Mit Frisch. Karsamstag ist der stillste Tag des (Kirchen-)Jahres - wie oft habe ich diesen Satz schon aufgeschrieben? Ich krieche im Garten dem Giersch nach und liege am Abend halbtot im Bett. Da kommt mir die Lange Nacht mit Max Frisch ("Max, you are a monster!" - Zitat aus Montauk) gerade recht. Ich schlafe zwischendurch ein, wache vor den entscheidenden Stellen aber immer wieder rechtzeitig auf. Die zweite Hälfte höre ich mit fast ununterbrochener Aufmerksamkeit. Und Hingabe! Die Tochter. Die Tochter, die sich in einem fast unverständlich hektischen Schweizerhochdeutschduktus beklagt, dass der Vater, der sie verlassen und sich nie um sie gekümmert hat, sie in seinem literarischen Werk mit einem entsetzlich nebensächlichen und verletzenden Satz beschreibt, dass sie nämlich, die Tochter, als sie bereits selbst ein Kind hat und also auch einen Mann und einen Beruf, dass sie keinen Wein trinkt.
Sätze berühmter Väter über ihre unberühmten Töchter. Maria, die Tochter meines Meisters Konwicki hat sich immer wieder beklagt, dass ihr Vater ("Ojciec był magusem" - https://wyborcza.pl/duzyformat/1,127290,17757154,Maria_Konwicka__Ojciec_byl_magusem.html) wie mit einem monströsen Vergrößerungsglas das Allerwinzigste und Allerunwichtigste ihres Wesen ans literarische Licht der Welt gezerrt habe.
Ich glaube, ohne die komplizierten persönlichen Beziehungen zwischen diesen Vätern und diesen Töchtern wirklich zu kennen, dass es dabei um etwas ganz anderes geht.
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