Mittwoch, 30. September 2009

Kardamom und Koriander

Die letzte Handvoll Brombeeren koche ich mit Kardamom und Koriander ein. Auf den Ingwer verzichte ich diesmal, gebe aber ein bisschen Zimt dazu. Streue den Gelierzucker darüber, vermische alles sorgfältig und lasse es den ganzen Vormittag stehen. Am Nachmittag reibe ich, damit ich auf eine mathematisch eindeutige Größe komme, zwei eben vom Apfelbaum gefallene saure Äpfel auf der Bircherraffel hinein. Meine diesjährige Marmeladeküche dominierten scharfe Gewürze. Am Schluss müssen wir alles selber aufessen. Und was schenke ich Schwiegermutter zu Weihnachten?

Sonntag, 27. September 2009

"Der einzig mögliche Weg"

Roman Polanski wurde ans Zürcher Filmfestival eingeladen. Die Festivaljury wollte ihn heute Abend mit dem "Goldenen Auge" für sein Lebenswerk auszeichnen. Bei seiner Ankunft am Flughafen Zürich wurde Polanski gestern Abend festgenommen. Grund: ein nicht abgeschlossenes Missbrauchsverfahren in den USA aus dem Jahr 1978. Bundesrätin Widmer-Schlumpf, Justizministerin, erklärt: "Die Verhaftung war rechtsstaatlich der einzig mögliche Weg." Und weiter: Polanski sei gestern seit dem internationalen Haftbefehl vom Jahr 2005 zum ersten Mal "angekündigt" in die Schweiz eingereist.

Interessant, dass Polanski bisher in der Schweiz nie verhaftet wurde. Auch unter dem Vorgänger von Widmer-Schlumpf im Justizministerium, Bundesrat Blocher nicht. Dies, obwohl der "weltberühmte Filmemacher" mit französischer und polnischer Staatsbürgerschaft regelmäßig seine Ferien in der Schweiz verbringt. Zum letzten Mal im August diesen Jahres. Im eigenen Ferienhaus. In Gstaad.

Adolf Muschg schrieb vor wenigen Tagen in seinem "Bettagsmandat": "Ein Land, das so wenig Freunde hat, braucht keine Feinde mehr." In der Tat braucht dieses Land keine Feinde mehr. Es hat bereits alle.

Donnerstag, 24. September 2009

Zwillingseier

Mein Koch ist verreist und ich verpflege mich zähneknirschend selbst. Bevor ich in den Zug nach Hamburg steige, brate ich mir Kartoffeln aus eigener Ernte und schlage zwei Eier darüber. Strohwitwenküche, denke ich trübsinnig. Draußen fällt leichter Regen. Und drinnen fallen aus einem Ei zwei Eigelb in die Pfanne. Ich bin überrascht und überlege einen Moment, ob ich noch ein zweites Ei brauche oder ob bereits zwei Eier über meinen Kartoffeln liegen. Ich habe einen langen Nachmittag außer Haus vor mir, also schlage ich auch das zweite Ei auf. Wieder fallen zwei Eigelb in die Pfanne. Einen kurzen Augenblick zweifle ich an meinem Verstand. Dann an meiner Sehkraft. An meinem mathematischen Gedächtnis. Und schließlich an meinem Sprachgefühl. Ich hole den Duden in die Küche, verfalle ins Grübeln und verpasse fast meinen Zug ob dieses unalltäglichen Plurals. Habe ich zwei oder vier Eier auf meinem grünen Teller? Verspeise ich zu meinem einsamen Mittagessen nun vier Eigelb, vier Eigelbe oder gar vier Eigelbs?

Mittwoch, 23. September 2009

Schafweide

Kaum stelle ich mir Schafe auf unserem Grundstück vor (siehe gestern), stehen sie auch schon zuhauf vor unserem Haus. Unten auf der Bürgerweide, wo im Mai der Raps mit der Sonne um die Wette glühte, wühlen nun Schafe wollüstig durch das kniehohe Grün, das nach der Ernte bei dem milden Wetter nachgewachsen ist. Dutzende, Hunderte, ich kann sie nicht zählen, unendlich viele runde, sanfte, weiche, pralle Schafrücken ragen aus dem unendlich weiten Feld. Es macht ganz den Anschein, als seien sie im Paradies angekommen.

Dienstag, 22. September 2009

Meine bescheidene Ernte

Ich hole etwa 5 Kilogramm Kartoffeln aus dem Kartoffelbeet. Nehme zwei Hokkaidokürbisse ins Trockene und schon wieder eine Zucchini. Noch gibt es mindestens drei erfolgversprechende Prachtblüten. Und zwei zaghafte Minis. Auch die beiden grünen Kürbisse lasse ich weiterwachsen, in der vielleicht müßigen Hoffnung, dass trotz Lebkuchen und Dominosteinen in den Meldorfer Läden der November noch nicht angebrochen sei. Der erste Herbststurm ist für morgen angekündigt. Ich mähe Rasen und betrachte sorgenvoll den Apfelbaum. Auch seine Früchte brauchen noch Sonne. Nur die Tomaten reifen, Weihnachten hin oder her, hemmungslos weiter.
Ich grabe die Erde um, dort wo nichts mehr drin ist außer Regenwürmern und Pfefferminzwurzeln. Ich finde ein Geldstück. Es liegt ungewohnt leicht in der Hand. Ich kratze die Erde ab. Es ist Eine Mark der Bundesrepublik Deutschland. Geprägt 1957. Damals standen unsere Häuser noch gar nicht, denke ich und blicke in den Himmel. Auch die der Nachbarn nicht. Damals war hier, denke ich und blicke zu Boden, Acker. Oder Weide. Pferdeweide. Kuhweide. Schafweide. Wir beide, W. und ich, wurden in jenem Jahr, im Abstand von einunddreißig Wochen und drei Tagen, geboren. Also lege ich die rostige Münze auf die Küchenfensterbank.

Montag, 21. September 2009

Dithmarscher Kohltage

Die Dithmarscher Kohltage seien ein voller Erfolg gewesen, lese ich in der Zeitung. Vom Kohlanschnitt im größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas über die längste Kohltafel der Welt, den Kohlmarkt, die Krautwerkstatt, eine Kunstausstellung, den Kohl-Walk, die Kohlmeile und das Kohlvergnügen bis hin zur 3. Krauthobelweltmeisterschaft - alles eine runde Sache. Die Dithmarscher verteidigten ihren Weltmeistertitel im Krauthobeln erfolgreich gegen fünf andere Teams und errangen mit 17.450 Gramm gehobeltem Spitz-, Rot- und Weißkohl die Goldene Forke. Vize-Weltmeister wurde die Landjugend Marne, den dritten Platz sicherten sich die Westküstenfischer Urthel.

Sonntag, 20. September 2009

Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag

Zur üblichen Sonntagvormittagsgottesdienstzeit gebe ich hier statt einer Predigt zwei Lektüreempfehlungen ab:

Dienstag, 15. September 2009

Windstärke 6

Wie wohltuend ist der Nordseewind. Das Haus riecht feucht, wenn tagelang keiner da war. Heute fangen die Dithmarscher Kohltage an.
Wer unsere Reise im blog verfolgt hat, kann jetzt noch einmal zurückblättern bis zum 3. September. Und wird - ich verspreche es - sein blaues Wunder erleben.
Ich sperre derweil alle Fenster auf, hänge Wäsche in die Sonne (ja, das Wetter ist besser als am Mittelmeer), gehe einkaufen, räume liegengebliebene Ladungen aus dem Weg, gucke nach den Tomaten und sehe überhaupt überall zum Rechten.

Montag, 14. September 2009

Meldorf

In der Nacht zerrte der vento di Venezia an den Bäumen und Sonnenschirmen auf der Isola di Certosa. Wir verlassen Venedig im Regen durch die Luft und mit einem neuen Koffer. Meine einzige Sorge galt den Fahrradtaschen mit ihren genialen Verschlüssen und meinem Imbusschlüsselset. Das alles ist nicht gemacht für eine Flughafenabfertigung. Wir starten geradewegs in ein Gewitter hinein. Unser Flugzeug - in diesem Fall ein Farraday'scher Käfig - wird von einem Blitz getroffen. Wir landen pünktlich und unversehrt in Hamburg. Am Bahnhof Altona treffen wir die ersten Fernradwanderer dieser Reise. Zwei Schweizerinnen, die von Prag nach Hamburg geradelt sind und auf den Nachtzug nach Zürich warten. Uns bringt die NOB über den Nordostseekanal nach Hause. Am Bahnhof Meldorf treffen wir die zweiten Fernradwanderer dieser Reise. Sie warten auf den Gegenzug nach Hamburg.

Sonntag, 13. September 2009

Fare Mondi 5

... und hier die Fortsetzung der Auslage. Das letzte Bild. Viele einzelne durchsichtige, beleuchtete Schuhe mit einer einzigen Hand. Und einem einzigen Hut. Während wir keuchend durch die Lagunenstadt stapfen, ist die Schuhfrau mutterseelenallein unterwegs auf den Spuren ihres Großvaters. Und denkt an mich. In Form einer SMS. Ich denke an sie. Unweigerlich an sie. Bei allen Schuhen. Und wie erst bei solch spitzen, unhandlichen Glasschuhen. Noch einmal ruft das Motto: rotto!

Fare Mondi 4

Wir sind den ganzen Tag durch Venedig gelatscht auf der Suche nach Kunst. Wir können schon nicht mehr gucken, geschweige denn stehen oder laufen. Da kommen in einer Gasse Schuhe zum Zuge. Schuhe für meine Schuhfrau. Ganz und gar unbrauchbare Schuhe. Schuhe aus Glas. Schuhe aus Cocacolaflaschen ...

Fare Mondi 3

Wir durften den ganzen langen Weg auch mitmachen, auch wenn wir bisher nicht zu Wort kamen!
Wir sitzen vor der Kirche in San Stae und sind enttäuscht und entsetzt. Fabrice Gygi hat in diese schöne alte Kirche schnöde Metallkellerregale hineingestellt. Monströse, langweilige, mit Vorhängeschlössern abgeschlossene, leere Regale. Der Künstler will uns damit sagen, so steht es in der Pressemappe, die wir uns am Eingang gleich unter den Arm geklemmt haben, "dass ein Kirchenraum dafür bestimmt ist, geistige wie auch materielle Werte zu bergen, in normalen wie in krisengeschüttelten Zeiten." Die Kirche als Bank. Was wohl die Bayern dazu sagen. Oder der Ozeangleiche Lehrer. Oder der Erwachte. Der Erleuchtete. Der Prophet. Der eine. Und der andere. Oder die Forstverwaltung, unser - der Bären und Pinguine - geistliches Oberhaupt. Der Tempel als Bank. Nicht als Holzbank im Wald, am Straßenrand oder auf einer Eisscholle. Zum Hinsetzen. Für uns gottesfürchtige Wanderer. Sondern als Geldinstitut. Wenn zum Beispiel die Tresore der UBS ausgedient haben.

Samstag, 12. September 2009

Chengdu, I love you

Wir stehen an der Esso-Tankstelle am Lido und warten auf das Schiff, das uns nach Certosa bringt. Wir sind sprachlos. Einen so schlechten Film haben wir beide in unserem ganzen Leben noch nie gesehen. Rotto. Chengdu nach dem Erdbeben vom letzten Jahr. Chengdu im Jahr 2029. Und Chengdu im Jahr 1976. Ein Science Fiction Film, der von insgesamt 80 Minuten (mein Reiseleiter tröstete mich im voraus, es sei ein "kurzer" Film) mindestens 30 Minuten lang Kulturrevolution vom Schönsten präsentiert. Der sein spätes Ende - wie lange können 80 Minuten sein! - endlich mit Maos Tod findet. Pünktlich um 16 Uhr. Man stelle sich einmal vor, ein Osteuropäer, egal welcher couleur, würde heute einen SF-Film drehen, der mit Stalins Tod endet. Wir sind sprachlos. Fassungslos. Stehen an einer Tankstelle in Venedig und warten auf die Vigilanza (die Wachsamkeit), das Certosa-Hausboot. Ich dachte immer, die Polen seien Weltmeister in Romantik und Kitsch, wenn es um die Bewahrung, Tradierung des Nationalstolzes geht. Aber Chinesen können alles besser (making perfect world). Sogar ein Punkrocker.
Das einzige, was der Film uns Europäern sagt: wie man richtig Tee aufgießt. Und wie man richtig matto ist.

Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica

W. hat Karten für die Filmbiennale besorgt. Er hatte die Wahl zwischen Pippiloti Rists "Pepperminta" und Cui Jians "Chengdu, wo ai mi". Es ist klar, wofür er sich entscheidet. Ich schließe mich seiner Wahl klaglos an, habe ich doch kürzlich in einem Interview gelesen, dass Pippilotti Rist tatsächlich der Meinung ist, die Schweizer Steckdosen seien die schönsten der Welt. Sollte sie es ironisch gemeint haben, ist es den Interviewern nicht gelungen, die Ironie im geschriebenen Text unterzubringen.
Also gucken wir uns nach der Verleihung des goldenen und silbernen Löwen, nachdem alle wichtigen Leute den roten Teppich abgeschritten haben, in der Sala Grande am Lido jetzt einen Film an, der außerhalb des Wettbewerbs gezeigt wird. Den ersten Science Fiction Film aus der VR China. Mal sehen.
Der Regisseur Cui Jian war früher Punkrockstar. Und hier steht er in seiner für ihn typischen Körperhaltung neben meinem persönlichen Reiseleiter und lächelt mich freundlich an.

Fare Mondi 2

Arsenale. Im Chinesischen Pavillon steht das Wort endlich an einer stillgelegten Maschine angeschrieben. In Versalien. ROTTO. Das Wort gehört nicht zur Präsentation der chinesischen Künstler What is to Come.
Arsenale. Gegen Ende oder ganz am Anfang, wir haben hinten angefangen, weil wir von unserer Insel der Seligen schneller (schwimmend!) zur Stazione San Pietro gelangen, kommt uns wieder Michelangelo Pistoletto mit dem pseudonimo perfetto und seinen Spiegeln entgegen. Wir sehen nur das Resultat. Zerbrochene Spiegel. Twenty-Two less Two. 22 Spiegel. Davon schlug er selbst am 8. Juni 2009 zwanzig kaputt. Rotto. Wie das geht, kann hier verfolgt werden:
http://www.youtube.com/watch?v=Y2JwlFNUlg8
Arsenale, Outside. Opposite the main entrance. Campo della Tana, Castello. Hong Kong. Making (perfect) World. Von Pak Sheung Chuen. Natürlich. Ein Chinese (born 1977 in Fujian, immigrated to Hong Kong 1984) kann das besser.

