Sonntag, 12. März 2023

Das Wunderauge

Als Wunderauge der Astronomie gilt das JWST - das James Webb Space Telescope - und verzückt seit über einem Jahr die Fachwelt. Es sei lichtempfindlicher als geplant, sehe schärfer als gedacht, nicht die geringsten Staubspuren trübten den Spiegel (wie wichtig streifenfrei polierte Spiegel sind, wusste schon Frau Herschel!), auch innerhalb des Geräts würden keinerlei Verunreinigungen mit womöglich minimaler Strahlung das Getriebe stören, und von außen sei keine Störstrahlung von der Sonne oder Erde festzustellen. Das erste Jahr resümierte kürzlich die 2022 zur „LGBTQ+ Wissenschaftlerin des Jahres“ gekürte Astronomin Jane Rigby. Man habe 87 Galaxien auf den Aufnahmen entdeckt, einen Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen, bunte Gas- und Staublandschaften, das Spektrum eines Planeten, der um einen fernen Stern kreise usw. Man habe Einblick in einen Bereich gewonnen, weit draußen im All und viel weiter zurück in der Vergangenheit, als es das Hubble Teleskop je zeigen kann. Also: völliges Neuland! Bereits im erst 200 Millionen Jahre alten Kosmos musste es viele helle Sterne gegeben haben Die Astronomie brauche nun neue Theorien, um zu erklären, wie es im nach dem Urknall erst einmal dunklen Kosmos so schnell hell wurde. Jane Rigby erhielt von den versammelten Kolleginnen und Kollegen standing ovations

Derweil wird an anderen Stellen immer wieder und immer noch diskutiert, ob das Space Telescope den Namen James Webb verdient oder nicht. Er war der zweite Boss der US-Weltraumagentur und leitete diese gerade mal von 1961 bis 1968 (als u.a. die erste bemannte Mondlandung vorbereitet wurde). Er war, kein Wunder, ein "Mann seiner Zeit". Gefördert und geprägt von dieser (oder jener) Zeit, diese selbst wiederum selbst prägend und fördernd. Webb soll die sogenannte "Lavendel-Angst" (lavender scare) durchaus aktiv befördert haben. Entlassungen für "homosexuelle Handlungen" seien in der NASA "üblich" gewesen und die NASA hätte natürlich nie den Kontakt zu Astronominnen  und Astronomen gesucht, die sich als LGBTQ+ identifizierten. Es galt im ganzen Land nicht nur als schicklich, sondern war politisch gewollt, LGBTQ+'s zu entlassen, zum Teufel zu schicken. Oder auf den Mond!

Und Jane Rigby? Sagt, sie freue sich, dass sie der Welt diese Bilder aus dem All präsentieren könne. Sei sei stolz, ihren Teil zu diesen Forschungen beizutragen. “Do fabulous science, be fabulous, and be kind.”

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen