tag:blogger.com,1999:blog-66242601442446247282024-03-19T09:47:09.942+01:00Am Wattenmeerjudith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.comBlogger5602125tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-28893433919263618622024-03-14T00:12:00.005+01:002024-03-14T08:30:52.111+01:00no comment<p>Diese Meldung ging gestern Nachmittag rund um die Welt:</p><p>"<span style="font-size: small;">Gericht erteilt Katzenmörder
die Höchststrafe</span></p>
<p><strong><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Anfang
Januar tötet ein Mann in Istanbul eine stadtbekannte Katze namens
"Eros". Die Millionenstadt trauert. Die Tat wird gefilmt
und empört die ganze Stadt. Der Prozess erhält rege Aufmerksamkeit,
das Urteil gegen ihn ist beispiellos.</span></span></strong></p>
<p style="font-weight: normal;"><span style="font-size: small;">Zahlreiche
Straßenkatzen prägen seit vielen Jahren das Stadtbild von Istanbul.
Die Tötung einer von ihnen hat nun über die Grenzen der Stadt bei
Tierliebhabern für Empörung gesorgt. Ein Gericht verurteilte den
Täter zu zweieinhalb Jahren Haft wegen der "absichtlichen
Tötung eines Tiers", wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete.
Die Strafe sei die höchste jemals nach Tierschutzgesetz verhängte
Strafe, schrieb Justizminister Yilmaz Tunc auf der Plattform X. Das
Urteil ist nicht rechtskräftig.</span></p>
<p style="font-weight: normal;"><span style="font-size: small;">Die
Tat war von Überwachungskameras festgehalten worden, die zeigen, wie
der Verurteilte am 1. Januar in einem Aufzug auf die Katze eintritt,
sie dann verfolgt und mit minutenlangen Tritten schließlich tötete.
Landesweit hatte die Tat für Aufschreie gesorgt. Bei der Polizei gab
der Mann laut DHA an, psychologische und familiäre Probleme gehabt
und die Fassung verloren zu haben, als er im Aufzug auf die Katze
stieß.</span><span style="font-size: small;">"</span>
</p><p>Quelle: <a href="https://www.n-tv.de/panorama/Gericht-erteilt-Katzenmoerder-die-Hoechststrafe-article24802805.html">https://www.n-tv.de/panorama/Gericht-erteilt-Katzenmoerder-die-Hoechststrafe-article24802805.html</a></p><p>sowie Tausende Andere <br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-15379389374353318892024-03-13T06:32:00.387+01:002024-03-14T12:43:23.662+01:00red eyes<p>Ich habe mir angewöhnt, vor dem Einschlafen ein paar Seiten aus Jamie Zeppas "Journey to Bhutan" zu lesen. In der Tat "a joy to read" (Chicago Tribune)! Letzte Nacht las ich, dass die LehrerInnen in den Dorfschulen in den südöstlichen Bergen Bhutans nach einem kurzem Lehrgang durch einen norwegischen Arzt auch für die Gesundheitsversorgung ihrer Schüler zuständig sind. Der nordeuropäische Mediziner verschweigt den versammelten Pädagoginnen aus dem Umkreis mehrerer Tagesfußmärsche nicht, dass es Unterschiede zwischen traditionellen bhutanischen Heilmethoden und der Schulmedizin westlicher Länder gibt. Er warnt davor, Behandlungen in beide Richtungen vorzunehmen, gleichzeitig oder nacheinander, über Kreuz oder parallel. Dies könnte tödliche Folgen für die Patienten haben. Jede Schule bekommt einen Notfallkoffer, ausgestattet mit Hustensäften, Schmerztabletten, Benzyl Benzoate, Entwurmungs- und Entlausungsmittel, Antibiotika, Augensalben, Genitianaviolettpulver und Verbandsmaterial. Eines frühen Morgens stehen vor der Wohnung der kanadischen Englischlehrerin in Pema Gatshel drei Mädchen, zwei mit "red eyes" - roten Augen. Die Lehrerin bittet sie, nachher, vor Beginns des Unterrichts in die "Schulklinik" zu kommen. Das dritte, gesunde Mädchen streckt der Lehrerin zwei bunte kanadische Zeitschriften entgegen und erklärt: die beiden anderen Mädchen haben entzündete Augen, weil sie diese Zeitschriften mit nach Hause genommen haben, ohne Wissen und Erlaubnis der Miss. Wer in gestohlenen Büchern liest, bekommt kranke Augen!</p><p>Ich schlafe ein mit einem beseeligenden Gefühl, in einer anderen Dimension angekommen zu sein. Und erwache Stunden später schweißgebadet, schreiend, nein, nein, nein! Ich krümme mich unter der Decke zusammen, halte mir die Ohren zu. Nein! Nein! Nein! Ich will davon nichts mehr hören und nichts mehr wissen. RIP Caruso! Zieh Deiner Wege weiter in Südfrankreich oder auf Korsika! Ich will zurück in die Berge Bhutans! Ich hatte geträumt, dass ich erneut mit der Person spreche, hier auf NormalNull, in der baumlosen Einöde Dithmarschens, die ich verdächtige, meinem Kater die Verletzungen zugefügt zu haben, die der nicht überlebte. Ich hatte diese Person nach Carusos Tod tatsächlich auf den Vorfall angesprochen. Sie hatte natürlich alles bestritten. Ich lief daraufhin zur Polizei mit einer Anzeige wg Tierquälerei in der Hand. Der Diensthabende erklärte mir, ich hätte keine Beweise. Das stimmt! Die von mir beschuldigte Person, klärte mich der Meldorfer Polizist weiter auf, könne mich aber wg falscher Verdächtigung, übler Nachrede usw. anzeigen. Die sogenannte Retourkutsche. Und sie hätte, im Gegensatz zu mir, Beweise! In Form meiner eigenen, sorgsam schwarz auf weiß dokumentierten Anzeige. So funktioniert unser Rechtssystem! Im Traum war die Person weiß gekleidet und lief von mir weg, ich sah sie nur noch von hinten, wild mit den Armen gestikulierend, alles von sich weisend. In Wirklichkeit war die Person schwarz gekleidet und wir standen uns unversöhnlich gegenüber, bis ich mich angewidert umdrehte und ging.