Freitag, 11. September 2009

Fare Mondi

Die erschaffenen oder geschaffenen, gezeigten, vorgeführten Welten im Giardini erweisen sich fast allesamt als ... rotto. Unser Motto aus Bassano del Grappa. Rotto.
Zerbrochene Beziehungen ("you will never see me again"). Zerbrochene Häuser. Zerbrochene Bleistifte. Zerbrochene Karrieren (der tote Schriftsteller im swimming pool vor dem Pavillon der Nordischen Länder). Zerbrochene Spiegel (siehe morgen). Zerbrochene Illusionen (der französische Pavillon). Zerbrochene Geschichten. Zerbrochene Geschichte. Zerbrochenes Leben.
Zerschnittene Weltkarten. Aufgehobenes Gewissen. Feigheit. Bequemlichkeit. Gedankenlosigkeit. Bis hin zur Anweisung eines Belgiers, wie Obdachlose sich von Kräutern an Straßenecken in den Metropolen dieser Erde - nicht ernähren, sondern heilen, zB ihre Zahnschmerzen lindern könnten. Rotto. Matto. Risotto.

La Biennale di Venezia

Es ist kaum zu glauben, dass es in Venedig einen so ruhigen Ort wie das Hotel Certosa gibt. Deshalb haben wir die Strapazen durch die Dolomiten auf uns genommen, um hier anzukommen und auszuschlafen. Um heute wieder in die 41 einzusteigen, übers Wasser zu fahren und an der Station Giardini auszusteigen. Um die 53. Esposizione Internationale d'Arte zu sehen. Sie steht unter dem Motto Making Worlds. Fare Mondi. Mal sehen.
Als erstes ist uns gestern bei der Ankunft auf der Insel schon die città ideale entgegengekommen. Eine durchlässige chinesische Mauer aus Glassteinen, the open wall von Shan Shan Sheng. Die Lippen von Claire Becker, the air we breathe. Und anderes. Den schwarzen Elefanten, der nie zum Zirkus kommt. Für mich sieht er so aus - auch wenn die Künstler etwas ganz anderes gemeint haben mögen, siehe hier http://berengocollection.wordpress.com/berengo-collection-la-citta-ideale-collateral-event-53rd-venice-biennale/. Und Animeated Scene von John Gerrard - eine realtime-Installation, mit der der Zuschauer auf keinen grünen Zweig kommt.

Donnerstag, 10. September 2009

Contenti

Wir sind heute 189 Monate verheiratet.

In der größten Nachmittagshitze packen wir die Fahrradtaschen auf unsere Menschenrücken, laufen vom Hotel Roma zum Bahnhof in Mestre, kaufen zwei Fahrscheine zu je einem Euro und fahren mit dem Zug über die Lagune, über den Ponte della Libertà nach Venezia Santa Lucia. An der Station Ferrovia warten wir geblendet vom Septemberlicht auf die Linie 42. An der Isola della Certosa hält das Schiff nur für uns.

Malcontenta

Der letzte Höhepunkt - der Endpunkt der Fahrradreise: das verschlossene Tor vor der Casa Foscari in Malcontenta. Die Fahrräder sind ganz, die Fahrradfahrer sind gesund, das Gepäck ist vollständig. Wir haben noch ein paar Kilometer durch das Hafengebiet vor uns. Es ist viel weniger schlimm, als wir dachten. Um 14 Uhr geben wir in Mestre im Hotel Roma an der via Beccharia die Leihräder und Leihhelme ab. Stellen die Taschen in eine Ecke. Und setzen uns an die Bar. Trinken Wasser.


Nostra via 4: San Crispino

Bevor wir Stra verlassen, besichtigen wir die Villa Pisani. Im Garten Kunst. Steine von Richard Long. Aber die Natur holt sich ihr Revier unerbittlich zurück. Long hin oder her. Kunst hin oder her. Seine Erklärung Stone signs that help to consider the order of the Earth hin oder her. In der Villa im Ballsaal unter Tiepolos Deckengemälde der Mittelmeerspiegeltisch von Michelangelo Pistoletto (wenn das nicht ein pseudonimo perfetto ist!). Perfekte Illusion. Spiegelung. Umkehrung. Was oben ist, ist unten. Wir mussten auf die Tofana hochsteigen, um hier unten anzukommen.
Dann brechen wir auf. San Crispino auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt uns das Geleit. Unser letzter Tag auf den Fahrrädern. Und nochmals mehrere Höhepunkte der Reise. Die Brentavillen am Brentakanal mit ihrem Trauerweidenzauber.

