Neumond. Der erste des Jahres. In den letzten Nächten wurde es in der Tat immer dunkler, während sich die Tage nur zögerlich in die Länge ziehen. Ich lese in stockdunkler Nacht, dass Forscher bei der Braunen Nachtbaumnatter eine neue Fortbewegungsart entdeckt haben. Bislang sind Biologen davon ausgegangen, dass Schlangen - im Gegensatz zu Menschen - vier Arten der Fortbewegung beherrschen: kriechen, schlängeln, seitlich winden und über die Ziehharmonikatechnik vorwärts oder aufwärts kommen. Nun gibt es die fünfte: die Lassobewegung. Das ist schon erstaunlich - und wohl auch anstrengend: den eigenen Körper zu einem Lasso zusammenbinden und ihn aus eigener Kraft an einem Hindernis hochschwingen. Wie so oft fanden die Wissenschaftler, was sie gar nicht suchten. Sie wollten nämlich Vögel auf Guam vor dem Aussterben schützen, befestigten Nistkästen auf Metallröhren und stellten das Ganze mittels Kameras unter Rundumbeobachtung. Auf den Videos ist zu erkennen, wie es der Braunen Nachtbaumnatter gelingt, die Eier oder bereits geschlüpfte Küken trotzdem zu erreichen. Haben die Röhren einen Durchmesser von weniger als 15 Zentimeter, überwinden sie die Schlangen mit der Ziehharmonikatechnik. Mit dem vorderen Körperteil suchen sie Halt und ziehen den Rest nach. Sind die Pfähle dicker, umspannt sie die Schlange mit ihrem Körper, bindet Hinter- und Vorderteil zu einer Schleife zusammen, wie der Mensch den Bändel an seinem Schuh, und ruckelt sich dann, gebunden und geschliffen Millimeter um Millimeter hoch. Der Hunger muss groß sein, denn die Schlange verbraucht mehr Energie beim Ergreifen der Beute als die Beute selbst ihr zurückgibt.
Auch Strommasten erklimmen die Braunen Nachtbaumnattern. Sehr zum Leidwesen der Inselbewohner. Denn es kommt immer wieder zu Kurzschlüssen und Stromausfällen. Aber dann sind auch die invasiven und gefräßigen Nattern tot. Vom Stromschlag getroffen, an Atemlähmung krepiert.
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