Donnerstag, 25. November 2021

Zyniker

Der Zyniker. Friedrich Glauser hat nicht nur wunderbare Kriminalgeschichten geschrieben und uns darin wunderbare Beobachtungen von Mensch und Umwelt präsentiert, sondern auch - herausgefordert von Stephan Brockhoff - Stellung bezogen zu den "Zehn Geboten für den Kriminalroman" von eben diesem Brockhoff, die in der Zürcher Illustrierten am 5. Februar 1937 veröffentlich wurden.

Die Zyniker. Glauser wollte in der ZI eine Art "kleinen Sängerkrieg" austragen, bei dem das Publikum (ZI-Leserinnen und Leser), "die Rolle der Elisabeth" übernehmen sollte, der Dame "für die Wagner den Einzug der Sänger komponiert" habe. Glauser schrieb einen offenen Brief, ausführlich, fast dreimal so umfangreich wie Brockhoffs Gebote, den die ZI aber nie abdruckte. Wir finden ihn im Nachlass, in den diversen gesammelten Ausgaben.

Die Zynikerin. Glauser vermisste in Brockhoffs Zehn Geboten die "anständige Sprache". Ein Kiminalroman müsse, forderte Glauser, in einer anständigen Sprache geschrieben werden, "in unserem Falle", fügte er hinzu, in einem anständigen Deutsch. Gerade dies, das anständige Deutsch bleibe mal dahingestellt. Glausers Figuren um den Wachtmeister Studer sprechen ein fürchterliches Berner Hoch- oder Schriftdeutsch und der Erzähler fühlt sich immer wieder bemüßigt, diese Sprechweise zu kommentieren oder gar zu korrigieren. Patricia Highsmith hingegen war zeitlebens beleidigt, dass man ihre in anständigem Englisch verfassten Romane nicht als Roman bezeichnete, sondern als Kriminalromane.

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