Es ist kein Aprilscherz, dass Pflanzen untereinander kommunizieren. Sie flüstern sich Warnungen zu, wenn sie merken, dass sie von Schädlingen bedroht werden. Die Blätter von Maispflanzen sollen leicht flüchtige Chemikalien abgeben können, mit denen sie einerseits selbst die Insekten anlocken (und den Opfertod sterben wie Winkelried bei der Schlacht von Sempach), andererseits aber ihre Nachbarn alarmieren und zur verstärkten Produktion von Abwehrstoffen anregen. Tomaten sollen so raffiniert sein, dass sie nicht nur Warnungen und Handlungsanweisungen aussenden, sondern auch den Stoff für die Verteidigung mitliefern. Flüsternd.
Ich lese, dass Pflanzen bei Stress schreien - leider in einer Frequenz im Ultraschallbereich, die jenseits unseres Hörvermögens liegt. In unseren Ohren schweigen die Pflanzen weiterhin, aber ihren Artgenossen schreien sie wahrscheinlich doe Ohren voll, wenn sie abgeschnitten werden, wenn die Erntemaschine angerollt kommt, wenn sie vertrocknen oder weggeschwemmt werden. Scheint ja irgendwie logisch. Wir schreien auch bei jeder Gelegenheit, wenn uns etwas nicht passt. Je lauter, desto lieber.
Nun hat sich ein Klangkünstler (Autodidakt, Naturliebhaber, Schweizer) aufgemacht, das Ökosystem in Musik umzusetzen. Er will der Welt die Phänomene des Klimawandels akustisch darbieten, den Zustand der Natur mit seinen Kompositionen hörbar machen. Ich bezweifle, dass er außer einem Klangerlebnis mehr erreicht (zB den Zustand der beweinten Natur verbessert). Aber schön es ist allemal. Sich den Regenwald als Klangteppich ins warme Wohnzimmer zu holen. Beim Inneren einer Tabakpflanze dürfte es schwieriger werden, gerade für Nichtraucher. Und für Abstinenzler ist der Rebstock tabu. Und was ist mit Kakteen? Taubnesseln? Mit den Schmerzenselegien einer vom Asiatischen Baumwollwurm angeknabberten Fleischtomatenpflanze?
Ganze Wälder sind schon angehalten, zu twittern (Twittering Trees). Die Bäume können das nämlich selbst, sie werden dazu fürsorglich mit Messfühlern und Sensoren verkabelt, ans WLAN angeschlossen und müssen ihre Vitalwerte dem World Wide Web freiwillig zur Verfügung stellen. Der Herzschlag eines Baumes kann so über den Wassertransport im Innern des Stammes bestimmt werden. Fällt er ab, stimmt der Wasserhaushalt nicht mehr. Dies ist eine Form des Hilfeschreis, der irgendwo ankommt und abgehört wird. Gegenmaßnahmen werden wahrscheinlich von einer AI ohne körperliche Gelüste ergriffen.
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