher als Weinregal benutzten Holzgestell, das die Vorbesitzer stehen gelassen haben. Darauf breite ich das ganze Jahr über meine gesammelten Schätze aus dem Garten aus. Davor stehe ich immer wieder voller Ehrfurcht. Und Andacht. Und nun das. Mäusekot, zerbrochene Blumentöpfe, Samen. Überall Samen.
Die Fallen taugen nichts. Oder die Tanzmäuse sind zu intelligent. Lachen über meine Ewiggestrigkeit. Freuen sich über die Abwechslung im Speiseplan. Select vintage Cheddar (a rich, creamy and sweet cheddar with a characteristic crunchy texture) - in welchem anderen Dithmarscher Haushalt wird ihnen so was vorgesetzt? Der Käse ist verschwunden. Die Schlagbügel sind runtergesaust. Wie das Henkersbeil. Aber sie haben allesamt ihr Ziel verfehlt.

Donnerstag, 15. November 2012

Mäusealarm

Da wir kein Auto haben, aber eineinhalb Garagen, landet dort alles, was irgendwo abgestellt werden muss. So steht auch der gelbe Sack (Plastik, Verpackungen, wir trennen nach Vorschrift) regelmäßig in der Garage, bis ihn die Müllabfuhr abholt. Draußen würde er in die Fänge des Nordseewindes geraten, und das wollen wir nicht.
Heute fand ich den gelben Sack zerfetzt, das Butterpapier in tausend Einzelteile zerlegt, eine Käsepackung säuberlich ausgeleckt, die Milchverpackungen und Joghurtbecher zerstreut. Den Sportrasensamensack geöffnet und zweckentfremdet. Mindestens zwei Kilo Samen vermischt mit Mäusekot. Sogar den Blumenerdesack haben die Plastikliebenden Mäuse angebissen. Der Inhalt schien nicht gemundet zu haben. Ich räume auf, obwohl ich anderes vor hatte. Dann fahre ich auf die andere Seite der Bahnlinie und kaufe die ersten Mäusefallen meines Lebens. Ich lege eine Ecke Cheddar auf die Wippe, den W. aus England mitgebracht hatte. Und stelle sie vor dem Eindunkeln so auf, wie es der Beipackzettel empfiehlt.
Morgen mehr.

Mittwoch, 14. November 2012

Die Schnapsdrossel

Auch die Schnapsdrossel gehört der Welt der Fantasie bzw. der Volksetymologie, wie der Duden es umschreibt. Sie sei nämlich nicht die Schwester des Schluckspechts und habe gar nichts mit einem Vogel zu tun. Sondern nur mit Trinken. Das Wort kommt von Drossel zu urspr. Kehle, Gurgel. Siehe auch erdrosseln = die Kehle zudrücken, erwürgen  Heute wird Drossel in dieser Bedeutung nur noch in der Weidmannssprache verwendet. Für "Luftröhre des Schalenwildes". Und der König Drosselbart hat seinen Namen wahrscheinlich auch vom Bart bekommen, der um seine Kehle umwuchert. 

Dienstag, 13. November 2012

Der Milchmann

Der Milchmann gehört seit Bichsel der frühmorgendlichen Welt der Fiktion. Und Frau Blum lernt den Bichselschen Milchmann wegen dieser tageszeitlichen Verstrickung nie kennen. Unsere Milch kommt aus dem Kühlregal eines der Meldorfer Supermärkte und steckt im Tetrapack. Zu meiner Rückkehr kaufte W. Milch bei Edeka. Ich kaufe sie am liebsten bei Sky. Und am zweitliebsten bei Aldi. Sky ist jenseits des Domhügels. Aldi + Edeka jenseits der Bahnlinie. Netto bei uns auf dem Geestrand. Je nach Wind, Wetter, Stimmung oder Kompromissbereitschaft verkürze oder verlängere ich meinen Weg zu einem der Meldorfer Kühlregale.
W. kaufte am Samstag "Unsere Heimat"-Milch. 7 Cent  pro Liter gehen an die "heimische Landwirtschaft", an die regionale Molkerei, lese ich. Worauf ich alle Seiten der Kartonverpackung studiere und erfahre, dass die Milch hergestellt ist in der Osterhusumer Meierei Witzwort eG. Witzwort! Mein nordfriesischer Lieblingsort (siehe blog vom 24.8.2011). In unserer Küche hängt seit dem Neujahr ein Kalender mit Impressionen aus dem alten Witzwort, auf der Titelseite, wie ich erst heute, am 13. November sehe, ein Mann, der auf seinem Motorrad "für die Meierei unterwegs ist, um bei den Bauern Milchproben zu nehmen". Also nicht Bichsels Morgengrauenmann, sondern der Meiereikontrolleur.
Heute war ich in anderer Sache bei Aldi. Aus lauter Neugier nahm ich eine Milch aus dem Kühlregal und suchte ihre Verpackung nach einem Hinweis ab, woher der Inhalt kommt. OHMW steht da. Und: Witzwort. Gleiche Postleitzahl wie auf der Heimatmilchverpackung. Witzwort gibt es nur einmal auf der Landkarte.
Kann die Abkürzung OHMW etwas anderes heißen als OsterHusumerMeiereiWitzwort?
Warum verkauft Aldi die nordfriesische Milch in Dithmarschen nicht als "Unsere Heimat"-Milch ?

Montag, 12. November 2012

87. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Mahnwache gegen Atomkraft

Kibitan klärt japanische Kinder über die Strahlengefahr auf:
http://www.welt.de/newsticker/news2/article110857952/Zeichentrick-Vogel-klaert-Kinder-in-Fukushima-ueber-Strahlengefahr-auf.html

Samstag, 10. November 2012

227

227 Monate verheiratet. Ich fahre nach Hause. Gestern brachte mir mein Warschauer Kater eine tote Blaumeise in die Küche. Wie um mir den Abschied zu erleichtern. In einem wahrhaft akrobatischen Sprung auf dem Balkon im Anflug erlegt. Der Vogel muss vor Schreck im Rachen des Raubtiers sofort gestorben sein. Wenn ich Glück habe, alle Züge pünktlich sind, ich keinen Anschluss verpasse, bin ich in 12 Stunden wieder am Wattenmeer.

Freitag, 9. November 2012

Tarabuk

Tarabuk - der Name des inplace, wo ich gestern einen angenehmen Abend verbrachte und soviel reden musste, dass mir schließlich die Stimme versagte - hat nichts mit Japan und nichts mit Büchern (die Endung -buk als fonetische Schreibweise des englischen "book") zu tun. Tarabuk ist eine literarische Figur. Aus einem Kinderbuch von Bolesław Leśmian (1877-1937). Aus "Przygody Sindbada Żeglarza", geschrieben 1913. Die Abenteuer des Seglers Sindbad. Die Titelfigur erinnert an 1001 und eine Nacht. Tarabuk ist ihr Onkel, der "die Poesie liebte, die Grammatik hingegen hasste".

"Wuj Tarabuk kochał poezję, lecz nienawidził gramatyki. Pisał z błędami i zazwyczaj na jedno słowo dwa do trzech błędów popełniał. Wstydził się wszakże swej błędnej pisowni i twierdził, że popełnia błędy umyślnie, ażeby potem mieć sposobność i przyjemność poprawiania swych utworów. Nie zauważyłem jednak, ażeby wuj Tarabuk raz napisany wiersz kiedykolwiek poprawiał."


Das Ganze im Original nachzulesen hier:
http://wolnelektury.pl/katalog/lektura/przygody-sindbada-zeglarza.html

Donnerstag, 8. November 2012

Mein Winter in Tsukuba

Buchvorstellung heute in Warschau (in polnischer Sprache):

Oficyna Wydawnicza Errata zaprasza na spotkanie z Judith Arlt,
autorką książki „Moja zima w Tsukubie”


prowadzi: Przemysław Kaniecki 
 
„Moja zima w Tsukubie” to dziennik podróży, a zarazem proza, która raz ujmuje czytelnika
poetyckim skrótem, a raz eseistyczną refleksją. Powstała na podstawie bloga, prowadzonego podczas dwumiesięcznego pobytu autorki w Japonii. Jak ona sama pisze: „W blogu z natury rzeczy nie mieszczą się ani fikcyjne postacie, ani wymyślona fabuła. Innymi słowy, tu wszystko zgadza się z rzeczywistością. Z rzeczywistością dla narratorki obcą, dziwną, niezrozumiałą. Opisuje ją w sposób spontaniczny, emocjonalny, nierozważny. Towarzyszy jej Profesor, znawca Chin – on patrzy na Japonię z perspektywy Wschodu, ona z perspektywy Zachodu”.

W Tarabuku, Browarna 6, Warszawa
8 listopada, godz. 18:00
http://www.facebook.com/events/126325564185389/

Mittwoch, 7. November 2012

Bach im Radio

Vor einer Woche, am Vorabend der polnischen Zaduszki, während weltweit Halloween gefeiert wurde, lag ich krank im Bett und hörte im polnischen Radio 2 (Dwójka) Bachs Johannespassion. Die Aufzeichnung einer Aufführung während des diesjährigen Festivals Wratislavia Cantans. Gesungen vom Tavener Consort, mit dem Breslauer Barockorchester (Wrocławska Orkiestra Barokowa), unter der Leitung von Andrew Parrot.
Erstaunt hatte mich nicht nur, dass zu Allerheiligen die Passionsgeschichte präsentiert wurde. Erstaunt hatte mich vielmehr, dass das Verhältnis von Chor zu Orchester umgekehrt zur üblichen Aufführungspraxis war. Den Chorpart sangen 4 (vier!) Sänger, unterstützt von den 4 (vier!) Solisten. Das Orchester bestand aus mindestens doppelt so vielen Musikern. Bach soll angeblich einen Dreifachchor gefordert haben. Parrot erklärt dies mit "finanziellen, an die Maezene gerichteten Appellen", so eine pompöse Ausstattung habe es wahrscheinlich nie gegeben.
Aber Parrots minimalistische Besetzung ist auch nichts neues. Der Basler Bachkantatenchor führt Bach nur mit höchstens zwei Sängern (sic!, meist wird auch der Alt von mindestens einem Mann vertreten) pro Stimme auf. Immer schon.   

Dienstag, 6. November 2012

verdreht gewachsen

Windschief leitet sich nicht vom Wind, sondern von winden (drehen, verdrehen) ab Sagt der Duden "Unnützes Sprachwissen, Erstaunliches über unsere Sprache", der u.a. mit Volksetymologien aufräumt. Ein windschiefer Baum ist nicht vom Wind schief geweht, sondern verdreht gewachsen. Ob die Mitarbeiter der Dudenredaktion je an der sturmwindgeplagten Nordseeküste waren und die dort wenigen Bäume mit den eigenen Augen betrachtet, mit dem eigenen Verstand beurteilt haben?

Montag, 5. November 2012

86. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Mahnwache gegen Atomkraft

Die Fische vor der Küste Fukushimas sind nach wie vor verseucht, der Meeresboden gibt weiter Radioaktivität ab und wahrscheinlich wird immer noch verstrahltes Wasser aus den Reaktoren ins Meer geleitet.
http://www.n-tv.de/politik/Fische-strahlen-unvermindert-article7578776.html

Sonntag, 4. November 2012

Der dornige Arganbaum

Der Arganbaum, auch Ziegenbaum oder Eisenholzbaum genannt, ist einer der ältesten Bäume der Welt. Heute wächst er nur noch im Südwesten Marrokkos. Er liebt wüstenähnliche, trockene Regionen, verträgt als eine der wenigen Pflanzen direkte Sonnenglut. Auf der Suche nach Wasser kann er seine Wurzeln bis zu 30 Meter in den Sand treiben. Tausende von sehr scharfen Dornen schützen ihn vor Tierfrass. Nur Dromedare nagen an Arganblättern. Eine dicke Hornhaut in ihrem Maul schützt sie vor Verletzungen. Im Schatten der riesigen Arganbaumkronen wachsen Gräser und Getreide, von denen die Berber leben können.
Das Sammeln und Verarbeiten der Arganfrüchte war von jeher Sache der Berberfrauen. Das Öl, das aus den Fruchtkernen gewonnen wird, gilt als eines der wertvollsten überhaupt. Es findet nicht nur in der Küche Verwendung, sondern wirkt auch als Schönheitsmittel und Medizin. Es soll vor Krebs und Falten schützen.
Wie ich darauf komme?
Ich kaufte gestern eine neue Antiaging- oder Ewigjung-Gesichtscreme meiner Lieblingskosmetiklinie. Auf der Verpackung ist das marrokanische Gold aufgemalt und verschriftet als "bio olejek arganowy". Ich musste zuerst ins Wörterbuch gucken, bevor ich es mir zum Schlafengehen mit den eigenen sanften Fingerspitzen in die Wangen tätscheln mochte. Danach träumte ich tatsächlich von wiederkäuenden Dromedaren.

Samstag, 3. November 2012

Die seltenen Erden

Die japanische Regierung hatte knapp 15 Milliarden Yen für den Wiederaufbau des Nordosten des Landes nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März 2011 bereitgestellt. 20 Monate später leben immer noch über 300 000 Menschen in Notunterkünften. Einem amtlichen Prüfungsbericht zufolge sind die Gelder zum Teil in ganz andere Projekte geflossen. So in den Straßenbau auf der Insel Okinawa (im Süden!), in den Export von Ausrüstung zur Katastrophenprävention nach Südostasien und in den Ankauf seltener Erden.
Was wollen die Japaner mit seltenen Erden? Frage ich mich. Die verseuchten Gebiete zuschütten?

Freitag, 2. November 2012

Die friedliche Erde

Ich wohne zwischenzeitlich am Rande des ältesten Friedhofs von Warschau (siehe blog vom 6. Mai diesen Jahres, Sonntagmorgen) und schlage zum Sonnenaufgang im Duden die Etymologie nach. Friedhof stammt nicht vom Wort Frieden ab, sondern leitet sich vom Althochdeutschen frīthof ab, dem eingefriedeten (abgegrenzten) Vorhof oder Hinterhof einer Kirche. Sag ich doch! 

Donnerstag, 1. November 2012

Das zügige Stilllegungsverfahren

Das Kernkraftwerk Brunsbüttel wird abgerissen. Für das Kraftwerk Krümmel soll ein zügiges Stilllegungsverfahren in Gang gebracht werden, sowie nachfolgend der Rückbau. Ich werde so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. Zuerst muss die Friedhofsreisewelle abflauen. In Polen sind heute (Allerheiligen) und morgen (Allerseelen) mehr Leute unterwegs als zu Weihnachten, Ostern oder vor den grossen Ferien.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Löcherschwund

Doch, ich weiß, wovor die Schweizer sich fürchten: Vor dem Löcherschwund im Käse. Vor dem Verlust ihrer Identität. Und die besteht nun einmal, wenigstens zu einem guten Teil, in löchrigem Emmentaler.
Weil es in den Schweizer Kuhställen so steril geworden ist, dass kein Stallstaub mehr in die Milch gelangt, streuen nun die Bauern Dreck (sprich: Heublumenpulver) in die Milch, damit die Löcher schön groß und rund bleiben und nicht zu unansehnlichen (sprich: unverkäuflichen) Fetzen verkommen. http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/kaeser-setzen-heublumen-pulver-ein-um-loecher-in-den-kaese-zu-zaubern-125502391

Dienstag, 30. Oktober 2012

Sicherheitsdenken

Manchmal kommen einem unterwegs ungeahnte Fragen entgegen. Wovor fürchten sich die Schweizer? Fragen meine Freunde und halten mir einen Artikel aus der heutigen Tageszeitung unter die Nase, aus dem hervorgeht, dass es in der Schweiz mehr sichere Bunkerplätze gibt als Einwohner. Etwa Dreihunderttausend Bunker übers Land verstreut sollen Platz bieten für etwa 9 Millionen Menschen. Ich zucke mit den Schultern. Ich weiss nicht, wovor die Schweizer sich fürchten. Ich fürchte nur, die Bunker werden ihnen nichts nützen. Wie lange wollen sie unter der Erde in Sicherheit verharren? Bis ihnen die saubere Luft ausgeht?
http://wyborcza.pl/1,75477,12763585,Maja_wiecej_miejsc_w_bunkrach_niz_mieszkancow__Czego.html

Montag, 29. Oktober 2012

85. Mahnwache in Meldorf

In Warschau am Morgen frostig, -6 Grad Celsius.
In Meldorf am Abend wie gewohnt Mahnwache gegen Atomkraft
18:00 - 18:30 Südermarkt

Aus dem neuesten The Economist:
http://www.economist.com/blogs/banyan/2012/10/japans-nuclear-disaster

Sonntag, 28. Oktober 2012

Sonntagstauwetter

Sonntag. Ich habe eine Stunde länger schlafen können in Warschau und trotzdem Halsweh und Schnupfen. Bis zum Mittag ist der Schnee weggetaut. Zum Vergleich zu Alamire und Tallis im Original, hier die sogenannte Tallis Fantasia von Ralph Vaugham Williams, gespielt vom BBC Orchester unter der Leitung von Andrew Davis, aufgenommen in der Gloucester Cathedral, wo das Stück - vom Komponisten selbst dirigiert - 1910 zum ersten Mal erklang: 

 

Samstag, 27. Oktober 2012

Straßenbegleitweiß

Es schneit den ganzen Tag in Warschau. Bis zum Abend kann man kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Die Freitagsfarben sind verschwunden. Der Samstag ist schwarz-weiß.

Freitag, 26. Oktober 2012

Goldener Herbst

Goldener Herbst in Warschau. So ein Licht (der Himmel, die Blätter, die Bäume - alles leuchtet, blendet, brennt) habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

"Why fumeth in fight ..."

Während ich nach Warschau fahre - 71 Sekunden Thomas Tallis. Psalm 2 aus dem Psalterium des  Erzbischofs von Canterbury, Matthew Parker, komponiert 1567, aufgenommen im Oktober 2012 vom Alamire-Ensemble unter der Leitung von David Skinner in der Fitzalan Chapel des Arundel Castle:


Why fum’th in fight the Gentiles spite, in fury raging stout?
Why tak’th in hand the people fond, vain things to bring about?
The Kings arise, the Lords devise, in counsels met thereto,
against the Lord with false accord, against His Christ they go.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Winterfestung

Ich mache den Garten winterfest. Nehme alle Pflanzen ins Haus, die keinen Frost ertragen. Lege die letzten grünen Tomaten aufs Fensterbrett. Rede dem Bambus gut zu, standhaft zu bleiben, bis ich wieder komme.

Dienstag, 23. Oktober 2012

We Apologise

Wie entsteht eine Entschuldigung? Die Australian Voices machen es vor:

"In this electro-acoustic piece, Davidson applies a microscope to sound. Using the words "we apologise" from then-Australian Prime Minister Kevin Rudd's historic 2008 apology to aboriginal Australians for past mistreatment, Davidson creates a beautiful soundscape by slowing the audio down by 250 times. We use our voices to imitate this slow version then speed up the recording 250 times to see if we can hear Kevin Rudd's voice re-emerge. The result surprised us all! 

Davidson used 250 times which is pretty much the same ratio as the amount of time white people have been in Australia compared to indigenous peoples."


Danke an http://www.theaustralianvoices.com/watch

Montag, 22. Oktober 2012

84. Mahnwache in Meldorf

Aus aktuellem Anlass mit Umzug vom Südermarkt über die Spreet- in die Zingelstrasse zur Dönerstube. Besammlung wie gewohnt 18:00 am Südermarkt zwischen Domcafé und Mühlenbäcker.

Letzte Woche legten bisher Unbekannte in der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag erneut an der Dönerstube in Meldorf ein Feuer. Dies war bereits die dritte Brandstiftung in diesem Jahr.
Wir möchten mit unserer Mahnwache der Familie Isik unsere Solidarität zeigen und deutlich machen, dass für derartige Verbrechen in Meldorf kein Platz ist.

http://zeitungen.boyens-medien.de/tageszeitung/meldorfer-zeitung/zeitung/artikel/wieder-anschlag-auf-doener-stube.html

Sonntag, 21. Oktober 2012

Straßenbegleitgrün

Das Straßenbegleitgrün am Eescher Weg blühte diesen Sommer wie eine Bergwiese. Nun sind die Blumen verblüht, entfernt und winterharte krautige Stauden eingepflanzt. Dies ist der neuen Stadtgärtnerin zu verdanken. Am Bahnhof hingegen, rund um die Unterführung blieben die Blumenrabatten lange leer, bis eines Tages blühfähiger Kies und Schotter hineingeschüttet wurde. Eine künstlich hergestellter mineralischer Bodenersatz, eine Vegetationstrageschicht, die diese vegetationsfeindlichen Standorte im nächsten Frühjahr zum Leben und Leuchten erwecken soll.  

