Geboren? Ich wache mit dem Sonnenaufgang auf. Schäle mich aus meinem feuchten Outdoordaunenschlafsack und haste auf bloßen Füßen den Deich hoch. Kneipkur! Da ist sie tatsächlich! Die Sonne! Geradewegs im Osten. Es ist frisch. Im Westen liegt das Watt ungefähr so da, wie gestern abend bei meiner Ankunft. Trocken. Das Wasser ist in der Nacht gekommen und wieder gegangen, ohne mich zu stören oder zu erschrecken. Lautlos. Auf leisen Sohlen, ha! Ich habe nichts gehört und war nicht baden, nicht einmal im Traum! Kein Mensch weit und breit. Nur Schafe. Und Seeschwalben, die aufgeregt dort frühstücken, wo wir sonst schwimmen. Ich fröstele. Steige wieder ab, ziehe meine feuchten Klamotten an, eine feuchte Hose, zwei feuchte Strümpfe, zwei feuchte Schuhe. Rolle meinen feuchten Schlafsack ein, versuche die feuchte, sich ständig aufs Neue selbst aufblasende Isomatte von ihrem Inhalt zu befreien. Unten auf dem Asphalt, denn da ist es trocken. Zwinge das widerspenstige Ding auf Knien, nachzugeben. In der Nacht hat es mir wohlbemerkt gute Dienste geleistet, eine warme Luftschicht unter mir. Aber nun muss sie loszulassen, damit ich sie einrollen und aufs Fahrrad packen kann. Ich setze meinen nassen Fahrradhelm auf, puh, das ist wirklich nicht angenehm! Reibe den nassen Sattel notdürftig mit einem Taschentuch trocken. Und steige in die Pedale, nix wie los hier. Ich hole mir noch den Tod! So schön kalt ist es an einem Endjulimorgen am Wattenmeer! Mein Frühstück (Käsestulle + Apfel in Tupperdose, Tee in Thermosflasche) gibt's zu Hause in der warmen Küche.
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