Mittwoch, 31. Oktober 2012

Löcherschwund

Doch, ich weiß, wovor die Schweizer sich fürchten: Vor dem Löcherschwund im Käse. Vor dem Verlust ihrer Identität. Und die besteht nun einmal, wenigstens zu einem guten Teil, in löchrigem Emmentaler.
Weil es in den Schweizer Kuhställen so steril geworden ist, dass kein Stallstaub mehr in die Milch gelangt, streuen nun die Bauern Dreck (sprich: Heublumenpulver) in die Milch, damit die Löcher schön groß und rund bleiben und nicht zu unansehnlichen (sprich: unverkäuflichen) Fetzen verkommen. http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/kaeser-setzen-heublumen-pulver-ein-um-loecher-in-den-kaese-zu-zaubern-125502391

Dienstag, 30. Oktober 2012

Sicherheitsdenken

Manchmal kommen einem unterwegs ungeahnte Fragen entgegen. Wovor fürchten sich die Schweizer? Fragen meine Freunde und halten mir einen Artikel aus der heutigen Tageszeitung unter die Nase, aus dem hervorgeht, dass es in der Schweiz mehr sichere Bunkerplätze gibt als Einwohner. Etwa Dreihunderttausend Bunker übers Land verstreut sollen Platz bieten für etwa 9 Millionen Menschen. Ich zucke mit den Schultern. Ich weiss nicht, wovor die Schweizer sich fürchten. Ich fürchte nur, die Bunker werden ihnen nichts nützen. Wie lange wollen sie unter der Erde in Sicherheit verharren? Bis ihnen die saubere Luft ausgeht?
http://wyborcza.pl/1,75477,12763585,Maja_wiecej_miejsc_w_bunkrach_niz_mieszkancow__Czego.html

Montag, 29. Oktober 2012

85. Mahnwache in Meldorf

In Warschau am Morgen frostig, -6 Grad Celsius.
In Meldorf am Abend wie gewohnt Mahnwache gegen Atomkraft
18:00 - 18:30 Südermarkt

Aus dem neuesten The Economist:
http://www.economist.com/blogs/banyan/2012/10/japans-nuclear-disaster

Sonntag, 28. Oktober 2012

Sonntagstauwetter

Sonntag. Ich habe eine Stunde länger schlafen können in Warschau und trotzdem Halsweh und Schnupfen. Bis zum Mittag ist der Schnee weggetaut. Zum Vergleich zu Alamire und Tallis im Original, hier die sogenannte Tallis Fantasia von Ralph Vaugham Williams, gespielt vom BBC Orchester unter der Leitung von Andrew Davis, aufgenommen in der Gloucester Cathedral, wo das Stück - vom Komponisten selbst dirigiert - 1910 zum ersten Mal erklang: 

 

Samstag, 27. Oktober 2012

Straßenbegleitweiß

Es schneit den ganzen Tag in Warschau. Bis zum Abend kann man kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Die Freitagsfarben sind verschwunden. Der Samstag ist schwarz-weiß.

Freitag, 26. Oktober 2012

Goldener Herbst

Goldener Herbst in Warschau. So ein Licht (der Himmel, die Blätter, die Bäume - alles leuchtet, blendet, brennt) habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

"Why fumeth in fight ..."

Während ich nach Warschau fahre - 71 Sekunden Thomas Tallis. Psalm 2 aus dem Psalterium des  Erzbischofs von Canterbury, Matthew Parker, komponiert 1567, aufgenommen im Oktober 2012 vom Alamire-Ensemble unter der Leitung von David Skinner in der Fitzalan Chapel des Arundel Castle:


Why fum’th in fight the Gentiles spite, in fury raging stout?
Why tak’th in hand the people fond, vain things to bring about?
The Kings arise, the Lords devise, in counsels met thereto,
against the Lord with false accord, against His Christ they go.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Winterfestung

Ich mache den Garten winterfest. Nehme alle Pflanzen ins Haus, die keinen Frost ertragen. Lege die letzten grünen Tomaten aufs Fensterbrett. Rede dem Bambus gut zu, standhaft zu bleiben, bis ich wieder komme.

