In Berlin feierte gestern Abend das 23. ilb feierliche Eröffnung. ilb steht für Internationales Literaturfestival Berlin. Nicht für Instrumentenlandesystem. Das wäre ils.
Da ich nicht mehr im Zentrum der Macht lebe, habe ich erst jetzt zur Kenntnis genommen, dass der langjährige Leiter, Macher und Erfinder des ilb bereits im März diesen Jahres zurückgetreten ist oder zurückgetreten wurde. Was lese ich (in uralten Zeitungsartikeln, die für mich immer noch online sind)? Machtmissbrauch? Ha! Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Teams hätten sich "in Mails an die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und an Kulturstaatsministerin Claudia Roth über den Führungsstil" ihres Chefs beklagt. Haha!! Wörter fallen wie in einem Gruselfilm: "Aggressivität", "Respektlosigkeit", "Misstrauen", "Unprofessionalität" und eben "Machtmissbrauch", "toxisches Arbeitsklima". Hahaha!!!
Ungefähr bei der erste Ausgabe des ilb war ich als mehr oder weniger "Freiwillige" (Unbezahlte) für die praktische Betreuung eines sanften polnischen Lyrikers eingesetzt. Ich beschwerte mich über irgendetwas, Details habe ich vergessen, aber gefühlt ging um so etwas einen "professionellen" Ablauf für einen der Internationalen Gäste. Als ich an einem der Festivaltage zufällig in irgendeiner "Lounge" (so etwas gab es damals noch nicht, es war einfach ein zugiger Korridor in einem halbzerfallenen hotspot im ehemaligen Ostberlin), dem Leiter und Macher begegnete, schrie er mich mit fuchtelnden Händen an: "Sie waren das ....???!!!" Sicher, ich war das, das Element, das sich erfrecht hatte, zu protestieren gegen irgendetwas, was gar nicht der Rede wert ist oder war, Herr Schreiber. Ich bin meiner Wege gegangen (und irgendwann dank ils am Wattenmeer gelandet). Er auch. Und das ilb sowieso.
Nie im Leben wäre ich damals auf die Idee gekommen, in dieser peinlichen (für den polnischen Gast) Sache eine Mail an die Senatsverwaltung oder ans Kulturministerium zu verfassen. Hab ich etwas verpasst? Wehret den Anfängen? Hätte ICH (aber warum ausgerechnet ich?) eine Jahrzehntelang fröhlich weiterbestehende Schreckensherrschaft rechtzeitig beenden können? Und was ist mit denen, die sich 22 Jahre lang für ihre Mitarbeit und ihr kollektives Schweigen gut bezahlen ließen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen