Seit 4 oder 5 Jahren hängt ein Zitat von Ludwig Börne an meiner Wand: "Trost gibt der Himmel, von den Menschen erwartet man Beistand". Ich weiß nicht mehr, bei welcher Gelegenheit ich es aufschnappte. Warum ich es von Hand notierte (mit einem Schreibfehler, s.u.) und mit einer Stecknadel an die Wand nagelte. Nun kommt es mir wieder entgegen. Aus dem Radio. Am Abend vorgelesen. Und ich springe aus dem Bette (!), in dem bereits lage (!), weil ich endlich den Kontext habe:
"Das deutsche Volk hat noch zuwenig politische Aufklärung. Es kennt den Zusammenhang nicht zwischen einer repräsentativen Verfassung und seinem Magen. Es sieht die Gefahren einer Gewitterwolke nicht eher ein, bis der Blitz das Haus getroffen, und begreift die Wohltätigkeit eines befruchtenden Regens nicht früher, als bis es das in dem hundertsten Folgegliede entstandene Butterbrot in den Mund steckt. Man muß es von seinen sinnlichen Wahrnehmungen zu den obersten Grundsätzen hinaufleiten; der umgekehrte Weg führt zur Verwirrung, welche die Schlechten benutzen.
Und da auch ich, wie ich es schmerzlich
fühle, noch in der Zwitterzeit erzogen bin, wo die Wissenschaft sich vom
Leben schied und man eine doppelte Sprache für beide Welten erlernte
und gebrauchte; da man in Büchern anders redete als mit dem Munde, so
werde ich mich jener soviel als ausführbar enthalten. Ich will lieber
nützen als gespriesen werden; Trost gibt der Himmel, von dem Menschen
erwartet man Beistand." (Ludwig Börne, Ankündigung der Zeitschwingen, Gruß den Lesern, Juli 1819)
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