<br /></p><p>Zitternd setze ich mein Teewasser auf und werfe einen Blick aus dem Fenster. Die Schneeglöckchen haben sich erholt. Im Radio läuft die Morgenandacht. Ein evangelischer Pastor berichtet vom <a href="https://www.deutschlandfunk.de/der-traeumer-im-prinzessinnenkleid-dlf-7da680cf-100.html">Träumer Joseph </a>und doziert wie von der Kanzel herab: "Achte auf deine Träume, sie zeigen dir, was dich im Innersten bewegt, was dir unbedingt wichtig ist. ( ... ) Träume überraschen dich, du kannst sie nicht planen, nicht ausdenken, nicht erfinden, sie kommen einfach so. <b>Im Traum verlierst du die Kontrolle. </b>Manches, was du verdrängt hast, was einfach stört und nervt, taucht im Traum plötzlich wieder auf, ganz anders als du es willst."</p><p><i>z okazji trzynastego marca: </i><i>happy birthday - sto lat i wszystkiego najlepszego Nataszko! Do zobaczenia Tam!</i><br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-5949598044049155162024-03-12T20:19:00.071+01:002024-03-14T12:05:04.004+01:00blue sky<p>Der hauchdünn zunehmende Fingernagelmond soll schon gestern abend tief über dem Horizont zu sehen gewesen sein. Bei uns hängt abends der Himmel gewöhnlich voller Wolken. Heute könnte sich die Jagd auf die erleuchtete Mondsichel etwas einfacher gestalten, denn sie ist schon etwas dicker. Es war aber den ganzen Tag nebligtrüb am Wattenmeer. </p><p>Im Frühjahr läuft der zunehmende Mond der Sonne voraus in die Sternbilder hoch, und die himmlische Rennbahn, auf der sie sich bewegen, steht ziemlich steil zum Westhorizont. Deshalb können wir Irdische die dünne Sichel gerade besonders gut beobachten. Morgen wird sie außerdem direkt neben Jupiter stehen. Also Augen auf! Wenn es dunkel genug ist und der Mond noch nicht untergegegangen ist, dürfte sich auch auch der ganze Rest der Mondscheibe, leicht aschgrau am Nachthimmel abzeichnen. Das ist dem Widerschein der Erde geschuldet. Denn vom Mond aus gesehen steht derzeit die Vollerde am Mondhimmel. Sie leuchtet dort viel heller als bei uns der Vollmond. Und der Erdschein ist so kräftig, dass er auf uns zurückfällt in Form der in fahles Licht getauchten ganzen Mondscheibe. </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-36201055531589028642024-03-11T10:03:00.004+01:002024-03-11T13:00:15.321+01:00Planspiele<p>Der Nachbar an der Westseite baut für seine Kinder einen Pool in den Garten. Er beeilt sich gerade, da die Badesaison vor der Tür steht. Kürzlich, als ich ihm von Carusos Unfall berichtete, erzählte er mir, wie um mich zu trösten, dass sie eigentlich auch Katzenmenschen seien, er und seine Frau, weil aber der jüngste Sohn eine Katzenhaarallergie habe, seien sie auf den Hund gekommen. Auf einen Pudel, mit dem die Älteste ausgedehnte Spaziergänge unternimmt. Der hat kein Unterfell und verliert keine Haare und der Bub muss nicht weinen und nicht niesen. Zum Pudel kam irgendwann eine jüngere Schwester. Von den selben Pudeleltern, aber vom nächsten Wurf. Und nun, der Nachbar lachte - sie nehmen das alles gelassen, haben vier Kinder, und die Oma mütterlicherseits sowie den Opa väterlicherseits mit im Haus - und nun, lachte also der Nachbar, während er Steinplatten ablud und sich den Schweiß von der Stirn wischte, nun haben wir auch noch vier Welpen! Die Kastration habe auch unter tierärztlicher Aufsicht nicht so geklappt, wie geplant.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-87108642443732383502024-03-10T10:00:00.037+01:002024-03-10T12:41:07.385+01:00Neumond<p>Sonntag der Zehnte, jetzt, genau um zehn Uhr ist Neumond. Gleich beginnt der Aufstieg, nimmt der Mond erneut zu. Ich lese "Beyond the Sky and the Earth. A Journey into Bhutan." Von Jamie Zeppa. Das Buch erschien vor 25 Jahren. Die Autorin war 23, als sie als Englischlehrerin nach Bhutan kam. Zeit ist relativ und nie dasselbe wie Alter. Ein altes Buch geschrieben von einer jungen Frau,. </p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqq396Q9hDuUCdRfQjIw6QC-wyqv8pc_A0IwVW8AbPfpfTaNLFBgcX9RASu9N-uQgkFD678tnAJbVHEuSBxnixo1qbfgPK6LzTf8S5N_5nZGBJlI2nK17l2Njc5jOsoPNaijZ-Nk7NzZowcxyszvmvwKMTSBlUYTKY8JQu5illieeDloK1YTX1EbriAmI/s2000/Mib_240310_SocialMedia_WEB.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2000" data-original-width="2000" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqq396Q9hDuUCdRfQjIw6QC-wyqv8pc_A0IwVW8AbPfpfTaNLFBgcX9RASu9N-uQgkFD678tnAJbVHEuSBxnixo1qbfgPK6LzTf8S5N_5nZGBJlI2nK17l2Njc5jOsoPNaijZ-Nk7NzZowcxyszvmvwKMTSBlUYTKY8JQu5illieeDloK1YTX1EbriAmI/w200-h200/Mib_240310_SocialMedia_WEB.jpg" width="200" /></a></div>Um 13 Uhr marschieren wir hier durch unsere bunte Welt am Wattenmeer, auf mehr oder weniger Normalhöhe.<p></p><p><br /></p><br /><p><br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-74229597818480645632024-03-09T06:50:00.024+01:002024-03-11T12:06:53.644+01:00MorgenNebel<p>Die Sonne taucht nun bereits links vom Dach der Nachbarn im Osten auf, wenn ich mein Morgenqigong unter Anleitung meines vietnamesischen Mönchs absolviere. Heute blutrot und ohne mich zu blenden, umgeben von milchigem Morgennebel. Also ist bald Tag- und Nachtgleiche. Das Dach der Nachbarn ist mein persönlicher Anpeilsender. Zur Ortung von Zeit und Raum und Gefühl. Die Nächte sind klar und bitter.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-11530385217572914122024-03-08T06:15:00.030+01:002024-03-11T08:56:32.355+01:00BodenFrost<p>Alles weiß! Ich brauche kein Licht mehr zum Aufstehen. Der Blick aus dem Küchenfenster elektrisiert mich und ich sause wie eine Leuchtrakete in den eisigen Morgen hinaus. Bevor ich mein Teewasser aufsetze. Ohne Schal, ohne Mütze auf bloßen Füßen vertreibe ich zähneklappernd und vor Kälte in die Hände klatschend die beiden Feldhasen - die kennen mich gut und ich sie auch! - die sich gerade über die hängenden Köpfe meiner Schneeglöckchen auf Carusos Grab hermachen wollen. Was zu weit geht, geht zu weit!<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-35644926746021752212024-03-07T14:24:00.022+01:002024-03-11T10:25:03.075+01:00HaarRisse<p>Noch einmal HaarRisse. Der doppelten Konsonanten und Vokale wegen. Der Kater ist überall und nirgends. Es ist unglaublich, wieviele seiner schwarzen Haare noch in meinem Haus zum Vorschein kommen. Unverhofft tauchen sie auf, einzeln oder in Büscheln. Zart und fein, flaumig, flauschig. Es reicht ein leiser Luftzug, ein nur angelehntes Fenster, eine sperrangelweit offene Tür. Und schon ist der Kater wieder da. Streicht mir um die Beine. Sein Fell ist warm und weich und schwarz. Der Pelz wandert als Ganzes, die einzelnen Haare ziehen Risse. Über den Boden, unter meinen Füßen, kitzeln die Sohlen oder ritzen sie auf. Stechen mitten in's Herz! Obwohl ich alles längst gewaschen, den Flur dreimal gefeudelt, sämtliche Kissen und Decken eingesammelt, gelüftet und verschenkt, das rote Sofa mit Lederpflegelotion eingerieben und poliert, den Wohnzimmerperser mehrmals längs und quer und über Kreuz abgesaugt habe ... ist er immer noch da. Schemenhaft. Wischt aus meinen Augenwinkeln. Wartet zwischendurch geduldig auf sein Futter. Artig auf der Schwelle zur Küche. Auch den Kirman (echt, in seltenem Königsblau, rechteckig raumfüllend 3,20 x 2,20, das Originaletikett tauchte gerade mit Originalpreis wieder auf) würde ich übrigens gerne verschenken. Falls ihn jemand haben möchte zum kontrastreichen Räkeln für ein schwarzes Haustier, kann er abgeholt werden.</p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-79873877625435290772024-03-06T14:28:00.009+01:002024-03-10T12:46:16.022+01:00NormalNull<p>Ich hole mein Maranello aus dem Winterschlaf und fahre zum ersten Mal seit dem Abbaden im September an den Deich. Kein Wasser. Kein Anbaden. Ungetrübtes NormalNull. Offener Meeresboden. Kalter Ostwind. Kein Mensch weit und breit. Keine Duschen. Keine Wasserleitungen. Keine Handläufe. Keine Strandkörbe. Keine Mülleimer. Ich setze mich einen Moment auf die nackte Badetreppe, mache zwei Fotos, trinke einen Schluck Tee und fahre über Helmsand und Elpersbüttel zurück. Unterwegs wundere ich mich, warum mein Bordcomputer immer wieder Aussetzer hat und meine Tretgeschwindigkeit nicht zügig anzeigt, die zurückgelegten Kilometer nicht vollständig aufrechnet. Am Museum treffe ich meinen emiritierten Zahnarzt mit Heidi (Berner Sennenhündin). Beide in die Jahre gekommen. Das Maranello liefere ich zur Frühlingsinspektion in der Werkstatt ab und beklage mich über den trägen kabellosen Sigma. Oder ist sie weiblich?</p><p>Der Techniker klärt mich auf: das sei ein Neutrum, ein empfindliches elektronisches System, anfällig auf jede Störung. Es gerate leider leicht und schnell ins Stolpern oder aus dem Takt, wenn ich an Solaranfeldern (Ammerwurth!) vorbeifahre oder von Mopeds, Güllewagen, Allradantriebs uä mit GPS überholt werde. Also funkt auch mein eigenes Händi dazwischen? Das ich - aus Erfahrung klug geworden - an der Brust trage? Eher nicht, wiegt der Fahrradmann nachdenklich sein Haupt und versichert, alles rundum zu überprüfen. Holt mir das himmelblaue Leihrad aus dem Lager, das ich auch schon kenne. Damit ich mit dem grasgrünen Helm auf dem Kopf nicht zu Fuß durch die Feldmark nach Hause trotten muss.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-1951838923307500692024-03-05T17:37:00.082+01:002024-03-11T10:28:49.421+01:00NackenHaare<p>Ich kämpfe den ganzen Tag gegen die Schwerkraft. Gegen Übelkeit und Sturmböen. Alles in mir sträubt sich gegen meine Wurzeln. Denk ich an ... Bei mir ist das anders. Ich denke nie an Deutschland in der Nacht. Ich schlafe in der Nacht.</p><p>Die Helvetier aber, die brauchen immer mal wieder einen ordentlichen Weckruf. Um aus ihrem Dornröschenschlaf aufzuschrecken. Ein 15-Jähriger Schweizer "mit tunesischen Wurzeln", lese ich, habe am "späten Samstagabend" auf einen etwa 50-Jährigen orthodoxen Juden auf offener Straße mitten in Zürich mehrmals eingestochen. Der Täter, lese ich weiter, sei 2011 eingebürgert worden. Hey Leute! Wann ist ein heute 15-Jähriger geboren? Schätzungsweise um das Jahr 2009 herum. Der Täter wurde also als Zweijähriger eingebürgert! In einem Alter, in dem er weder den Antrag auf Einbürgerung höchstselbst ausfüllen noch die hehren Anforderungen dazu aus eigener Kraft erbringen konnte. Vermutlich wurde er als Sohn seiner Eltern mit eben diesen miteingebürgert. Dazu mussten die aber schon länger als zwei Jahre in der Schweiz ansässig gewesen sein, also bereits vor der Geburt des besagten Sohnes, ergo wurde dieser "Terrorist" höchstwahrscheinlich im Heidiland geboren und sozialisiert von der ersten Sekunde an! Mir sträuben sich die Nackenhaare, die zum Glück für solche Momente seit der letzten Schur bereits wieder beträchtlich nachgewachsen sind.</p><p>Ich werde regelmäßig um den Appetit gebracht, wenn ich [an ...] denke. <br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-9783109036493583272024-03-04T17:02:00.063+01:002024-03-10T12:11:51.336+01:00LöschWasser<p>Montag. Ich räume den ganzen Tag auf. Lösche Hunderte Fotos von meinem Smartphone. Weine noch einmal bitterlich über Herrn Caruso. Den Bildern nach zu urteilen (wer kein Bild von meinem Kater kennt, dem steht <a href="https://juditharlt.de/die-rueckentraeumer/">hier </a>eine winzige und letzte Auswahl zur Verfügung), hat er sich wirklich wohl gefühlt bei mir! Ich lösche gnadenlos. Lösche Tausende Fotos von meinen diversen Festplatten. Ich räume meine Computer auf. Lösche Texte. Dateien. Listen. Mails. Die allesamt nur Speicherplatz einnehmen und niemandem von Nutzen sind. </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-75151898255975087222024-03-03T16:51:00.005+01:002024-03-10T09:01:59.509+01:00Kintsugi<p>Ich brauche den halben Sonntag, um wieder zu mir zu kommen. Rumore herum. Wasche meine Wintersachen, in der Hoffnung, sie nie wieder anziehen zu müssen. Und dann kommt mir dieses Wort entgegen, das ich aus einem ganz anderen Kontext kenne und das auf einen anderen Kontinent gehört: Kintsugi - Goldflicken. Eigentlich Wabi-Sabi. Die in Japan kultivierte Ästhetik des Porzellanflickens. Was zerbricht, wird aufwändig mit Gold wieder zusammengefügt. Dadurch gewinnt das Objekt, die Schale, die Tasse, die von einer jungen Katze umgestoßene Vase, an Schönheit und Wert. Die Scherben werden nicht mit Sekundenkleber möglichst unauffällig und exakt wieder zusammengeklebt, wie bei uns. Und mit der Bruchstelle zur Wand gedreht, damit es ja keinem Besucher auffällt. Nein, sogar die feinsten Haarrisse werden mit einer Mischung aus Harz, echtem Gold und Metallstaub hervorgehoben und ans Licht geholt. Die kleinsten Splitter und Scherben werden mit Gold wieder verbunden, die Spuren der Zerstörung so im Gold verewigt. Unterdessen hat der scharfe Ostwind meine Winterwäsche knitterfrei schranktrocken gepustet.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-19509607676410104902024-03-02T19:11:00.053+01:002024-03-10T12:22:30.191+01:00ProbeProben<p>Ich taumle buchstäblich nach Hause. 3 ProbeProben hintereinander. Am ersten sonnigen Nachmittag des Jahres. 1 Bewerber und 2 Bewerberinnen für die Nachfolge der Kantorin, die bereits im Oktober gegangen ist. Danach hatten wir das Weihnachtsoratorium mit dem ersten Vertreter (ihrem Vorgänger, dem emeritierten KMD) einstudiert und mit <i>bravour </i>aufgeführt, und jetzt proben wir bis Mai mit dem zweiten Vertreter, dem sogenannten Vakanzvertreter (dem blutjungen Nordfriesen, der leider sein Studium noch nicht abgeschlossen hat und sich deswegen nicht auf die Stelle bewerben kann) den Messiah <i>in english</i>. Der Nordfriese, der nichts zu verlieren hat, bringt uns endlich Disziplin bei! Trotzdem sind wir so begeistert von ihm, dass ein routiniert-behäbiger Mittfünfziger uns mit nichts, aber auch gar nichts beeindrucken kann. Der macht das zwar mit links, aber eben nur mit links. Die Zweite ist eine Süditalienierin. Oooho! Und die Dritte hat erfahrungsgemäß den schwersten Stand. Denn wir haben alle keine Lust mehr. Keine Luft mehr. Die Pausen werden uns immer mehr beschnitten, das Geplapper davor dauert immer länger. Und dann nocheinmal alles wie gehabt von vorn. Einsingen. Armwedeln. Abklopfen. Herumproben. Hinsetzen. Aufstehen. Takt sowieso und nun mal acapella ... und wieviel Zeit bleibt überhaupt noch? </p><p>Ich taumle nach Hause. Nach kurzem Umweg ins Wohnzimmer meines Schiedskollegen, der dort noch ein Stück Geburtstagstorte für mich bereithält. Ich taumle endlich nach Hause, in mein stummes, katerloses Haus und falle ins Bett. Mag nicht einmal das Radio anmachen. Nichts mehr hören! Um Himmels Willen! Was geht mich eigentlich die Zukunft des Meldorfer Domchors an? Was kümmert es mich, ob die Jugendkantorei "mitgenommen" oder "abgehängt" wird. Was schert mich die Inkonsequenz der Dithmarscherinnen und Dithmarscher. Meine Chorkolleginnen, diejenigen, die seit Wochen am lautesten schreien, man (die Kommission, der Ausschuss) möge bitte nicht wieder eine junge ehrgeizige Frau ins Kirchenmusikamt holen, die erstens schwanger werden könnte (das Totschlagargument unserer Sopranistinnen, die fast ausnahmslos im norddeutschen Gesundheitswesen beschäftigt sind) und zweitens womöglich höhere Ziele (höher als das WattenmeerNormalNull) verfolge, verkündeten unisono, sie würden den Proben ab Juni geschlossen fernbleiben, wenn nicht ihre Wunschkandidatin (eben die jüngste, ehrgeizigste, feurigste ...) gewählt werde! Mammamia!<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-68552158971054014832024-03-01T19:49:00.007+01:002024-03-01T22:53:32.270+01:00Angststörung<p>Freitag. Frühlingsanfang. Die Angststörung des 21. Jahrhunderts ist die Nomophobie. Kannten die alten Griechen nicht. Ist ein sprachliches Kürzel aus dem Englischen: "<b>No Mo</b>bile <b>Pho</b>ne Pho<b>bie</b>". Entsteht, wenn Händi weg, vergessen, geklaut oder verloren. Wenn Akku leer und keine Steckdose weit und breit. Wenn im Zug unterwegs an der Westküste Schleswig-Holsteins. Funklochhopper!<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-52752801805547351252024-02-29T23:54:00.072+01:002024-03-04T21:43:32.981+01:00Ataraxie<p>Schalttagabend. Ich heule ein bisschen während der Chorprobe und kann mich schlecht konzentrieren. Der Unfall muss sich vor drei Wochen während meiner Aushäusigkeit zugetragen haben. Ich hätte ihn aber durch nichts verhindern können, auch nicht durch Inhäusigkeit infolge des Schwänzens einer Messiah-Probe. Herr Caruso und ich führten ein respektables Zusammenleben. Jeder ging und kam, wie es ihm passte. Und jeder freute sich, wenn der andere wieder einmal durch die Klappe einstieg, oder durch die Hintertür trat.</p><p>Die Notwendigkeit des Auftretens von Schalttagen hat kosmische Gründe. Dadurch bleiben die Sonne und der Kalender im Einklang. <br /></p><p>Nach der Probe übe ich mich noch ein bisschen in Seelenruhe, suche im Bett meine frühere Unerschütterlichkeit. Die Unerschrockenheit. Den inneren Frieden, die Gelassenheit, einen Zustand frei von emotionalem Achterbahnfahren oder intelektuellem Schlagabtauschen. Purzelbaumschlagen und Haareausraufen. Die Philosophen nennen das, was ich vergeblich auf oder unter dem Kopfkissen suche, Ataraxie. Die alten Griechen, die Stoiker sahen im Entsagen von weltlichen Begierden, in der Selbstbeherrschung und im Schalten- und Waltenlassen nur der kühlen Vernunft den Schlüssel zum absoluten Glück.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-6463246063391754802024-02-28T05:42:00.022+01:002024-03-04T21:44:46.591+01:00Kakistokratie<p>Noch ein Herrliches Wort: Kakistokratie. So ähnlich wie Kakophonie. Nur auf das wahre Leben und nicht nur auf Geräusche oder Musik bezogen. Eine Kakistokratie ist nicht eine Aristokratie (Herrschaft der Besten oder civitas optimatum - Optimatenherrschaft), sondern die Herrschaft der Schlechtesten, der Unfähigsten, der Schamlosesten, der moralisch Verwerflichsten, Korrupten und Korrumpierten, Bestechlichen und Bestochenen, Vettern- und Basenwirtschaft.