Samstag, 30. Juni 2012

Badewannenmeer

Endlich Sommer - ich bin ans Meer gefahren und bei Niedrigwasser angekommen. Wie in der Badewanne, Stöpsel raus, Wasser weg. Kein Mensch ist da, trotz Ferienbeginn, trotz lauem Wind. Nur Schafe. Und leere Strandkörbe. Ich marschiere eine Stunde lang über den Meeresboden, esse dann vor Erschöpfung am grünen Strand eine Banane und fahre wieder nach Hause.

Freitag, 29. Juni 2012

Rosen

Ich bin keine Rosenfreundin. In der einen Hälfte des Gartens haben wir unzählige Rosenstöcke mitsamt der einen Hälfte des Hauses gekauft. Die Vorbesitzerin, eine Finnin war offenbar eine ausgesprochene Rosenliebhaberin. Ich habe mehrere Rosenstöcke über all die Jahre umgesetzt, Weil ich achte, was vorhanden ist. Und weil ich die Grenzen und Gegensätze zwischen den beiden Gartenhälften aufheben wollte, die Dichte in der einen Hälfte entzerren, die Ödnis in der anderen beleben wollte. Einige Rosen haben mir das übel genommen und sich aus der blühenden Welt verabschiedet. Andere Rosen sind erst richtig zum Leben erwacht. Den Rosenbogen am Eingang, den wir nie benützen, hat vor drei Jahren der Sturm zerfetzt. Darauf habe ich die rostigen Einzelteile abgebaut, eingesammelt, dem Müll übergeben. Die Rosen überließ ich ein Jahr lang ihrem Schicksal, wohl wissend, dass Kletterrosen wie Kinder ein Klettergerüst brauchen. Vor zwei Jahren erbarmte ich mich ihrer, kaufte einen neuen Rosenbogen und verankerte ihn sturmfest im Boden. Die Rosen dankten mir meinen schweißtreibenden Einsatz nicht und darben dahin. Letztes Jahr schnitt ich sie im März radikal fast bodeneben zurück und die Rosen suchten in den Folgemonaten vorsichtig Halt an den neuen Stangen. Und heute wuchern und blühen sie um die Wette. 

Donnerstag, 28. Juni 2012

Wichura

Wichura heißt Sturm. Vögel, so denke ich, haben keinen Grund, den Wind zu fürchten. Auch Sturm nicht. Wie die jungen Seeadler in ihrem Nest in einem Wald bei Kutno den Windstössen vom letzten Montag trotzten, kann man hier beobachten:


Mittwoch, 27. Juni 2012

Regenarten

Siebenschläfer (herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kalle!). Artiger Sommerregen. Sanft, ohne Unterbrüche seit dem frühen Morgen.

Dienstag, 26. Juni 2012

Wortarten

Dudentrip, zweiter Teil:
Eine genau festgelegte Zahl von Wortarten gibt es in der deutschen Sprache nicht - sie schwankt von Grammatikmodell zu Grammatikmodell. Bewährt hat sich die Aufteilung in neun Wortarten, wobei unter Wortarten eine Klasse von Wörtern mit gleichen grammatischen Eigenschaften zu verstehen ist. Zunächst lassen sich die flektierenden, also ihre Form verändernden Wörter von den nicht flektierenden abgrenzen.
Die Flexion tritt als Konjugation oder als Deklination auf. Die einzige Wortart, die konjugiert wird, sind die Verben (1): Die deklinierbaren Wörter weisen entweder ein festes Genus auf, wie es die Substantive tun (2), oder passen ihr Genus an. Wenn Wörter mit veränderbarem Genus gesteigert werden können, zählen sie zu den Adjektiven (3). Übrig bleiben die Artikel (4) und die Pronomen (5). Artikel treten als Begleiter von Substantiven (bzw. Nominalgruppen) auf, Pronomen ersetzen diese. 
Kann ein Wort, das seine Form nicht verändert, die Stelle eines Satzgliedes einnehmen, ist es ein Adverb (6). Ein weiteres Kriterium für nicht flektierende Wortarten ist die Fähigkeit, Sätze oder Wortgruppen miteinander zu verbinden. Diese Fähigkeit besitzen Präpositionen (7) und Konjunktionen (8). Die letzte Gruppe sind Partikel (9), kleine Wörtchen, die für alles Mögliche zu gebrauchen sind. Sie drücken zB die Einstellung des Sprechers aus ("Dann komm halt nicht!") oder eine Interjektion (igitt!). 


Alles klar?  
Quelle: Duden.
Nachtrag: es gibt Wörter, die in mehrere Wortarten passen und es gibt solche, die nicht alle Merkmale ihrer Klasse ihr eigen nennen (zB plurallose Substantive - oder die singularlosen Pluraliatantum).  



Montag, 25. Juni 2012

Die 67. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorf

"Asse-Alarm: Pumpen statt Fluten"


In Asse 2, einem Salzbergwerk bei Wolfenbüttel mit eingelagertem Atommüll, droht die Flutung vorbereitet zu werden. Das Notfallkonzept des Betreibers (Bundesamt für Strahlenschutz) sieht vor, den Atommüll bei einem Laugenzutritt von über 500 Kubikmetern pro Tag mit Magnesiumchloridlauge zu fluten (*).

Unter dem Motto „Pumpen statt Fluten“ hat der Asse-II-Koordinationskreis (ein Zusammenschluss von Bürgerinitiativen) eine Kampagne gestartet und  verlangt, die Pumpkapazitäten ordentlich auszubauen, um den Schacht Asse  II solange trockenzuhalten, bis der Atommüll vor dem Wasser in Sicherheit  gebracht werden kann.

Noch bis zum 27.6. werden Unterschriften gesammelt, die am 28.6. in Berlin übergeben werden. 
Der Link zur online-Unterzeichnungsmöglichkeit:
http://asse2alarm.de/online.htm#formular
..............
(*) z.B.: http://bit.ly/N5Ot91 fünfter Satz der ersten Antwort: "Sollten sich zum Beispiel die Mengen an Wasser, die in das alte Bergwerk zulaufen, von derzeit 12.000 Liter auf mehr als 500.000 Liter pro Tag erhöhen, müsste die Asse aufgegeben werden."


Mehr Informationen auf der Homepage http://asse2alarm.de
Info-Telefon: 0151-56 59 14 47
schriftliche Fragen an: info@asse2alarm.de

Sonntag, 24. Juni 2012

Wie kommen die Wörter in den Duden?

Die Frage muss ja eher lauten: Wie kommen die Wörter in die Welt?
Das Werbevideo der Dudenredaktion zeigt natürlich nur das Schicksal von deutschen Wörtern:


Samstag, 23. Juni 2012

Dudentrip

Ich räume meine mails auf und begebe mich auf Dudentrip. Die soeben erschienene Neuauflage "Schweizerhochdeutsch" (früher trug dieser Duden den Titel "Wie sagt man in der Schweiz? Wörterbuch der schweizerischen Besonderheiten") beuge dem Kulturschock vor, sagt die Dudenwerbung. Als ob ausgerechnet sie Ahnung von solchen Dingen hätte. Von "Abwart" bis "Zuzüger" würde man hier alles erfahren.
Meine Ausgabe von 1989 fängt (nach a für alt und Aargau) mit "abbruchreif" an und hört (vor Zwölftel und Zyklame) mit Dürrenmatts "Zwischenverpflegung" auf.

Freitag, 22. Juni 2012

Epea pteroenta

Das geflügelte Wort stammt von Homer. Homer schrieb griechisch. In seiner Sprache ist es das "Epea pteroenta", das mit Flügeln versehene Wort. Wahrscheinlich (wer kann das heute schon mit Gewissheit wissen?) stellte er sich vor, Wörter würden wie Vögel aus dem Nest aus dem Munde des Sprechers auffliegen. 
"Geflügelte Worte" (deutsch) oder "skrzydlate słowa" (polnisch) sind Lehnübersetzungen aus dem Griechischen. 

Meinem Meister (herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!) wird das geflügelte Wort "ręce i spodnie opadają" zugeschrieben. Leider unübersetzbar. "Ręce opadają" heisst "es ist nicht zu fassen, zum Verzweifeln" o.ä. Wörtlich meint die Wendung, die [zu welchem Zweck auch immer erhobenen] Hände oder Arme fallen hinunter, ich lasse die Arme sinken. Und "spodnie" heisst "Hosen". Also zu deutsch: Arme und Hosen fallen hinunter. Völlig witzlos und ungeflügelt.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Kugelrunder Regenbogen

Ich fliege nach Hause. Irgendwo über dem Mittelland (was liegt zwischen der Schweiz und Norddeutschland?) reißen die Morgennebelfelder auf. Und dann liegt plötzlich ein kugelrunder Regenbogen auf unschlüssig gähnenden Wolkenfetzen. Wie ein bunter Frühstücksteller. Auf dem Gartentisch. Unter der Sonne und meinem ovalen Druckkabinenfenster.