Samstag, 20. Oktober 2012

Erntedankgartentisch

Ich räume mein Gemüsebeet auf. Buntmöhren, Buntmangold, drei Orangengroße Hokkaidos. Nicht auf dem Bild: eine Handvoll Brombeeren. Mein blühender Blattsalat. Und der dürre, aber immer noch duftende Zitronenmelissenstrauch.

Freitag, 19. Oktober 2012

Bambuslangflöte und Wölbzither


"Haru no Umi" (The Sea in Spring oder das Meer im Frühling), komponiert vom blinden Koto-Spieler Michio Miyagi für Shakuhachi (Bambuslangflöte) und Koto (Wölbzither). Eine musikalische Reise in die japanische Inlandsee Seto.

Hier kann man die für westliche Ohren verwässerte Version nachhören (bis Minute 11:30, zu hören bis zum 26.20.2012), arrangiert vom Dirigenten Eiji Oue für Querflöte und Streicher, gespielt von der NDR Radiophilharmonie:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/audio133139.html

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Der zweite Frosch

Im linken meiner weißen Saunaschlärpli (Anton dem Zweiten im Schuhmacherhimmel sei Dank für dieses Wort) lag heut früh ein trockenes Blatt. Dort wo sonst meine Zehen ihre bunt lackierten Nägel herausstrecken. Eines der vielen Blätter, der roten, gelben, braunen, die momentan zu Boden segeln. Ein braunes, vertrocknetes, hereingeweht, denke ich, durch eine offene Tür oder ein offenes Fenster. Ich wollte das Laub abschütteln, doch als ich das Schlärpli in die Hand nehmen wollte, hatte das dürre Blatt plötzlich Beine und sprang davon. Kauerte in der Ecke und atmete heftig. Ein Frosch! Freute ich mich. Ein fast ausgewachsener Laubfrosch! Mit vier muskulösen Sprungbeinen. Und rollenden Augen. Ich sprach besänftigend auf ihn ein, holte aus der Küche ein leeres Schraubglas, überredete ihn - er hatte höflich gewartet in seiner schutzlosen  Ecke - hineinzukriechen und trug ihn hinaus in den Garten. Zum Bambus. Dort ist es feucht und grün. Der zweite Frosch verschwand blitzartig in dem Pandabärengrün.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Erntedankfensterbank

Meine Tomaten: vernachlässigt im Frühjahr, den ganzen Sommer nie ausgegeizt, viel zu wild gewachsen, im Herbst plötzlich schwer beladen mit Früchten. Der Rest - mehrere Kilos sind bereits verzehrt, verkocht, verschenkt - errötet auf der Fensterbank.

Unser Hausbaum - jeder Garten braucht seinen Baum, jeder Baum sein Haus - die Edelkastanie: nach den ungezählt stachligen und tauben warf mir der Baum gestern einen Teller voll ausgereifter Maronen vor die Füße. Ich bückte mich eilig, sammelte sie ein und lasse sie nun auf der Fensterbank trocknen. Reicht für eine Suppe zu zweit.




Dienstag, 16. Oktober 2012

Der Tiger

Noch einmal Tavener. Noch einmal Blake. Weil es so schön ist. Der Tiger. Komponiert zum 65. Geburtstag von Philip Sherrard. In Griechenland, in Katounia, im Angesicht der gewaltigen Felswand des Kandiligebirges, am Euboeischen Binnenmeer.




Tyger! Tyger! Burning bright
In the forests of the night.

What immortal hand or eye
Could frame thy fearful symmetry?

In what distant deeps or skies
Burned the fore of thine eyes?
On what wings dare he aspire?
What the hand dare seize the fire?

And what shoulder, and what art,
Could twist the sinews of thy heart?
And when thy heart began to beat,
What dread hand? And what dread feet?

What the hammer? What the chain?
In what furnace was thy brain?
What the anvil? What dread grasp
Dare its deadly terrors clasp?

When the stars threw down their spears,
And watered heaven with their tears, 
Did he smile his work to see?
Did he who made the Lamb make thee?

Tyger! Tyger! Burning bright,
In the forests of the night,
What immortal hand or eye 
Dare frame thy symmetry?

William Blake (1757 – 1827)

Sonntag, 14. Oktober 2012

Ockenswarft 3

Anleitung zum Glücklichsein: Blick von der Ockenswarft auf das Landsende. Am Sonntagmorgen. Nach dem Frühstück. Vor dem Kirchgang.

Samstag, 13. Oktober 2012

Ockenswarft 2

Anleitung zum Glücklichsein: Himmel über Hooge. Herbst der Regenbogen. Zwischen Ockenswarft und Hanswarft. Zwischen Frühstück und Mittagessen. Zwischen Hagelsturm und Sonnenschein.

Freitag, 12. Oktober 2012

Ockenswarft 1

Anleitung zum Glücklichsein: Überfahrt nach Hooge. Am linken Bildrand die Ockenswart, in der Mitte die Hanswarft, im rechten Bildteil, links vom Hafen die Backenswarft.

Das Lamm 2

Anleitung zum Glücklichsein: Wir fahren nach Hooge. Traditionsgemäß. Mitte Oktober. Nach Saisonende. Und ein bisschen Lokalkolorit für die kleinen und großen Menschen am anderen Ende der Welt von gestern:



Donnerstag, 11. Oktober 2012

Das Lamm

Für Luka, Nada, Alex und alle anderen kleinen und großen Kinder mit zweisilbigen Namen aus jener fernen Ecke der Welt, die mich hier lesen: Das Lamm (The Lamb) von John Tavener. Gesungen vom Tenebrae Choir. Etwas schwülstig ins Bild gesetzt. Aber hören geht gut ohne gucken. Meine Empfehlung: Ohren aufsperren, Augen auf den (englischen) Text unter dem Bild richten, Text und Ton genießen! Dies ist keine Anleitung zum Glücklichsein sondern eine Anleitung zum Auswendiglernen!
Tavener komponierte das Stück 1982. Zu einem Gedicht von William Blake. Für seinen dreijährigen Neffen Simon. Das Stück gehört allen zweisilbigen Kindernnamen! Nach der einen Quelle schrieb Tavener es an einem Nachmittag. Nach der anderen während einer Autofahrt von South Devon nach London. Taveners Mutter fuhr. Und dem Mitfahrer kamen gerade nur 7 Töne in den Sinn. Vielleicht decken sich die Angaben und die Autofahrt fand am Nachmittag statt.


The Lamb, by William Blake

Little Lamb, who made thee? 
Dost thou know who made thee? 
Gave thee life, and bid thee feed, 
By the stream and o'er the mead; 
Gave thee clothing of delight, 
Softest clothing, woolly, bright; 
Gave thee such a tender voice, 
Making all the vales rejoice? 
Little Lamb, who made thee?
Dost thou know who made thee?
Little Lamb, I'll tell thee, 
Little Lamb, I'll tell thee. 
He is called by thy name, 
For He calls Himself a Lamb. 
He is meek, and He is mild; 
He became a little child. 
I a child, and thou a lamb, 
We are called by His name. 
Little Lamb, God bless thee!
Little Lamb, God bless thee!


englischer Text + deutsche Übersetzung, bunt umrahmt fürs Auge:


Mittwoch, 10. Oktober 2012

Zweihundertsechsundzwanzig

Zum Zweihundertsechsundzwanzigsten Ehemonatsjubiläum nur für meinen Mann: die Goldbergvariationen einmal nicht von Glenn Gould und nicht auf dem Klavier gespielt:



Dienstag, 9. Oktober 2012

Knickpflegeerlass

Der grüne Umweltminister von Schleswig-Holstein will mehr für den Knickschutz tun. Auch der Naturschutzbund bewertet den derzeit geltenden (von eine schwarz-gelben Regierung verabschiedeten) Knickpflegeerlass als zu schwach, der ökologische Zustand der Wallhecken sei so schlecht wie noch nie, von einst 75 000 Kilometern seien heute kaum noch 45 000 übrig.
Der Knick (laut Duden Plural die Knicke oder die Knicks) ist eine winddurchlässige Baum- oder Strauchhecke. Knicks wurden in Dithmarschen im 18. Jahrhundert im Rahmen der Verkoppelung (Vorform der heutigen Flurbereinigung) als "lebende Zäune" angelegt. Der Name der Hecke leitet sich davon ab, was man mit ihr macht: Zweige, dünne Äste oder sehr junge Bäume werden geknickt oder gebeugt. Daher kommt auch der schöne (aber seltene) Begriff Gebückbaum. Geknickt darf aber wegen des Brutvogelschutzes nur vom 1. Oktober bis zum 14. März. Alle zehn bis 15 Jahre müssen die Knicks auf Stock gesetzt, also bis auf den Stock zurückgeschnitten und zum Stockausschlag gezwungen werden. So bleibt die Hecke dicht und kann als Windschutz dienen. Bodenwinde hält sie nur ab, wenn sie im unteren Bereich nicht verkahlt.
In ganz Schleswig Holstein soll eine Knickdichte von 60 laufenden Metern je Hektar in landschaftliche geprägten Gegenden erhalten werden. Und der grüne Umweltminister will nun wieder einen Schutzstreifen hinter und vor den Knicks einrichten lassen. Den gab es bis 2007. Dort darf nicht gepflügt werden. Und es würde verhindert, dass weidende Rinder den Knickfuss zertrampeln.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Oberflächenrauigkeit

Ein Fernerkundungsspezialist, eine Geoinformatikerin und zwei Praktikantinnen sind derzeit bei Steenodde im trockengefallenen Watt unterwegs. Sonntägliche Schlickwanderung zu vorgelagerten Muschelbänken. Sie sammeln Referenzwerte. Verlässliche Kontrollwerte. Für den Abgleich mit Satellitenbildern. Für die SAMOWatt-Kartierung (SAtellite MOnitoring). SAMOWatt ist Teil der europäischen Initiative "Global Monitoring for Environment and Security" (GMS). Damit soll in den nächsten Jahren ein gut vernetztes, unabhängiges europäisches Erdbeobachtungssystem aufgebaut werden. Radarsatellitensysteme sollen genutzt werden. Radarstrahlen werden Richtung und Neigung von Windrippeln erfassen. Die Zahl der Wattwurmhaufen an die Zentrale melden. Wo immer die ist. Die Schräglage des Bodens zum Satelliten beschreiben. Sedimenteigenschaften registrieren. Sowie, unschätzbar, die Oberflächenrauigkeit bestimmen.
 

Samstag, 6. Oktober 2012

Bienennährgehölz

Die Edelkastanie, lese ich, sei "vor allem ein wichtiges Bienennährgehölz". Oder anders gesagt, eine "sehr gute Bienenweidepflanze". Und: in raueren Gegenden, nördlich des 48. bis 50. Breitengrades reiften die Früchte nicht mehr regelmäßig aus. Ein kühles Frühjahr verzögere die Blüte bis zu einem Monat und dann blieben die Früchte im Oktober "taub".
Ich lebe auf dem 54. Breitengrad. In der Nacht fegte der erste heftige Herbststurm über mein Dach. Es blieb standhaft. W. ist in Jesolo und unterrichtet. In einer Regenpause schaffe ich fünf Schubkarren voller Cupulae (stachlige Fruchtbecher) vom Rasen weg, zwei vom Bürgersteig. Keine einzige reife Marone! Aber vielleicht mehrere Bienenvölker vor dem Verhungern gerettet?


Freitag, 5. Oktober 2012

Markscheidewesen

An der TU Bergakademie Freiburg (im Breisgau) ist eine Professur für Markscheidewesen ausgeschrieben. Nicht dass ich mich bewerben könnte oder wollte. Mir fehlen sämtliche Qualifikationen auf dem Gebiet der Markscheidetechnik, der Bergschadenkunde, der Geomodellierung oder Lagerstättenbearbeitung im Altbergbau oder der Bergbausanierung. Und mich zieht es nicht in den Süden.
Aber ich liebe Wörter und nehme das Zeitungsinserat zum Anlass, mir eine Karriere als Markscheiderin (nicht zu verwechseln mit der Karriere der Marktschreierin) vorzugauckeln. Die Markscheiderin legt unter- und übertägige Besitzgrenzen fest, sie "scheidet die Marken". Das ist denkbar einfach. Das Substantiv "Mark" meint hier Grenze und das Verb "scheiden" trennen. Markscheider sind seit dem Mittelalter amtlich bestellte Sachverständige und ihre Messergebnisse haben Urkundscharakter. Sie beschreiben und vermessen die Welt über und unter der Erdoberfläche. Früher, als es noch keine Markscheiderin gab, arbeitete der Markscheider mit dem Hängezeug oder Schinzeug (Lot, Gradbogen und Hänge- oder Setzkompass) sowie der Lachterkette und der Markscheiderlampe. Ich arbeite im übertägigen Bereich mit elektrooptischer Streckenmessung, also mit Totalstationen, GPS-Messungen und Photogrammetrie. Im Untertagebereich der Schlagwettergruben bin ich aufgrund der Explosionsgefahr noch auf optisch-mechanische Theodolite und Bandmaßmessungen angewiesen.  

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Laubfärbetag

Heute ist der Laubfärbetag. Gestern fielen innerhalb weniger Stunden sämtliche Maronen von unserem Baum. Alle dürr, mager, unreif, aufgeplatzt, unbrauchbar. Heute sind plötzlich alle Blätter der Ahornbäume feuerrot. Es gibt keine Jahreszeiten mehr. Keine Entwicklung. Nur noch abrupte Wechsel. Es regnet und die Sonne scheint in einem. Irgendwo im Osten zieht der nächste Regenbogen über den Himmel. Wir haben das Jahr der Regenbogen, den Tag des Laubfärbens.
Vor dreißig Jahren starb Glenn Gould an den Folgen eines Schlaganfalls - die sein Leben erhaltenden Maschinen wurden am 4. Oktober 1982 abgeschaltet.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Winterknoblauch

Ich stecke spanische Bioknoblauchzehen zwischen meine Rosenstöcke. Daraus soll Winterknoblauch wachsen. Seinen Namen bekommt der Knoblauch von der Pflanzzeit. Im Frühjahr gesteckte Zehen entwickeln Sommerknoblauch, im Herbst gesteckte Winterknoblauch.
Mein bescheidener Ernteerfolg von 7 Knollen (aber: wie die riechen!) hat mich ermutigt. Also wage ich das Experiment und die Mischkultur. Knoblauch soll nämlich Mehltau und Rostpilze, Läuse, Maulwürfe und andere Schädlinge oder Krankheiten fern halten. Zwischen den Erdbeeren beugt er Grauschimmel vor, bei den Möhren vertreibt er die Möhrenfliege, den Salat bewahrt er vor Pilzen.



Dienstag, 2. Oktober 2012

Bambusschösslinge

Hier ein (zwei, drei ...) Prachtexemplar(e). Wenn wir uns dann einmal in nicht allzu ferner Zukunft der Schösslinge und des Bambus nicht mehr erwehren können, werden wir sie ernten, schälen, zerkleinern, kochen und essen.
Die Schösslinge enthalten Bitter- sowie Giftstoffe  (Blausäureglykosid), die beim Kochen zerstört werden. Sie sollten nie roh verzehrt werden.

Sonntag, 30. September 2012

ablandig

Ablandiger Wind zum Monatsende ist vielversprechend. Der Morgen bringt den lang erwarteten Vollmond der Erntearbeiter. Genau um 05:18 Uhr wird der Mond die Bauern mit der noch nötigen Energie versorgen, die sie brauchen, die diesjährige Ernte einzufahren. Bei mir sind es bescheidene 7 Knoblauchknollen (immerhin: ein halber Zopf, ein halb vergessenes Experiment gelungen). Am Abend bläst der ablandige Wind die Überschüsse von allem Unguten auf das offene Meer hinaus.

Samstag, 29. September 2012

Abakus

Der Abakus (von lateinisch abacus oder griechisch ábax, ábakos = die Tafel, das Brett) ist meines Mannes liebstes Arbeitsgerät. Obwohl er im Kopfrechnen unschlagbar ist. Trotzdem besitzt er mehrere solcher Rechenmaschinen, in verschiedenen Größen aus verschiedenen Materialien, mir Kugeln, Knöpfen, Holz- oder Glasperlen. Wer das Zählen (das Abzählen hatten wir schon) auf eine praktische Art und in einer fremden Sprache sowie mit Nebeneffekt (Tanzschritte) erlernen will, dem sei folgendes Video empfohlen:




Freitag, 28. September 2012

Abaton

Heutzutage gibt es Kinos und Hotels, die Abaton heißen. Gebäude und Einrichtungen also, die jeder Mann und jede Frau, möglichst zuhauf und in Massen, betreten sollen. Dabei ist das Abaton (zu griechisch ábaton, ábatos = unzugänglich) in der griechischen Mythologie genau das Umgekehrte. Ein heiliger, den Göttern vorbehaltener Ort, meist im Freien. Eine Stätte, an der eine Gottheit oder eine göttliche Kraft anwesend ist, die von Menschen nicht gestört werden will. Deshalb wurden die Abata eingezäunt, ummauert - von Menschenhand natürlich. Der Mensch war es, der die Grenze zum Allerheiligsten zog. Der Mensch war es, der sich selbst daran hinderte, das Allerheiligste zu betreten, zu beschmutzen und zu entheiligen.
In orthodoxen Kirchen ist das Abaton heute noch der Altarraum, zu dem nur Priester und Diakone, vielleicht auch Messdiener und Kerzenständerputzer Zutritt haben. Aber auf keinen Fall Frauen, egal ob Fürstin, Hoffnungsträgerin oder Nonne.



Donnerstag, 27. September 2012

abhören

Auch abhören bedeutet etwas anderes als beispielsweise aufhören. Die Aufs und Abs des Lebens.
Absagen, aufsagen. Abschreiben, aufschreiben.
Beim Wort "abhören" entsteht vor meinem geistigen Auge unweigerlich der ehemalige Todesstreifen am Michaelkirchplatz in Berlin. Die Orwellhäuser. Das Engelbecken, heute idyllisch. Damals begraben unter einem Haufen Kriegsschutt. Und oben drauf, als Krönung der Schöpfung der herrschenden politischen Klasse: Der Wachturm. Die Grenzanlagen. Das immer noch schmächtige Einkaufszentrum am Heinrich-Heine-Platz, in dem jeder anständige Laden schnell wieder dicht macht. In der einstigen preußischen Reithalle. Wo die Beamten der Deutschen Demokratischen Republik ab- und abschritten, auf- und abschrieben, unaufhörlich ab- und zuhörten.

Mittwoch, 26. September 2012

absagen

Heute ist der Europäische Tag der Sprachen. Oder der Tag der europäischen Sprachen? Absagen ist nicht dasselbe wie aufsagen. Der heutige Tag soll der Öffentlichkeit die Mehrsprachigkeit in Europa bewusster machen. In Berlin findet ein "Sprachenbad" (Minisprachkurse) für Grundschulkinder in etwa dreißig Bibliotheken statt. Im Haus der Europäischen Union in Wien gibt es drei Vorträge zum Thema "Translation und Qualität" mit anschließender Diskussion. In den Zügen der Brüsseler Métro können Reisende Transpoesie erleben, Gedichte aus 20 europäischen Ländern im Original sowie in französischer und niederländischer Übersetzung. Absagen oder aufsagen?

Dienstag, 25. September 2012

abzählen

Ein neuer Abzählreim - oder ein neues Bilderrätsel: wie viele frische Bambussprossen sind zu sehen?

Sonntag, 23. September 2012

abzielen

Der Sonntagmorgenregenbogen am Wattenmeer zielt genau auf unseren Giebel. Von Westen naht der klare Himmel. Im Süden hängen noch die Gewitterwolken.



An der "Causa Mörgeli" (wer es wirklich wissen will, bitte zum Beispiel hier: http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/09/21/Schweiz/Affaere-Moergeli-Eine-jahrelange-Vorgeschichte) ist für mich nur eines interessant: Mörgelis Vater stürzte (bereits vor elf Jahren, im Alter von 71 Jahren) am Clariden (Glarner Alpen) zu Tode.

