Heut Nacht wird der Vollmond mitten im Frühlingsdreieck stehen - ganz unabhängig davon ob wir Winzlinge auf Erden ihn sehen oder nicht, ob der Himmel über unseren gereckten Köpfen klar ist oder nicht. Die Sterngucker sagen, der Blick auf die Sterne sei immer ein Blick in die Vergangenheit. Das Frühlingsdreieck - lese oder höre ich, denn wissen tue ich es natürlich nicht - bestehe aus Regulus (Hauptstern im Löwen), Arktur (im Bärenhüter Bootes) und Spica (in der Jungfrau). Uns Erdlingen erscheint das Frühlingsdreieck flach, weil wir die räumliche Tiefe von bloßem Auge nicht erkennen können. Im Weltall ist es aber tatsächlich schief, "völlig verzerrt". Denn: Arktur steht uns mit nur 37 Lichtjahren Entfernung am nächsten. Das Licht, das wir von ihm heute Nacht empfangen, hat sich etwa zu der Zeit, als in Tschernobyl der Reaktor explodierte, zu uns auf den Weg gemacht. Regulus ist etwa 79 Lichtjahre von uns weg, der Glanz, der heute Nacht von ihm auf uns fällt, hat ihn bereits nach dem zweiten Weltkrieg verlassen. Und Spica hält mit 250 Lichtjahren den größten Abstand ein, ihr heutiges Licht stammt aus der Zeit, als der Große Fritz völlig sorglos auf Schloss Sanssouci herumhockte. Nur der Mond ist lichtaktuell, er soll bloss "eine gute Lichtsekunde" von uns entfernt sein, sein Licht wird heut Nacht so sein, wie es ist, oder gerade eben war, inmitten des uralten wunderbar schiefen Ecks.
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