Mittwoch, 20. Juni 2012

Liestal

Schwül und wolkig. Es fallen vereinzelte Regentropfen. Ich laufe die Stätten meiner Kindheit ab. Dazu reicht mir eine halbe Stunde. Es gibt kaum mehr Platz für Menschen in diesem Land. Alles ist überbaut. Und der Raum, der nicht überbaut ist, gehört den Autos. Die Architektur, die die Landschaft rücksichtslos überzieht wie ein Schimmelpilz die Wand in einem verlassenen Haus am Meer, ist von einer ebensolchen abstoßenden Ästhetik. Obwohl sauber und wenig geruchbildend. Daneben die windschiefe Häuser der mittelalterlichen Altstadt, unten chic designt, ausgestattet mit Edelboutiquen. Ich habe Kopfschmerzen, seit ich gestern verspätet in Basel gelandet bin.  

Dienstag, 19. Juni 2012

Der erste Streik

Unangekündigter Streik der "Personenkontrolleure" am Flughafen Hamburg. Ich habe mich gestern unangekündigt entschlossen, heute nach Basel zu fliegen. Ich bin um 04:30 Uhr aufgestanden. Ich drängle mich in der Schlage vor und erreiche als eine der wenigen meine Maschine, als sie bereits abgeflogen sein sollte. Über den Wolken bekommen wir zwei Karottenmuffins und zwei Warmgetränke. Weil wahrscheinlich das Zeug in den Müll geschmissen werden müsste. Oder wir (wer?) zuviel wiegen bei der Landung. Also kaut und schlürft eine Handvoll Passagiere im Gedenken an all die, die weiterhin die Haupthalle des Hamburger Flughafens bevölkern und geduldig darauf warten, dass einer ihr Handgepäck durchwühlt und sie möglicherweise bittet, Schuhe und Gürtel auszuziehen.

Montag, 18. Juni 2012

Die 66. Mahnwache in Meldorf

Die Aufgabe der Anti-AKW-Bewegung ist noch lange nicht erledigt.  Mit allen Mitteln versuchen die Stromkonzerne, der Öffentlichkeit weißzumachen, dass die Energiewende nur mit immensen Kosten für die Verbraucher zustande kommt.
Im jüngsten ARD-DeutschlandTrend sprachen sich 53 Prozent der Befragten dafür aus, den Atomausstieg im Zweifel lieber zu verschieben, damit die Strompreise nicht so stark steigen. Die Tagesschau kommentierte: „Die Schlacht um die Atomkraft ist also längst noch nicht geschlagen.“

Mahnwache in Meldorf gegen Atomkraft:
18:00-18:30 Südermarkt

Samstag, 16. Juni 2012

Der erste Spaziergang

Wir trainieren für unsere Wanderferien:
http://www.hillwalk-scotland.com/east-fife-coastal-path-map

Es hat heftig geregnet in der Nacht und regnet mit Unterbrücken den ganzen Tag. W. muss seine Wanderschuhe einlaufen und ich backe Kuchen. In einer Regenpause stapfen wir mutig durch die Feldmark.

Freitag, 15. Juni 2012

Der letzte Spargel

Ich hole, wahrscheinlich zum letzten Mal in diesem Jahr, frischen Spargel vom Markt. Und mähe am Nachmittag zum zweiten Mal seit meiner Rückkehr den Rasen. Rechtzeitig vor dem nächsten Unwetter. Die Amseln mögen es nicht, wenn das Gras zu hoch steht, sie können dann nicht nach Würmern hüpfen. Sie lieben es nicht, wenn sie ihr Federkleid bekleckern von dem, was von den riesigen Stängeln tropft. 

Donnerstag, 14. Juni 2012

Die erste Fahrt nach Hamburg

Widerwillig mache ich mich auf den Weg. Und die Bahn unterstützt meinen Widerwillen, die Züge fahren nicht, auf beiden Bahnsteigen in Meldorf türmen sich hungrige Schüler, die zu spät zum Mittagessen kommen, weil sich bei Tornesch irgendein Trottel auf die Schienen geworfen hat.
Wir kommen mit zwanzig Minuten Verspätung in Hamburg an und gehen zum gewohnten Qi Gong und kommen zur gewohnten Nachtzeit wieder zurück.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Die erste Suppe

Die erste Suppe aus dem Garten. Hochaufgeschossener Mangold vom letzten Jahr Schmeckt wunderbar. Das hatte ich Warschau vermisst. Gemüse. Frisches Gemüse. Ich habe mich schon so gewöhnt an unser Kohl- und Kartoffelland (als ob Polen nicht auch ein Kohl- und Kartoffelland wäre), an mein unübersichtliches Gemüsebeet, an die Biokiste, die neuerdings montags ein polnisches Fahrer vor meine Tür am Wattenmeer stellt, dass ich ohne nicht mehr leben will. W. ist heil zurück aus dem Kosovo. 