</p><p></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-25577079681939456752024-02-27T15:45:00.069+01:002024-03-04T21:49:18.671+01:00Bürokratie<p>Die Bürokratie richtet meist alles wieder. Falsche Zahlen- oder Zeitwerte aufgrund des Zaunpfahlzählens stellt sie in der Aktenordnerordnung aufrecht ins Archiv. Für alle Ewigkeit. Aber was bedeutet heute in einer Woche? In sieben oder in acht Tagen? Was bedeutet eine Terz? Abgesehen davon, dass es verminderte und übermäßige Terzen (Quarten, Quinten usw) gibt, sind es nie drei (resp. vier oder fünf) Tonschritte. Sondern zwei (reine Terz), zweieinhalb oder eineinhalb. Eine Quinte und eine Quarte ergeben auf dem Klavier oder in der Chorprobe die Oktave. In der Mathematik ist das ganz anders: 5 + 4 = 9. Auch die Astronomie lebt in einer anderen Welt als wir, sie beginnt unsere Zeitrechnung mit Null, wir mit dem Jahr 1 (vor oder nach Christus). Knapp daneben ist auch vorbei. Immer!<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-29614552267522901512024-02-26T14:19:00.200+01:002024-03-01T22:41:06.975+01:00Zaunpfahlfehler<p>Was für ein Herrliches Wort, was für ein Herrliches Jahr. Schaltjahr! 366 Tage! Ein Tag geschenkt! Meine Lieblingsquelle für alle Lebenslagen sagt, der Schalttag, der zusätzliche Tag im aktuellen Schaltjahr, sei nicht der 29. Februar, sondern der 24. Februar. Er liegt also bereits hinter uns. Schnee von vorgestern. </p><p>Julius Cäsar, der "Erfinder" der Schaltjahre (sagt meine Quelle - aber stimmt das?), habe in seiner Kalenderreform im Jahr 46 v Chr (auch hier habe ich meine Zweifel) den zusätzlichen Tag als "zweiten Tag sechs Tage vor dem 1. März" [<i>ante diem sextum Kalendas Martias</i>] eingefügt. Also den 24. Februar verdoppelt. Die Franzosen haben den Sechser in ihrer Sprache verinnerlicht, sie nennen das Schaltjahr "année bissextile". Wie lautete das bonmot kürzlich am Wattenmeer anl. des stetig fallenden Regens? Deutsch ist eine Zaunpfahlsprache!</p><p>In einer anderen verbürgten Quelle lese ich nämlich, dass Cäsars Kalenderreform Verwirrung stiftete unter der "für die Schaltung zuständigen" Priesterschaft - die Tagesheiligen mussten nämlich im Schaltjahr mitwandern: am 24.2. war Schalttag, am 25.2. der Tag des Hl Matthias. Das ist bis heute so. Die am 29.2.
Geborenen können jedes Jahr am 28. ihren Hl. Proterius feiern, den sie auch im Schaltjahr zum Tagesheiligen haben! Das Problem mit den Priestern war aber ein anderes. Sie kannten nur das Prinzip der "Inklusivzählung". Cäsar meinte mit seiner Schaltregel, dass jedes vierte Jahr nach Ablauf des letzten Schaltjahres einen Schalttag bekommen soll. Die Konservativen hielten sich aber stur an die Regel des Macrobius, nach der der Schalttag "nach Heraufführung (= Beginn) des vierten
Jahres" zu erfolgen habe [<i>nam cum oporteret diem qui ex
quadrantibus confit quarto quoque anno confecto antequam quintus
inciperet intercalare, illi quarto non peracto sed incipiente
intercalabant</i>] und gerieten aus dem Takt, aus dem Vierer in den Dreier.</p><p>Korrigiert wurde dieser erste Zaunpfahlfehler in der Geschichte der Menschheit durch Augustus. Er ließ 3 Schaltjahre zwischen 5 v Chr und 4 n Chr ersatzlos ausfallen, bzw die 3 Schalttage aus dem Lauf der Zeit streichen. </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-84052987290985129852024-02-25T12:16:00.002+01:002024-03-04T21:52:17.962+01:00Yanomami<p>Vom Ende der Welt. Ich fahre nach Hamburg. Ins PHOXXI. Das ist das Haus der Photographie mit dem Nachsatz (eher Nachwort): "Temporär". PHOXXI ist ein sprachliches Unikum aus PHO (wie PHOtograhie, besser vielleicht engl. PHOtography - weil es hier keinen Konflikt mir der Dudenrechtschreibung gibt) und der römischen Zahl XXI für 21 (wie 21. Jahrhundert). </p><p>Im PHOXXI betrachte ich Fotografien einer 1931 in Neuchatel geborenen Brasilianerin. Claudia Andujar. Den Nachnamen hat sie, wie wir alle, von ihrem Gatten. Ihr Geburtsname ist schlicht wie ein Tier: Haas. </p><p>Die Ausstellung unter dem Namen "The End of the World" zeigt Bilder aus dem täglichen Leben der
indigenen Gemeinschaft der Yanomami im Amazonasgebiet im Norden Brasiliens. Der deutsche Mann, der uns in Hamburg durch die Bilder führt, sagt, der Fotoapparat sei eine Waffe. Wer abdrücke, klaue den Indigenen das Gesicht, den Körper, die Seele. Wir Betrachtende gucken etwas belämmert aus der Wäsche. Also beteiligen auch wir uns am Diebstahl. Vor uns haben sich schon diejenigen schuldig gemacht, die diese Fotos nach Hamburg geholt und in den temporären Containerbau neben den stolzen Deichtorhallen aufgehängt haben. Duplizierter Mord? Zeitgenössische fotografische Denkweise?</p><p>Claudia Andujar: In Her (Own) Words: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0MxiKPm3Beg">1</a> , <a href="https://www.youtube.com/watch?v=JLCQS6zRxzk">2</a> , <a href="https://www.youtube.com/watch?v=AFzTi8C-Ea0">3</a> , <a href="https://www.youtube.com/watch?v=GGrYwXDf_AY">4</a> </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-62033888960033769012024-02-24T13:30:00.136+01:002024-02-25T08:10:27.465+01:00Schneemond<p>Amerikanische Ureinwohner sollen dem Februarvollmond diesen Namen gegeben haben: Schneemond. Wohl wegen besonders heftiger Niederschläge in Form von Schnee. Die alten Germanen nannten ihn eher Hornung und heute weiß niemand mehr etwas mit diesem Wort anzufangen. Auch Bezeichnungen wie Sturmmond oder Hungermond sind im Umlauf. Aus nachvollziehbaren Gründen. </p><p>Bei uns Heutigen steht ein Minivollmond am Himmel. Ich hab ihn schon letzte Nacht gesichtet. Der Mini- oder Mikromond erscheint uns besonders klein - oder auch nicht, weil sein Umfang von bloßem Auge schwer abzuschätzen ist. Tatsächlich ist der Mond jetzt voll geworden, steht aber erst morgen um 15:59 Uhr MEZ am erdfernsten Punkt seiner elliptischen Umlaufbahn. Wobei ich gelesen habe, dass die durchschnittliche Entfernung
zwischen Erde und Mond eh stetig zunimmt. Um
nicht ganze vier Zentimeter pro Jahr. Auch die sind von bloßem Auge kaum zu ermessen. Der Minivollmond soll 12-14% kleiner sein, das entspricht etwa dem Verhältnis von einer 1-€-Münze zu einer 2-€-Münze, und rund ein Viertel schwächer leuchten als der Supermond. Also der Mond, der am erdnächsten Punkt steht. Das wird am 18. September um 15:23 Uhr MESZ der Fall sein, also freut Euch schon mal sieben Monate lang über die orbitalen Tänze.</p><p>Ich entdecke gerade das Klavier neu. Fingerübungen. Tonleitern und Czerny. <br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-77591839619512322282024-02-23T17:14:00.006+01:002024-03-04T21:56:15.475+01:00Wohin?<p>Hab den Kater nun überall abgemeldet, bei Tasso, bei Findefix und im Tierheim, wo er herkam. Herr Caruso ist eine Persönlichkeit, er hat eine Geschichte und besitzt sein Archiv. </p><p>Als Erbe hinterläßt er mir eine Transportbox, einen Transportkorb und einen Transportrucksack. Ein blitzblank geputztes Designerkatzenklo - das andere war schon so versifft, dass ich es lieber entsorgte. Eine ganze sowie eine nur noch zu einem Drittel volle Packung Öko-Klumpstreu aus 100% nachwachsenden Naturfasern. Ein Designerkatzenkloschäufelchen. Und diverse Katzendecken, Katzenkissen, Katzenschlafplätze für out- und indoor. Mehrere Futterschälchen, Trinkgefäße, einen Keramiktrinkbrunnen mit Bewegungsmelder aus dem Nachlass des nierenkranken Vorgängers, der aber den kraftstrotzenden Caruso nie sonderlich interessierte, weshalb ich ihn bald nach dem Einzug des neuen Untermieters vom Stromnetz trennte. Dann: Intelligenzspielzeug, noch und noch, Intelligenzfutterkugeln, mit Katzenminze gefüllte Stoffmäuse. Einen Krallenschärfball (den er über alles liebte!) und andere Kratzbäume oder -flächen. </p><p>Herr Caruso war kein arboreales Tier, er kletterte selten auf Bäume und als er einmal auf die Pergola stieg, weil er dort oben (richtig!) ein Amselnest vermutete, kam er vor Angst alleine nicht mehr runter! Ich musste ihn mit Tausenderlei Leckereien locken, bis er endlich den Sprung in den grünen Rasen wagte. Ein zweites Mal stieg er nicht wieder hoch, während sein aufgrund der Nierenschwäche schon sehr kranker Vorgänger dort oben höchstvergnügt und unbekümmert herumturnte, fast bis zum bitteren Ende. </p><p>Außerdem: 40 Dosen Nassfutter, für Abwechslung im Speiseplan sorgende erlesene Mischung für einen Fressbegeisterten Gesunden Kater! Sowie eine unangebrochene Packung Trockenfutter Fisch und Truthahn.<br /></p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-5311847137340631132024-02-22T07:39:00.016+01:002024-03-05T11:12:56.792+01:00Warum?<p>Das französische "Pourquoi?" von Christian F. und Caruso geht mir nicht aus dem Kopf. Deutsch bedeutet das Wort "Warum?" - für all diejenigen, die im Gegensatz zu meinem pelzigen Mitbewohner des Französischen nicht mächtig sind. </p><p>Warum? Heute heule ich schon beim Aufstehen. Obwohl ich mittlerweile mit mir im Reinen bin, ruhig und gefasst. Zufrieden, hoch zufrieden und sogar ein bisschen stolz, ja, dass ich Herrn Caruso in seinem und meinem Hausflur gehen ließ. Dass ich sein unschönes Sterben ausgehalten und ausgestanden habe, durchgestanden, dass ich seine letzten Atemzüge zulassen konnte, kniend und kauernd, entsetzt und hilflos. So bitter es war, es ist nun gut so. <br /></p><p>Aber: Das Warum? - Pourquoi? - nagt weiterhin an meiner helvetischen Seele. Wühlt sich durch meine Gedanken wie die Wühlmäuse durch meinen Rasen am Wattenmeer. Warum und wo wurde der Kater so sehr eingeklemmt, dass er sich innere Verletzungen zuzog, die er nicht überlebte? Caruso war ein Naturbursche und wusste ganz genau, wo und wie er sich bewegen konnte und musste. Wie oft döste er im Hochsommer mitten auf dem heißen Asphalt - er wurde aber nie von einem Auto ange- oder gar überfahren, weil er instinktiv immer richtig auf jede drohende Gefahr reagierte. Und rechtzeitig weglief.