Montag, 30. November 2020

Vollmond

Vollmond. Erster Advent. Sonntag. Sonne. Ich lese, dass die Mehrheit der Anhänger des noch amtierenden amerikanischen Präsidenten seinen Lügen glaubt. Das wundert mich nicht. Man muss es nur oft genug wiederholen, damit es sich in den Köpfen festsetzt und Wirklichkeit wird.

In Polen wiederholte der einsame Zwilling jahrelang, sein Bruder sei einem Anschlag zum Opfer gefallen. Natürlich glaubten es alle seine Anhänger mitsamt der katholischen Kirche. Sie waren ja alle beteiligt an allmonatlichen Zeremonien, Demonstrationen, Versammlungen, sonntäglichen Donnerpredigten von den Kanzeln  - man wollte nicht nachlassen, bis "die Wahrheit" ans Licht käme. Und irgendwann hörte der Spuk einfach auf. Weil niemand mehr Lust hatte, niemand mehr das immer massivere Aufgebot von Sicherheitkräften zum Schutz des kleinen Mannes und seiner kleinlichen Lügen finanzieren wollte. Kürzlich las ich eine winzige Notiz. Dass nun Moskau das letzte Telefongespräch der Zwillinge wenige Minuten vor dem Flugzeugabsturz einsehen wolle. Der einzige, der nämlich die ganze Wahrheit kennt, ist der Lügner selbst. Und natürlich alle Geheimdienste der Welt.

Sonntag, 29. November 2020

Teamwork

Ich räume alles wieder ein. Bin hundemüde. Der Kater entdeckt als erstes den neuen Weg zu seinem Futtervorrat. Ich jage ihn hinaus, brauche nur die Sprühflasche in die Hand zu nehmen und er ergreift die Flucht.

Freitag, 27. November 2020

L wie ...

 ... Lüften. Mit ziemlich gemischten Gefühlen habe ich gestern verfolgt, was alles in meine Küche hineingetragen und verbaut wurde. Fast doppelt soviel Müll fiel an, das kleinste Teil war verpackt, verschweißt, zugeklebt. Ich putze, sperre Fenster und Türen auf, um Durchzug zu produzieren und unangenehme Gerüche loszuwerden. Der Ablauf unter der Spüle tropft. Der Monteur kommt noch einmal und verrät mir, wie ich mit einem Handgriff die Schublade aus- und wieder einhängen kann.

Mittwoch, 25. November 2020

L wie Lauf ...

 ... der Dinge. Ich streiche noch einmal über das Küchen-L. Es verschwindet optisch in der Wand - hockt dort aber versteckt und unzerstörbar für alle Zeiten. Ich hole noch einmal Laub vom Rasen mit dem Rasenmäher. Und sinniere über des Messers Schneide. Die Schweiz hat einen neuen Röstigraben, dh der alte bestätigt sich und passt sich den Zeitläuften an, er heißt nun Coronagraben. Das Virus hält sich offenbar exakt an die Sprachgrenzen, an den berühmten Kantönligeist, an die alten Fehden und Feindschaften. Es grassiert fröhlich in der Romandie. Auch im Tessin, wo es irgendwann im Frühjahr Anlauf genommen hatte. In der deutschsprachigen Schweiz hingegen wird ihm Einhalt geboten. Das kann natürlich so plakativ nicht stimmen, sagt doch die Statistik, dass die Schweiz zur Weltspitze gehört, die Todesfälle mit oder durch Covid-19 betreffend. Kürzlich rief die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin dazu auf, Risikopatienten mögen ihre Patientenverfügung überprüfen auf lebenserhaltende Massnahmen, auf die sie zu verzichten bereit wären. Weil eine "vollständige Auslastung" der Intensivbetten drohe. Fast gleichzeitig war in der NZZ zu lesen, dass die Schweiz "wo andere Hygienekonzepte gelten" das "Glück der Stunde" (sic!) nutze und davon "profitiere", dass im benachbarten Ausland, in Deutschland und Österreich der Kulturbetrieb heruntergefahren wurde. Zitat: "Am Luzerner Theater führt das Glück der Stunde zu einer überzeugenden Erstaufführung der Tetralogie «Meine geniale Freundin» der italienischen Bestseller-Autorin Elena Ferrante. Und dazu, dass manche Bühnenkünstlerinnen und Bühnenkünstler temporär in die Schweiz umziehen." Zitatende.

