Freitag, 31. Dezember 2021

Die Abendsichtbarkeit

Auch die Venus hat sich kontinuierlich vom Abendhimmel zurückgezogen im Laufe der letzten Wochen. Sie ging jeden Tag etwas früher unter, und ihre Helligkeikt nahm entsprechend ab. Heute ist sie und die anderen, die nun mit ihrer, wie es heißt "bescheidenen" Abendsichtbarkeit kommen, Saturn, Jupiter und Merkur, gar nicht zu sehen. Wolken. Sturm. Regen. Ich sitze dank Corona (Inzidenz über 500, Tendenz weiterhin rapide steigend) mit Herrn Caruso auf dem Sofa und lese ein altes Buch, das vierte in Folge seit gestern. Entfleuche viermal durch die ganze abendländische Welt gen Morgen. Mit "Seide" von Alessandro Baricco.

Donnerstag, 30. Dezember 2021

Erzengel Uriel

Heute ist noch mehr Regen vom Himmel über Dithmarrschen gefallen und zum Ausgleich steigt die Inzidenz kontinuierlich an. Derzeit auf einen Stand von 414. Ich wende mich der Basis zu, dem Wurzelchakra: Urvertrauen. Lebenskraft. Stabilität. Erdung. Und die Farbe Rot. Hat mit den "festen" Bestandteilen des Körpers zu tun, wie Knochen (Wirbelsäule), Zähne und Nägel. Beim Meditieren hocke ich auf einem "Pokissen" aus der Wolle (Wollflor auf Baumwollgrund) der Süderooger Coburger Fuchsschafe. Ich habe zwei bestellt, eines für mich und eines für Herrn Caruso. Er liebt es genauso wie ich, kann sich im Gegensatz zu mir ganz darauf zusammenrollen. 

Und der Erzengel Uriel soll weise sein und praktisch. Er ist der Hüter des 6. Energiestrahls, des roten Lichts, das wiederum Frieden und Aufrichtigkeit bringt. Uriel ist der Patron der Schriftsteller. Er bringt uns Rettung und Inspiration! Vorausgesetzt, wir glauben an ihn. Birgit Vanderbeke ist an Heilig Abend "überraschend" gestorben, wie die Medien melden. Sie war eine gute Freundin der "Panter", der Meldorfer Buchhändler, und hier mit jedem neuen Buch zu Gast.

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Erzengel Jophiel

Aber die energetische Mitte liegt im Sonnengeflecht, im Solarplexus. Hier sitzt unsere Persönlichkeit. Und von hier aus wird das vegetative Nervensystem, unser inneres Gleichgewicht gesteuert. Hier ziehen Milz, Leber, Magen und Galle ihre Energie. Hier sitzt tatsächlich alles, was wir haben und was wir sind. Und Jophiel ist der Erzengel der Gegenwart, manche sagen, er sei der Feng Shui Engel (was natürlich überhaupt nicht geht), aber er schafft eine angenehme Atmosphäre in Haus und Hof und bringt als Leiter der Cherubim Wohlklang in unser Leben! Jophiel ist Hüter des 2. Energiestrahls, des goldgelben Lichts. Ein warmer Bernsteinstrahl, der Frieden, Erleuchtung und Weisheit bringt. Aber: Jophiel hat Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben. So hat alles seine zwei Seiten. Heute ist viel Regen gefallen.

Dienstag, 28. Dezember 2021

Erzengel Raphael

Regen. Ende des Winters. Der Zwergschneemann schmilzt. Seine lange Rübennase hat am Nachmittag der hungrige Feldhase geholt. Die Nachbarsbuben haben ihn hinter mein blaues Gartentor gesetzt als Dank dafür, dass sie den gesamten Schnee von meinem Bürgersteig und meiner Auffahrt wegräumen und in ihrem Vorgarten zu einem Riesenschneemann auftürmen durften. Nun also tritt das Grün wieder hervor. Raphael, Hüter des 5. Energiestrahls, leuchtet mit seinem intensiven allumfassenden Smaragd. Er ist der Engel der Hoffnung, der Heilung (auch von Haus- und Gartentieren!), des Unterwegsseins. Wie das Herzchakra, das den Blutkreislauf antreibt und die Abwehrkräfte stärkt. Das Herz steht in der Mitte. An vierter Stelle. Es gibt drei Chakren darunter, und drei darüber.

Montag, 27. Dezember 2021

Erzengel Chamuel

Schon auf dem Trampolin und beim Einsingen (immer noch auf dem Trampolin) schoß Wärme in die Lenden. Dort wo der Schmerz hockt, seit ich kürzlich mit Schubkarre und Schneeschaufel hantierte. Im Sakralchakra, im Kreuz-Zentrum oder Polaritätschakra. Im 2. Chakra. Mit der Farbe Orange. Wärme bedeutet immer Energie, positive Energie, fließende Energie. Welcher Laufbursche der Ewigkeit hier und heute mitmischt, ist mir aber völlig unklar. Zadkiel (gehört mE als Wächter des violetten Lichts eher nach oben, in die Stirn oder den Scheitel)? Chamuel (Hüter des 3. Energiestrahls, soll mit seinem rosa Licht Seelenverwandte zusammenführen und die Künste fördern)? Uriel (lux vel ignis dei - Feuer Gottes)? 

Vielleicht bringt die Raunachtmeditation am Abend Licht ins Dunkel. Jetzt erstmal Stillehalten (Regen kommt und bringt Blitzeis). Schreibtisch.

Sonntag, 26. Dezember 2021

Erzengel Michael

Er war Jahrelang mein direkter Nachbar in Berlin. Und jetzt erblickt ihn mein drittes Auge des Nachts am Horizont über dem Wattenmeer. Die Beflügelten (Spirituellen, Esoteriker, TCM-Verfechter) sind keine strikten Wissenschaftler. Ihre Zuordnungen richten sich genauso nach Gutdünken wie meine, vielleicht sind ihre Vorlieben mit mehr routinierter Vermeintlichkeit gespickt als meine. Und was heißt das nun? Die einen sagen so, die andern anders und ich spreche für mich: Michael hatte seinen Platz an meiner ostberliner Meldeadresse und gehört zum indigoblauen Stirnchakra. 

Das Stirnchakra ist das vorletzte in der Chakrenlehre. Sie vergibt wie die Mathematik Nummern, von 1 bis 7, logisch aufsteigend von unten nach oben, von der Wurzel (zwischen Anus und Genitalien) bis zur Krone (über dem Scheitel, am höchsten Punkt des Kopfes, dort wo Marionetten aufgehängt sind).

Michael ist der Hüter des 1. Energiestrahls und zielt mit dem Indigo zwischen meine Augenbrauen. Ich folge keinem Lehrbuch, nur der Intuition. Nach der gestrigen Klarheit mit einem hellen Mittagshimmelblau, dem Äther, Bergkristall und der Wahrhaftigkeit heute also das undurchsichtige dunkle Nachthimmelblau, Unfassbares, Geheimnisvolles, Über- und Außersinnliches, Lapislazuli. Nach Gabriel, meinem Lieblingserzengel gestern ist heute Michael mein ständiger Begleiter:

Samstag, 25. Dezember 2021

Erzengel Gabriel

Ich befinde mich schon einige Zeit außerhalb der Zeit, aber gerade in den letzten Tagen fällt es besonders auf. So war ich versucht, die kürzeste Nacht um einen Tag nach vorne zu verschieben und zum Ausgleich den Beginn der Raunächte nach hinten, also von heute auf morgen. Dadurch kommt nun ungeplant etwas Hektik auf, wo doch eigentlich Ruhe angesagt ist. 

Gabriel ist der einzige der sieben Erzengel (und wahrscheinlich der ganzen maskulinen himmlischen Heerscharen), der ab und an auch als weibliches überirdisches Wesen dargestellt wird. Als Verkünderin der Geburt Jesu - was an und für sich eine narzistische Kränkung für die halbe Menschheit bedeute, lese ich im Buch eines Mannes, weshalb eben diese Hälfte ihren erbitterten Kampf gegen solchen Irrglauben wie Engelsanbetung führe. Wie auch immer: Gabriel ist ja nur einer von den sieben Laufburschen Gottes. Und ich begreife erst jetzt, dass jedem dieser Sieben eine Farbe zugewiesen wird (natürlich nicht von der Kirche, sondern von spirituell Beflügelten), und dass ohne Farbe, genauer: ohne das komplette Spektrum des Lichts unser menschliches Sein nicht funktionieren würde. Jeder Erzengel steht mit seinem bunten Laserstrahl am Firmament - und in Relation mit den Energiezentren unserer menschlichen Körper, mit den sieben Chakren. Gabriel ist Hüter(in) des 4. Energiestrahls, lenkt das kristallweiße Licht und steht für Kommunikation, das Halschakra. Ab heute stehen für 12 Nächte alle Himmelstore offen. Wer den Durchgang nicht findet, bittet bitte den Oberboten Gabriel um Hilfe.

Freitag, 24. Dezember 2021

Die Eisige Nacht

Die Schneemänner haben dank ihrer Kopfbedeckung (leere Pflanzkübel) den erneuten Temperaturanstieg, den erneuten Regen, den erneuten Frühlingstag überlebt. Jetzt nähern wir uns der Mitte der Nacht, und es ist so eisig draußen, dass es auch Herrn Caruso in seinem schwarzen Pelz zu ungemütlich ist. Er verschwindet zwar, nachdem er sein Festmahl freudig verschlungen hat, kurz aus der Tür, die ich ihm freundlicherweise öffne, um die Ecke. Und während ich mich noch frage, wo er denn nun sein Geschäft erledigt und verscharrt, kommt er bereits wieder angetrabt und schüttelt sich.  

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Weihnachtsmänner

Heller wird es tatsächlich erst in ein paar Tagen. Und auch dann kaum sichtbar. Auf den Temperatursturz der letzten Nacht folgt nun ein rapider Temperaturanstieg. Und nach der knackigen Trockenheit fällt am Nachmittag ein bisschen Schnee. Die drei Nachbarsbuben räumen aufgeregt meinen Bürgersteig und meine Auffahrt, raffen mit dem zu Weihnachten bereits angereisten Opa alles Weiß zusammen, sogar von der Straße schieben sie es heran, damit es für zwei Weihnachtsschneemänner reicht: einen kleinen für mich, einen großen für sie. Und dann wird es auch schon Nacht und wieder wärmer. 

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Dauerfrost

So etwas wie landschaftlicher Vorweihnachtszauber. Eine dünne Raureiffschicht überzieht den ganzen Tag alles, was nicht dem kurzen Lauf der Sonne über Mittag ausgesetzt ist. Morgenrot am späten Vormittag und Abendrot am frühen Nachmittag.

Dienstag, 21. Dezember 2021

Thomasnacht

Noch mehr Frost. Eine prickelnde Zeit! 21 12 21 - Dem kürzesten Tag folgt die längste Nacht - und nicht umgekehrt. Dieser Tag ist nun bereits um, ich habe noch einmal viel Vorwendesonne getankt, eine lange Fahrradtour (Dienstfahrt!) durch die Feldmark hinter mir. Die Nacht kann nun kommen. Die Thomasnacht, eine der Raunächte, die erste, die Vorläufernacht, die vorab als emotionaler Müllschlucker, als symbolischer Laubsauger für alle negativen Energien dient. Was weg kann, muss nun endgültig weg. Ich setze mich in der einbrechenden Dunkelheit hin und schreibe mit Bleistift auf kleine Zettel alles auf, was mir im Wege steht zur letzten Erleuchtung. Was mich bekümmert, ängstigt, sorgt, was mir weh tut oder mich wütend macht, meine gesammelte Entrüstung über den Lauf der Dinge, alle meine kleinlichen und boshaften oder bösartigen Gedanken. 

Vor Mitternacht werde ich eine windgeschützten Ecke im Garten suchen und den ganzen Schmarren ("alle Aspekte des Unfriedens") verbrennen, dh die geistige Welt um Hilfe bitten, damit aus dieser Asche ein oder mehrere Phönixe aufsteigen.

Der kürzeste Tag des Jahres ist gleichzeitig der Winteranfang: Am Dienstag, 21. Dezember 2021, um 16.58 Uhr ist Wintersonnenwende und damit die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel die geringste Mittagshöhe über dem Horizont im gesamten Jahresverlauf. – Quelle: https://www.svz.de/26395552 ©2021
Der kürzeste Tag des Jahres ist gleichzeitig der Winteranfang: Am Dienstag, 21. Dezember 2021, um 16.58 Uhr ist Wintersonnenwende und damit die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel die geringste Mittagshöhe über dem Horizont im gesamten Jahresverlauf. – Quelle: https://www.svz.de/26395552 ©2021
Der kürzeste Tag des Jahres ist gleichzeitig der Winteranfang: Am Dienstag, 21. Dezember 2021, um 16.58 Uhr ist Wintersonnenwende und damit die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel die geringste Mittagshöhe über dem Horizont im gesamten Jahresverlauf. – Quelle: https://www.svz.de/26395552 ©20

Montag, 20. Dezember 2021

Frost

Ein frostiger Morgen folgt auf eine helle Nacht. Seit der Sternschnuppenschauer vorbei ist, haben wir einen klaren Himmel. Soviel Licht war schon lange nicht mehr.

Sonntag, 19. Dezember 2021

Vollmond

Der Mond ist voll. Am vierten Advent. Ich wache auf mit Kreuzschmerzen. Die passten eigentlich eher zu Ostern. Aber ich schuftete gestern mit meiner Schubkarre. Am letzten windstillen frostfreien Tag. Verteilte ich frische Muttererde rund um meine Edelkastanie. Um dem Baum etwas Gutes zu tun und Unebenheiten im Gelände auszugleichen, Löcher aufzufüllen an den Stellen wo früher (wann war das denn?) die Füße einer Kinderschaukel im Boden verankert waren. Das hab ich nun davon. Kreuzschmerzen! Heute dreht der Wind aus Nordwest auf. Zuerst Sturm und dann Frost.

Samstag, 18. Dezember 2021

Kathrine

Adressat unbekannt. Das ist der Titel eines Romans. Des kürzesten Romans, den ich je gelesen. Eines Briefromans. 19 Briefe (darunter 1 Cablegram) + 1 Umschlag mit Adresse und dem Vermerk der Post "Adressat unbekannt". Reicht aus, um den Abgrund einzufangen. Erschienen 1938 in english in Amerika. In Deutschland sofort verboten. Mit gutem Grund. Es hätten sich einige vielleicht ein Beispiel genommen am jüdischen Briefschreiber. Und das mit Recht und gutem Grund. Die Autorin hat sogar ihren Vornamen - Kathrine - weggelassen. Kressmann Taylor steht auf dem Buch. Ein seltsamer Name. Damit das Buch überhaupt etwas hergibt für die Leser hat der deutsche Verlag es mit einem Vorwort von Elke Heidenreich bestückt. Nun ja. Und ein Nachwort der amerikanischen Verlegerin hinangestellt. Auch so ist man in einer Stunde durch. Und durch. Durchgeschüttelt. 

Freitag, 17. Dezember 2021

Der Bambushocker

Ich habe mir einen Bambushocker zu Weihnachten geschenkt. Er kam heute schon an und ich musste ihn auspacken, weil das Paket sonst in seiner beeindruckenden Sperrigkeit mir überall nur im Weg gestanden hätte. Bis zum Tag der Bescherung. Die Zeit des Selbstschenkens angebrochen. Kürzlich hat mir jemand erzählt, ein Mann, er habe sich gerade sein Weihnachtsgeschenk bei der Bank geholt. Auch rechtzeitig aber weit bescheidener. Denn: er zog es aus seiner Hosentasche! Ein Goldbarren ("swiss made", brrrr)! Glänzend aber unberührbar. In Plastik eingeschweißt. Mein Hocker dagegen ist Natur pur. Zum Anfassen und Draufhocken. Christkind hin oder her.

Donnerstag, 16. Dezember 2021

Der Auszug

Auf der Bürgerweide treffe ich alte Bekannte, die ich kaum wiedererkenne. Ich auf dem Fahrrad, Nebel und Niesel rundum. Die beiden zu Fuß. Warm eingepackt. Er zieht das eine Bein etwas nach. Das letzten Mal hatte ich sie an einem heißen Augusttag im Schrebergarten gesehen. Schwitzend mit Spaten und Harke. Sie wollten eine Streuobstwiese anlegen. 

Nicht nur die Haare, nicht nur das eine Bein, nicht nur die Winterjacken machen es aus, dass ich derzeit Menschen im allgemeinen auf der Straße kaum wieder erkenne. 

Die wollten weg, also zogen sie weg. In die Stadt! Wo mehr los ist. Plötzlich von jetzt auf gleich, noch vor dem Sommer im letzten Jahr. Verkauften das Haus, gaben den Garten und alle Pläne auf, den Vorsitz und den Ehrenvorsitz und ich weiß nicht, was noch. Das Engagement, das Trommeln, den Lieferdienst. Sogar in der Zeitung war es zu lesen. 

Und heute spazieren sie über die Bürgerweide, etwas wehmütig, wieder einmal die alten Wege gehen. Das mit der Stadt sei tüchtig in die Hosen gegangen. Ich frage nicht nach. Sie würden nun in Büsum zur Miete wohnen. Und nach Meldorf zum Einkaufen kommen. Ich schweige. Etwas abseits von den Trampelpfaden sei es am Wasser sogar schön. Im Winter sowieso. Im Hafen immer etwas los. Krabbenkutter und so. Ich muss, sage ich. Die Sonne geht gleich unter. Und reibe mir ungläubig mit der freien Hand das eine Auge. War das nun ein Traum oder nicht?

Dienstag, 14. Dezember 2021

Feuerkugeln

Sie sind alle im strömenden Regen ertrunken. Die dem Sternbild Zwillinge entströmenden Geminiden gehen im strömenden Regen über dem Wattenmeer unter.

Auch Herr Caruso kam tropfnass zum Frühstück nach Hause. Am Mittag stiehlt er sich - es genügt ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, einmal umdrehen, zwei Schritte tun und die Tür nicht zuziehen - wieder einmal durch die offene Küchentür und ist mit einem Satz auf den Herd. Steckt sein neugieriges Näschen in den Milchtopf. Und schlürft. Natürlich weiß er immer, wo es etwas für ihn gibt. Der Herd interessiert ihn überhaupt nicht, wenn kein offener Topf draufsteht. Und er kann auch ganz genau abschätzen, wieviel Zeit ihm bleibt, bis ich das Versehen bemerke. Dann ist er, hopps! auch schon durch die Klappe im Garten in Sicherheit. Und leckt sich den Bart. Auch eine Feuerkugel. Eine schwarze Bolide.

Montag, 13. Dezember 2021

13. Dezember

Manche Daten haben es in sich. Andere gar nicht. Vor 40 Jahren verhängte der General mit der getönten Brille das Kriegsrecht in Polen. Es war ein Sonntag und bitterkalt. 

Offiziell wurde das Kriegsrecht am Nationalfeiertag der Volksrepublik Polen, am 22. Juli 1983 aufgehoben. Alle Quellen und alle Zeitzeugen verbinden bis heute das Adjektiv "offiziell" mit dem Ende des Kriegsrecht. Es gibt ein offizielles Ende, das aber keines war. Der Kriegszustand dauerte munter weiter an. Ich studierte vom WiSE 1983/84 vier Semester an der Uni Warschau. Also bis SoSe 1985. Und ich kann mich nicht erinnern, dass sich an der Versorgungs- und Überwachungslage irgendetwas erheblich verändert/verbessert hätte. Ich bekam vom Anfang bis zum Ende meines Studienaufenthaltes mein monatliches Stipendium und die Lebensmittelmarken ausgehändigt. zugeteilt. Das war vollkommen normal. Im Nachhinein hat sich niemand aus meinem Bekannten- und Freundskreis darüber beklagt, meinetwegen bespitzelt worden zu sein. Ich war eine naive Schweizerin und habe natürlich manches erst im Nachhinein richtig verstanden, worüber immer der warme Mantel des Schweigens ausgebreitet war.

Sonntag, 12. Dezember 2021

Blitzbesuch

3. Advent und Leonard ist schon wieder weg. Er hat gerade die Erde ein letztes Mal geküsst, denn so nahe (34 Mio Km) kommt er ihr nie wieder. Er geht nun unter im Sternschnuppenschwarm der Geminiden, gehört aber nicht zu ihnen. Kein helles Himmelsereignis, sondern ein Blitzbesuch. Der erst Anfang des Jahres entdeckte Komet mit dem vollen Namen "C/2021 A1 Leonard" (wie üblich benannt nach dem Entdecker: Gregory J. Leonard vom Mount-Lemmon-Observatorium Arizona) verabschiedet sich für immer aus unserem Sonnensystem. Er ist viel zu alt für ein Techtelmechtel und zieht es vor, in die Weiten des Weltalls (nicht zu verwechseln mit unserem bescheidenen www) zurückzukehren. Irgendwie beneidenswert!

Samstag, 11. Dezember 2021

Mira

Nun hab ich alle "Studer" intus, Glausers Kriminalromane. Diverse Dialektausdrücke haben mich nächtelang nicht in Ruhe gelassen. Von wegen "anständiges Deutsch". Es ist dem heutigen Leser, der heutigen Leserin nur schwer erklärbar, warum ein Berner Wachtmeister (Studer eben) mit seinen Verdächtigten und Nichtverdächtigten, sogar mit seiner Gattin immer wieder "in schönstem Hochdeutsch" zu sprechen anhebt. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen? Oder sich Respekt zu verschaffen? Das Gewicht seines Amtes zu betonen? Mira ...Genau dieses mira hat es mir angetan. Ich kenne es natürlich und verstehe es auch richtig (nein, es ist kein weiblicher Vorname und hat nichts mit russisch мир = Frieden zu tun!). Trotzdem irritiert es mich im Kontext mit Mord und Totschlag. Ich schlage im Idiotikon nach:

Mira = meinetwegen, ein gleichgültiges Nachgeben, oft mit Ungeduld und Unwillen unterfüttert. Kann nur in der 1. Person "stattfinden" (sagt das Idiotikon) in der Modifikation "was mich betrifft, so viel an mir oder meinem Willen liegt". Mira chann er gā - das sagt Studer, wenn er einen Lump nicht in Handschellen abführt, sondern laufen lässt. 

"Krock & Co.", der letzte Studerkrimi, spielt in der Ostschweiz, weil Studers Tochter einen Thurgauer Polizisten geehelicht hat und die Hochzeitsgesellschaft gerade zum Abendessen im Saal eines Hotels im Ausserrhodischen sitzt, als ein Knecht verkündet, im Garten liege ein Toter. Hier brummt Studer erstaunlich oft sein mira - und das Idiotikon weiß zu berichten: "Die Thurgauer machen das Wortspiel, dass wenn A sagt: mira! B antwortet: mira ō  [=auch], denn git's e Tobel  [=Kluft]."  Die Thurgauer deuten nämlich das ungeduldige mira um in mī Rā, womit sie meinen: mein Rain, mein Abhang, my home, my castle. Der Nachsatz, das Tobel, die Kluft trennt diesen Rain klar - wovon auch immer. Vom Rain des Nachbarn oder dem bösen Geschwätz im Dorf. Meins ist meins und Deins ist deins.

Damit, mit dem Wörtchen mira aus dem Mund des Berner Fahnders in Anwesenheit seines Thurgauer Schwiegersohns am Tatort im Appenzell Ausserrhoden und mit einem Toten aus dem Sankt Gallischen hat der Morphinist Glauser sprachlich (anständig!) ein Meisterstück der interkantonalen Interferenzen zur Vorkriegszeit in Helvetien geschaffen. Chapeau!

Freitag, 10. Dezember 2021

Freitag, der Zehnte

Ich bin immer noch auf der Suche nach den griechischen Buchstaben in der Pandemie. Omikron ist das kleine und kurze o zum langen großen O wie Omega. Omega kennen wir aus der Offenbarung: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende" (Off. 22,13) - interessant, dass wir Menschen in unsere Gesellschaftsordnung nur das Alphatier übernommen haben, wo doch im Tierreich auch das Omegatier seinen berechtigten Rang einnimmt.

Ich suche E (nicht das Ende sondern E kurz wie Epsilon und E lang wie Eta), I/J (Iota/Jota), Zeta, Theta, Lambda, Mu, Nu, Xi ...

Bei der WHO werde ich fündig. Das Virus mutiert in Varianten und die Wissenschaft stellt die Varianten in eine Rangordnung wie die Evolution die Tiere: VOC (Variant of Concern), VOI (Variant of Interest), VUM (Variant of Monitoring). 

Die VOC's sind die, die uns derzeit plagen: Alpha, Beta, Gamma, Delta, Omikron. 

Die VOI's schaffen es nicht in die Weltpresse, da sie keinen Schaden anrichten: Lambda, Mu.

Die VUM's sind die Degradierten, Umgepolten, Umgewidmeten. Ich zitiere: "Former VOIs: Epsilon: B.1.427/B.1.429 ; Zeta: P.2; Theta: P.3". 

Alles klar? Nu fehlt aus onomatopoetischen Gründen, Xi wg political correctness.

n-tv wartet heute mit seinem Freitags-Cartoon auf und spricht mir aus der Seele: was, wenn das Virus fröhlich weitermutiert und der WHO die (griechischen) Buchstaben ausgehen?

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Assunta

Die in den Himmel Aufgenommene. Meist verwendet als Beiname für Maria, deren Empfängnis die katholische Kirche erst gestern feierte. Santa Maria Assunta. Nun aber Lina. Lina Wertmüller. Für mich war sie eine Schweizerin und ist heute, mit 93 Jahren in den Himmel aufgenommen worden. Hoffentlich nicht ohne ihre weiße Brille! Ihr Vater entstammte dem Schweizerischen Adel, lese ich, aber das ist natürlich Humbug. Die Wertmüllers oder Werdmüllers waren und sind (einfluß)reiche Zürcher Bürger. Generalmajor Hans Felix Werdmüller erwarb 1712 Schloss und Herrschaft Elgg und vermachte es seiner Familie als "Fideikommis", als unveräußerliches Familiengut. Deshalb besitzen sie es immer noch und betteln für dessen Unterhalt.

Warum Lina als Lina bekannt wurde, weiß ich nicht. Aber der helvetisierte Vorname mag ein Grund dafür sein, dass sie für mich eine Schweizerin ist. Geboren und getauft wurde sie in Rom als Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spañol von Braueich. Und so wird sie nun in den Himmel aufgenommen, als Erste und Glückliche Erzengelin. Sie wird aufräumen unter all den Erzengeln. Good luck!

Mittwoch, 8. Dezember 2021

hirnrissig

Die Hirnigkeit, lese ich bei den Medizinern, sei verantwortlich für die Händigkeit des Menschen. Dafür, dass es Rechtshänder und Linkshänder gibt, wobei erstere unumstritten häufiger vorkommen. Andere sagen, die Händigkeit würde vererbt, die Genetik steuere die Präferenz. Denn schon 8 Wochen alte Embryos würden ihre Arme assymetrisch bewegen, also den einen oder anderen Arm bevorzugen. Zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung sei das Rückenmark noch nicht funktionell mit dem Gehirn verbunden, also könne das Gehirn noch gar keine Befehle aussenden. Logisch, nicht? Rätselhaft bleibt aber immer noch, warum eineiige Zwillinge verschiedene Händigkeit haben können und warum linkshändige Paare rechtshändige Kinder bekommen. 

Warum aber bevorzugen wir überhaupt die eine oder die andere Hand? Warum sind wir nicht "mit links" genauso geschickt wie "mit rechts"?

Weil das menschliche Gehirn ein "sehr energiehungriges Organ" ist. Weil dieses Organ auch in Zeiten des Überflusses Energie spart. Feinmotorische Aufgaben nur über eine Gehirnhälfte abzuwickeln, ist viel effizienter, als sämtliche Funktionen auf beiden Seiten zu garantieren. Überzeugend, nicht?

Dienstag, 7. Dezember 2021

Fünf nach ...

... zwölf. Das ist kein Wort, sondern eine Wortgruppe. Hat die Gesellschaft für deutsche Sprache festgestellt. Diese Gruppe, bestehend aus drei Wörtern, mit Betonung auf dem mittleren, schaffte es immerhin auf Platz 10 der kürzlich von og Gesellschaft auserwählten Wörter des Jahres 2021. Und in der Erklärung dazu lese ich, dass sich tatsächlich alternativ dazu im Volksmund bereits die Gruppen "zehn nach zwölf" oder "viertel vor eins" formieren. Der Aufstand der Wörter gegen den Lauf der Dinge.

Montag, 6. Dezember 2021

Stiefelzeit

Nun kommt die Zeit des Wünschens. Nikolaus und Geminiden. Ab heute fallen Sternschnuppen. Ganze Ströme von Sternschnuppen. Sternschnuppenschauer! Ihr Radiant liege bei Kastor, sagen die Sterngucker, und die Wunschzeit dauere zehn Tage! Mittelschnelle Meteoriten (= 35 km pro Sekunde oder 126.000 km/h) seien am besten zwischen 21 Uhr und 6 Uhr am Nachthimmel zu beobachten, pro Stunde bis zu 150 Stück, die meisten allerdings erst in der Nacht vom 13. auf den 14.12., darunter auch sehr helle Objekte, sogenannte Boliden oder Feuerkugeln. Also raus in den Schneeregen! Verpennt nicht die letzte Gelegenheit dieses Jahres auf Segen von oben.

Sonntag, 5. Dezember 2021

blankziehen

Zweiter Advent. Zeit für's Säbelrasseln. Ich bin geschlechternichtneutral aufgewachsen. Oder anders gesagt: nicht geschlechterneutral. Das betraf nicht in erster Linie Farben wie rosarot und himmelblau, sondern in der Hauptsache die Weihnachtsgeschenke. Ich weiß nicht mehr, was meine Brüder von ihren Patenonkeln geschenkt bekamen, ob diese Geschenke auch auf Jahre, Jahrzehnte vorhersehbar waren. Ich jedenfalls wusste bis zu meiner Volljährigkeit - danach hörte die Schenk- und Fürsorgepflicht auf -, was ich von meiner Patentante zu erwarten hatte. Unnütz, langweilig, alle Jahre wieder eine Enttäuschung in Form eines Silbersuppenlöffels oder einer Silberkuchengabel. Dazu kam, dass ich die Teile, wenn ich sie denn überhaupt auspacken und mit leuchtenden Augen bestaunen wollte, sofort wieder Seidenpapierumschlungen in die Originalverpackung versenken musste. Um sie zu schützen vor oxidationsfördernden Stoffen. Wie zum Beispiel Luft. 

Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Brüder in ihrer Kindheit mit Teilen ihrer Aussteuer bedacht wurden. Buben waren frei von jedweden irren Zukunftszwängen. Sie durften unter dem Weihnachtsbaum mit Soldaten, Säbeln oder Schienenfahrzeugen herumfuhrwerken, während meine Schwester und ich vierhändig Klavier spielten.

Nun denn. Als vor einem Jahr meine neue Küche eingebaut wurde, machte ich tabula rasa. Verschenkte oder entsorgte alles, was ich nicht mehr brauchte. Guckte in alle Ecken. Räumte auf. Das Silberbesteck kam zum Vorschein. 6 x 6 Teile, jedes einzeln in Seidenpapier eingewickelt, und trotzdem alle schwarz angelaufen. Ich besorgte ein Silberputzmittel, zog Gummihandschuhe über und machte mich an die Arbeit, ekelte mich vor dem Gestank und der Brühe, die durch mein neues Spülbecken abfloss. Aber seither esse ich mit den Weihnachtsgeschenken aus der Kindheit und stecke Löffel und Gabeln nach Gebrauch in den Besteckkorb der Spülmaschine. Für Messer bietet sie ein eigenes Bett an über den Kaffeetassen. Dort oben werden sie im Liegen, wie Zauberbergpatienten, koscher, ohne Kontakt zu anderen verschmutzten Teilen sauber. Heute, am zweiten Advent, beim Sonntagsfrühstück, ist mir die Klinge eines Frühstücksmessers abgebrochen. Ungefähr anderthalb Zentimeter vor dem Griff. Direkt hinter dem markanten Siegel einer heute noch existierenden, damals börsennotierten Metallwarenfabrik. Ich bin zu Tode erschrocken, wollte ich doch bloß eine Scheibe Joldelunder (wohlgemerkt: mit dem Brotmesser vom Laib geschnitten) mit nicht kühlschrankkalter Butter bestreichen. Die Garantie ist natürlich längst abgelaufen - falls es je eine gab. Und ich bin selber schuld, dass ich das Besteck ein halbes Jahrhundert lang durch die Welt schleppte, ohne es auszupacken. Trotzdem ist meine Empörung über diese Demonstration von Materialermüdung enorm. Und: die Wut über 18 Jahre gestohlener Weihnachtsfreude wächst gerade ins Unermessliche.

Samstag, 4. Dezember 2021

Neumondphase

Die Neumondphase beginnt jetzt. Der Neumond marschiert mit Riesenschritten auf die Erde zu. Gleichzeitig schiebt er sich vor die Sonne und verfinstert sie. Entgegen aller Prognosen ist es am Wattenmeer still. Die Flut läuft auf, aber nicht sensationell hoch. Der Wind hat sich in der Nacht zur Ruhe gelegt. Auch der Frost ist gegangen. Gekommen ist warmer Nieselregen. Der Mond soll in etwa zwei Stunden den kürzesten Abstand zur Erde erreichen, so nah war er uns in diesem Jahr noch nie. Auch er hielt sich an die Abstandsregeln. Zum zweiten Advent wagt er sich nun auf - nota bene! - 356.800 Kilometer an uns verseuchte Menschen heran. Diese ungewohnte Nähe verstärkt die Gezeitenkräfte. Das Kräftemessen an der Küste kann Springfluten auslösen. Oder andere Überraschungen.

Die Meldorfer Bucht erreicht der höchste Wasserstand in knapp 4 Stunden, mit nicht einmal einem halben Meter über MHW. Da hatten wir im Sommer während der Badesaison ganz andere Wasserstände. Über Tage und Wochen hin. Manchmal hatte ich den Eindruck, das Wasser wolle uns nie wieder verlassen. 

Auch die totale Sonnenfinsternis ist bei uns nicht zu sehen. Der Mond ja auch nicht. Da müssten wir schon in die Antarktis aufbrechen, und zwar tifig.

Freitag, 3. Dezember 2021

Wellenbrecher

Der oder die? Das Wort des Jahres 2021: Wellenbrecher. Ohne Artikel. Ein Abstraktum in unserer pandemiebedingten Irrealität.

Die eindrücklichsten Wellenbrecher habe ich in Japan gesehen, am japanischen Meer, in Niigata. Dort konnte ich sogar eine Weile bei Ebbe verweilen und zuschauen, wie die bestehenden Wellenbrecher - monströse Betonteile, überwachsen von Seegras - durch neue Wellenbrecher - noch monströsere Betonbrocken, noch nicht überwachsen von Seegras - ersetzt wurden. Wellenbrecher sind im Gegensatz zu Wellen eine scharfkantige Angelegenheit. Sie schäumen nicht, sondern werden nach einer ausgeklügelten Anordnung rutschfest verkantet. Am Japanischen Meer besorgte dies ein riesiger Stahlkran. Auf Hooge habe ich gesehen, wie die Deicharbeiter Lahnungen bauen, Faschinen zwischen die Holzpflöcke pressen, Steinkanten erneuern, den sogenannten Igel. Alles von Hand. Und vergleichsweise zahm. Die Halligen selbst erfüllen die Funktion von Wellenbrechern an der Nordfriesischen Wattenmeerküste.

Das Wort des Jahres 2021 bezieht sich auf gezeichnete, bunt gezogene Liniendiagramme. Auf graphische Darstellungen von Informationen. Auf sogenannte Schaubilder, die relativ unverblassbar in unser aller Köpfen und Herzen abgespeichert werden. Täglich aufs Neue. Mitsamt der Ratlosigkeit, dem Kopfschütteln, Schulterzucken, mitsamt der Wut, die manche bekanntlich erfasst, der Verzweiflung, Trauer und vielleicht Freude über eine einzige außer Protokoll überreichten roten Rose. Wellenbrecher!

Donnerstag, 2. Dezember 2021

Der erstarrte Kasus

Im neuesten Newsletter geht der Duden der Frage nach, ob oder wie Weihnachten in unserem Sprachgebrauch auftritt. Im Plural oder Singular, mit oder ohne Adjektiv und wenn mit, mit welchem? fröhliche? weiße? grüne?, ohne oder mit bestimmtem oder unbestimmtem Artikel und wenn mit, mit welchem: die Weihnacht? das Weihnachten? die Weihnachten? 

Sprachhistorisch (ach, wie ich Konsonantendoppelungen in solchen Zusammenrückungen liebe!), erklärt der Duden, sei "Weihnachten" ein "erstarrter Dativ Plural". So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gehört! Dass ein Kasus - oder Fall, einer der vier Fälle, die das Deutsche kennt - erstarren kann! Und dann noch im Plural. Also mehrfach? Multipliziert? Mathematisch erweitert. Der Duden erklärt es so: "Weihnachten ist ein erstarrter Dativ Plural, der sich im Mittelhochdeutschen aus der pluralischen Fügung ze wîhen nahten (= in den heiligen Nächten) losgelöst hat." 

Der Dativ hat also Beine bekommen, aber wie viele? Er löst sich los und rennt, aber wohin? Um sein Leben? Unter unsere geschmückten Bäume in den warmen Wohnzimmern, wo er erstarrt, stirbt? Ist ein erstarrter Dativ ein gestorbener Fall der Grammatik oder des Gesundheitswesens? Des Kirchenjahres? Der Marktwirtschaft? Der Kriminalstatistik?

Die Sonne geht auf, der abnehmende Fingernagelmond verblasst am Morgenhimmel. Es ist klirrend kalt am Wattenmeer.

Mittwoch, 1. Dezember 2021

wasservermalbar

Was da gestern aus meiner Schreibtischschublade zutage trat, ist ein Albrecht Dürer Künstleraquarellstift feinster Qualität, wasservermalbar! Und das heißt, ich zitiere von faber-castell: "Farbauftrag lässt sich vollständig auflösen und verhält sich dann wie die klassische Aquarellfarbe: Farbe trocknet permanent auf und lässt sich mit weiteren Farbschichten übermalen ohne sich wieder abzulösen."

Draußen Sturm und Regen. Prognostiziert für den ganzen Tag und die halbe Nacht. Das Wattenmeer wasserverma(h)lt!