Dienstag, 12. Juni 2012

Pérotin: Viderunt omnes ...


W. ist nochmals einen Tag im Kosovo, in Pristina als Akkreditierer an der dortigen Universität. Also nochmals Pérotin. Nochmals diese beseelend einfache Musik.

Viderunt omnes fines terre salutare Dei nostri:
jubilate Deo omnes terra.
Notum fecit dominus salutare suum:
ante conspectum gentium revelavit iusticiam suam.

Alle Erdkreise sehen das Heil Gottes:
jauchzet dem Herrn, alle Lande.
Vor den Augen der Völker
offenbart er seine Gerechtigkeit.


Montag, 11. Juni 2012

Die 65. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt, Meldorf
Mahnwache gegen Atomkraft

"Zum Wohle der Menschen" sind in in Japan die Reaktoren 3 und 4 des Atomkraftwerks Oi wieder ans Netz gegangen.

Uns ist es nach fast 5 Jahren gelungen, von E.ON Hanse akzeptable Stromabrechnungen für unsere beiden Haushälften in Meldorf zu bekommen - was zur Folge hat, dass wir nun sofort den Stromanbieter wechseln.

Sonntag, 10. Juni 2012

222 Monate

Wir sind seit 222 Monaten verheiratet. Bei Tagesanbruch (+/- 04 Uhr) regnet es in Strömen. Gegen Mittag gibt es, laut Prognose, ein Niederschlagsfreies Fenster. Ich setze meine Tomatenpflanzen um. Da der versprochene Regen um 13 Uhr nicht wieder einsetzt, nehme ich mich des Unkrauts an. Und arbeite bis zum Umfallen. Kaum zu glauben, was in fünf Wochen Abwesenheit im Garten alles geschieht. Am Abend ist der Himmel Wolkenfrei.

Samstag, 9. Juni 2012

Herausnehmbare Kragenstäbchen

Samstag am Wattenmeer: Kampf mit der Waschmaschine. Seit einiger Zeit ist ihre Elektronik gestört (meinte ich), sie pumpt das Wasser nicht vollständig oder zu langsam ab, schleudert die Wäsche nicht, schaltet nicht zum nächsten Programmpunkt weiter, gerät zuweilen in einen ewigen Programmsuchumlauf - den ich nur durch ein brutales Unterbrechen der Stromzufuhr stoppen kann. Heute früh blieb sie mitten im Spülgang auf Abpumpen stehen, pumpte und pumpte, ohne dass sich die Wassermenge in der Trommel verringerte. Statt Wäsche aufzuhängen, suche ich im Internet eine neue Waschmaschine. Der Professor erkundigt sich bei Stiftung Warentest, worauf man heutzutage zu achten hat.
Weil ich ordentlich bin, finde ich die Originalrechnung sowie die Bedienungsanleitung. Unter "Probleme und ihre Lösungen" stoße ich auf den Punkt "Der Waschvollautomat pumpt nicht ab und schleudert nicht" mit folgender Option: "Ist die Ablaufpumpe verstopft? Um dies zu überprüfen, folgen Sie den Anleitungen auf Seite 11 oder fordern Sie den Kundendienst an." Ich gehe zu Seite 11 und tue, wie mir geboten. Im Vorraum der selbstreinigenden Pumpe finde ich zwei herausnehmbare Kragenstäbchen aus einem Hemd von W., über deren Verschwinden ich mich einst sehr gewundert hatte. Geärgert hatte ich mich erst über das Verschwinden des Hemdes selbst. Denn es war ein weißes und gutes Hemd, wie es der Herr Professor auf Reisen zuweilen benötigt. Er hatte es in irgendeinem Hotel dieser Welt liegengelassen, wahrscheinlich auf dem Bett, da es sich farblich nicht von der Bettwäsche unterschied.
Nun habe ich die Kragenstäbchen wieder. Und eine einwandfrei funktionierende, fast zehn Jahre alte  Waschmaschine.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Pérotin: Sederunt principes ...




Sederunt principes,
et adversum me loquebantur;
et iniqui persecuti sunt me.

Die Fürsten saßen [zu Rate],
und gegen mich sprachen sie;
und Feinde haben mich verfolgt.