Dienstag, 24. November 2020

L wie Lotse

Der Lotse - die "Sozialdemokratische Zeitung für Bürgerinnen und Bürger in Meldorf und Umgebung" landet so unverlangt in meinem Briefkasten wie das Kirchenblatt. Ich gehöre weder dem einen noch dem anderen Verein an. Auf die Bitte "Keine Werbung bitte" am Briefkasten reagieren ihre Verteiler stoisch nicht. Darin unterscheiden sie sich von den Verteilern kommerzieller Werbeblättchen. Die können lesen und respektieren meinen Werbefreiheitswunsch. Nun denn. Der Lotse. In neuer, billiger (Zeitungspapier), stinkender (Druckfarbe) Aufmachung. Bringt u.a. ein "Resümée" der amtierenden Bürgermeisterin nach einem Jahr im Amt. Und was hat sie uns zu sagen? Dass sie ihr Wahlversprechen eingelöst und aus ihren Werbeplakaten Taschen habe nähen lassen. Da ist America First nix dagegen. Sie, die amtierende Meldorfer Magistratin machte nämlich Wahlkampf mit "Mehr Meldorf geht nicht". Mit dieser zweideutigen (immerhin ausgrenzenden) Aussage sollen nun die Leute für den Rest ihres Lebens einkaufen gehen? Kein Wort im "Resümée" von "bezahlbarem Wohnraum für alle", "kompostierbaren Hundebeuteln" oder "Baustellenaufsicht" (um nur einige Schlaglichter zu nennen, mit denen sie bei einer Podiumsdiskussion zusammen mit der Mitbewerberin vor der Wahl um das Amt buhlte). Alles Dinge, die man auch unter Coronbabedingungen hätte in Angriff nehmen können. Dafür die Aussage "Überhaupt ist mir der Dialog wichtig" - nach der Feststellung, dass es noch keine Bürger*innen-Sprechstunde gibt. Aber sie sei ja "viel in Meldorf unterwegs", sie "bewege sich in der Innenstadt und in den Geschäften, auch auf dem Markt". Hat die Dame kein Büro? Nichts zu tun am Schreibtisch? Sprachlich ist das Resümée eine Katastrophe, inhaltlich leer. L wie leer. 

Montag, 23. November 2020

L wie ...

 ... Lob, Leid, Licht oder Luft. Zweisilbig Lupe, Lippe, Lachen. Dreisilbig Lorenzen. Neben der neuen Steckdose für den neuen Backofen hat mir der Tapezierer ein L an die Wand geklebt. Ich bin versucht, es zündrot zu überpinseln, statt mit lösemittelfreiem Malerweiß, mit garantiert hoher Deckkraft. Farbe als Warnung an die Menschheit. Hier stimmt etwas nicht. Hier läuft eine elektrische Leitung mitten durch die Wand. L wie Lebensgefahr oder Linealgerade. Die Lösung liegt im linken Winkel.

Sonntag, 22. November 2020

Sonne

Ich nutze das Tageslicht. Die Tage werden immer kürzer. Ich habe immer weniger Zeit für Dinge, die nicht am Schreibtisch stattfinden. Also hole ich meine Leiter bei den neuen Mietern und streiche völlig leere meine Küche. Bis auf die zersäbelte Wand. Die muss zuerst verarztet werden. Ein lange nicht mehr dagewesenes Gefühl stellt sich ein. Wände weiß streichen. Hat etwas kontemplatives und sentimentales. Auch reinigendes. Seltsamerweise erwachen Vergangenheiten, die an ganz anderen Orten stattgefunden haben. Zum Sonnenuntergang nachmittags um vier (!) fahre ich durch die Marschkammer und liefere ein Geburtstagsgeschenk ab. 

Samstag, 21. November 2020

Nebel

Es gibt Tage im November, da wird es gar nicht hell. Nicht einmal der Kater mag sich von seinem Sofa wegbewegen. Die Tierärztin meinte kürzlich, er könnte auch älter sein. Älter als die "4-5 Jahre", auf die ihn das Tierheim einschätzte. Und seine Empfindlichkeit am Bauch könnte in Wahrheit eine Empfindlichkeit am Rücken sein, an der Wirbelsäule. Altersbeschwerden. Ich wundere mich, seit er bei mir ist, dass er so viel schläft. Und so wenig aktiv ist. So wenig verspielt. So träge. Und zurückgezogen. Eigensinnig. Er kommt nur zu mir, wenn er Hunger hat. Aber auch er spürt den Winter. Mittlerweile verlässt er immerhin mehrmals täglich für längere Zeit das Haus. Länger heißt nicht nur zum kacken in Nachbars Garten. Was er nachts macht, entzieht sich meiner Kenntnis. Er residiert unten, ich oben.

Freitag, 20. November 2020

Relax

Schon mal ein Vorgeschmack - auf einsame Weihnachten.

Der Elektriker war da und hat die Wand zersäbelt. Nun muss ich noch neu tapezieren. Der Kater war in heller Aufregung ob dem Lärm. Ich bin hundemüde, obwohl ich nichts getan habe. Allein die Anwesenheit anderer Menschen und ihrer Werkzeuge erschöpft mich. Also ergebe ich mich dem streaming - interessant die Frage irgendwo mittendrin, ob wir mit offenen Augen (mit Bild) anders hören als mit geschlossenen Augen (ohne Bild):

Donnerstag, 19. November 2020

Sturm

 Ja, ich habe normalerweise einen geregelten Tagesablauf. Heute gerät einiges durcheinander. Während der Trampolin- und Einsingzeit bauen zwei Handwerker meine Küche ab. Ja, dafür reicht denen eine Stunde. Danach muss ich den Kater beruhigen, der die Welt nicht mehr versteht, weil da, wo bisher immer sein Futter herkam, nichts mehr ist. Gar nichts mehr! Er gerät in leichte Panik und mich packt die Faszination des leeren Raumes. Die Küchenbauer sind gegangen. Und bis sie wiederkommen, muss ich jemanden finden, der die Eckventile austauscht. Ein einfaches sowie eines mit Geschirrspülerabgang. Na ja. Man lernt nie aus, auch als Frau nicht. Hinter den abgebauten Einbauschränken sind Originaltapetenreste zum Vorschein gekommen. Blümchen in düsterem ockergelb und braunorange. Sehr traurig! Draußen fegt der Sturm von Nordwest mein Laub durch die Gegend. Ich hätte mir die gestrige Gartenarbeit sparen können.

Mittwoch, 18. November 2020

Noch mehr Regen

Am Morgen. Am Nachmittag soll es aufklaren. Dann kann ich Laub einsammeln rund ums Haus. Arbeiten im Lockdown. Da ich nicht nach Nordfriesland fahren kann, telefoniere ich jetzt täglich von 06:44 bis 07:16 mit dem frischgebackenen Vater. Das ist kein übler Scherz. Auch ein Bäcker wird Vater. Er bringt jeden Morgen seine Stieftochter zum Schulbus. Die Mutter stillt den Neugeborenen. Und die Tochter soll nicht auch noch die Schule wechseln müssen, nachdem so vieles in ihrem Leben gewechselt hat. Auf der Hinfahrt unterhalten sich die beiden über Gott und die Welt. Auf der Rückfahrt unterhält sich der Bäcker mit mir über Brot und die Familie. Ich darf fragen. Er muss antworten. 

Dienstag, 17. November 2020

Regen

Herr Caruso kratzt sich weiterhin. Bekommt Cortison gegen den Juckreiz. Kein Antibiotikum, weil die Stelle (noch) nicht entzündet ist. Ich soll beobachten (und wiederkommen, falls ...). Wenn es geht, etwas Honigsalbe auftragen. Das lässt er sich soger gefallen. Geht spazieren. Kommt tropfnass nach Hause. Stellt sich neben mich und wartet darauf, dass ich ein Handtuch hole. Ihn trockenrubble! So etwas hat Herr Rasputin nie toleriert. Überhaupt sind die beiden Kater wie Tag und Nacht. Mein bisswütiges Raubtier ist manchmal bedürftig wie ein Baby. Wenn er verregnet wird, weiss er offenbar nicht, wie er aus seinem nassen Pelz herauskommt. Herr Rasputin verzog sich jeweils in eine Ecke und putzte sich mit Inbrunst. Mindestens eine halbe Stunde lang. Dabei wollte er auf keinen Fall gestört, angefasst oder angesprochen werden.  

Ich habe eigentlich anderes zu tun. Die Küche entleeren. An meinem Text schreiben. Laubberge abtragen.

Montag, 16. November 2020

Pusteln

Es hilft nichts. Herr Caruso muss in den Korb und im Korb aufs Fahrrad und auf dem Fahrrad mit mir zur Tierärztin. Unter Coronabedingungen. Ich mit, er ohne Maske. Er hat keine Milben. Keine Flöhe. Die Pusteln am Hinterkopf kommen vom Kratzen. Und die blutige Stelle, na ja, die sieht schlimm aus. Die Tierärztin vermutet allergiebedingtes Kratzen. Aber worauf sollte er plötzlich allergisch sein? 

Das allerschlimmste an einem Tierarztbesuch ist das Tier. Der Kater ist ausser sich und wehrt sich, wo er kann. Zur Untersuchung steckt ihn das Praxisteam in ein gepolstertes Mäntelchen. Da tut ihm nichts weh und er sieht sogar niedlich drin aus. Er hält still und lässt sich die Ohren ausleuchten. Alles gut, sauber geputzt. Kaum will die Ärztin (der Ordnung halber, vermute ich oder Coronabedingt) Fiebermessen, entwischte er ihr. Denn dazu muss sie den Reißverschluss des Polstermäntelchens hinten gerade mal einen halben Zentimeter aufmachen. Der Spalt reicht und der Kater nimmt Reißaus. Strampelt sich blitzartig frei und springt vom Behandlungstisch. Ich muss gestehen, dass mich seine Reaktion beeindruckt und dass ich insgeheim stolz bin auf dieses Raubtier! Leider ist er dann nicht zu bewegen, freiwillig wieder in den Transportkorb einzusteigen. Die Lockungen mit Leckerlis (kennt er ja schon, ist reine Hinterlist) bringen nichts. Er demoliert das halbe Sprechzimmer, springt über die Computertastatur, fegt alles vom Schreibtisch, versucht ein Fenster hochzuklettern. Die Tierärztin kommentierte sein Verhalten gelassen mit "konsequent". Da ist er schon sehr konsequent, sagt sie und: das wollte ich ihm eigentlich ersparen ... sie fängt ihn mit einem überdimensionierten Schmetterlingsnetz aus bissfestem Material ein. Er schnaubt und wütet, der dumme Kerl! Hat hat noch nicht begriffen, dass er nur in diesem Korb wieder zu mir nach Hause und an seinen Fressnapf kommt.

Sonntag, 15. November 2020

Neumond

Neumond in der Mitte des Monats. Ich fange an, die Küche auszuräumen. Ein ziemlich heilloses Unterfangen. Herr Caruso kratzt sich am linken Ohr blutig. Mir schwant Schlimmes.

Samstag, 14. November 2020

stehlen

Laut Duden bedeutet das Verb "stehlen" fremdes Eigentum, "etwas, was einem nicht gehört" in seinen Besitz bringen. Heimlich oder unbemerkt an sich nehmen. Vielleicht ist das im Englischen/Amerikanischen anders. To steal the limelight? to steal sb's heart? to steal sb's thunder? to steal a march on [the competition] im Sinne von  to be one step ahead?

Deutsch kann man höchstens jemandem die Show oder Schau stehlen (im englischen auch: to steal the scene / the show from sb), nicht aber die Wahl. Alle, die ein Wahlrecht besitzen (= ein entsprechendes Alter erreicht haben sowie die entsprechende Nationalität besitzen) können es unbenommen ausüben und sich so an der Wahl beteiligen. Man kann höchstens den Wahlzettel stehlen, oder die ganze Wahlurne, etwas Konkretes eben - aber nicht den Wahlvorgang an sich, das Abstraktum Wahl! Wo soll man das denn hinstecken?

Warum wiederholen alle unreflektiert diesen sprachlichen Unsinn? Tagaus, tagein, seit Wochen, Monaten?

Wahlen kann man fälschen, aber nicht stehlen. Wusste das dieser plötzlich Ergraute (auch da ist er nicht der Einzige in der Geschichte) nicht ?

