Montag, 25. Januar 2021

in Atem halten

Und heute das: Schneegestöber und Sonne im Wechsel. Ich erwache aus meiner siesta, weil ich meine Mutter (gestorben vor etwas über 5 Jahren) höre. In ihrem unangenehmsten timbre, so wie sie immer klang, wenn sie mit ihrem Gatten, meinem Vater (gestorben vor fast einem Vierteljahrhundert) stritt. Sie stritten so gut wie immer und so laut wie möglich. Das Streiten schwoll akustisch an, bis es irgendwo oben im Dach an Sparren oder Ziegel stieß, sich entlud und mit verstärkter Kraft niederprasselte. Auf uns alle. So ein von oben herunterbrechendes Geschrei hat mich eben aus meinem Nachmittagsschlaf geholt. 

Rundum ist alles still. Wie seit Wochen, Monaten. Ich bin so verwirrt, dass nicht mehr weiß, wo ich eigentlich bin. Das ist die Strafe aus dem Jenseits für ein paar aufmüpfige Sätze vor ein paar Tagen. Dass jeder Mensch, und vor allem jede Tochter, das Recht habe, ein Stück Leben ohne Mutter zu leben. Eine schallende Ohrfeige für meine stolze Einbildung. Dass ich mich aus "allen Verhängnissen herausgeschält" habe. Ich zitiere mich selbst am liebsten in der indirekten Rede.

Denn: dafür, dass der Streit zwischen den beiden auch drüben weiter geht, und von dort ab und zu die Schallmauer (m)eines Tagtraums durchbricht, dafür haben meine Geschwister gesorgt.

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