Am Ende des Lebens flacht der Atem ab. Die Frequenz nimmt ab. Der Mensch macht oder braucht weniger Atemzüge pro Minute. Bis er ganz auf das Atmen verzichten kann.
Die Tochter meines Meisters machte sich lange Zeit Vorwürfe, dass sie die Atemnot des sterbenden Vaters auf Anraten des Arztes mit einer geringen Gabe Morphium zu lindern versuchte. Der Sterbende beruhigte sich in der Tat sofort, erlöst von verschiedenen Reizen der Atemwege (wie Husten), den Druck auf der Brust loswerden zu müssen, um freier atmen zu können. Er beruhigte sich, der Körper hörte auf zu kämpfen, der Geist verlor bald das Bewusstsein und er schlief schließlich selig ein. In der Vollmondnacht. Am späten Abend des orthodoxen Weihnachtsfestes 2015. Die Tochter meines Meisters machte sich lange Zeit Vorwürfe, dass sie der Seele des Vaters nicht erlaubt hatte, clean in die Ewigkeit einzutreten.
Seither enden meine privaten Raunächte erst in der Nacht vom 7. Januar, kurz vor Mitternacht. Mit einer zusätzlichen, alle Not abwerfenden Meditation.
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