Freitag, 13. November 2020

Freitag der Dreizehnte

Es ist der zweite und letzte in diesem Jahr. Am ersten, im März, begann diese neue Ära, die bis heute nicht zu Ende ist. Sondern im Gegenteil gerade in Schwung kommt. Lockdown, homeoffice, newspeak oder traditionell Stubenhocken, auf sich selbst zurückgeworfen und in die eigenen vier Wände eingekapselt in jedem Menschen eine potentielle Bedrohung (Virenschleuderer) sehen. Nicht schön. Und man kann es keiner/keinem verübeln, die oder der in solchen Zeiten Allmacht- oder Heilsbringerphantasien entwickelt. Irgendwo am Horizont muss doch Rettung in Sicht sein. Herr Caruso hat mir heute erlaubt, eine Zecke von seinem Genick zu entfernen. Das ging nicht ganz ohne Hinterlist (Futter vorenthalten - Rat der Tierärztin: immer mit einem nüchternen Tier in die Praxis kommen), aber ganz ohne Bissattacke. Ich frage mich allerdings, warum Mitte November immer noch Zecken unterwegs sind. Und warum die Chemiekeule, die ich ihm auf Anraten eben jener klugen Tierärztin und gegen meine innere Überzeugung verpasst hatte, die Parasiten nicht erfolgreich fernhält. Ich werde wieder - das ist die Zukunftsperspektive unserer Hausgemeinschaft - zu meinem Hausmittel greifen: Biokokosfett mild gedämpft. Er mag das oder fürchtet es zumindest nicht (wie Herr Rasputin, der nun, Gott hab ihn selig, unter einer dicken Laubdecke im Garten liegt), hat mir die Reste gerade neugierig von den Fingerkuppen geleckt.

Donnerstag, 12. November 2020

Sehnsuchtsorte

 Jetzt ist daraus unverhofft und allen Krisen zum Trotz ein Buch geworden: 

Ich blättere ganz ungläubig und staunend, mein Japsand-Sehnsuchtsort ist drin und viele andere, wunderliche Orte und Geschichten. Ich lese und gucke die halbe Nacht. Wer schon an Weihnachten denkt oder immer noch nicht alle Geschenke beisammen hat: versandkostenfrei zu beziehen beim Achter-Verlag: achter-verlag@t-online.de oder in Meldorf im Peter Panter Buchladen zum Preis von 22,50 €.

ISBN 978-3-948028-091

236 Seiten, 200 Fotos und - wie immer bei diesem Verlag: sorgfältig gestaltet, Hardcover, Fadenheftung und Lesebändchen!

Mittwoch, 11. November 2020

Schlüsselloch

Schlüssellochperspektiven oder Nadelöhraussichten: Das Wort zum Tag (nicht meine Schöpfung, sondern die des Evangelisten Markus): 

Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?
Markus 8,36

Kürzlich sagte ein kluger Mensch (David Grossman) sinngemäss, alles Wesentliche der großen Weltgeschichte geschehe innerhalb der Familie, nicht in der Politik, nicht in der Wirtschaft und nicht in der Kultur. Ich bin nicht sicher, ob ich ihm wirkllich zustimmen mag, aber unter den momentanen Bedingungen (Nordseemorgennebelfelder) wäre ein Blick über den großen Teich sehr verlockend, in ein Weißes Haus (ist das wirklich weiß?), ins Schlafzimmer - oder meinetwegen an den Frühstückstisch - eines Mannes, der sich gerade vor der ganzen Welt blamiert.

Dienstag, 10. November 2020

Laub

Ich wate durch mein Laub. Zerhäcksle es mit dem Rasenmäher. Der Nachbar jagt vereinzelten Blättern in seinen Beeten mit dem Laubsauger nach. Die meisten Blätter fallen in meinen Garten. Oder auf die Straße.  Wir müssen uns ranhalten. Denn das magere Licht, das schon den ganzen Tag nur mühselig durch den Nebel sickert, wird bald von seiner Qual erlöst.

Montag, 9. November 2020

Zwischentöne

Nebel. Herr Caruso bringt schöne kugelrunde tiefrote Bluttropfen nach Hause. Eine hängt über der Katzenklappe. Die anderen tropfen vor seiner Schnauze auf den Fußabtreter, auf dem er sich auszuruhen geruht von den Strapazen auf der anderen Seite der Welt. Er scheint unverletzt, soweit ich das sehen und beurteilen kann. Also war er auf der Jagd! Hat sich Nachtisch besorgt, nach meinem liebevoll für ihn zubereiteten, aber zugegebenermassen nach striktem Diätplan abgewogenen Frühstück! Sobald es richtig hell ist, werde ich den Garten nach dem Kadaver absuchen. Noch hat er mir keine Trophäen vors Bett oder auf den Perser gelegt. 

