Im Radio höre ich ein Hörspiel, das keines ist. Auszüge aus den Tagebüchern von Sándor Márai. Aus seinen letzten Lebensjahren, beginnend 1986, mit dem Sterben seiner Lola. Endend am 15. Januar 1989 mit dem schönen Satz: "Es ist Zeit". Danach drei Wochen Stille. Schweigen. Rückzug. Zu sich kommen. Keine Tagebucheinträge mehr. Der Entschluss fällt im Leben, nicht im Buch. Am 22. Februar. Ein Schuss.
Irgendwo dazwischen, zwischen den vielen Toden in diesen drei Jahren, kommt ein Satz daher, wie für mich gemacht. Ich zitiere dem Gedächtnis: von alternden Schriftstellern werde eine summa vitae erwartet. Wer genau dieses summa erwartet, wird nicht gesagt. Und doch öffnet mir genau diese Formulierung endlich die Augen. Nach Jahren finde ich den Untertitel zum "Handschlag der Tide".
An der Meldorfer Bucht Springtide. Das Meer läuft einen halben Meter oder mehr auf. Ich schwimme mein bewährtes langgestrecktes Dreieck. Am Textilstrand findet eine Massentaufe statt. Meerestaufe. Ich drehe flugs ab, und schwimme zurück.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen