Donnerstag, 21. September 2023

Tohuwabohu

Das Tohuwabohu kommt - wen wundert's? - aus der Bibel. Die Schöpfungsgeschichte, bzw der erste Schöpfungsbericht beginnt mit dem Tohuwabohu: "Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern." (Gen 1,2)

Also nichts von dem Wirrwarr und absoluten Chaos, das uns Heutige angesichts dieses Wortes unweigerlich befällt - sondern das unendlichch beseelende Nichts!

Tohuwabohu - ein Lehnwort aus dem Hebräischen - von Martin Luther wegweisend oder irreführend als "wüst und leer" übersetzt - mangels eigener Sprachkenntnisse zitiere ich einschlägige Quellen:  

תֹּהוּ וָבֹהוּ tōhū wā-ḇōhū: תֹּהוּ tōhū für Leere, Öde, Chaos, בּהוּ bōhū für Leere, Einöde, Chaos

Also so etwas wie ein weißer Schimmel. Weniger als Nichts. Oder die Bezeichnung für den Ort, an dem ich seit einigen Jahren lebe. Die Erde im Zustand vor der göttlichen Schöpfung, oder wie die Kirchenväter sagen: "das urzeitliche Chaos". Ich würde es das urzeitliche Nichts bezeichnen. Schön und unverwüstet. Unverwüstlich. Ungezwungen. Unbezwungen. Unverbogen. Unvergiftet. Unausgeschöpft. Unerschöpflich!

Oder einfach eine rhetorische Figur. Tohuwabohu. Eine sprachliche Klangfigur. Bei Aristoteles ein Homoioteleuton.

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