Sonntag, 8. November 2020

Farbenspiel

Der Herbst leuchtet! Wir (Ihr) hatten(t) auch einmal einen Bundeskanzler mit einem "Riesen-Ego" (Zitat Handelsblatt). Aber sein selbsternannter Wahlerfolg war von kurzer Dauer und ging nicht um die Welt. Vielleicht muss einer, der nicht verlieren kann, tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten werden, um genau das zu lernen. Eine ehemalige EKD-Vorsitzende sagte nach ihrem selbstgewählten Rücktritt, sinngemäß, es könne niemand "tiefer als in Gottes Hand" fallen. Vor dem Fall steht der Aufstieg. Niemand weiß es besser, als die Boulevardmedien (nicht nur die, die sogenannten sozialen können's tatsächlich besser), wie ein Fallen effektiv ausgeschlachtet (ja, unappetitlich!) werden kann. Je höher der Höhenflug, desto tiefer der Absturz. Wir dürfen gespannt sein, wie es dem Verlierer gelingt, sein Gesicht zu retten. Denn soviel steht ihm zu! 

Ich wate derweil im Garten Eden durch Goldenes Laub. Gestern hatte ich frei und fuhr unter einem unglaublich blauen Himmel bis an die äußerste Spitze von Helmsand.

Samstag, 7. November 2020

Schweigebrechen

Das ist so ein bisschen wie Fastenbrechen. Die Sonne geht auf. Die ersten Robbenbabies auf Helgoland sind geboren, nach dem Hochwasser liegen Tausende tote oder sterbende Nonnengänse hinterm Deich im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog und die Vogelgrippe hat Hallig Ooland erreicht. Das ist passiert, während ich geschwiegen habe. Sonst Nichts! Nur dies noch: Gestern abend mein Versuch, nach Jahren der Entwöhnung, fernzusehen - übern laptop natürlich und ausgerechnet eine talkshow am Freitagabend ... Weil Nele und Holger von Süderoog angekündigt waren. Die kamen leider erst kurz vor Schluss zu Wort und ins Bild und wirkten wie vom Mond gefallen (sind sie ja auch). Was ich davor bei ausgeschaltetem Lautsprecher mitbekam, war einfach grauenhaft! Ich verstehe nicht, wer sich so etwas Tag für Tag, Woche für Woche, Jahraus Jahrein freiwillig antut. Aber ich verstehe nun, warum die Welt so und nicht anders aussieht: 8 Sonnenstunden heute am Wattenmeer!

Freitag, 6. November 2020

Schweigen

(Nach 7 Wochen gibt Herr Caruso klein bei und legt sich auf meinen Bauch - und sei es nur, um sein Frühstück nicht zu verpassen)

Donnerstag, 5. November 2020

Schweigen

(Kater hat sich über meine Bratkartoffeln hergemacht. Sie schmecken ihm natürlich nicht, trotzdem greife ich nun zu meiner Wunderwaffe, der Wassersprühflasche, die eigentlich bei stark zerknitterter Bügelwäsche zum Einsatz kommt. Wer nicht hören will, muss fühlen.)

Dienstag, 3. November 2020

Besuch

Ich gehe noch einmal aus dem Haus und besuche meinen kranken Stellvertreter. Nein, er hat nicht das berühmteste aller Viren, sondern andere Probleme. Er sagt, je älter er werde, desto mehr zweifle er an dem, was er sein Leben lang vertreten habe. Das Recht.

Montag, 2. November 2020

Bevorratung

Unser Dasein besteht aus Sprache. Ich bevorrate mich mit Wörtern: Sauerteig (altägyptisch!), Vorteig, Vorstufenteig, Führung der Vorstufenteige, führen = backfertig machen, Enzymgehalt, Mineralstoffgehalt, Ausmahlungsgrad, Mikroflora, Raumbedingung, Knetsystem, Teigruhe ... 

Sonntag, 1. November 2020

Abgesagt

Leider im letzten Moment doch noch abgesagt: unser heutiger Auftritt im KBH Marne. Text & Tango. Ich hätte aus friedas gangarten gelesen und Boris Guckelsberger feurige Tangokompositionen von Piazzolla, Dyens und anderen gespielt. Schade. Das war die letzte für dieses Jahr geplante (und abgesagte) Lesung, denn wir haben irgendwann aufgehört zu planen für Absagen. Und uns zurückgezogen an unsere Arbeit.

See you later ... 

Im Radio Dithmarschen. Dieksanderkoog. Neulandhalle. Wird am späten Nachmittag, um 17:35 wiederholt: https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/die_reportage/Die-Reportage,sendung1077540.html