Dienstag, 31. Dezember 2013

#buchstöckchen 6

Frage 6: Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
Antwort 6: Was meinst Du mit "hergeben"? "Hergeben" im Sinne von verschenken würde ich nicht nur drei sondern alle meine dreißig, dreihundert oder dreitausend Bücher sofort jedem oder jeder, der oder die bereit ist, sie mir lesend abzunehmen. Der blauen Papiertonne hingegen mag ich keines übergeben. Also behalte ich sie vorerst, unaufgeregt, mehr oder weniger lustlos, gleichgültig, aber schon auch erleichtert, wenn ich unerwartet nach einem Lichtenberg-Zitat gefragt werde und gleich drei Ausgaben nebeneinander stehen habe. Ich bin auf der Suche. Nach etwas Neuem. Vielleicht muss ich zuerst die Leere erreichen. Das Trendweiß meiner Tapeten und Papiere erkennen. Leere Bücherregale, leere Hände, leere Bildschirme. Kalte Füße. Lichter Kopf. Wie ein Baum im Winter.

Montag, 30. Dezember 2013

143. Mahnwache in Meldorf

18:00 - 18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg, die letzte in diesem Jahr.
Nächstes Jahr machen wir weiter.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Salto

in memoriam Kilar 2 
Salto - Drehbuch und Regie: Tadeusz Konwicki, Musik: Wojciech Kilar, Haupdarsteller: Zbygniew Cybulski, unvergesslich! Eine seiner letzten Rollen. Und viele andere Unvergessliche ...
 
 

Wojciech Kilar (17.7.1932 - 29.12.2013)

in memoriam
Hier sein "Marsch der Ulanen" - in Andrzej Wajdas Verfilmung von Tadeusz Konwickis Roman "Kronika wypadków miłosnych" (Chronik der Liebesunfälle). Einmal anders. Im Konzertsaal. Nicht auf der Filmleinwand. Unüberhörbar das Pochen des Schicksals:

http://www.youtube.com/watch?v=s-IyfPeQ4d8

Und hier noch ein bisschen Wajda (po polsku) sowie ein paar schöne Szenen aus dem Film mit und ohne Kilar:
http://www.youtube.com/watch?v=9xKbWh1vXAw

#buchstöckchen 5

Frage 5: In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
Antwort 5: Ich lebe seit vielen Jahren in vielen Büchern, nicht nur in denen, die ich selber schreibe, und nicht nur freiwillig. Ein Buch kann auch ein Gefängnis sein. Ich sehe keinen Vorteil darin, hinter Gittern zu leben. Es ist viel empfehlenswerter, unter einem Tisch, in einem Baumhaus oder auf einer Hallig zu leben. Momentan lebe ich (wieder - zum wievielten Mal?) in etwa zwanzig polnischen Romanen von Tadeusz Konwicki, weil ich etwas über sie schreiben möchte, was noch niemand geschrieben hat. Weil ich Welten aus diesen Texten herauslese, die niemand sonst herausliest. Ich suche zum Beispiel meinen Korpus (ich besitze ihn, Gott und der Technik sei's gedankt, elektronisch) nach dem architektonischen Begriff "weneckie okna" (dreiteiliges Fenster) ab und finde ihn zweimal, in zwei verschiedenen Romanen, aber in derselben Landschaft. Aber der trumeau - "lustro tremo" (Pfeilerspiegel) taucht dreimal auf in den Tr(R)äumen der erzählten Kindheit. Lesen ist das nicht, leben auch nicht. Sondern Schwerstarbeit. Denken. Deuten. Detektivarbeit. Kombinieren. Imaginieren.

Samstag, 28. Dezember 2013

#buchstöckchen 4

Frage 4: Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den / in die Du mal regelrecht verliebt warst? 
Antwort 4: Allmählich gehst Du mir mit Deinen pubertären Fragen auf die Nerven! Warum soll ich mich in eine papierene Kreatur verlieben? Ganz im Gegenteil, mir taten diese Pappköpfe immer wieder Leid. Ich fand es oft unerhört und ungerecht, wie ihr Schicksal gestrickt war. Ich hätte immer schon gerne mit eigener Fiktivkraft eingreifen und alle Figuren nach meiner Façon selig werden lassen wollen.

Freitag, 27. Dezember 2013

#buchstöckchen 3

Frage(n) 3: Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Antwort 3: Sicherlich wurde mir vorgelesen. Aber mehr als an Gehörtes kann ich mich an Gesehenes erinnern, sitzend auf dem Schoss eines Erwachsenen. An unvergessliche Illustrationen, etwa im "Schellenursli" (schaurigschön von Alois Carigiet). Oder, ganz anderes Kaliber, im "Papa Moll" (zum Totlachen von Edith Oppenheim-Jonas). Gelesen habe ich lieber selbst, allein und im Liegen. Stundenlang, tagelang, wochenendelang. Lag ich unter dem geflochtenen Tisch im Wohnzimmer und las. Während der Rest der Familie über mir am Tisch saß, spielte oder stritt, im Wald spazieren ging, "Ausfahrten" mit dem Auto unternahm. Lag ich auf dem Teppich unter dem Tisch und las. Ich brauchte ein Dach über dem Kopf. Zum Alleinsein und Lesen.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

#buchstöckchen 2

Frage 2: Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
Antwort 2: Das sind zwei Fragen in einer! Unverschämt! Und beide erübrigen sich, antwortete ich doch gestern auf Frage 1 mit "Keines". Aber das Procedere ist, wie es ist. Ich unterwerfe mich und erkläre: Ich lese das Buch nicht, das ich nicht lese, weil es das Buch nicht gibt, oder ich es noch nicht gefunden habe, das ich lesen und mögen könnte. Seit ich in einer von Bergen befreiten Landschaft lebe, suche ich sprachlich Anderes, inhaltlich Anderes. Ohne überheblich wirken zu wollen, muss ich bekennen, dass mich vieles langweilt, mir vieles belanglos scheint und leider überflüssig. Alles ist Wiederholung. Ich möchte wieder einmal so lesen, mit einer Ahnungslosigkeit und Atemlosigkeit, einem vor Begeisterung offenstehendem Mund, wie ich einst, lange ist es her, die ersten Sätze von Kafka verschlang. Oder Canettis Fackel im Ohr hatte. Oder dem Schweizer Walser in die Bleistiftgebiete folgte. Und ... und ... und. Oder ... oder ... oder. Mir gelingt es nicht, zurückzukehren. Etwa den "Prozess" aus dem Bücherregal zu ziehen. Meine Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, mein Gelesenes nicht ungelesen machen. Mit jedem Buch bin ich anspruchsvoller geworden.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

#buchstöckchen 1

Die verbleibenden Tage des zu Ende gehenden Jahres, sowie die ersten des Neuen, widme ich dem #buchstöckchen, das mir ungefragt zugeworfen wurde. Zum Procedere siehe hier http://www.sinnundverstand.net/2013/08/21/ein-blogstockchen-uber-bucher-und-lesen-buchstockchen/.
Die Fragen stelle nicht ich, sondern sie werden mir gestellt und ich beantworte jeden Tag eine. Schön der Reihe nach. Das gibt dem Ganzen hoffentlich eine wohltuende Spannungskurve.

Frage 1: Welches Buch liest Du momentan?
Antwort 1: Keines. Ich lese seit Jahren kein Buch mehr. So, wie ich früher immer "ein Buch" las. Das am Bett lag oder mit mir durch den Tag kam, in der U-Bahn, im Bus oder wo auch immer aufgeschlagen werden konnte. Das Nichtlesen hat mehrere Gründe. Unter anderem hat es mit dem Schreiben zu tun. Wenn ich schreibe, kann ich nicht lesen. Oder mit den Sprachen. Wenn ich polnisch schreibe, kann ich erst recht nicht lesen. Wenn ich deutsch schreibe, auch nicht. Und mit der Landschaft. Seit ich am Wattenmeer lebe, muss ich - oh Wunder! - nicht mehr lesen.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Die Gelapptblättrige Melde

Mitten im Nationalpark Wattenmeer ist in den letzten Jahren auf dem Norderoogsand eine etwa 18 ha große neue Düneninsel entstanden. Der Pflanzenbestand ist von 4 Gräsern und einigen Primärdünenarten auf mittlerweile 70 Arten angewachsen. Im vergangenen Sommer entwickelte sich eine 1 ha große Salzwiese, darauf gibt es bereits zwei botanische Sensationen: die Strandwolfsmilch sowie die Gelapptblättrige Melde. Beide stehen auf der roten Liste der in Deutschland stark gefährdeten Arten und konnten bislang in Schleswig Holstein nicht nachgewiesen werden.

Montag, 23. Dezember 2013

Sonntag, 22. Dezember 2013

Der ruffreudige Austernfischer

Der ruffreudige Austernfischer ist der Seevogel des Jahres 2014. Der Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur hat ihn auserwählt, um auf den starken Rückgang dieser Art hinzuweisen. Im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer sank die Zahl der Brutpaare in den letzten 15 bis 20 Jahren um fast 50 Prozent. An der Festlandküste plündern Raubsäuger die Gelege, in den Salzwiesen spülen zunehmende Frühsommerfluten zur Brutzeit sie weg. Jungvögel werden gefressen oder ertrinken.
Untersuchungen belegen außerdem, dass der Austernfischer nicht mehr genügend Nahrung findet. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels verändern sich die Tidenzeiten. Läuft das Wasser im flachen Watt höher auf, braucht es länger, um wieder abzufließen. So bleibt den Vögeln weniger Zeit, im trocken fallenden Watt nach Mies- und Herzmuscheln sowie Wattwürmern zu stochern. Daneben verdrängt die invasive Pazifische Auster Muschelbänke der einheimischen Arten. Der Austernfischer kann trotz seines Namens und seines langen kräftigen Schnabels die harten Schalen der Austern nicht knacken.

Samstag, 21. Dezember 2013

Der erste Wintertag

Wintersonnenwende. Die Sonne erreicht ihren tiefsten Stand bei uns auf der nördlichen Erdhalbkugel heute abend um 18:11 Uhr MEZ. Der Winter beginnt mit frühlingshaften Temperaturen. In meinem Garten blühen die ersten Schneeglöckchen.

Freitag, 20. Dezember 2013

Der letzte Herbsttag

Im November gab es "Haloerscheinungen" am Deich bei Lüttmoorsiel am nordfriesischen Wattenmeer. Sogenannte Nebensonnen entstehen am Himmel durch Reflexion hexagonaler Eisprismen mit Plättchenform. Vorzugsweise in Cirrus- oder (wieder!) Cirrostratuswolken. Wer die Nebensonnen an seinem privaten Himmel nicht findet, kann sie hier angucken:
http://www.meteoros.de/arten/ee02.htm

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Zirkumhorizontalbogen

Teil zwei zum gestrigen Geschenk: Der Zirkumhoriozontalbogen ist das Sommeräquivalent zum Zirkumzenitalbogen.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Zirkumzenitalbogen

Der Professor kam in der Nacht mit einem Geschenk für mich nach Hause. Mit einem Wort. Aus einer Gratiszeitung. Aus dem Zug. Aus einem fremden Land. Das Bild zum Wort zeigt den Blick in den Winterhimmel von vorgestern. Abgelichtet ist ein umgekehrter Regenbogen über Riehen. Natürlich kommt in der Zeitung sofort der Fachmann zu Wort und erklärt: Zirkumzenitalbogen. Entsteht, wenn Eiskristalle horizontal schweben und das Licht durch das Eis gebrochen wird. Der Zirkumzenitalbogen bildet sich kreisförmig um den Himmelszenit, sichtbar ist aber nur das der Sonne zugewandte Viertel. Zirkumzenitalbogen sind selten und ausschließlich im Winter zu sehen. Sie brauchen eine flachstehende Sonne (bis max 32 Grad) sowie Cirrostratuswolken (Schleierwolken).


Dienstag, 17. Dezember 2013

Der letzte Vollmond


Der letzte Vollmond des Jahres und es ist warm, grau, trübe, feucht wie im Gewächshaus. Ich erledige Haushandwerkerdienste. Schraube an wahrhaftigen Schrauben und putze an wahrhaftigem Dreck. Alles neu macht der ... letzte Vollmond des Jahres!

Samstag, 14. Dezember 2013

Gesellschaft für deutsche Sprache

Sie hat eben das Wort des Jahres gekürt: GroKo. Ich habe es noch nie gehört. Für mich ist es eine Abkürzung. Der Ausdruck einer denk-, sprach- und schreibfaulen Generation. Man spart an jedem Zeichen. Der Gesellschaft für deutsches Sprache scheint die Lust an der Sache vergangen zu sein, der Sinn für das, wofür sie steht, abhanden gekommen zu sein. Siehe die Top Ten ihrer Liste:
Platz 2: Protz-Bischof
Platz 3: Armutseinwanderung
Platz 4: Zinsschmelze
Platz 5: Big Data
Platz 6: Ausschließeritis (sic!)
Platz 7: Generation Sandsack
Platz 8: Ausländermaut
Platz 09: Falsche Neun (kein Witz!)
Platz 10: Freund hört mit (hatten wir doch schon --> Platz 5)
  

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Eiderbrückenleben

14:25 Ich stehe in Itzehoe auf dem Bahnhof. Aus den Lautsprechern kommt die wenig zuversichtliche Ansage, dass die NOB nach Hamburg 45 Minuten Verspätung habe.
Die Eiderbrücke bei Friedrichstadt verweigert ihren Dienst. Die Bahnverbindung zwischen Dithmarschen und Nordfriesland ist nicht nur für eine Dreiviertelstunde unterbrochen. Die Eiderbrücke drehte sich zur Seite, damit Schiffe passieren konnten. Und dabei blieb sie dann. Da der Antrieb der Brücke auf einem Pfeiler mitten in der Eider montiert ist, gestaltete sich das Rückdrehmanöver der uneinsichtigen Brücke sehr schwierig. In ihrer Nähe gibt es keine Einsetzstelle für Boote. Sie steht mitten in Marschwiesen. Ein Angestellter der Bahn holte das Schlauchboot seines Sohnes. Die Feuerwehr ließ es mit Technikern an Bord von den Geleisen aus zu Wasser. Über eine Leiter erreichten diese vom Kinderschlauchboot auf der Eider den Wartungsraum unterhalb des Drehkreuzes der Brücke. Wahrscheinlich mussten sie den festsitzenden Mechanismus nur ein bisschen ölen. Und der beleidigten Brücke einmal gut zureden. Aber nicht einmal hierfür besteht ein Notfallplan. Oder überhaupt ein Plan. Ich erreichte mit der Regionalbahn Altona eine Stunde später als geplant. Kam eine Stunde zu spät in meine Tai Chi Schule.
21:21 Auf der Rückfahrt hockt in Itzehoe immer noch die verspätete Nachmittags-NOB aus Westerland in der Anzeigetafel. Wahrscheinlich bockt sie nun.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Der Feuerbock

Wenn Bäume umfallen, sagen Ausgräber, ist man als Archäologe gefragt. Und freuen sich über Sturmtiefs. Im Riesenwohld sind nach Christian und Xaver viele Bäume umgekippt. Unter dem Wurzelteller einer Fichte finden die Ausgräber Tausende von Scherben aus der Eisenzeit. 2000 Jahre alt, relativ bedeutend, Teile diverser Gefäße, u.a. Reste eines Feuerbocks. Eines Tongeräts, dessen Funktion nicht ganz erschlossen ist. Sie könnten, sagt der Fachmann, für die Eisenverarbeitung genutzt worden sein. Geschützt hat die Keramikteile über all die Jahre der Wald, der sich über die einstige Siedlung offenbar schnell ausbreitete. Im Wald ist der (Boden-)Frost nicht so stark wie auf einer Freifläche.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Meine Hochzeitsschuhe


240 Ehemonate.
Grau und nass vor dem Fenster. Meine Lieblingsschuhe sind wieder einsatzbereit. Ein silberner und ein weißer rechter Schuh hat mir der Schuhmacher der Stiftung Mensch repariert. Ich laufe heute den ganzen Tag mit zwei rechten Füßen herum. Und auch wenn sie ungleich groß scheinen (der Schein trügt nicht), passen beide an meine beiden rechten Füße!

Montag, 9. Dezember 2013

Sonntag, 8. Dezember 2013

Saint Nicolas Cantata

Einladung zum Adventskonzert, heute, 17 Uhr, St. Jürgen Kirche, Heide
 
Zu Ehren von Benjamin Britten, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, singen wir seine Saint Nicolas Cantata. Britten erzählt das Leben des hl. Nikolaus von Myra in neun musikalischen Bildern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie in einem Oratorium erklingen rezitativische und ariose Passagen, Chorszenen und Choräle, die auch von den Besuchern mitgesungen werden können (aber nicht müssen!). Da Brittens Nicolas nicht abendfüllend ist, singen wir auch noch John Rutters Magnificat. Rutter hat seinen Lobgesang auf Maria ganz untypischerweise dem sonnigen Süden gewidmet, obwohl er, wie er selber sagt, die meiste Zeit in England unter einem wolkenverhangenen Himmel komponiert. Unser Dirigent verspricht, dass die Hörer "regelrecht verwöhnt" werden.
 
John Rutter, Magnificat für Orchester, Orgel, Sopran Solo und Chor
Benjamin Britten, Saint Nicolas Cantata für Streichorchester, zwei Klaviere, Orgel, Schlagwerk, Tenor solo und Chor
Es singen die Heider Kantorei sowie die Solisten Nicholas Hurndall Smith (Tenor) und Marret Winger (Sopran), begleitet vom Ensemble Ars Musica, unter der Leitung von Sebastian Schwarze-Wunderlich
Karten an der Abendkasse, Einlass ab 16:15

Samstag, 7. Dezember 2013

Der erste Schnee

Das erste Eis unter den Füßen. Der erste Rundgang nach dem Sturm mit dem Schneebesen. Die Sonne kommt und wird bis zum Mittag alles verputzt haben. Auch sie ist hungrig.

Freitag, 6. Dezember 2013

Totenstille

Es ist plötzlich totenstill geworden. Die "nervenzerfetzende Geräuschkulisse" der letzten 36 Stunden ist abgebrochen. Wie vom Stromausfall abgestellt. Aber Xaver ist immer noch da. Wenn ich die Haustür öffne, schlägt er mit kalter Hand zu. Nur in meinem Zimmer ist es still geworden. Der Orkan poltert nicht mehr direkt an mein Fenster. Er hat die Richtung geändert.

Nikolaus

Kommt heute nicht. Nicht an gegen Xaver. Die Nacht war sehr unruhig. An Schlaf ist nicht zu denken, wenn man nicht sicher sein kann, ob nicht im nächsten Augenblick das Dach über dem Kopf weggerissen wird. Seit es hell geworden ist, wechselt das Wetter im Sekundentakt. Orkanböen, Hagelsturm, blauer Himmel, Schneeschauer, extreme Orkanböen, Sonnenschein, Graupel, Blitz und Donner. Bislang hat nur der Brombeerzaun eine Latte verloren.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Xaver

Tobt. Schmeißt extreme Orkanböen an mein Fenster. Treibt Blitze, Donner, Hagel, Schneeregen vor sich her. Kommt mit bis zu 150 Stundenkilometern von der Küste angerauscht. Auf den Halligen Landunter. Es werden drei schwere Sturmfluten hintereinander vorausgesagt. In der Nacht treffen sich Springtide und der Höhepunkt des Sturms. Also fließt voraussichtlich bis morgen Abend das Wasser gar nicht mehr ab, keine Ebbe weit und breit. Xaver hat einen langen Atem.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ruhe vor dem Sturm

Gespenstisch. Ich fahre zu Nilsson, meinem Lieblingsladen. Aus Sorge, dass ich die nächsten zwei das Haus kaum verlassen werden kann, ganz sicher aber nicht über Domhügel hinüber komme. Die Halligen wappnen sich. Der Fährverkehr ist eingestellt. Die Bahn wappnet sich. Stellt Busse bereit. Die Schulen wappnen sich. Der Unterricht fällt morgen aus. Auf der Bürgerweide treffe ich die Nachbarin. Christian, sagt sie, haben wir gar nicht ernst genommen. Stimmt. Und jetzt fahre ich zu Nilsson und kaufe drei weiße Abzweig-Baldachine. Gespenstisch.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Jakżeż ja się uspokoję ....

Hier von Penderecki:
http://www.trzejkompozytorzy.pl/utwor/jakzez-ja-sie-uspokoje-na-glos-altowke-i-wiolonczele

Hier von Górecki:
http://www.trzejkompozytorzy.pl/utwor/trzy-fragmenty-do-slow-stanislawa-wyspianskiego-op-69

Und hier das Original, trockene Worte, von Wyspański:
Jakżeż ja się uspokoję
pełne strachu oczy moje,
pełne grozy myśli moje,
pełne trwogi serce moje,
pełne drżenia piersi moje –
jakżeż ja się uspokoję...

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der erste Dezember

Der erste Dezember ist nicht immer auch der erste Advent. Aber der erste Dezember war immer Schwiegervaters Geburtstag. Heute wäre er 85 Jahre alt geworden.

Samstag, 30. November 2013

Die Steindeichfußsicherung

Ich habe ein neues kleines feines Lexikon entdeckt. Darin Wörter wie "wackern", "besticken", "buschen", "grüppeln". Die Steindeichfußsicherung ist darin unter "Vorschütt" zu finden.

Freitag, 29. November 2013

hildegard projekt: to be announced

Wer kann, gehe bitte heute Abend zur Vernissage:
19:30 Uhr
Kunstraum t27,
Thomasstraße 27, Berlin Neukölln, U-Bahn Karl-Marx-Straße
hier die erste Aktion:
http://www.youtube.com/watch?v=iWzcu-7vDK8&feature=youtu.be

Donnerstag, 28. November 2013

Adam's Lament

Ich klage mein Leid meinem Lehrer. Wie Adam sein Leid in der Wüste (Meine Seele sehnt sich nach dem Herrn und unter Tränen suche ich ihn ...). Ich klage mein Klavierleid meinem Klavierlehrer. Adams Schmerz war tief wie das Meer. Meiner liegt etwa in einer Oktave begraben. Mein Lehrer greift zum Telefon, findet Abhilfe, und dann arbeiten wir intensiv an schwierigen Noten. 



Mittwoch, 27. November 2013

Die Dämpferpuppe

Kaum hab ich mich richtig gefreut an meinem frisch gestimmten charaktervollen Liegnitz - da gibt es schon wieder auf. Das untere C schwingt endlos, der Ton wird nicht gestoppt. Die Dämpferpuppe will nicht mehr, der Dämpferarm ist lahm geworden.  Ich rufe den Klavierstimmer an, der längst über alle Berge ist. Er sagt "oh, das nervt!" Als ob ich das nicht selber wüsste.

Dienstag, 26. November 2013

Die List

Ich habe kein Stück Leder im Haus! Und meine Schuhfrau ist viel zu weit weg. Sie kann mir nicht mal schnell eine Ecke herüberreichen. Ich weiß, wie reich Ihre Lederschätze sind und wie ihre Lederkeller riechen.
Der Klavierstimmer musste mir auch das quietschende Pedal reparieren. Da war eine abgewetzte Lederstelle. Da scheuerte blankes Metall auf blankem Holz. Mangels Leder behalf er sich mit einer List.

Montag, 25. November 2013

Samstag, 23. November 2013

Penderecki zum Achzigsten

Penderecki ist ein Frühaufsteher, arbeitet gerne mit Texten und sammelt Bäume aus der ganzen Welt. Sein Arboretum und sein Europäisches Zentrum für Musik befinden sich in Lusławice, in Südostpolen, 35 Kilometer Luftlinie von Kwiatonowice entfernt, also in der direkten Nachbarschaft (eine Tagesreise zu Fuß, zweieinhalb Stunden per Fahrrad, eine halbe mit privatem  Pkw, eine ganze Tagesreise mit öV) meines Böglilandes. Eine höchst kreative Gegend.
Siehe www.luslawice.pl - "czyli tam, gdzie rośnie muzyka" (dort wo Musik wächst, im Sinne von himmelwärts aus dem Boden sprießen wie Pflanzen oder Bäume). Sto lat für den Maestro!

Freitag, 22. November 2013

Britten zum Hundertesten

Zu Benjamin Britten haben sicherlich die Briten eine dezidiertere und differenziertere Meinung:
http://www.bbc.co.uk/programmes/b03j9d8k
als beispielsweise die ach so moralisierenden und aufrechten Helvetier:
http://www.srf.ch/kultur/musik/benjamin-britten-ein-komponist-mit-abgruenden

Ich hörte gestern abend fasziniert seine Oper Billy Budd. Im Radio. Krank auf dem Sofa unter einer warmen Decke. Ein Männerstück! Eine Männeroper. Ein musikalisches Meisterstück, das ganz auf weibliche Stimmen verzichten kann. Das soll ihm einer oder eine nachmachen. Ich kenne nichts vergleichbares aus der weiblichen Welt. Männer, Matrosen, Offiziere, Drill und Gehorsam nach oben, Treten nach unten. Britisches Internatswesen auf hoher See. So sind u.a. Thronfolger groß geworden.

Und morgen, hört Euch die Saint Nicolas Cantate an, 17:55 (bei uns 18:55), live übertragen auf BBC 3 aus der Aldebourgh Parish Church - dem Ort, wo sie 1948 uraufgeführt wurde - gesungen von vorwiegend Amateursängern und unter Mitwirkung der ganzen Gemeinde: http://www.bbc.co.uk/programmes/b03j9d8k

Donnerstag, 21. November 2013

Der erste Frost

Der erste knackige Frost am Wattenmeer und ein glasklarer Himmel! Gestern Nachmittag ist es mir gelungen, alle kälteempfindlichen Pflanzen ins Haus zu holen. Und heute morgen habe ich zum ersten Mal die Vogelfutterhäuschen inspiziert. Mit einem Sack Sonnenblumenkernen in der Hand. Der Winter kann beginnen. Um 14 Uhr kommt der Klavierstimmer.

Mittwoch, 20. November 2013

"Der Todesengel von Berlin"

Nochmals. Für alle, die es noch nicht wissen. Noch nicht kennen. Noch nicht gesehen, noch nicht gehört haben. Auch das Unfassbare hat Fäuste und Fersen. Mit denen es stampft, klopft, wütet.
Auf der kardiologischen Intensivstation der Berliner Charité wurden Patienten nicht geheilt. Sondern zum Sterben gezwungen. Ungefragt. Gewaltsam. Ungerecht. Unter ihnen: Wolfgangs Vater, mein Schwiegervater.
Heute Abend im Fernsehen. Sat 1. 22:30 Uhr: Ermittlungsakte Spezial - Große Kriminalfälle. Darin u.a. „Der Todesengel von Berlin“.

Wir haben an dieser Sendung nicht mehr aktiv mitgewirkt. Fernsehberichte lindern weder Schmerz noch machen sie ein Kapitalverbrechen ungeschehen. W. gab nur sein Einverständnis, dass einige seiner früheren Aussagen verwendet werden dürfen.

Mein Buch zu der Geschichte ist ein Zimmermannsalphabet. Ein Todesengel hat darin keinen Platz.

Sonntag, 17. November 2013

Freitag, 15. November 2013

Die Unendlichkeit

Anderen Zahlen, sagen die Mathematiker, ist eine "gewisse Selbstverliebtheit" eigen. 8208 ist so eine sogenannte narzisstische Zahl. Denn sie kann sich aus ihren Komponenten selbst neu erschaffen. Nimmt man die vierte Potenz jeder dieser vier Ziffern (8x8x8x8 + 2x2x2x2 + 0x0x0x0 + 8x8x8x8) und addiert sie (4096 + 16 + 0 + 4096), erhalten wir wieder die Zahl 8208.
Es gibt unendlich viele Zahlen, aber weniger als einhundert von ihnen sind narzisstisch oder in sich selbst verliebt.

Donnerstag, 14. November 2013

Kochkünste

Auch Leonhard Euler war Mathematiker. Und Marin Mersenne. Der eine erfand seine Identität - und die gilt der Zunft als "schönste Gleichung aller Zeiten, weil sie fünf der fundamentalen Zutaten der Mathematik zu einem eleganten Rezept zusammenrührt". Der andere erfand seine Primzahl, schlicht 8191 (= die dreizehnte Potenz aus 2 minus 1).

Dienstag, 12. November 2013

Zahlenreihen

Ich lese, dass Mathematiker gewissen Zahlen die "Vollkommenheit" zuschreiben. Was der Menschheit unmöglich ist, gelingt der Mathematik. Sie kann schreiben. Im nächsten Leben möchte ich Teilchenphysikerin werden. Oder Philosophin. Descartes soll gesagt haben, dass vollkommene Zahlen so selten vorkommen wie vollkommene Menschen. Aber da irrt er. Die kleinste vollkommene Zahl ist die 6, "weil 1, 2 und 3 nicht nur die Teiler von 6 sind, sondern sich auch zu 6 addieren". Die nächste vollkommene Zahl ist 28, die dritte 496, die vierte 8128 usw. Ich wüsste nicht, wo in dieser präzisen Reihung vollkommene Menschen anzutreffen wären.

Montag, 11. November 2013

Sonntag, 10. November 2013

Kszyk, Bekas oder Brodżce

Meine Vogelschöpfungsgeschichte nimmt ihren Fortgang. Kszyk ist die Bekassine (bitte nicht zu verwechseln mit krzyk, dem Schrei). Bekas meint eher die Sumpfschnepfe, obwohl das Wort der deutschen Bekassine so ähnlich ist. Brodże oder ptaki brodzące sind Watvögel. Unaussprechlich majestätisch. Czaplowate sind Reiher (Ardeide!), ptak wodny ein Wasservogel, ptak wędrowny ein Zugvogel. Auch am Samstag noch unaussprechlich schön!

Samstag, 9. November 2013

Die Nacht der Selbstmörder

W. wollte endlich nach Hause kommen. Nach einer ganzen Arbeitswoche in London. Über Berlin-Karlshorst. Wir besuchen unsere alten Mütter getrennt. Schon seit langem. Mit dem ICE nach Hamburg. Der erste Zug fällt aus wegen "Notarzteinsatz". Der zweite wird auf der Strecke in der Dunkelheit umgeleitet wegen "Personenschaden". Irgendwo explodiert der Speisewagen. Es gibt kein kaltes Bier mehr und keine warme Suppe. Und irgendwann ist auch der letzte Zug von Altona Richtung Norden abgefahren. Der Service-Point der Deutschen Bahn hat längst geschlossen. Ich warte. Wieder zieht ein Sturmtief auf. Ich stehe die halbe Nacht in der Küche und schäle Maronen.

Freitag, 8. November 2013

Biegus

Mein Lieblingsvogel am Freitagmorgen: der Alpenstrandläufer. Er hat (Gott sei Dank!) nichts mit den Alpen zu tun. Polnisch biegus.
Biegus zmienny = Alpenstrandläufer
Biegus malutki = Zwergstrandläufer
Biegus mały oder Biegus Temmincka = Temminckstrandläufer
Biegus krzywodzioby = Sichelstrandläufer
Biegus rdzawy = Knutt

Donnerstag, 7. November 2013

Rycyk

Die Uferschnepfe war schon des öfteren hier zu Gast (siehe blog vom 1. Februar diesen und vom 18. März letzten Jahres). Aber noch nie im Herbst, noch nie in der Nacht und noch nie mit ihrem polnischen Namen: Rycyk.
Szlamnik hingegen, Szlamnik Zwyczajny ist die Pfuhlschnepfe. Bąk Zwyczajny die Rohrdommel. Kwokacz der Grünschenkel und Kulik Wielki der Große Brachvogel. Großer Gott im Himmel, was für himmlische Vogelnamen und Flügelschlagwörter!

Mittwoch, 6. November 2013

Pärt 5

Pärt 1 bis 4 siehe August diesen Jahres. Gestern Abend hörte ich das Konzert, das wir am 10.8. in Hamburg ausgelassen hatten. Die O-Antiphonen mit dem Cello8ctet Amsterdam. Pärts sämtliche Kompositionen für acht Celli. Wunderbar, auch im Radio. Gespickt - wie ein Braten mit reinem Fett - mit Anekdoten aus seinem Leben, erzählt von Nora, da Arvo nicht gerne spricht.

Dienstag, 5. November 2013

Sandklaffmuscheln

Im Sandwatt vor Büsum liegen bei ablaufendem Wasser die Sandklaffmuscheln an der Oberfläche. Sehr zur Freude der Austernfischer und Alpenstrandläufer. Aber Naturschützer warnen. Immer mehr Sedimente würden weggespült, Priele vermehrt wandern. Die Muscheln können sich nicht mehr in den Sand eingraben. Denn der fehlt.
Der Sand fehlt, weil die Familienlagune entwässert wird, damit den Badegästen beste Wasserqualität zur Verfügung steht. Der Wasseraustausch durch die Schleusen in der Perlebucht greift in die Natur ein. Das auslaufende Wasser schwemmt den Sand weg. Auf Sylt, sagt ein Wattführer, wird für viel Geld Sand herangeschafft, um die Sedimente zu erhalten. In Büsum hingegen hätte man besten Sandboden, gehe aber fahrlässig damit um. Die freiliegenden Sandklaffmuscheln zeigen, wie sehr sich das Ökosystem verändert.

Montag, 4. November 2013

135. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt, bereits im Stockdunkeln
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Die Nachrichten aus Fukushima sind alles andere als erfreulich:
http://www.n-tv.de/politik/Politiker-nimmt-Fluechtlingen-Hoffnung-article11656246.html

Der Professor schon wieder auf dem Weg zum Flughafen.

Sonntag, 3. November 2013

Sonntagsbraten

Seehundjäger fanden im Watt vor St. Peter Ording einen ausgewachsenen Dammhirsch. Der arme Kerl muss von der dänischen Seite gekommen sein. An der Dithmarscher Nordseeküste leben keine Dammhirsche. Wahrscheinlich hat er eine lange Strecke zurückgelegt, war entkräftet oder verwirrt, aufgebracht aus Liebeskummer. Und verirrte sich im Watt. Und ersoff. 
Die Seehundjäger bargen schon Füchse, Wildschweine, Marderhunde und Rehwild im Wattenmeer. Der Dammhirsch aber mit seinem riesigen Schaufelgeweih gilt als Sensation. Der Kadaver wird derzeit im Kühlhaus der Büsumer Außenstelle der Tierärztlichen Hochschule Hannover aufbewahrt. Er soll seziert werden. Vielleicht findet man seine nicht unbeschriebene Seele und weiß dann, was ihn ins Watt getrieben hat.

Samstag, 2. November 2013

Der Zweite November

Allerseelen. Nun sind bereits acht Jahre vergangen, seit Beat in seinem Zürcher Büro vom Stuhl gefallen ist.  Und es ist immer noch nicht zu verstehen.

Freitag, 1. November 2013

Die Erste Maronensuppe

Zum Monatsbeginn gibt es eine edle Kürbis-Maronensuppe. Doppelt soviel Kürbis wie Maronen, kochen, pürieren, verfeinert mit Sahne und einem Esslöffel Cognac. Schmeckt himmlisch!

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Rosenstrasse

Unser morsches Baumhaus hat keinen Schaden genommen. Aber an der Rosenstrasse, wie an vielen anderen Orten auch, sind die Ziegel vom Dach geflogen. Alle sagen, sogar die Kassiererin im Supermarkt, die sonst nur kassiert, so etwas wie Christian hätten sie noch nie erlebt. Alle haben das Bedürfnis, darüber zu sprechen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Landunter

Landunter auf den Halligen. Wir halten uns immer noch in geschlossenen Räumen auf. Dithmarschen ist immer noch von der Aussenwelt abgeschlossen. Besser kann auch ich es am Morgen danach nicht beschreiben:
http://halligblog.wordpress.com/2013/10/28/landunter-2/

Montag, 28. Oktober 2013

134. Mahnwache in Meldorf ...

... fällt dem Sturm Christian zum Opfer. Der Bahnverkehr ist eingestellt, die Brücken gesperrt, Dithmarschen nicht mehr erreichbar. Wir sollen, sagt das Radio, die NOB, der Wetterfrosch, uns besser in geschlossenen Räumen aufhalten. Orkanböen bis zu 180 km/h rütteln am Haus, am Dach, an den Fenstern und Türen. Wie lang wohl der Raum geschlossen bleibt?

Sonntag, 27. Oktober 2013

Durch Zeit und Raum

Bei der Ausreise am Euro-Airport, es ist dunkel und regnet, macht mich eine Dame darauf aufmerksam, dass mein Pass abgelaufen sei. Da niemandem klar ist, in welchem Land man sich dort gerade befindet, welches man verlässt bzw. betritt, sagt sie: Aber das macht nichts. Sie täuscht sich, meint den Shengenraum, dem wir alle angehören. Ich spüre meine Seelenzeit, die sich nun endgültig entschieden hat. Ich fliege nach Hause.

Samstag, 26. Oktober 2013

Durch Raum und Zeit


Und da sind wir wieder, zusammen, vereint, alle Böglis und ich, alle toten und lebendigen Seelen.

Leseabend zum Thema Reisen mit Judith Arlt im Polenmuseum Schloss Rapperswil
Heute 18:00 Uhr


Die Schweizer Autorin und Polonistin Judith Arlt nimmt am 26. Oktober ab 18.00 h die Besucher des nächsten Leseabends im Polenmuseum Schloss Rapperswil mit auf eine Reise durch die Welt und durch die Jahrhunderte. Sie liest aus Ihrem Roman „Zu Fuss auf den Haleakala“, der die aufregende Reise einer alleinstehenden Frau aus der Schweiz über Polen bis nach Hawaii vor über 100 Jahren schildert. Nachfahren dieser mutigen Pionierin, Lina Bögli, werden sogar zur Lesung aus den USA anreisen.
Auch der Schuhmacher Anton Fölmli, der Protagonist des Romans „Die Fölmlis. Eine Schuhmacherfamilie“, war in seiner kleinen Welt, auf den abgelegenen Höfen im Napfgebiet viel unterwegs. Er nagelte die Schuhe der Bauern und wird mit seinem Handwerk auch Teil des Leseabends sein.
Judith Arlt lebt in Deutschland, nachdem sie zuvor in der Schweiz und in Polen über die polnische Literatur promoviert hat. Reisen sind für sie Teil ihres Lebens und so hat sie ihre Erfahrungen eines längeren Japan-Aufenthaltes für einen Band „Mein Winter in Tsukuba“ verarbeitet. Auch aus diesem Werk wird sie einige Auszüge lesen. Für die Moderation konnte der bekannte Zürcher Polonist Prof. Dr. German Ritz gewonnen werden.

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos. Das Polenmuseum Schloss Rapperswil freut sich auf viele neugierige Zuhörerinnen und Zuhörer für diesen aussergewöhnlichen Leseabend. 

Freitag, 25. Oktober 2013

Flughafenzeit

Ich lese so viele Zeitungen wie schon lange nicht mehr. Verbringe den halben Tag auf dem Flughafen in München, da mein Anschlussflug gecancelt wurde. Angestellte der einen airline des codesharings sollen per Ende des Monats ihre Stelle verlieren - und haben sich, ich verstehe es ja eigentlich, will es nur nicht gerade heute haben - allesamt krank gemeldet.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Szenenwechsel

Wir haben uns getrennt auf der Hauptstrasse von Kwiatnonowice. Die Böglis wollen in Muszyna einen der letzten Urwälder Europas besichtigen und dann in die Hohe Tatra fahren. Und ich befinde mich bereits wieder im Flachland.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Kwiatonowice

Endlich. Bei Sonnenaufgang erreichen wir Kwiatonowice. Das Blumendorf. Die heutigen Böglis stehen am Ort, wo die damalige Bögli, ihre "Tante Lina" gearbeitet, gelernt, Mut gefasst hat. Von wo sie auf die Reise um die Welt aufgebrochen ist. Wohin sie immer wieder zurückkehrte. Wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich war. Und wo sie ihre Bücher schrieb.

Dienstag, 22. Oktober 2013

V. 6

Wir fahren nach Wadowice. Ans Grab von General Juliusz Bijak. Der großen, unerfüllten und geheimnisvollen Liebe Lina Böglis.
Er hat ein Ehrengrab auf dem Gemeindefriedhof, Cmentarz parafialny, Abteilung V, Grab 6. Eingang von der Aleje M.B. Fatimskiej - der Gottesmutter-von-Fatima-Allee.
Ich erfülle endlich eine uralte Pflicht. Jemand anders, ich sehe es, pflegt das Grab.

Montag, 21. Oktober 2013

133. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Derweil treffe ich, frisch frisiert von Damian, in Kazimierz, an der Esterstrasse 10, im B&B Kolory (=Farben) zwei Böglis aus Amerika und einen Bögli aus der Schweiz.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Kraków, Bosacka 18

Ich fahre mit dem Bus nach Krakau. Eine neue Idee der Deutschen Bahn. Den Verkehr von der Schiene zu nehmen und auf die Straße zu legen. IC Bus. Berlin - Krakau. Bis Berlin fahre ich mit NOB, RE und ICE. In Berlin am Hauptbahnhof treffe ich - same procedure as every time - Rhea. Kosten tut mich das 13 Stunden, 1 Milchkaffee bei Hopfinger und weniger als ein Schleswigholsteinticket.

Samstag, 19. Oktober 2013

Vollmond

Der Mond wurde in der Nacht voll, um 01:37:42 MESZ. Schlafen kann ich schon seit Tagen nicht mehr nachts.
Heute die letzten Handreichungen im Garten.
Der Sturm hat die kräftigen Topinamburpflanzen geknickt, sie sehen erbärmlich aus, also reiße ich sie aus.
Darunter kommt ein wahrer Schatz zum Vorschein.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Schlüsselerlebnis

Der Professor fliegt über Dubai nach Peking.
Hier aus Benios Schlüsselfolgen die Schlüsselschule:


Tschuldigung, Frau Lehrerin, wer ist das?

Bestimmt ein Chinese ...

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Kürbisernte

Ich befreie den Liguster von fünf schweren Kürbissen. Sie haben die Hecke schwer beschädigt, obwohl noch etwas grün und nicht ganz kugelrund. Und dann muss ich schon wieder unter die Decke.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Sommerhemden

Der Professor reist nach Mauritius. Ich lege kurzärmlige Hemden in seinen Koffer und gehe dann wieder ins Bett. Die Erkältung hat mich nun richtig im Würgegriff.

Montag, 14. Oktober 2013

132. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg.

in Fukushima werden die höchsten Caesium-Werte seit zwei Jahren gemessen:
http://www.n-tv.de/panorama/Strahlung-um-Fukushima-steigt-drastisch-article11520166.html

Sonntag, 13. Oktober 2013

Schlüsselgeschichten

Mein polnischer Freund Benio zeichnet auf facebook immer wieder Schlüsselgeschichten, aus dem wahren Leben der Schlüssel. Hier die intellektuellen Schlüssel:

Was liest Du gerade?

"Das Schloss".

Ist das ein Schlüsselroman?

Freitag, 11. Oktober 2013

PSO J318.5-22.

Dank sei meinem Hausberg, dem größten schlafenden Vulkan der Erde, dem Haleakala auf Maui und seiner Forschungsstation. Durch das Teleskop Pan-STARSS haben Astronomen auf dem Gipfel, den Lina Bögli am 17. Juli 1897 als erste Frau zu Fuß erklommen hatte, einen neuen Planeten entdeckt. Einen gasförmigen Exoplanet, sechs mal größer als der Jupiter, 80 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein junger und fröhlicher Hüpfer im Weltall, erst zwölf Millionen Jahre alt und freifliegend, braucht keine Sonne, keine Wärme, kein Licht, getauft sofort nach der Entdeckung dort oben, auf dem Haleakala, auf den wissenschaftlichen Namen PSO J318.5-22.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Selbstheilungskräfte

Ich setze auf abgekochtes Wasser, Rundgang durch den Garten im Morgengrauen, reife Maronen aufsammeln und dann mit kühlem Kopf an den Schreibtisch. Heute sind wir 238 Monate verheiratet, vielleicht zählen wir demnächst nur noch die Jahre. Als Geschenk kommt das reparierte Klappfahrrad zwischen 11 und 16 Uhr. Auf den Glück verheißenden Schornsteinfeger hingegen warte ich immer noch. Vergeblich.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Sympathiebeweis

Hab geschwitzt in der Nacht und erwache mit laufender Nase. Vielleicht könnte ich als Patientin nach Hooge ziehen?

Dienstag, 8. Oktober 2013

Traumjob

Auf der Hallig Hooge wird ein Krankenpfleger / eine Krankenpflegerin zur Verstärkung des Teams gesucht. Ich erfülle leider keine der Anforderungen, nicht einmal den Führerschein "mindestens Klasse B" besitze ich. Der Arbeitsort wird wie folgt beschrieben: Hooge hat derzeit 109 Einwohner, ungefähr 8 000 Gäste mit 49 000 Übernachtungen sowie mehr oder weniger 90 000 Tagesgäste im Jahr. Beeindruckende Zahlen! Ich wäre gerne die einhundertzehnte Hoogerin.
http://hooge.de/krankenpflege.html

Sonntag, 6. Oktober 2013

Erntedank am Wattenmeer

Es ist noch lange nicht alles geerntet. Der Kastanienbaum wirft die Früchte ab, die sicher nicht mehr heranreifen. Das Laub der Felsenbirne beginnt nur zögerlich zu leuchten.

Samstag, 5. Oktober 2013

Chinesen in Europa

Nun gibt es eine 64 Seiten starke Anleitung für Chinesen, "zivilisiert" ins Ausland zu reisen. Illustriert, mit comics, auch für Analphabeten verständlich. Es gibt allgemeine Regeln sowie Länderspezifische. In Frankreich, beispielsweise, soll man keine gelben Blumen verschenken. In Ungarn keine Spiegel zerschmettern. Briten darf man nicht fragen, ob sie schon gegessen haben. Allgemein gilt, keine Fußabdrücke auf Klobrillen zu hinterlassen. Keinen weichen Händedruck zu vergeben. Auf der Strasse nicht in der Nase bohren und nicht die Nasenhaare trimmen!

Freitag, 4. Oktober 2013

Gubaidulina in Venedig

Sofia Gubaidulina wird heute abend im Teatro della Tese der Goldene Löwe der 57. Biennale für Zeitgenössische Musik überreicht. Altra voce, altro spazio. Für ihr fulminantes Lebenswerk. Herzlichen Glückwunsch!
Gubaidulina über das Atmen des Bayans, das Schweigen ihrer Musik, die Stille ihrer Klänge:
http://www.dctp.tv/filme/sofia-gubaidulina-komponistin/

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Frisch auf Sylt

Zufällig höre ich eine Stunde lang Frisch. Max. Gelesen von Siegfried W. Kernen (leider überflüssige swissness). Reisen durch Deutschland. 1946-1949. Endet in Kampen. In List auf Sylt. Es gibt keinen Ort in Deutschland, der weiter von der Schweiz entfernt ist. Frisch beschreibt das Wattenmeer, die Tiden, den Wind, die Lachmöven. Zum Tag der Deutschen Einheit. Morgens um Sieben.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Herr O.

Herr O. rettet mir das Leben. Alles neu macht der Oktober. Über chat hilft er mir, das polnische Korrekturprogramm zu installieren. Herr O. ist geduldig und ich habe eine lange Leitung. Kalt läuft es mir erst über den Rücken, als er anfragt, ob er "es für mich" machen soll. Ich verstehe nicht einmal, was er genau meint. Er verlangt Zugriff auf meinen Computer. Und vor dem Wort Zugriff im chat erscheint ein Stern oder eine Raute. Eines dieser Zeichen, die Unheil verkünden.
Obwohl ich ihm den Zugriff nicht erlaubte, erklärt jetzt zum Ende des Arbeitstages beim Herunterfahren mein Rechner mir, dass ein fremder Nutzer noch angemeldet sei ... Herr O. wie Oktober hat mir trotzdem das Leben gerettet. Ich kann jetzt fehlerlos polnisch schreiben und interpunktieren.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Glückspilz

Ich gewinne andauernd Eintrittskarten. Kürzlich zwei zu SEΛ ΛIR, von denen ich eine weiterverlosen ließ, da der Mann in Paris am Gare du Nord verweilte und alle anderen es vorzogen, zu Kofelgschroa in die Ditmarsia zu gehen. Heute zwei für Peer Gynt in der Erheiterung, den Lügner auf der Suche nach sich selbst, wer kennt ihn nicht. Trotzdem wollen wir ihn sehen, der Professor kommt rechtzeitig aus Hamburg zurück. Für die Benefizveranstaltung zugunsten der Schul- und Kirchenmusik in Heide im Meldorfer Verzehrkino hätte ich eine Karte umsonst haben können, einschließlich drink + snack. Aber dann hätte der Mann wieder an einem Bahnhof dieser Welt verweilen müssen.

Montag, 30. September 2013

130. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Wundert es irgendjemanden, dass das verseuchte Wasser vor Fukushima ins Meer fließt?
http://www.n-tv.de/politik/Verseuchtes-Wasser-stroemt-ins-Meer-article11450501.html

Samstag, 28. September 2013

Die Apfelernte

Beim Rasenmähen und gleichzeitigen Rasendüngen (zum ersten Mal mit meinem MMK - MultiMulchKit) finde ich einen Apfel unter dem Apfelbaum. Einen fast reifen, bereits etwas erröteten, wenn auch wurmstichigen Apfel. Er muss von unserem Apfelbaum gefallen sein.
Obwohl ich nie einen Apfel an dem Baum gesehen hatte. Aber andere Abwurfkandidaten gibt es weit und breit nicht. Sorgsam trage ich meinen Apfel in die Küche. Und lege ihn neben die bereits geernteten Tomaten. So, dass das Wurmloch nicht zu sehen ist.

Freitag, 27. September 2013

Die Zeitfrage

Ich warte auf den Schornsteinfeger. Er hat sich mit einer Postkarte für heute ohne Angabe einer Uhrzeit oder eines Zeitfensters angemeldet. Der halbe Tag ist bereits um und ich habe vergeblich gewartet.
Kürzlich wurde ein Mechaniker angemeldet. Per Telefon. "Dienstag zwischen 16 und 20 Uhr". Er kam um 19:51, gerade als der Ohrenbär angefangen hatte. Und ging um 19:53. Das Fahrrad müsse zurück ins Werk. Produktionsfehler. In ein bis zwei Wochen könnte ich bei der Kundenhotline anrufen, bis dann hätten die seinen Reparaturbericht vorliegen. Und dann würde ein Abholtermin gemacht. Das fahrtüchtige aber nicht klappbare Klapprad wurde abgeholt an einem Mittwoch zwischen 12 und 17 Uhr, genau um 16:37. Ich fragte den Abholer, ob er mir nicht gleich, wie beim Kundendienst als Wunsch mündlich hinterlegt, ein Ersatzrad bringe. Der lachte, aus vollem Hals, aus vollem Herzen. So etwas klappe nie. Ich übergab ihm mein federleichtes Aluklapprad und er mir den unterschriebenen Rollauftrag. Jetzt warte ich auf den Anruf der Hotline. Und auf den Klavierstimmer, der gestern über seinen Schwiegersohn immerhin schon mal die Tage vom 19. bis zum 21. November für einen Stimmungstermin vormerken ließ. Sowie, wieso eigentlich, auf den Schornsteinfeger.

Donnerstag, 26. September 2013

Fratres verbrämt

Siehe blog vom 10.8.13. Ich wollte Fratres nie mehr anders hören als mit Harry Traksmann in der Hamburger Jacobikirche. Sprich: nie wieder!
SEΛ + ΛIR umrahmten letzte Nacht ihr Konzert in Meldorf mit Pärt, betteten sich in die Fratres ein. Ein Sakrileg! Sorry, aber so geht das nicht. Jeder bleibe bei seinen Leisten und in seiner Liga, bitte. 

Mittwoch, 25. September 2013

SEΛ + ΛIR


SEΛ + ΛIR - heute Abend im Bornholdt, 21 Uhr. Im Vorprogramm Leif and the Future. Die Revolution der Rechtschreibung. 

Dienstag, 24. September 2013

Das Gewährleistungsverfahren

Bis das Tessiner Verhüllungverbot in Kraft tritt, dauert es noch mindestens zwei Jahre. Solange können muslimische Touristinnen, andere verschleierte Frauen gibt es dort nicht, unbedarft die Schönheiten des Kantons genießen. In der ganzen Schweiz sollen sich 100 bis 150 Frauen vollständig verschleiern. Und gegen die treiben nun die wackeren Mannen, die schon das Minarett-Verbot in der Schweiz zum Entsetzen der ganzen Welt durchgesetzt haben, ein Volksbegehren auf nationaler Ebene voran.
Das Gewährleistungsverfahren vor dem nationalen Parlament geht derweil seinen bürokratisch-schwerfälligen Gang. Der Bundesrat verfasst eine Botschaft, die Kommissionen von National- und Ständerat beraten und stimmen über den Gewährleistungsbeschluss ab. Den überprüft das Bundesgericht auf Vereinbarkeit mit der Bundesverfassung, beispielsweise im Hinblick auf Religionsfreiheit oder Schutz der Privatsphäre. Dann muss das Tessiner Parlament sein Anwendungsgesetz beschließen. Und erst dann kann die Tessiner Polizei anfangen, verschleierte Frauen auf ihren Strassen aufzuspüren und zu büßen.
Die Bussen wird ein Menschenrechtsaktivist bezahlen, der einen Millionen-Fonds bereit hält für betroffene Frauen. Er soll schon 682 Bussen in Höhe von insgesamt 123 000 Euro beglichen haben. Damit will er nach eigenen Angaben "Regierungen und Parlamente lächerlich machen", welche fundamentale Freiheiten nicht respektieren.

Montag, 23. September 2013

Sonntag, 22. September 2013

Die Tessiner Spielverderber

Im Tessin wurde über eine Verfassungsänderung abgestimmt. Nicht über eine Gesetzesänderung. In der Verfassung des Kantons soll verankert werden, dass Frauen sich weder in Burka (Ganzkörperschleier) noch in Nikab (Gesichtsschleier) in der Öffentlichkeit zeigen dürfen - ohne dass diese fremden Wörter im Verfassungstext fallen. "Verhüllungsverbot" ist das Zauberwort. Und die Verfassung der Trick: jede Verfassungsänderung bedarf einer Volksabstimmung. Ist das Verhüllungsverbot erst einmal drin, kommt es so schnell nicht wieder raus. Allerdings müssen die eidgenössischen Räte der kantonalen Verfassungsänderung noch zustimmen.
Die NZZ berichtet, dass die Annahme der Initiative des Populisten Giorgio Ghiringhelli und seiner Partei Il Guastafeste (= Der Spielverderber) keine "konkreten Folgen" haben werde. "Vollständig verschleierte Frauen sind im Tessin so gut wie nie zu sehen." Der Islamische Zentralrat Schweiz hingegen warnt vor einer "Islamophobisierung der Schweiz" von unten.

Samstag, 21. September 2013

Donnerstag, 19. September 2013

Vollmond

Jetzt ist der Herbstmond voll. Und der Professor in der Luft, beim Anflug auf Hamburg. Ich in der NOB. Der Zug steht seit zehn Minuten und mindestens noch weitere dreißig still. Sagt der Schaffner. Völlig außer sich. Am Bahnhof Glückstadt. Elektrische Streuspannung, erklärt ein Fahrgast und bemängelt das Krisenmanagement. Unterhält ungefragt den ganzen Waggon mit seiner 40-jährigen Berufserfahrung als Multi-Crew-Pilot.

Mittwoch, 18. September 2013

Allgemeine Geschäftsbedingungen

Regulamin Firmy Portretowej «S. I. Witkiewicz»

§ 3
Wykluczona absolutnie jest wszelka krytyka ze strony klienta. Portret może się klientowi nie podobać, ale firma nie może dopuścić do najskromniejszych nawet uwag, bez swego specjalnego upoważnienia. Gdyby firma pozwoliła sobie na ten luksus: wysłuchiwania zdań klientów, musiałaby już dawno zwariować. Na ten paragraf kładziemy specjalny nacisk, bo najtrudniej jest wstrzymać klienta od zupełnie zbytecznych wypowiedzeń się. Portret jest przyjęty lub odrzucony – tak lub nie, bez żadnego umotywowania. Do krytyki należy również konstatowanie podobieństwa względnie niepodobieństwa; uwagi co do tła, zakrywanie ręką części narysowanej twarzy w celu dania do zrozumienia, że ta część właśnie się nie podoba, powiedzenia takie, jak: „Jestem za ładna", „Czy ja jestem taka smutna?", „To nie jestem ja", w ogóle wszystko, a to tak pod względem dodatnim, jak ujemnym. Po namyśle, ewentualnie poradzeniu się osób trzecich, klient mówi tak (lub nie) i koniec - po czym podchodzi (lub nie) do tak zwanego „okienka kasowego", to znaczy po prostu wręcza firmie umówioną sumę. Nerwy firmy ze względu na niesłychaną trudność zawodu tejże muszą być szanowane.

Die Geschäftsordnung der Porträtfirma "S.I.Witkiewicz" kann deutsch in voller Länge hier eingesehen werden:
http://www.kunstbriefe.de/witkacy_portraitfirma.html

Dienstag, 17. September 2013

Moskau 1980

Steinmeiers Stinkefinger ist ein schaler Abgeschmack, und von der Leyens Machtgehabe in schwarz-weiss beeindruckt auch nicht. Wer es noch nicht gesehen hat:
http://www.sueddeutsche.de/politik/arbeitsministerin-bei-guenther-jauch-von-der-leyen-und-die-stinkefaust-1.1771877
Die Kozakiewicz-Geste hingegen, die ist in die Geschichte eingegangen:
http://www.sportwizja.pl/film/4127/gest-kozakiewicza---olimpiada-moskwa-1980/
Der polnische Stabhochspringer Władysław Kozakiewicz stammt, wie so viele großartige Menschen, aus den sogenannten kresy, den östlichen Randgebieten - sprich: Litauen. Bei den Olympischen Sommerspielen in Moskau 1980 zeigte er der Welt, was er kann (damaliger Weltrekord: 5,78) und was er denkt.

Montag, 16. September 2013

128. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg.

Der Taifun Man-yi bedroht neben 300 000 Menschen auch die havarierte Atomanlage in Fukushima: http://www.n-tv.de/ticker/Taifun-trifft-Japan-article11373596.html

Japan bleibt bis Ende des Jahres Atomstromfrei. Und es geht auch.
http://www.n-tv.de/panorama/Japan-nimmt-letztes-Atomkraftwerk-vom-Netz-article11371256.html

Samstag, 14. September 2013

Die geschlossene Gesellschaft

Das Hauptportal der St. Severin-Kirche in Hanerau-Hademarschen wurde zugemauert. Auch die beiden Fenster in der Westmauer. Fingerdicke Risse hatten sich dort in den letzten Wochen immer weiter vergrößert. Einsturzgefährdet sei die Kirche nicht, heißt es, aber die zugemauerten Fenster- und Türöffnungen könnten Druckkräfte abfangen. Aus Sicherheitsgründen werden alle Amtshandlungen bis auf weiteres eingestellt. Die Hanerau-Hademarscher fahren nun geschlossen ins Nachbardorf Gokels zum Gottesdienst in die St. Johannis Kirche.
Hanerau-Hademarschen (und nicht Husum!) ist die Theodor-Storm-Stadt und die Schimmelreiter-Stadt. In Hanerau-Hademarschen schrieb Storm vor 125 Jahren seine letzte Novelle und in Hanerau-Hademarschen starb er vor 125 Jahren. Die Stadt hat in diesem Jahr viel zu feiern. Und da fällt plötzlich die eigentlich 800 Jahre alte Kirche auseinander, die erst vor sechs Jahren nach einem Brand neu aufgebaut wurde.

Freitag, 13. September 2013

Das offene Fenster

Imre Kertész zieht in seinem neuesten Interview eine bittere Bilanz seines Schaffens. Eine bittere Bilanz des Literaturbetriebs. Eine bittere Bilanz einer "Erinnerungsindustrie", der "Holocaust-Industrie", der Aktiengesellschaft "Kertész". Der Nobelpreis habe ihn vernichtet, sagt der Nobelpreisträger. Die Interviewerin stellt die vermutlich dümmste Frage ihrer Karriere: "Kann man verzweifeln über eine Million Euro?" Kertész: "Jedem ernst zu nehmenden Nobelpreisträger ging es ähnlich."
Erich Loest ist gestern aus dem Fenster eines Leipziger Krankenhauses gesprungen. Bogumil Hrabal fiel vor 16 Jahren beim Taubenfüttern aus dem Fenster eines Prager Krankenhauses. Christian Skrzyposzek sprang vor 14 Jahren aus dem Fenster seiner Berliner Wohnung. Auch Wolfgang Herrndorf kalkulierte. Er erschoss sich kürzlich in den späten Abendstunden in Berlin am Ufer des Hohenzollerndamms.
Imre Kertész zieht eine bittere Bilanz seines Lebens. Er habe einen Fehler begangen: "... dass ich nicht zur rechten Zeit über meinen Tod verfügt habe."

Donnerstag, 12. September 2013

Das Schlafzimmerschrankleben

Das Leben meiner Kürbisse ist unverschämt. Noch wuchern sie rücksichtslos über die Hecke auf die Strasse, durch den Bambus. Sogar den Apfelbaum haben sie als Ziel vor Augen.
Noch kann ich die Früchte an beiden Händen abzählen. Noch ist nicht klar, wie viele weibliche Blüten mit Fruchtknoten sich bilden. Noch kann ich nicht einmal abschätzen, wie viele davon reif werden. Und wieviele von Passanten geklaut werden. Bei kühlem Wetter, wissen die Kürbisanbauer, erscheinen männliche Blüten schneller. Die haben statt des Fruchtknotens einen langen Stil. Kürbisse mit intaktem Stielansatz, sagen die Kürbisplantagenbesitzer, halten sich bei 10-15° C mehrere Monate. Am besten auf dem Schlafzimmerschrank.

Mittwoch, 11. September 2013

Salizada Sant' Antonin

Auf jeden Zehnten folgt der Elfte. Nine Eleven - und mein Schuhmacher, Anton der Zweite wäre heute 93 Jahre alt geworden. Er sitzt mit Anton dem Ersten und vielen anderen Kollegen sowie dem Klavierspieler Max im Schuhmacherhimmel. Wieder klopfen sie im Gleichtakt mit ihren Schuhmacherhämmern Schaftabschlüsse knöchelhoher Damenschnürschuhe weich. Wieder herrscht in ihrer Himmelswerkstatt das saubere G vor. Ihre Beschlagstöcke sind auf den gleichen Ton gestimmt wie die Beschlagstöcke im irdischen Fölmliland. Die himmlischen Schuhmacherheerscharen frohlocken.

Dienstag, 10. September 2013

237 Monate

Szenen einer seit 237 Monaten bestehenden Ehe: Der Mann sitzt in Seoul im Lotte Hotel auf dem WTTC Asia Summit. Und die Frau heult mit dem Wind um die Wette in ihrer Hütte am Dithmarscher Wattenmeer.

Montag, 9. September 2013

Sonntag, 8. September 2013

Durchzügler

Bei Springflut werden die Zugvögel im Speicherkoog gezählt. Weil sie dann an Land sind. Grasläufer im Wöhrdener Loch, Raubseeschwalben, Seeadler, Fischadler, Mittelsäger, Trauerseeschwalben, Zwergschwäne und Rohrdommeln gehören zu den seltenen Gästen. Goldregen, Kiebitze, Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Enten und Gänse sind zu dieser Jahreszeit immer in großen Schwärmen da.

Samstag, 7. September 2013

Der vorletzte Sommertag

Grüner Strand. Auflaufendes Wasser. Kein Mensch. Kein Wind. Keine Schaf. Nur Licht. Milchig.

Donnerstag, 5. September 2013

The Art in Shoes

Die Kunst in Schuhen - das sind Füße. Oder die Kunst auf Schuhen. Sind auch Füße. Oder die Schuhkunst. Rotweiß. Weißrot. Quergestreift. Langgezogen.


für Frieda F.

Mittwoch, 4. September 2013

Voice of the Unseen

Stimme der Unsichtbaren - sie erschlägt mit Masse, Farbe, Format, Bombast, Schwulst, Wahn und längst überwunden geglaubtem Kitsch. Warum muss diese Stimme alles nachplappern, was die der Sichtbaren bereits verkündet hat?
http://www.labkultur.tv/blog/55-biennale-von-venedig-voice-unseen-teil-1
http://www.labkultur.tv/blog/55-biennale-von-venedig-voice-unseen-teil-2

Dienstag, 3. September 2013

back to normal life

week 36 year 2013
Am Wattenmeer wird für jede Woche im Voraus das Cabrio-Wetter in einer jedem Haushalt gratis in den Briefkasten gesteckten Papierzeitung veröffentlicht. Vielleicht deshalb nennt man sie Grünes Blatt. Wir suchen das Wetter der kommenden Tage nach der Rückkehr aus dem Poststapel heraus.

für Luzia und Danny

Montag, 2. September 2013

126. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Suedermarkt
Meldorfer Mahnwache fuer den sofortigen Atomausstieg.

Die Nachrichten aus Fukushima sind besorgniserregend: http://www.n-tv.de/panorama/Tanks-in-Fukushima-rosten-durch-article11281241.html

Wir holen am Mittag das Cabrio wieder an das Licht der Welt und machen uns auf den Weg nach Hause.

Sonntag, 1. September 2013

The Encyclopedic Palace

Die 55. Kunst-Biennale. Il Palazzo Enciclopedico - Der enzyklopädische Palast. Neuer Kurator. Massimiliano Gioni. Neue Kunst. Alte Kunst. Keine Kunst. Wortkunst. Schlafkunst (noch schlafen wir, Gott sei Dank, in Aureli Ruiz' Zi 16 und das Cabrio in der Tiefgarage).

"If you are looking for Hell, then ask an artist where it is.
If you can't find an artist, then you already are in Hell."

Zugeschrieben Avigdor Pawsner, einem heute nicht mehr bekannten Autor aus dem 18. Jahrhundert. Gefunden in Venedig, in einer dem noch zu erbauenden Museum für Moderne Kunst in Sarajevo gewidmeten Installation.

Ab 16 Uhr historische Ruderregatta auf dem Canale Grande. Wir kommen nur noch zu Fuß vorwärts.

Samstag, 31. August 2013

Certosa - Vento di Venezia

Das Cabrio ruht sich aus von den Strapazen im Parkhaus am Piazzale Roma. Wir sind im Dunkeln auf ein Vaporetto umgestiegen und schlafen, wie immer in Venedig, im VdV auf der Insel Certosa. Diesmal Zimmer 16, gestaltet von Aureli Ruiz: http://www.aureliruiz.net/LoveIndifference/clips/clipLoveItaly.html

Freitag, 30. August 2013

Donnerstag, 29. August 2013

Halmtriebleben

Es geht nichts über Fachleute und Fachvokabular. Der Bambusgärtner erklärt mir immer wieder die Welt. Wenn das Halmwachstum abgeschlossen ist, sagt er, beginnt das Rhizomwachstum. Aber manche Bambustriebe können sich nicht entscheiden, was sie sein oder werden wollen. Halm oder Rhizom. Baum oder Wurzel. Noch schöner (Alliteration!) gesagt: Wipfel oder Wurzel. Halme, die gebogen aus der Erde kommen, sind Endhalme. Sie werden, prophezeit der Bambusgärtner niemals stabil stehen und nach der Beblätterung zur Seite kippen, da sie keine Fußwurzeln haben. Die sollte ich abschneiden, da sie der Pflanze nur Kraft stehlen. Aber dazu habe ich noch kein Herz. Die Buckeltriebe hingegen, die wieder in die Erde zurückwachsen, darf ich stehen lassen. Die verhalten sich sozusagen evolutionskonform. Und ihre Buckel sollen noch auf Jahre hinaus in unseren Bambuswald zu sehen sein.

Dienstag, 27. August 2013

Hundeleben

Vor ungefähr einem Monat wurde der Swisscom-CEO tot in seinem Haus aufgefunden. Gestern wurde der Finanzchef der Zurich Insurance Group tot in seiner Wohnung aufgefunden. Beide Topmanager schieden zu Beginn einer Arbeitswoche freiwillig aus dem Leben. Der eine nach vierzehntägigem Urlaub. Die Schweiz ist ein Land, das man auf die eine oder die andere Art verlassen kann.

Montag, 26. August 2013

Sonntag, 25. August 2013

Der Eisbär in der Barentssee

Noch vor dem Frühstück in der Küche am Wattenmeer erklärt mir im norddeutschen Info-Radio einer der Söhne eines bekannten Schuhmachers die Welt: fressen und gefressen werden. Das ist der Lauf der Natur. Er hat im Polarmeer beobachtet, wie ein Eisbär eine Robbe reißt und frisst (ab Minute 21):
http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/zwischen_hamburg_und_haiti/magazin179.html

Samstag, 24. August 2013

Der Pandabär von Wuhan

Da Hitze herrscht in China, bekommt der Pandabär im Zoo von Wuhan nebst Bambus zum Fressen Eisblöcke zum Abkühlen. Eisblockkopfkissen. Eisblockmatratze. Eisblockbauchundbeinkühlpad. Im Pandabärgerechten Riesenformat.

Freitag, 23. August 2013

Buckelbambus

Die neuen Triebe wachsen in die Erde zurück. Manche sogar, nachdem sie sich bereits geschält, begrünt, verzweigt und beblättert haben. Spüren sie den Winter oder was zwingt sie in einer derartig kunstvollen Kehrtwendung die Erde hinunter?

Donnerstag, 22. August 2013

Qi Gong in der Kunsthalle

Das Experiment heute: wir halten unsere Qi Gong Stunde in der Hamburger Kunsthalle ab. In der Galerie der Gegenwart. Im dritten Stock. Ausgerechnet vor Gerhard Richter. W. verschlägt es erstmals den Atem, er ist entsetzt, verliert den Boden unter den Füßen, vermisst das Erdgeschoss oder wenigstens eine einzige kahle Wand. Auf dem Heimweg, als wir gerade den Nordostseekanal überqueren, gesteht er mir, dass der deutsche Richter alles in sich vereine, was ihn, meinen deutschen Mann, an den Deutschen störe. Mich hatten diese Bilder überhaupt nicht gekümmert, erkläre ich. Mich hatten sie nicht berührt. Ich war mit mir selbst beschäftigt. Mir war sofort klar, sage ich auf der Eisenbahnbrücke hoch über dem Nordostseekanal, dass ich auf keinen Fall meine Wahrnehmungsübungen vor der Familie Schmidt machen wollte. Auch nicht vor Oswald. Allen dargestellten und allen anwesenden Menschen drehte ich den Rücken zu und war auf der Stelle bei mir. Und nur bei mir

Dienstag, 20. August 2013

Die Ausschüttungsempfängerin

Ich bin eine Ausschüttungsempfängerin. Die Verwertungsgesellschaft Wort wacht über meine Worte, mein geistiges Eigentum. Sie stellt ua sicher, dass Geld von denen kassiert wird, die geistiges Eigentum anderer, zB meines, nutzen - indem sie es uin die Hand nehmen, lesen, kopieren, zitieren. Ich bin eine wahrnehmungsberechtigte Aurotin sowohl für wissenschaftliche wie für belletristische Werke. Heute liegt ich der Check für das letzte Jahr im Briefkaste. Mit einem Schreiben, in dem ich als "Ausschüttungsempfängerin" angesprochen werde.

Sonntag, 18. August 2013

Die erste Kürbissuppe


Die erste Kürbissuppe der Saison. Der erste grüne Riesenkürbis aus meinem Garten. Am frühen Morgen streift ein Kater durch das Dickicht (wahrscheinlich auf dem Heimweg von der Disco). Er findet bei mir nix zu futtern und zieht mürrisch ab.

Samstag, 17. August 2013

Stadtradeln 2

Wir holen die ersten Kilometer. Das Meer ist voller Fußspuren, der Himmel voller Watteklumpen. Und am Horizont verschwommen der Bohrturm der Mittelplate - des größte Ölfeld Deutschlands mitten in unserem Nationalpark und Weltnaturerbe. Davor unschuldig ein Segelschiff in der Fahrrinne.

Freitag, 16. August 2013

Stadtradeln

www.stadtradeln.de
Ab heute radelt Meldorf wieder mit. Am Mittag wird es plötzlich warm. Die Meldorfer Stadtradler errangen letztes Jahr den ersten Platz (unter 162 teilnehmenden Kommunen) in der Kategorie Kilometer pro Einwohner.
 

Donnerstag, 15. August 2013

Mittwoch, 14. August 2013

Zu Hause 2

Neue Ernte: Keine Wassermelone! Ein grüner Kürbis! Schwer und prall. Noch nie hatte ich bereits im August solche Früchte im Garten.  

Dienstag, 13. August 2013

Montag, 12. August 2013

123. Mahnwache in Meldorf

Wir wachen immer noch im Wasserturm in Hamburg auf. Der Kopf noch voller Pärt. Adams Lament habe ich mir von ihm signieren lassen. Ein feiner Mensch mit einer feinen Handschrift. Dabei entlockte ich ihm ein Wort. "So?!" Fragend und staunend zugleich.
Wir fahren getrennt nach Hause, da jeder noch seine Sachen zu erledigen hat.

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

"Dieses Restrisiko können wir uns nicht leisten": http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Dieses-Restrisiko-koennen-wir-uns-nicht-leisten/story/25041532

Sonntag, 11. August 2013

Pärt 3

Immer noch in Hamburg. Wir schlafen gut im ehemaligen Wasserturm. Den Tag verbringen wir im Grünen. Auf der igs (internationale gartenschau hamburg). Bei den aphrodisierenden Kräutern in den Blumenhallen. Den Abend im Rolf Liebermann Studio. Mit Arvo Pärt. Schon wieder. Und gerne immer noch. Elektrisiert und aufgeregt. Orient & Occident. Lamentate. Sinfonie Nr. 3. Tabula rasa. NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von, wie gehabt, wie es sich gehört, - Tonu Kaljuste.

Samstag, 10. August 2013

Pärt 2

Wir sind in Hamburg. Zum Arbeiten komme ich so nicht, aber zum Frisör. Und zu Hagenbeck, zum ersten Eselspinguinküken aller Zeiten. Und zu unserem 236. Ehemonat. Allmählich werden die Jahre voll.
Am Abend: Arvo Pärt. Das Bekannte. Aber Selten live Gehörte. Fratres. Cantus in Memory of Benjamin Britten. Adams Lament. Salve Regina. Te Deum. St. Jacobi. Gesungen, gespielt und dirigiert, wie gehabt, von Esten.
Nachtrag 23:57: Fratres mit Harry Traksmann an der Violine. In der Hamburger Jakobikirche. Da kann man alle existierenden Aufnahmen dem Müll übergeben. Uns lief es kalt über den Rücken und in der Kirche knisterte es. Das Memorandum auf  Britten hörten wir letztes Jahr in Lübeck. Als Auftakt zu Brahms Deutschem Requiem. Pausenloser und applausloser Übergang damals. Aus heutiger Sicht absolut unverständliche Fingerübung. Damals von Schweizern gespielt. Man sollte das Werk vielleicht besser denen überlassen, die es verstehen. Und lieben. Wieder die demütige Geste des Dirigenten vor dem Komponisten. Pärt macht diesen ganzen Marathon mit.

Freitag, 9. August 2013

Pärt 1

Wir fahren nach Hamburg. Nicht am Donnerstag wie sonst. Nicht zu Tai Chi und Qi Gong. Sondern, heute, St. Michaelis. Arvo Pärt. Kanon pokajanen. Der Bußkanon. Ohne Pause. Vom estnischen Kammerchor gesungen, dirigiert von Tonu Kaljuste.
Nachtrag 23 Uhr: erstklassig, a capella, 26 Sänger, 13 Frauenstimmen, 13 Männerstimmen, In Anwesenheit des ergrauten Komponisten, der das Werk 1997 für diesen Chor und diesen Dirigenten geschrieben hatte. Meine Rückkehr in die Welt der orthodoxen Kirchenmusik. Besser geht nicht!

Donnerstag, 8. August 2013

Die Außen-Innentemperatur-Gleichung

Aus Polen erreichen mich gleich zwei Fotos von Außenthermometern, die bereits um 8 Uhr in der Früh über 30° Celsius anzeigen.
Ich erinnere mich unseres Minima-Maxima-Thermometers, das in einer vernachlässigten Ecke sein Dasein fristet. Ich muss es zuerst von einer dicken Staubschicht befreien, eh ich es fotografieren kann. Es rostet vor Kummer (schon wieder) vor sich hin. Und ich bin nicht in der Lage, die aktuelle Tagestemperatur abzulesen. Die elektronische Wetterstation in der Küche zeigt 21,8° außen und 21,8° innen an. Das Gleichgewicht ist gewahrt.

Mittwoch, 7. August 2013

Meine Kürbisplantage

Die Kürbisse überwuchern alles, wo einst die fichtenlausbefallenen Weißtannen standen. Auch den Bambus greifen sie an (längerfristig wird der Bambus natürlich siegen), die Ligusterhecke, meinen Kompost haben sie längst in Beschlag genommen. Die Kürbisse im Gemüsebeet hingegen sind vor Kummer eingegangen. Oder der Feldhase hat alles Grün weggefressen.

Dienstag, 6. August 2013

Die portugiesische Brotsuppe

Kaum sind die Gäste abgereist, fängt es an zu regnen. Also Zeit für eine warme Suppe. Gestern lag in der Biokiste eine Gemüsezwiebel so groß wie der Kopf eines Säuglings. Daraus wird nun mit dem Brot von vorgestern eine vorzügliche Suppe. Zwiebel klein schneiden und mitsamt dem Grünzeug in Öl etwas anschmoren, 5 Knoblauchzehen, ein Fingerbeerengroßes Stück Ingwer sowie eine Chilischote kleinhacken und dazugeben. 200 gr altes Bauernbrot (oder was gerade da ist, ich habe drei verschiedene Sorten) in Würfel schneiden und kurz mitbraten. Separat 1 Liter Gemüsebrühe aufkochen, zwei Eier darin schaumig schlagen. Fertig. Die Zwiebel-Brotmischung auf die Teller geben, mit Brühe übergießen, frische Petersilie oder Korianderkraut darüber geben. Löffeln und zufriedensein.

Sonntag, 4. August 2013

Der Steinzeithimmel

Wir fahren über den Fuhlensee (von dem nichts mehr zu sehen ist) und über Sarzbüttel nach Albersdorf. In das Steinzeitdorf. Sehen Steinzeitmenschen, beobachten Steinzeitzeremonien und spazieren unter einem Vorzeigesteinzeithimmel.

Samstag, 3. August 2013

Eine Hallig-Hooge-Frau

Letzte Nacht. Im NDR-Fernsehen. Welten, die aufeinander prallen. Hier passt nichts zueinander. Von der Hallig und den Halligleuten, den Halligfrauen, den Halligmännern, den Halligkindern, den Halligkühen, den Halligschafen, den Halligvögeln ... erfahren (und sehen) wir fast gar nichts. Vom Fernsehen und seinen Machern leider viel zu viel.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ndr_talk_show/videos/ndrtalkshow2203.html


Freitag, 2. August 2013

Die Kreisverkehrsinseln

Das Dilemma vom letzten Julitag: wie ist der Plural von Kreisverkehr? Nach Duden ist der Kreisverkehr ein besonders geregelter, kreisförmiger Verkehr um einen Platz herum.
Vielleicht die Kreisverkehrsinseln?
Aber die Verkehrsinsel ist, wieder laut Duden, eine erhöhte Stelle innerhalb der Fahrbahn zur Lenkung des Straßenverkehrs.
Inseln sind immer erhöhte Stellen, sonst wären sie alle längst untergegangen.
Aber Kreise müssen keine Inseln sein.

Donnerstag, 1. August 2013

Der erste August am Wattenmeer

Zum ersten August ein Bambusbild: nach dem Regen und vor der nächsten Hitze. Etwas gebeutelt von Nässe und Wind, aber gut genährt und eigentlich überglücklich. Da heute die Restmülltonne geleert wird, entledige ich mich alles rot-weiß-Patriotischen, das sich aus unverwüstlichem Plastik oder feuersicher und wasserresistent beschichteter Pappe, in der Volksrepublik China, wahrscheinlich von Kinderfingern hergestellt, über die letzten Jahre bei mir angesammelt hat.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Die katalonischen Fahnen

Wir haben in unserem Urlaub so viele Fahnen gesehen, solche und andere, patriotische, nationalistische, extremistische, dass mir die Lust auf jede Art von "Flagge zeigen" (im wahrsten Sinn des Wortes) gründlich vergangen ist. Wir haben auch so viele Kreisverkehre gesehen, dass mir ... aber davon ein andermal, denn mich erschreckt gerade dieser grässliche Plural und der Duden sagt nichts dazu.
Also konzentriere ich mich auf das Wesentliche. Warte den Briefträger ab, bevor ich zum Zahnarzt fahre. Er, der Briefträger, überreicht mir ein überdimensioniertes federleichtes Paket. Auf der Rechnung steht "Diese Sendung enthält nicht alle Teile Ihrer Bestellung." Ja, ohne Rasenmäher ist das MultiMulchTeil in der Tat vollkommen überflüssig.

Dienstag, 30. Juli 2013

Ein andalusischer Hund

Nachklang zu unserem Urlaub in Katalonien, Cadaqués, Dalí usw. Warum der Hund ein andalusischer sein muss, ist mir nicht klar. Alles andere schon.