An der TU Bergakademie Freiburg (im Breisgau) ist eine Professur für Markscheidewesen ausgeschrieben. Nicht dass ich mich bewerben könnte oder wollte. Mir fehlen sämtliche Qualifikationen auf dem Gebiet der Markscheidetechnik, der Bergschadenkunde, der Geomodellierung oder Lagerstättenbearbeitung im Altbergbau oder der Bergbausanierung. Und mich zieht es nicht in den Süden.
Aber ich liebe Wörter und nehme das Zeitungsinserat zum Anlass, mir eine Karriere als Markscheiderin (nicht zu verwechseln mit der Karriere der Marktschreierin) vorzugauckeln. Die Markscheiderin legt unter- und übertägige Besitzgrenzen fest, sie "scheidet die Marken". Das ist denkbar einfach. Das Substantiv "Mark" meint hier Grenze und das Verb "scheiden" trennen. Markscheider sind seit dem Mittelalter amtlich bestellte Sachverständige und ihre Messergebnisse haben Urkundscharakter. Sie beschreiben und vermessen die Welt über und unter der Erdoberfläche. Früher, als es noch keine Markscheiderin gab, arbeitete der Markscheider mit dem Hängezeug oder Schinzeug (Lot, Gradbogen und Hänge- oder Setzkompass) sowie der Lachterkette und der Markscheiderlampe. Ich arbeite im übertägigen Bereich mit elektrooptischer Streckenmessung, also mit Totalstationen, GPS-Messungen und Photogrammetrie. Im Untertagebereich der Schlagwettergruben bin ich aufgrund der Explosionsgefahr noch auf optisch-mechanische Theodolite und Bandmaßmessungen angewiesen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen