Unter Göttern ist nichts unmöglich. Ich suchte einen Boten und fand Garuda. Wo? Im Netz natürlich. Im Spinnennetz, im Schmetterlingsnetz, im Wäschenetz. Im Teesieb. Im Mehlsieb. Im Puderzuckerstreuer.
Garuda schlüpfte angeblich aus einem Ei. Sein Vater, der Schildkrötenmann, Schöpfer aller Kreaturen, hatte natürlich mehr als eine Ehefrau und legte so den Zwist in die Welt. Denn die eine war eifersüchtig auf die Fruchtbarkeit der anderen und gebar vor lauter Ungeduld nur drei Eier, aus denen sich nur unterentwickelte Frühgeburten herqaussschälten: der Blitz, die Morgendämmerung und Garuda, halb Adler, halb Mensch.
Garuda macht sich seit den Urzeiten überall breit. Unter anderem hockt er auch in meinen wie immer über den Winter und durch die Stürme am Wattenmeer ausgefransten Gebetsfahnen. Er gehört nämlich im Tibet zu den vier "Würden" - den vier Himmelsrichtungen bzw. den ihnen zugewiesenen Kraft- und Symboltieren. In jeder Ecke der viereckigen Fähnchen sitzt eine Himmelsrichtung, das scheint logisch, auch für unsere Köpfe. Verkörpert sind die vier Himmelsrichtungen durch den Schneelöwen, den Drachen, den Tiger und den Garuda. Befehligt und angetrieben werden alle vier vom Windpferd in der Mitte.
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