Überall werden wir mittlerweile aufgefordert, mit Karte zu bezahlen. Angeblich aus hygienischen Gründen. Sogar ich habe mir angewöhnt, meine Karte nicht mehr am Geldautomaten einzusetzen, sondern direkt an der Kasse, wenn ich Futter für den Kater kaufe oder Biomilch aus Witzwort für mich. Beim Tierarzt hängt ein Zettel, dass Kartenzahlung erst ab einem Mindestrechnungsbetrag möglich sei. Beim Zahnart werden die Patienten gebeten, geringe Beträge bar zu entrichten. Lange vor der Pandemie redete mir ein guter Freund zu, zu einem sicheren Messengerdienst zu wechseln. Für Sicherheit muss Mann und Frau aber bezahlen. Dazu wäre ich sogar bereit gewesen, der Betrag war gering genug. Das Problem bestand in der Zahlweise. Es wurde (warum wohl?) nur Bezahlung über Kreditkarte akzeptiert. Ich besitze seit langem bewusst keine Kreditkarte mehr. Wenn ich mir also erneut eine Kreditkarte anschaffe, nur um einen bombensicheren Kommunikationsweg zu beschreiten, gebe ich wahrscheinlich mehr persönliche Daten preis, als wenn ich über bekannt offene Kanäle mich mit H. zum Schwimmen verabrede oder A. mitteile, dass der Kater gerade Ausgang hat. Zahlungsschmerz nennen die Fachleute das, was man den Konsumenten durch mobile Geldbörsen abgewöhnen will. Das analoge Bezahlen mit Bargeld ist physisch erfahrbar und zeigt den Verlust sofort an. Schmerz eben. Man gibt große Scheine her, klaubt sie umständlich aus dem Portemonnaie aus der Gesäßtasche oder Handtasche, und bekommt bestenfalls ein paar lächerliche Centstücke zurück, die man zu Hause hortet, um wieder Platz im Gesäß oder der Hand zu gewinnen. Je transparenter der Bezahlvorgang, desto schmervoller. Kartenzahlung gibt den Banken nebst Gebühren unendlich viel Macht. Sie können unser Kaufverhalten - wann, wo, wieviel - einsehen, analysieren, vermarkten, verkaufen. Die Konsumenten lassen sich so im Handumdrehen manipulieren und wirtschaftlich "auspressen". Die Abschaffung des Bargelds, der letzten Bastion des Zeigefingergerechten selbstgeisselnden Geldausgebens, sagt einer, der es wissen muss, sei der "Weg in die digitale Knechtschaft."
Montag, 10. August 2020
digital - analog
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