Dienstag, 23. Oktober 2012

We Apologise

Wie entsteht eine Entschuldigung? Die Australian Voices machen es vor:

"In this electro-acoustic piece, Davidson applies a microscope to sound. Using the words "we apologise" from then-Australian Prime Minister Kevin Rudd's historic 2008 apology to aboriginal Australians for past mistreatment, Davidson creates a beautiful soundscape by slowing the audio down by 250 times. We use our voices to imitate this slow version then speed up the recording 250 times to see if we can hear Kevin Rudd's voice re-emerge. The result surprised us all! 

Davidson used 250 times which is pretty much the same ratio as the amount of time white people have been in Australia compared to indigenous peoples."


Danke an http://www.theaustralianvoices.com/watch

Montag, 22. Oktober 2012

84. Mahnwache in Meldorf

Aus aktuellem Anlass mit Umzug vom Südermarkt über die Spreet- in die Zingelstrasse zur Dönerstube. Besammlung wie gewohnt 18:00 am Südermarkt zwischen Domcafé und Mühlenbäcker.

Letzte Woche legten bisher Unbekannte in der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag erneut an der Dönerstube in Meldorf ein Feuer. Dies war bereits die dritte Brandstiftung in diesem Jahr.
Wir möchten mit unserer Mahnwache der Familie Isik unsere Solidarität zeigen und deutlich machen, dass für derartige Verbrechen in Meldorf kein Platz ist.

http://zeitungen.boyens-medien.de/tageszeitung/meldorfer-zeitung/zeitung/artikel/wieder-anschlag-auf-doener-stube.html

Sonntag, 21. Oktober 2012

Straßenbegleitgrün

Das Straßenbegleitgrün am Eescher Weg blühte diesen Sommer wie eine Bergwiese. Nun sind die Blumen verblüht, entfernt und winterharte krautige Stauden eingepflanzt. Dies ist der neuen Stadtgärtnerin zu verdanken. Am Bahnhof hingegen, rund um die Unterführung blieben die Blumenrabatten lange leer, bis eines Tages blühfähiger Kies und Schotter hineingeschüttet wurde. Eine künstlich hergestellter mineralischer Bodenersatz, eine Vegetationstrageschicht, die diese vegetationsfeindlichen Standorte im nächsten Frühjahr zum Leben und Leuchten erwecken soll.  

Samstag, 20. Oktober 2012

Erntedankgartentisch

Ich räume mein Gemüsebeet auf. Buntmöhren, Buntmangold, drei Orangengroße Hokkaidos. Nicht auf dem Bild: eine Handvoll Brombeeren. Mein blühender Blattsalat. Und der dürre, aber immer noch duftende Zitronenmelissenstrauch.

Freitag, 19. Oktober 2012

Bambuslangflöte und Wölbzither


"Haru no Umi" (The Sea in Spring oder das Meer im Frühling), komponiert vom blinden Koto-Spieler Michio Miyagi für Shakuhachi (Bambuslangflöte) und Koto (Wölbzither). Eine musikalische Reise in die japanische Inlandsee Seto.

Hier kann man die für westliche Ohren verwässerte Version nachhören (bis Minute 11:30, zu hören bis zum 26.20.2012), arrangiert vom Dirigenten Eiji Oue für Querflöte und Streicher, gespielt von der NDR Radiophilharmonie:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/audio133139.html

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Der zweite Frosch

Im linken meiner weißen Saunaschlärpli (Anton dem Zweiten im Schuhmacherhimmel sei Dank für dieses Wort) lag heut früh ein trockenes Blatt. Dort wo sonst meine Zehen ihre bunt lackierten Nägel herausstrecken. Eines der vielen Blätter, der roten, gelben, braunen, die momentan zu Boden segeln. Ein braunes, vertrocknetes, hereingeweht, denke ich, durch eine offene Tür oder ein offenes Fenster. Ich wollte das Laub abschütteln, doch als ich das Schlärpli in die Hand nehmen wollte, hatte das dürre Blatt plötzlich Beine und sprang davon. Kauerte in der Ecke und atmete heftig. Ein Frosch! Freute ich mich. Ein fast ausgewachsener Laubfrosch! Mit vier muskulösen Sprungbeinen. Und rollenden Augen. Ich sprach besänftigend auf ihn ein, holte aus der Küche ein leeres Schraubglas, überredete ihn - er hatte höflich gewartet in seiner schutzlosen  Ecke - hineinzukriechen und trug ihn hinaus in den Garten. Zum Bambus. Dort ist es feucht und grün. Der zweite Frosch verschwand blitzartig in dem Pandabärengrün.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Erntedankfensterbank

Meine Tomaten: vernachlässigt im Frühjahr, den ganzen Sommer nie ausgegeizt, viel zu wild gewachsen, im Herbst plötzlich schwer beladen mit Früchten. Der Rest - mehrere Kilos sind bereits verzehrt, verkocht, verschenkt - errötet auf der Fensterbank.

Unser Hausbaum - jeder Garten braucht seinen Baum, jeder Baum sein Haus - die Edelkastanie: nach den ungezählt stachligen und tauben warf mir der Baum gestern einen Teller voll ausgereifter Maronen vor die Füße. Ich bückte mich eilig, sammelte sie ein und lasse sie nun auf der Fensterbank trocknen. Reicht für eine Suppe zu zweit.




Dienstag, 16. Oktober 2012

Der Tiger

Noch einmal Tavener. Noch einmal Blake. Weil es so schön ist. Der Tiger. Komponiert zum 65. Geburtstag von Philip Sherrard. In Griechenland, in Katounia, im Angesicht der gewaltigen Felswand des Kandiligebirges, am Euboeischen Binnenmeer.




Tyger! Tyger! Burning bright
In the forests of the night.

What immortal hand or eye
Could frame thy fearful symmetry?

In what distant deeps or skies
Burned the fore of thine eyes?
On what wings dare he aspire?
What the hand dare seize the fire?

And what shoulder, and what art,
Could twist the sinews of thy heart?
And when thy heart began to beat,
What dread hand? And what dread feet?

What the hammer? What the chain?
In what furnace was thy brain?
What the anvil? What dread grasp
Dare its deadly terrors clasp?

When the stars threw down their spears,
And watered heaven with their tears, 
Did he smile his work to see?
Did he who made the Lamb make thee?

Tyger! Tyger! Burning bright,
In the forests of the night,
What immortal hand or eye 
Dare frame thy symmetry?

William Blake (1757 – 1827)

Sonntag, 14. Oktober 2012

Ockenswarft 3

Anleitung zum Glücklichsein: Blick von der Ockenswarft auf das Landsende. Am Sonntagmorgen. Nach dem Frühstück. Vor dem Kirchgang.

Samstag, 13. Oktober 2012

Ockenswarft 2

Anleitung zum Glücklichsein: Himmel über Hooge. Herbst der Regenbogen. Zwischen Ockenswarft und Hanswarft. Zwischen Frühstück und Mittagessen. Zwischen Hagelsturm und Sonnenschein.

Freitag, 12. Oktober 2012

Ockenswarft 1

Anleitung zum Glücklichsein: Überfahrt nach Hooge. Am linken Bildrand die Ockenswart, in der Mitte die Hanswarft, im rechten Bildteil, links vom Hafen die Backenswarft.

Das Lamm 2

Anleitung zum Glücklichsein: Wir fahren nach Hooge. Traditionsgemäß. Mitte Oktober. Nach Saisonende. Und ein bisschen Lokalkolorit für die kleinen und großen Menschen am anderen Ende der Welt von gestern:



Donnerstag, 11. Oktober 2012

Das Lamm

Für Luka, Nada, Alex und alle anderen kleinen und großen Kinder mit zweisilbigen Namen aus jener fernen Ecke der Welt, die mich hier lesen: Das Lamm (The Lamb) von John Tavener. Gesungen vom Tenebrae Choir. Etwas schwülstig ins Bild gesetzt. Aber hören geht gut ohne gucken. Meine Empfehlung: Ohren aufsperren, Augen auf den (englischen) Text unter dem Bild richten, Text und Ton genießen! Dies ist keine Anleitung zum Glücklichsein sondern eine Anleitung zum Auswendiglernen!
Tavener komponierte das Stück 1982. Zu einem Gedicht von William Blake. Für seinen dreijährigen Neffen Simon. Das Stück gehört allen zweisilbigen Kindernnamen! Nach der einen Quelle schrieb Tavener es an einem Nachmittag. Nach der anderen während einer Autofahrt von South Devon nach London. Taveners Mutter fuhr. Und dem Mitfahrer kamen gerade nur 7 Töne in den Sinn. Vielleicht decken sich die Angaben und die Autofahrt fand am Nachmittag statt.


The Lamb, by William Blake

Little Lamb, who made thee? 
Dost thou know who made thee? 
Gave thee life, and bid thee feed, 
By the stream and o'er the mead; 
Gave thee clothing of delight, 
Softest clothing, woolly, bright; 
Gave thee such a tender voice, 
Making all the vales rejoice? 
Little Lamb, who made thee?
Dost thou know who made thee?
Little Lamb, I'll tell thee, 
Little Lamb, I'll tell thee. 
He is called by thy name, 
For He calls Himself a Lamb. 
He is meek, and He is mild; 
He became a little child. 
I a child, and thou a lamb, 
We are called by His name. 
Little Lamb, God bless thee!
Little Lamb, God bless thee!


englischer Text + deutsche Übersetzung, bunt umrahmt fürs Auge:


Mittwoch, 10. Oktober 2012

Zweihundertsechsundzwanzig

Zum Zweihundertsechsundzwanzigsten Ehemonatsjubiläum nur für meinen Mann: die Goldbergvariationen einmal nicht von Glenn Gould und nicht auf dem Klavier gespielt:



Dienstag, 9. Oktober 2012

Knickpflegeerlass

Der grüne Umweltminister von Schleswig-Holstein will mehr für den Knickschutz tun. Auch der Naturschutzbund bewertet den derzeit geltenden (von eine schwarz-gelben Regierung verabschiedeten) Knickpflegeerlass als zu schwach, der ökologische Zustand der Wallhecken sei so schlecht wie noch nie, von einst 75 000 Kilometern seien heute kaum noch 45 000 übrig.
Der Knick (laut Duden Plural die Knicke oder die Knicks) ist eine winddurchlässige Baum- oder Strauchhecke. Knicks wurden in Dithmarschen im 18. Jahrhundert im Rahmen der Verkoppelung (Vorform der heutigen Flurbereinigung) als "lebende Zäune" angelegt. Der Name der Hecke leitet sich davon ab, was man mit ihr macht: Zweige, dünne Äste oder sehr junge Bäume werden geknickt oder gebeugt. Daher kommt auch der schöne (aber seltene) Begriff Gebückbaum. Geknickt darf aber wegen des Brutvogelschutzes nur vom 1. Oktober bis zum 14. März. Alle zehn bis 15 Jahre müssen die Knicks auf Stock gesetzt, also bis auf den Stock zurückgeschnitten und zum Stockausschlag gezwungen werden. So bleibt die Hecke dicht und kann als Windschutz dienen. Bodenwinde hält sie nur ab, wenn sie im unteren Bereich nicht verkahlt.
In ganz Schleswig Holstein soll eine Knickdichte von 60 laufenden Metern je Hektar in landschaftliche geprägten Gegenden erhalten werden. Und der grüne Umweltminister will nun wieder einen Schutzstreifen hinter und vor den Knicks einrichten lassen. Den gab es bis 2007. Dort darf nicht gepflügt werden. Und es würde verhindert, dass weidende Rinder den Knickfuss zertrampeln.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Oberflächenrauigkeit

Ein Fernerkundungsspezialist, eine Geoinformatikerin und zwei Praktikantinnen sind derzeit bei Steenodde im trockengefallenen Watt unterwegs. Sonntägliche Schlickwanderung zu vorgelagerten Muschelbänken. Sie sammeln Referenzwerte. Verlässliche Kontrollwerte. Für den Abgleich mit Satellitenbildern. Für die SAMOWatt-Kartierung (SAtellite MOnitoring). SAMOWatt ist Teil der europäischen Initiative "Global Monitoring for Environment and Security" (GMS). Damit soll in den nächsten Jahren ein gut vernetztes, unabhängiges europäisches Erdbeobachtungssystem aufgebaut werden. Radarsatellitensysteme sollen genutzt werden. Radarstrahlen werden Richtung und Neigung von Windrippeln erfassen. Die Zahl der Wattwurmhaufen an die Zentrale melden. Wo immer die ist. Die Schräglage des Bodens zum Satelliten beschreiben. Sedimenteigenschaften registrieren. Sowie, unschätzbar, die Oberflächenrauigkeit bestimmen.
 

Samstag, 6. Oktober 2012

Bienennährgehölz

Die Edelkastanie, lese ich, sei "vor allem ein wichtiges Bienennährgehölz". Oder anders gesagt, eine "sehr gute Bienenweidepflanze". Und: in raueren Gegenden, nördlich des 48. bis 50. Breitengrades reiften die Früchte nicht mehr regelmäßig aus. Ein kühles Frühjahr verzögere die Blüte bis zu einem Monat und dann blieben die Früchte im Oktober "taub".
Ich lebe auf dem 54. Breitengrad. In der Nacht fegte der erste heftige Herbststurm über mein Dach. Es blieb standhaft. W. ist in Jesolo und unterrichtet. In einer Regenpause schaffe ich fünf Schubkarren voller Cupulae (stachlige Fruchtbecher) vom Rasen weg, zwei vom Bürgersteig. Keine einzige reife Marone! Aber vielleicht mehrere Bienenvölker vor dem Verhungern gerettet?