Samstag, 22. September 2012

abysisch

Die abysischen Regionen der Tiefsee beginnen ab etwa 1000 Metern Tiefe und sind lichtlos, pflanzenlos, wahrscheinlich aber nicht ganz leblos. Bestimmt tummeln sich im abgrundtiefen Abgrund das Abgrundtiefe über alles liebende Bakterien.
Unter den verbliebenen Eisflächen in der Arktis sollen viel mehr "wohlgenährte Meerestiere" hausen als in den seit kurzem eisfreien Bereichen. Das liege an den Eisalgen, sagen die Biologen, die am Anfang der Nahrungskette stehen. Schmelzen die Polkappen, ändert sich das vom Eis abhängige Ökosystem. Logisch.
Würde Licht in die abysischen Tiefen dringen, wäre auch dies ein Schock für das vom Lichtlosen abhängige Ökosystem.
An der Wasseroberfläche beeinflusst das Licht die Entwicklung, die laut Klimaforschern zu einem möglichen "Kipp-Punkt" führen kann: Der Eisrückgang beschleunigt den Wärmeaustausch zwischen Wasser und Luft und wirkt sich aus auf großräumige Windfelder. Ein sich selbst beschleunigender Prozess, den keine Computersimulation bislang vorhersehen oder nachrechnen kann. Obwohl die Gleichung relativ einfach scheint: Eisfreies dunkles Wasser erwärmt sich durch Sonneneinstrahlung stärker Wasser, das von einer hellen Eisschicht bedeckt ist. Die schneller steigende Wassertemperatur der bereits eisfreien Flächen wiederum beschleunigt die Eisschmelze der noch verbliebenen Eisflächen. Und so weiter. Abyssus ist der Abgrund.

Freitag, 21. September 2012

abwenden

Der Sommer wendet sich ab. Und das Schnee- und Eisdatencenter der USA meldet, dass die Eisfläche der Arktis auf ein Rekordminimum (3,41 Millionen Quadratkilometer gegenüber durchschnittlich 7,5 Millionen Quadratkilometer in den Jahren 1973 bis 2000) geschrumpft sei. Die Werte sind dramatisch, heißt es, die Verursacher bekannt (WIR MENSCHEN), die Folgen unbekannt.

Donnerstag, 20. September 2012

abwärts

Gestern Nachmittag hing am Himmel über Büsum eine Trichterwolke. Sie kann, wenn sie Bodenkontakt bekommt, einen Tornado über Wasser und Land fegen lassen und entsprechende Schäden anrichten. Es geschah aber nichts. Der Trichter (in Fachkreisen Funnel cloud genannt) rotierte wenige Minuten am Himmel abwärts und löste sich dann gelangweilt auf ins Nichts am Himmel über Büsum..
http://www.wetteronline.de/wotexte/redaktion/topthemen/2012/09/0919_fb_Trichterwolke-an-der-Nordsee.htm

Mittwoch, 19. September 2012

Abruzzo

Wie der deutsche Plural in die Abruzzen kommt, weiß ich nicht. Im Original herrscht der Singular. L'Abruzzo. In Mittelitalien gelegen, östlich von Roma, mit Zugang zur Adria. Die Abruzzen oder L'Abruzzo sind/ist nicht nur Heimat des süffigen Montepulciano d'Abruzzo (!) oder eines des hochwertigsten Olivenöls. Nein. Der Abruzzische Apennin ist das eigentliche Königreich des feuerroten Peperoncino und des sonnenuntergangsgelben Safran. Auch der Peperoncino ist im Deutschen Pluralhörig, während der Safran Ungezählt bleibt.

Dienstag, 18. September 2012

abschneiden

Heute beginnen die 26. Dithmarscher Kohltage mit dem offiziellen Kohlanschnitt in Zennhusen am Eidervorland. Der Minister für "Kohl und Wind" bearbeitet mit geübter Hand fünf Kohlköpfe, während rund um Zennhusen der Verkehr zusammenbricht. Der Kohlanschnitt ist ein "lohnendes Ziel" für Reiseunternehmen geworden, das kleine Dörfchen bei Henne aber nicht auf Dutzende Reisebusse mit begeisterten Kohlanhängern vorbereitet.
Dithmarschen ist Europas "größtes geschlossenes" Kohlanbaugebiet. Der saftige Marschboden und die steife Brise von der Nordsee bieten ideale Wachstumsbedingungen. 220 Kohlbauern werden in diesen Tagen wieder schätzungsweise 80 Millionen Kohlköpfe (davon 85% Weißkohl, den Rest teilen sich Rotkohl, Blumenkohl und Wirsing) von ihren Feldern holen. Also für jeden Deutschen einen. 
Dabei hatte alles einmal bescheiden angefangen mit dem Wesselburener Gärtnersohn Eduard Lass auf drei Morgen Land. Lass war ein Pionier im Gemüseanbau, entdeckte und entwickelte um 1890 den Anbau und die Vermarktung von Industriekohl im großen Stil. Sein Ehrenmal steht seit August in Wesselburen zwischen Trauerweide, Teich und Kohlrabatten (Sorte: Bartolo).


Montag, 17. September 2012

Abend: 79. Mahnwache in Meldorf

Mahnwache gegen Atomkraft:
18:00-18:30 Südermarkt, Meldorf

Japan will schrittweise aus der Atomenergie aussteigen und dazu,wie die Regierung mitteilt "alle möglichen Maßnahmen" ergreifen:
http://www.n-tv.de/politik/Japan-folgt-deutschem-Beispiel-article7221496.html


Sonntag, 16. September 2012

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Am Nachmittag sah ich einer braunen Spinne zu, wie sie einen weißen Schmetterling fing. Blitzartig einschloss, abschloss, umschloss. Das Netz zerriss an mehreren Stellen, hielt aber alle strategisch unverzichtbaren Positionen. Die Spinne verspeiste ihr Opfer minutiös. Sog den längst wehrlosen, bewegungslosen, leblosen Schmetterling stundenlang genüsslich aus. Bis es draußen dunkel wurde und ich nichts mehr sah.

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Mein Gemüsebeet hat kein Vorhängeschloss. Es ist in diesem Jahr bunt wie ein Bilderbuch. Blüht um die Wette mit dem Blumenbeet. Hält jeden Tag eine neue Überraschung bereit. Unabschließbar. Auch die Tomaten tragen so viele noch unreife Früchte, dass sie unter der Last an der Hauswand zusammenbrechen.

Der Sonntagmorgen zeigt sein Wunder: einen grünen Hokkaido.
Riesig!

Samstag, 15. September 2012

abschrauben

Den ganzen Tag hätte ich Lust gehabt, irgendwo im Haus etwas abzuschrauben, nur um es an einer anderen Stelle wieder anzuschrauben. Ein neues Loch zu bohren, einen neuen Dübel einzuschlagen, eine neue Schraube einzudrehen. Das alte Loch aufzufüllen, sauber zu verputzen. Wenn nötig mit weißer Farbe die kaputte Tapete zuzukleben und die Stelle großzügig zu überpinseln. So, dass nichts, aber auch gar nichts mehr davon zu sehen wäre. Von dem ehemaligen Einschussloch.
Den ganzen Tag lief ich ruhelos durch das eine Haus und durch das andere Haus. Es gibt nichts abzuschrauben. Gar nichts. Nichts umzusetzen. Nichts umzudrehen. Nichts. Alles ist an seinem Platz.



Freitag, 14. September 2012

abschreiben

Am Picassoplatz in Basel sah ich vor drei Tagen einen Kastanienbaum. Schöner Wuchs, ausladende Krone, fast ohne Blätter. Traurig anzusehen. Viele stachliggrüne Früchte hingen noch im dürren Laub. Irgendwie sinnlos.
Der Baum sagt ein Wort: Miniermotte! Die Stadtgärtner schreiben ihn ab.
Die Rosskastanie wehrt sich, wie sie nur kann. Ein nach Westen gerichteter Ast treibt frisches Grün. Blüht im September. Ist aus der Jahreszeit gefallen.