Vom Komponisten ist außer dem Namen und seinen Werken nichts bekannt. Nicht die Worte sind wichtig, sondern die Werke, in diesem Fall die Töne und Tonalitäten.
Es regnet und ich schweige. 

Mittwoch, 6. Juni 2012

Spitzkohlblätterteigtaschen

Jeden Tag ein Zitat meines Mannes. Heute zum Frühstück: "Du musst wohl zuerst wieder Deutsch lernen." Ja, mir ist sogar das norddeutsche Inforadio zuwider. Beim Abendessen kann er sich nicht mehr erinnern, was ich wie falsch gesagt habe. Tagsüber genieße ich die Vorzüge der Biokiste. Bis zu meinem eigenen Gemüsebeet bin ich noch nicht vorgestoßen. Ich falte Spitzkohlblätterteigtaschen, die Füllung verfeinere ich mit einer Portion eigener Maronen vom letzten Herbst. Er sagt: "So etwas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen!"

Dienstag, 5. Juni 2012

Zurück am Wattenmeer

Am ersten Tag nach der Rückkehr kehre ich zu den Tätigkeiten des letzten Tages vor der Abreise zurück. Rasenmähen. Ich verteufle meinen damaligen Eifer mit Vertikutieren, Nachsäen und Eisendünger. Ich wate durch eine kniehohe Wiese, sogar im Rosenbeet spießt der Rasen fröhlich vor sich hin. Der Wind verteilte die Samen gerecht.
Bis W. ankommt (aus dem Kosovo über Basel nach Hamburg) sind sogar die Fugen zwischen den Steinplatten auf der Terrasse entkrautet. Er sagt: "Wie sieht es denn hier aus!"
Wir setzen uns auf die Bank an die Sonne und trinken Kaffee.

Montag, 4. Juni 2012

Die 64. Mahnwache in Meldorf

Ich fahre nach Hause. Mit mehreren Zügen und mehrmaligem Umsteigen. Mit einem ungeschriebenen und einem geschriebenen Buch. Mit einem Buch im Kopf und einem Buch beim Drucker. Wenn der Warszawa-Berlin-Express pünktlich ist, bekomme ich den ICE nach Hamburg und steige in Itzehoe um ... und bin trotzdem nicht rechtzeitig zur Mahnwache in Meldorf. Auch die Chorprobe in Heide lasse ich heute sausen. Obwohl zu Hause keiner wartet. W. ist noch in Basel.

18:00-18:30 Mahnwache für gegen Atomkraft
Meldorf, Südermarkt

Samstag, 2. Juni 2012

Der Ausnahmehimmel

Grażyna ist zurück. Mein Abschied beginnt. Der Himmel ist gerade großartig über Warschau!

Die Temporärtität 3

Die Stadtgärtner setzen in die Blumenbeete rund um den dreieckigen Platz der früher ein Friedhof war, gelb und lila blühende Pflänzchen. Als ich vor fünf Wochen ankam, blühten darin rote, weiße und gelbe Tulpen. Dann kamen die Gärtner und gruben das Verblühte aus, entfernten die obere Erdschicht mitsamt allem Unkraut. Tage, Wochen später füllten andere Gärtner neue Muttererde auf. Und das blieb bis gestern so. Jetzt erst ist endlich die Zeit für neue Blüten gekommen. Am Nachmittag hole ich Grażyna vom Flughafen ab und fahre mit dem neuen Flughafenzug. Zur EM wird die ganze Stadt in den Farben gelb und lila aufgehübscht.

Freitag, 1. Juni 2012

Die Temporärtität 2

Soweit sind die Arbeiten im Laufe eines Nachmittags fortgeschritten. Vor dem Literaturhaus. Im Anblick des Königs Sigismund auf der Säule (nicht im Bild, der Arme wird sich im Grab umdrehen, falls er eines hat - sein Standbild hat derselbe Metallgießer gegossen, der auch für die kaputte Kirchenglocke vor meinem Küchenfenster verantwortlich ist). In der Sichtachse des Stadions auf der anderen Weichselseite.

Die Temporärtität

Seit zwei Wochen wird an diesem monströsen Ding am besten Platz gebaut. Seit heute hängt am temporären Bauzaun ein handschriftlich ausgefülltes Baustellenschild. Mit Namen und Telefonnummern des Bauherrn und der Arbeiteraufsicht. Tymczasowe Studio ITV. Temporäres ITV [polnisches Unterhaltungsfernsehen]-Studio.
Temporär ist ab heute sehr viel mehr Polizei unterwegs. Temporär werden in Hauseingängen und an Straßenecken Personalien kontrolliert wie in den besten Romanen Konwickis. Temporär regnet es.