Mittwoch, 9. September 2009

Nostra via 3: Stra

Wir nähern uns einem weiteren Höhepunkt der Reise: den Palladio-Villen. Wir begegnen überall Hochzeitspaaren und Hochzeitsschleifen, oggi sposi ... am Neunten Neunten Nullneun. Wir fahren entlang des Bacchiglione, der alten Wasserstrasse von Vincenza nach Padua. Wir besichtigen die Villa Rotonda. Und die Villa Valmarana ai Nani. Mit Fresken von Tiepolo Vater (Giambattista) und Tiepolo Sohn (Giandomenico). Schon Goethe hat sich eindeutig wertend dazu geäußert. Mein Reiseleiter ergötzt sich an der Chinoiserie.

Es ist heiß und windig. Der anstrengendste Tag auf dem Fahrrad. Ich verfluche den Helm, der mir nur die Luft abschneidet. Den Augen keinen Schatten gönnt. Als es regnete, wurde mein Haar tropfnass darunter. Padua ist rumpelig, eng. Mein perfekter Kartenleser fährt am liebsten durch Einbahnstrassen. Natürlich in verkehrter Richtung. Toast am Dom. Und ein Schluck Wasser. Wolken ziehen auf. Wir suchen im Berufsverkehr den Ausweg aus dieser Stadt. Den Brentakanal. Canale Brentella. Dann auf Kies bis Stra. Mit der Abendsonne im Rücken. Auch das Gewitter hat keine Lust mehr. Mit dem Wind mitten im Gesicht. Stra - auch eine Stadt mit nur einem Hotel. Alighieri. Daneben die beste Pizzeria unserer Reise: L'imperfetta. Mein Reiseleiter isst Decamerone (von allem etwas), ich I promessi sposi (Gorgonzola, Mozzarella, Walnüsse).

Dienstag, 8. September 2009

Nostra via 2: Vicenza

Fahrradfahrer sind immer die ersten beim Frühstück im Hotel. Fahrradfahrer wissen, dass früh morgens die beste Zeit zum Radeln ist. Auch die Fahrradreisenden zu Bus folgen diesen eisernen Regeln. Ich ertrage sie im engen Frühstücksraum nur, weil sie mit einer Firma unterwegs sind, deren Name mir schon gestern Abend wunderbare Szenen aus einer ausgestorbenen Fernsehkrimiserie auf meinen persönlichen Bildschirm gerufen hatte. Adelheid und ihre Mörder!
Wir verlassen Bassano del Grappa über die Ponte Vecchia. Wir verlassen die Berge nach Westen. Dienstagsmarkt in Marostica - hier steht die letzte Festung in den Bergen vor der Ebene. Wir verzichten darauf, den Panoramaweg hochzusteigen. Wir haben beide bereits seit zwei Tagen genug von den Bergen. Wir sind beide überzeugt, dass die Berge nur dazu da sind, dass wir uns von ihnen entfernen. Wir fahren ein Stück auf der Hauptstrasse, bewundern den Kirchturm in Sandrigo, vergnügen uns ab Polegge auf dem Radweg bis Vicenza. Kurze Pause mit Kiwi, Apfel und Keksen. Mehr besitzen wir nicht mehr.
Wir kommen viel zu früh in Vicenza an. Das Relais Santa Corona ("un piccolo ed esclusivo hotel nel cuore di Vicenza") ist bis 14:30 Uhr geschlossen. Also machen wir uns ungeduscht auf zum sightseeing. Der Reiseleiter ist aufgeregt wie noch nie, wir nähern uns einem der Höhepunkte unserer Reise: dem teatro olimpico von Palladio! Danach absolvieren wir noch das weit weniger beeindruckende museo civico.
Erst spät am Abend merken wir, dass heute ein Feiertag ist und deshalb die siesta den ganzen Nachmittag und Abend, ja wahrscheinlich schon seit dem frühen Morgen andauert. Die Vicenzer gedenken der Madonna di Monte Berico, welche die Stadt im Mittelalter vor der Pest bewahrt haben soll.

Montag, 7. September 2009

Lunga via delle Dolomiti: Bassano del Grappa

Zum Frühstück gibt es bei den neapolitanischen Schwestern hausgemachte Feigenmarmelade. Wir brechen um 9:30 Uhr im La Casona auf, kaufen beim nächsten Tabacco 3 Liter Wasser und folgen den Wegweisern der lunga via delle Dolomiti. Wieder haben wir einen Pass vor uns. Wieder treffen wir keinen einzigen Fernradfahrer. Sondern nur Rentnergruppen, die ihr Gepäck - und je nach Steigung auch sich selbst mitsamt Fahrrädern - in Bussen transportieren lassen. In Travagola (Chiesa Madonna di Caravaggio) kommen uns nochmals Wandmalereien entgegen. Schöne Fahrt am Monte Aurin vorbei nach Arten und Fonzaso. Hinter Agana machen wir Pause und Notizen. Danach verlassen wir den lunga via ... wieder, fahren am Lago di Corlo vorbei und nehmen einen sehr ordentlichen Anstieg in Kauf. Die Fahrräder eine halbe Stunde in der Mittagshitze schieben. Eine gestylte Bikerin überholt uns federnd bergaufwärts. Auf den Serpentinen ins Cismontal hinunter kommt sie uns wieder entgegen. Was für ein Montagsvergnügen! Schwieriger Übergang zurück auf die lunga via ... - den Radweg der Brenta entlang. Wir müssen zweimal ein kurzes Stück auf der Autobahn fahren. Danach kommt zum ersten Mal Wind auf. Gegenwind. Die Brenta (bei mir ist sie weiblich) hat eine tiefe Schneise zwischen die Felsen geschlagen, wunderbare Kraft des Wassers, wunderbarer Radweg, wunderbare Steine. Gepäcklose Rentner. Pause in Valstagna in der Gelateria da Gino, gemischtes Eis und Espresso an der Wildwasserstrecke. Die letzten zehn Kilometer fahren wir auf der Straße. Die Beine werden schwer. Die Kehle trocken. Meine Augen tränen. Über die Ponte Nuovo fahren wir in Bassano del Grappa ein. Der Name der Stadt leitet sich nicht von einem bekannten alkoholhaltigen Getränk ab, sondern vom Monte Grappa, dem 1742 Meter hohen Hausberg. Wahrzeichen der Stadt ist die holzüberdeckte Brücke Ponte degli Alpini. Wer auf ihr steht, ist angehalten, das in ganz Italien bekannte Alpenjägerlied anzustimmen: "Sul ponte di Bassano, noi ci darem la mano, noi ci darem la mano, ed un bacin d'amor!"
Beim Abendessen (Tintenfisch mit Polenta - auch hier gestaltete sich die Suche nach einem geöffneten Restaurant schwierig) nehme ich meinem Reiseleiter das Versprechen ab, dass wir nur so lange Fahrrad fahren, wie wir unseren eigenen Krempel mitsamt gebügelten Hemden und Ausgehschuhen mit uns tragen mögen. Nur so lange, wie wir selbst in eine Stadt wie Bassano del Grappa hinein und wieder hinaus finden. Dass wir uns nie einer Gruppe anschließen und von einem spot zum anderen transportieren lassen wollen, im klimatisierten Bus mit Fahrradanhänger, nur um dann zwei, drei Kilometer in einer gefahrlosen Landschaft allein gelassen zu werden.
Nach dem Abendessen findet mein Reiseleiter das Motto unserer Reise. Das Handwaschbecken in der Herrentoilette des Restaurants funktioniert nicht. Am Spiegel hängt ein handschriftlicher Zettel: "rotto". Mein Kartenleser kommt an den Tisch zurück mit der Einsicht, dass dieses eine italienische Wort wie kein anderes auf der Welt etwas absolut Absolutes und unumkehrbar Unumkehrbares ausdrückt.

Sonntag, 6. September 2009

Nostra via: Feltre

Sonntagmorgenspaziergang durch Belluno. Die Tourist Information ist offen und eine kompetente junge Dame erlöst meinen persönlichen Reiseleiter unerwartet von seinem Dilemma. Sie empfiehlt uns, mit Blick auf die Uhr und den Kalender, die Südroute dem Piave entlang bis Feltre zu fahren. Die Straße sei breiter als auf der Nordseite des Flusses. Am Sonntag sei wenig Verkehr. Wir verlassen die lunga via delle Dolomiti. Wir nehmen unseren eigenen Weg. Ich habe den besten Kartenleser der Welt bei mir. Und er, mein Kartenleser und Reiseleiter hat die beste Mechanikerin der Welt bei sich. Mir machen die Augen zu schaffen. Die Abgase reizen meine Schleimhäute. Er ist, wie immer, guter Dinge. Wir durchqueren um 10:45 Uhr das Zolltor von Belluno. Die Landschaft wird sanfter und grüner und wärmer. In Mel machen wir Mittagspause auf dem Kinderspielplatz hinter dem archäologischen Museum. In Lentiai ist Maisfest. Hätten wir das gewusst, hätten wir hier Polenta gegessen. Nun sind wir bereits satt. Die Hitze plagt uns. Nicht ohne Grund machen alle Menschen in diesem Land - außer uns Touristen - Siesta. Wir fahren tapfer weiter und erreichen am frühen Nachmittag unser Möchtegern-3-Sterne-Hotel La Casona in Feltre. Mein Reiseleiter sagt, es sei das einzige Hotel, das er im Internet gefunden habe. Wir duschen und überqueren frisch angezogen die neue Fußgängerbrücke in die Stadt. Hier treffen der Fluss Uniera und der Fluss Ligoni aufeinander. Wir schauen uns die römischen Reste unter dem Dom an, essen Waldbeereneis, steigen durch das Kaisertor die Mezzaterra hoch zur Kathedrale und zum Castello, bewundern alte Paläste, bemalte Wände, Marmorsäulen, besichtigen ganz nebenbei mehrere kleine, meist kahle Kirchen, die aus irgendeinem Grund nur heute offen sind. Auf dem Rückweg sind wir hungrig. Wir möchten essen. Es gibt nicht nur kein zweites Hotel in Feltre, es gibt auch kein einziges Restaurant auf unserem Weg. Die Altstadt ist eine Art Freiluftmuseum und die Neustadt besteht aus einer am Sonntag geöffneten Oviesse-Filiale, mehreren Eiscafés und Osterias, in denen es nichts Warmes zu essen gibt. Wir kehren reumütig in unser Hotel zurück, wo man uns am Nachmittag zur Begrüßung skonto im Restaurant versprochen hatte. Als wir ankommen, heißt es, das Restaurant sei Sonntagabends leider geschlossen, transportiert uns aber unverzüglich con la macchina um die Ecke zu mama, in die Pizzeria Sole di Napoli, wo wir nicht anstehen müssen für einen freien Tisch, sondern als Gäste der Töchter bevorzugt behandelt werden.
Ich schlafe ein, verwirrt von einer italienischen Stadt im Dolomitenvorland, in der alles in feurigen neapolitanischen Händen liegt.

Samstag, 5. September 2009

Ciclabile delle Dolomiti 2: Belluno

Nachdem wir die hier sichtbare Welt von oben eingehend betrachtet haben, steigen wir am Mittag wieder auf unsere gelben Fahrräder. Das meteorologische Wunder, das wir gestern eingefordert hatten, ist eingetroffen. Wenn auch mit Verspätung. Wir danken dem Himmel und der Erde. Ein Prachtswetter. Ein Prachtsfahrradweg. Den ganzen Tag nur abwärts, fast durchgehend auf Asphalt, durch das kurvenreiche Valle di Cadore. Fast durchgehend durch Wald. Es riecht, wie es am Wattenmeer nie riecht. Nach Tannennadeln. Wieder gibt es, nur für uns Radler, lange stillgelegte Eisenbahntunnels. Wir kommen schneller in Calalzo an, als wir denken können. Wir haben die Abzweigung zu Tizianos Geburtshaus in Pieve die Cadore verpasst, macht aber nichts. Hier hört die Bahntrasse auf, ein Fahrradweg zu sein. Der Ciclabile delle Dolomiti, an den wir uns bereits gewöhnt haben. Hier wird die Bahntrasse wieder, was sie früher war: ein Schotterbett mit Eisenbahnlinien, auf der eine reguläre Eisenbahn fährt. Es ist schon spät und es ist sehr heiß. Wir sind durch den Ausflug in den Himmel hinter die Zeit und über die Temperatur gekommen. Die Strecke bis Longarone führt einer vielbefahrenen engen Straße entlang und wird von keinem Fahrradreiseveranstalter wirklich empfohlen. Deshalb steigen wir um 16:27 Uhr in Calalzo in den Zug, die schweren Fahrräder dürfen wir über die Geleise zum binario 3 schieben. Wir überqueren im Zug bei einem Apfel und einem Stück Schüttelbrot den Fluss Piave. Wir verlassen den Zug um 17:03 Uhr in Ponte nelle Alpi. Bei fürchterlichem Lärm. Schienen werden mit einem modernen Arbeitszug verlegt. Wir flüchten. Uns erwartet der Berufsverkehr. Wir kämpfen uns über staubige Hügel durch die Vororte Safforze, Fiammoi und Cavarzanon. Wir gelangen in der Abendsonne nach Belluno. Wir sind tatsächlich auf 397 Meter über Meer angekommen. Wir suchen die Piazza dei Martiri, als primo essen wir Kürbisgnocchi, als secondo Hirsch mit Polenta. Danach falle ich todmüde ins Bett. Vor dem Hotelfenster die erste wahrhaft italienische Italianità.

Freccia nel Cielo

Entgegen aller Wettervorhersagen scheint die Sonne. Es ist wie im Märchen. Oder im Bilderbuch. Der Regen hat sich vor Sonnenaufgang aus dem Staub gemacht. Mein persönlicher Reiseleiter ordnet, kaum schlägt er die Augen auf, eine Änderung des Tagesprogramms an. Wir fahren, bestimmt er, mit dem Pfeil in den Himmel. Mit der Seilbahn Freccia nel Cielo auf die Tofana di Mezzo. Eigentlich sind es drei Seilbahnen. Und ich habe schon in der ersten weiche Knie. Obwohl unter uns die Bobbahn zu sehen ist, auf der die Brüder Angst 1956 ihre Goldmedaille holten. Obwohl darum herum ganze grüne Lärchenwälder erstaunlich aufrecht in der Welt stehen. Angeblich wurden die Lärchen für den Schiffsbau in Venedig benötigt. Früher, als es noch Schiffe mit Masten gab. Angeblich retteten damals die Angsts das sportliche Ansehen der Schweiz, weil der Toni Sailer, einer dieser Antons, Gott hab ihn selig, allen helvetischen Skifahrern haushoch überlegen war. Die zweite Gondel hängt an einer fast senkrechten Felswand. Ich vertraue still darauf, dass die 1499 Meter Kabel den Höhenunterschied von 699 Metern mit uns beiden und vier erstaunlich gut gelaunten und geschwätzigen Italienern aushalten. Auf Ra Valles vertreten wir uns kurz die Beine, bevor wir in die dritte Bahn umsteigen. Eine Umkehr mitten drin gibt es nicht. Oben, auf 3191 Metern über Normalnull erwartet uns Eis und Schnee, ein klarer Himmel, eine klare Sonne, eine klare Sicht über die ganze, so klare Welt. Von den Alpi Giule über Marmarole, Sorapis, Monte di Zoldo, Civetta, Pale di San Martino, Marmolada, Gruppo Sella, die Pütz- und Ötztaler Alpen, die Stubaier Alpen, die Alpi Aurine, die Zillerthaller Alpen, die Vedrette di Ries, bis hin zu den Hohen Tauren. Mir ist schwindlig und ich ruhe mich auf der Sonnenterrasse aus.

Freitag, 4. September 2009

Ciclabile delle Dolomiti: Cortina d'Ampezzo

Wir erwachen im Hotel Rosengarten auf 1240 Metern über Meer. Am östlichen Ausgang des Hochpustertals. Unterhalb einer wichtigen Wasserscheide. Die Rienz fließt nach Westen, in die Adria. Die Drau fließt nach Osten, erreicht in Osijek die Donau und begleitet sie als viertgrößter Nebenfluss ins Schwarze Meer.

Es geling uns nicht, dem Regen zu entkommen, obwohl wir früh aufbrechen. In Villabassa holen wir die Leihräder und sind bis auf die Haut nass, bevor wir die Leihhelme auf den Kopf gesetzt haben. Der Inhalt meiner Satteltaschen ist nass, bevor ich W's wasserdichte Taschen mit dem Imbusschlüssel 3 festgeschraubt habe. Das gestärkte Hemd für Venedig, die Bundfaltenhose, das Seidenkleid, das unzerknitterte Leinenjackett, die Ausgehschuhe ... was wir eben so brauchen am Ende unserer Reise. Wir trinken in der ersten Cafeteria auf unserem Weg einen wunderbar italienischen Cappuccino und warten auf das meteorologische Wunder. Vergeblich. Auch nach einer Stunde ist es noch nicht eingetroffen. Also radeln wir im Regen los. Zurück nach Dobbiaco, die erste Steigung ist ein Schock, dann auf der Trasse der ehemaligen Dolomiten-Eisenbahn nach Süden. Schotter hin oder her. Steinbruch (das Fahrrad schieben oder tragen) hin oder her. Wir fahren am Lago di Dobbiaco vorbei, durch die Dolomiti di Sesto, ahnen in der Ferne, in der Höhe, in den schwarzen Wolken die Tre Cime Lavaredo und passieren den Lago di Landro (Dürrensee) gerade als ein Sonnenstrahl den Nebel zerreisst. Den Monte Cristallo umfahren wir in westlicher Richtung, 300 Höhenmeter müssen wir trotzdem gewinnen, der Himmel hat sich wieder verdüstert, um über den Passo Cimabanche, zu deutsch das Gemärk, zu kommen. Oben klart es auf. Ein ladinisch sprechendes Bikerpärchen muntert uns auf "you are on the top, almost". Wir entledigen uns der Regenkluft, machen keine Pause wie alle anderen (unzählige Radlergruppen tummeln sich hier), sondern fahren auf dem schönsten Radweg der Welt, einsam zu zweit durch eine breite Schlucht, durch mehrere von Eisenbahnschienen befreite Eisenbahntunnels (W. juchzt vor Begeisterung, so kenne ich ihn gar nicht) und gelangen zufrieden mit uns und der ganzen Dolomitenwelt nach Cortina d'Ampezzo. Wo wir bleiben. Uns im Hotel Corona sofort ausziehen. Alle nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Auch die Taschen und Helme. Kaum sitzt W. in der Badewanne, bricht draußen ein heftiges Unwetter los.
Wir machen diese Reise durch diesen Regen nur, damit ich in Cortina d'Ampezzo an der Piazza Roma den Turm der Pfarrkirche besteigen kann und die Hänge sehe, an denen Toni Sailer am 3. Februar 1956 alle Goldmedaillen in den Skiherrenwettbewerben gewann. Aber es regnet und ich bin zum ersten Mal müde. Also verzichte ich darauf, die ungezählten Stufen im Kirchturm hochzusteigen, nur um oben das zu bewundern, was ich auch von unten sehe: einen Regenvorhang.

Donnerstag, 3. September 2009

Toblach / Dobbiaco

Mit den gepackten Fahrradtaschen in den Händen und einem Rucksack auf dem Rücken verlassen wir Meldorf in der Früh Richtung Südsüdost. Das Wetter interessiert uns heute noch nicht. Wir sitzen vierzehn Stunden lang im Trockenen, lassen die Beine baumeln oder legen die Füße hoch und studieren Karten und Höhenangaben. Es ist bereits wieder dunkel, als wir in Toblach bzw. Dobbiaco aus dem Zug aussteigen und unser Nachtquartier suchen.