Freitag, 5. Oktober 2012

Markscheidewesen

An der TU Bergakademie Freiburg (im Breisgau) ist eine Professur für Markscheidewesen ausgeschrieben. Nicht dass ich mich bewerben könnte oder wollte. Mir fehlen sämtliche Qualifikationen auf dem Gebiet der Markscheidetechnik, der Bergschadenkunde, der Geomodellierung oder Lagerstättenbearbeitung im Altbergbau oder der Bergbausanierung. Und mich zieht es nicht in den Süden.
Aber ich liebe Wörter und nehme das Zeitungsinserat zum Anlass, mir eine Karriere als Markscheiderin (nicht zu verwechseln mit der Karriere der Marktschreierin) vorzugauckeln. Die Markscheiderin legt unter- und übertägige Besitzgrenzen fest, sie "scheidet die Marken". Das ist denkbar einfach. Das Substantiv "Mark" meint hier Grenze und das Verb "scheiden" trennen. Markscheider sind seit dem Mittelalter amtlich bestellte Sachverständige und ihre Messergebnisse haben Urkundscharakter. Sie beschreiben und vermessen die Welt über und unter der Erdoberfläche. Früher, als es noch keine Markscheiderin gab, arbeitete der Markscheider mit dem Hängezeug oder Schinzeug (Lot, Gradbogen und Hänge- oder Setzkompass) sowie der Lachterkette und der Markscheiderlampe. Ich arbeite im übertägigen Bereich mit elektrooptischer Streckenmessung, also mit Totalstationen, GPS-Messungen und Photogrammetrie. Im Untertagebereich der Schlagwettergruben bin ich aufgrund der Explosionsgefahr noch auf optisch-mechanische Theodolite und Bandmaßmessungen angewiesen.  

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Laubfärbetag

Heute ist der Laubfärbetag. Gestern fielen innerhalb weniger Stunden sämtliche Maronen von unserem Baum. Alle dürr, mager, unreif, aufgeplatzt, unbrauchbar. Heute sind plötzlich alle Blätter der Ahornbäume feuerrot. Es gibt keine Jahreszeiten mehr. Keine Entwicklung. Nur noch abrupte Wechsel. Es regnet und die Sonne scheint in einem. Irgendwo im Osten zieht der nächste Regenbogen über den Himmel. Wir haben das Jahr der Regenbogen, den Tag des Laubfärbens.
Vor dreißig Jahren starb Glenn Gould an den Folgen eines Schlaganfalls - die sein Leben erhaltenden Maschinen wurden am 4. Oktober 1982 abgeschaltet.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Winterknoblauch

Ich stecke spanische Bioknoblauchzehen zwischen meine Rosenstöcke. Daraus soll Winterknoblauch wachsen. Seinen Namen bekommt der Knoblauch von der Pflanzzeit. Im Frühjahr gesteckte Zehen entwickeln Sommerknoblauch, im Herbst gesteckte Winterknoblauch.
Mein bescheidener Ernteerfolg von 7 Knollen (aber: wie die riechen!) hat mich ermutigt. Also wage ich das Experiment und die Mischkultur. Knoblauch soll nämlich Mehltau und Rostpilze, Läuse, Maulwürfe und andere Schädlinge oder Krankheiten fern halten. Zwischen den Erdbeeren beugt er Grauschimmel vor, bei den Möhren vertreibt er die Möhrenfliege, den Salat bewahrt er vor Pilzen.



Dienstag, 2. Oktober 2012

Bambusschösslinge

Hier ein (zwei, drei ...) Prachtexemplar(e). Wenn wir uns dann einmal in nicht allzu ferner Zukunft der Schösslinge und des Bambus nicht mehr erwehren können, werden wir sie ernten, schälen, zerkleinern, kochen und essen.
Die Schösslinge enthalten Bitter- sowie Giftstoffe  (Blausäureglykosid), die beim Kochen zerstört werden. Sie sollten nie roh verzehrt werden.