Donnerstag, 13. September 2012

Aber

Aber der Dreizehnte fällt auf den Donnerstag und bringt Sonne, Arbeit, Kreuz- und Muskelschmerzen. Der Tischler kommt und kümmert sich um das Loch in die Abseite und das Fenster in Wolfgangs Arbeitszimmer. Ich stelle die Waschmaschine an, hänge Wäsche in den Garten, säe Herbstrasen, lege ein Blumenbeet entlang der Apfelbaumzugewandten Seite der Rhizomsperre an, ziehe Hunderttausende von Wurzeln und Steine aus dem Boden, mähe Rasen und koche nach Einbruch der Dunkelheit Brombeeren ein.

Mittwoch, 12. September 2012

Abelmoschus

Zurück am Wattenmeer. Jede Bambuspflanze bekommt zur Begrüßung eine Gießkanne voll Regenwasser. Ich ernte ein Kilo süßer Brombeeren und zwei Handvoll reifer Tomaten. Die Auberginen blühen. Der Abelmoschus duftet am Abend.

Dienstag, 11. September 2012

ABC

Das ABC der Schritte. Nach Jahren laufe ich wieder einmal über den Münsterhügel hinunter zum Barfüsserplatz.
Das ABC der Stille. Neugierig beuge ich mich über die Tramschienen am Steienenberg und in der Theaterstrasse. Sie liegen in Gummimatten verpackt auf einer geräuschschluckenden Unterlage, ruhen auf einer schweren Betonplatte, die wiederum auf 750 Stahlfedern lagert. So etwas habe ich noch nie gesehen. Noch nie gehört. Ein leiseres System, teilte damals bei Baubeginn das städtische Tiefbauamt mit, gebe es in der Schienenoberbautechnik nicht. Die Stahlfedern dämmen die tiefen Frequenzen, die elastischen Matten die höheren. Diese Kombination soll eine Lärmverringerung von bis zu 25 Dezibel erreichen. Diesen Wert erachteten Akustiker als unabdingbar für einen ungestörten Musikgenuss im nahen Stadtcasino.
Das ABC der Steine. Die lärm- und erschütterungsdämpfende Unterkonstruktion wurde durch eine private Spende ermöglicht. Auf den dem Steinenberg zugewandten Randreihen im Musiksaal sitzt man wie eh und je billiger als auf jedem anderen Platz.

für Anton seligen Gedenkens zum 92. Geburtstag

Montag, 10. September 2012

Abend: 78. Mahnwache in Meldorf

Ich bin auf Abwegen. W. auf Umwegen. Wir sind 225 Monate verheiratet. Er fährt zum Flughafen. Und ich sitze im Park. Ein Versuch der Kontaktaufnahme scheitert.
Derweil findet in Meldorf wie gewohnt die Mahnwache gegen Atomkraft statt:
18:00-18:30 Südermarkt

Sonntag, 9. September 2012

abartig

Abartig ist nicht das Gegenteil von artig. Artig wie ein Kind begebe ich mich zum Sonntagsbraten zu Mutter. Die ganze Schweiz ist voller Morgensonne. Hochsommerlich. Die ganze Welt voller Fragen. Wie ein Prüfungsbogen. Meine Sinne voller Punkte. Doppelt und gestreift wie das Zebra. Auf dem Dachboden meiner Vergangenheit liegt Staub. Ich bücke mich nach einem gefallenen Engel und finde nicht den Stein der Weisen. Lapis philosorum. Oder arabisch El Iksir. Daraus wurde irgendwann deutsch Elixier. Ist das abartig?

Samstag, 8. September 2012

abrufbereit

Anton, der Zweite Schuhmacher, war schon lange bereit, von dieser Welt abberufen zu werden. Nur uns schmerzt die absolute Abwesenheit. Er ist leichten Fußes gegangen und wir bleiben schweren Herzens zurück.

Freitag, 7. September 2012

Abreise

Es fällt mir schwer, abzureisen. Aufzubrechen. Ich nehme den ersten Zug und fliege dann auf Platz 3F in die Zukunft. Falls die streikenden UFOs (Unabhängige Flugbegleiter Organisation) mich lassen. Das sehe ich gelassen, bin streikerprobt. Aus einem ganz anderen Grund fällt es mir schwer, abzureisen. Anzukommen. In einem Dorf, in einem Haus, in dem ein Mensch fehlt. Immer, seit ich mich erinnern kann, nahm ich vom Bahnhof die Abkürzung über den Friedhof. Das werde ich auch heute Nachmittag tun.

Donnerstag, 6. September 2012

absichtslos

Ganz absichtslos bat ich die Gärtner vor einer Woche, den einen Weißfichtenstrunk stehen zu lassen. Das heißt mit der erklärten Absicht, ein Futterhäuschen darauf zu stellen. Der Landschaftsgärtner riet mir davon ab, das sehe nicht gut aus. Aber der Strunk wird umwuchert werden vom Holunder, wandte ich ein. Und anderem Gewächs, das jetzt, endlich im Licht, aus dem Boden hervorkommen kann. Zum Beispiel die Sonnenblumen, die ich im Frühjahr pflanzen will. Was ich vor einer Woche noch nicht wusste: der Bambus löst nicht nur die längst im Grundbuch aufgelöste Grenze auf, sondern jede vorstellbare und unvorstellbare Grenze. Heute, seit das Vogelwinterhaus da ist, sehe ich, dass der Garten ohne die kranken Fichten an Größe gewonnen hat. Mit offenen Armen empfängt er alle lebenden und alle toten Seelen. 

Mittwoch, 5. September 2012

Abseite


Die Tischler schlugen gestern ein Quadrat in die Wand zur Abseite. in W's Arbeitszimmer. Und das Haus ist um ein Geheimnis reicher. Die Abseiten (es gibt ja noch viele mehr) sind unzugängliche, da eingemauerte Nebenräume zum Dach. Die eine hat sich nun geöffnet, zu sehen ist auf dem Foto etwa ein Achtel der vorhandene, davon sind sechs Achtel noch immer verschlossen. Das offene gleichschenklige Rechteck werden die Tischler mit einer Klappe wieder verschließen, sobald die Klempner ihre Arbeit an den Rohren getan haben. Dann können wir diesen Teil der Abseite nutzen und Verstecken spielen.




Dienstag, 4. September 2012

Abbruch

Zuerst zerlegen die Tischler die Verkleidung von Fallrohr und Sicherungskästen. Sortieren die Einzelteile in aufgequollene, zu ersetzende und in einwandfreie, wieder verwendbare.


Dann holen sie das richtige Werkzeug und brechen ein sauberes Quadrat in die Abseitenwand im Zimmer über dem Schrank.





Und jetzt ist der Klempner gefragt.
Der Teufel steckt im Detail.
Wo läuft das Wasser in die Wand statt ins Rohr?