</p><p>Warum? Wenn ich die Möglichkeit in Betracht ziehe, dass vielleicht ein Mensch seine Hand - oder den Fuß - in das böse Spiel einbrachte, jemand, der meinem Kater nichts Gutes gönnte, dann engt sich der Kreis der Potentiell zu Verdächtigenden schnell, drastisch und so deutlich ein, dass mir speiübel wird. </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-38331789170173335352024-02-21T09:33:00.005+01:002024-02-21T21:20:48.798+01:00Hinterzimmer<p>Ich schlafe immer noch schlecht und erwache immer noch schweißgebadet. Mit Kopfschmerzen und ohne Appetit. Heulen muss ich immer erst vormittags um halb zehn. </p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-27325592707366189552024-02-20T06:18:00.014+01:002024-02-21T21:09:30.051+01:00Hintertüren<p>Das Leben mit oder ohne Kater unterscheidet sich im wesentlichen in offenen und geschlossenen Türen. Natürlich hatte Herr Caruso Zugang zu jedem Zimmer im ganzen Haus. Bis auf die Küche! Die Küche betrachtete ich als mein ureigenes Heiligtum. Die Tür stand nur offen, wenn ich mich in der Küche aufhielt. Zum Beispiel, wenn ich kochte. Natürlich kam er immer angelaufen, in der Hoffnung, es sei Zeit für ihn und sein Futter. Er kannte und akzeptierte seinen streng geregelten Speiseplan im Grunde ganz genau. Und um ihn nicht allzu sehr zu enttäuschen, passte ich meinen Speiseplan dem seinigen an. Betrat also nur noch dann die Küche, wenn die Zeit für Herrn Caruso gekommen war.</p><p>Außerhalb der Küche konnte sich Herr Caruso jederzeit überall frei bewegen, auch außerhalb des Hauses. Die auf seinen Mikrochip programmierte SureFlap Katzenklappe öffnete sich immer für ihn - und nur für ihn! </p><p>Als erstes löschte ich am Sonntag den Speicher der Klappe. Die Chips werden weltweit nur einmal vergeben. Dann entfernte ich die Batterien und verschloss die Klappe manuell. Für immer! </p><p>Dass ich nun aber die Küchentür offenstehen lassen und die Schlafzimmer- oder die Badezimmertür im Gegenzug schließen könnte, habe ich noch nicht verinnerlicht. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass er nie mehr nachts die Treppe hochkommt, leise auf mein Bett steigt und sich, ohne mich zu wecken, zu meinen Füßen niederlässt.</p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6624260144244624728.post-45019565845317912882024-02-19T07:28:00.021+01:002024-02-20T09:37:06.097+01:00Hintersinn<p>Gestern abend zermarterte ich mir das Hirn, ob ich den Tierarztnotruf früher hätte absetzen sollen. Geschlafen habe ich erwartungsgemäß schlecht, erwacht bin ich vor einer Stunde mit ebendiesem zermarterten Schädel. Und der erhellenden Erkenntnis, dass es gar keinen Grund gibt, aufzustehen, da niemand Frühstück will.</p><p>Also bleibe ich noch ein bisschen liegen und starre an die Decke. Allmählich dämmert es vor dem Fenster, richtig hell wird es heute wohl nicht werden. Ein weiterer Regentag ist angesagt. Und plötzlich frage ich mich, was eigentlich schlecht daran ist, dass Herr Caruso sein (derzeitiges) Katerdasein in meinem Hausflur beenden durfte. Sterben ist, wie gesagt, nicht schön, und wir würden alle immer lieber weggucken. Überall dort, wo etwas Unschönes passiert. <i>Das Leben aushauchen </i>ist ein Euphemismus wie <i>der Spaziergang </i>in der Strafkolonie "Polarwolf". Caruso hat sein Leben aus seinen zerlöcherten Lungen herausgeschrieen. Er war ein stummer, geduldiger Patient. All die Tage lag er da, guckte mich nachdenklich an, wenn ich zu ihm sprach, schwieg aber und wandte den Kopf dezidiert ab, wenn ich mit meinen Teelöffeln anrückte. Gestern wollte er plötzlich Wasser trinken. Da es gerade in Strömen regnete, lief ich in freudiger Erregung in den Garten hinaus und füllte seine drei Wassernäpfe mit frischem Regenwasser. Es schmeckte ihm!</p><p>Als er kaum noch Luft bekam und sich in die Ecke hinter seiner Katzenklappe verkroch, drang der einzige und letzte Schrei aus seiner Kehle. Es war ein Schmerzensschrei. Der erste, seit seinem Unfall. Und ich weiss nicht warum, aber ich hörte das "pourquoi?" aus seinem Schlund heraufdröhnen, das Wort, mit dem auf den Lippen vor Jahren ein Freund in Paris verschieden ist. Der hatte furchtbare Schmerzen gelitten, tagelang, wochenlang, monatelang und wir waren uns alle einig, dass er, ausgerechnet er, diese Qualen nie und nimmer verdient hatte. Denn er war ein äusserst liebenswerter Mensch. Er musste sich genau diese Frage zuallerletzt auch gestellt haben: Pourquoi?</p><p>Hätte ich meinen todkranken Kater <i>rechtzeitig</i> (wieder so ein widerlicher Euphemismus!) in die Tierarztpraxis zum Wochenendnotdienst verfrachtet, hätte er sein letztes Geheimnis mit ins Grab genommen. Ich hätte nie und nimmer erfahren, dass Herr Caruso, mein vornehmer Maestro der Neapolitanità auch des Französischen mächtig ist!</p>judith arlthttp://www.blogger.com/profile/01914325073097393181noreply@blogger.com0