Die Schweiz ist ein Land von Besserwissern. Ein Land föderalistischer Füdlibürger, engstirniger Gartenhagaufrichter, passionierter Horizontverenger. Es gibt nicht einen einzigen Presseartikel über das derzeit vom Piz Linard bedrohte Bergdorf Brienz/Brinzauls, unter dem im Netz nicht der oberlehrerhafte Kommentar auftaucht, dass es sich bei dem rieselnden Gebirge keinesfalls um den Piz Linard handeln könne.
Nun denn. Nicht einmal die Bündner (= die Bewohner des Kantons Graubünden) scheinen zu wissen, dass in ihrem Kantonsgebiet zwei Berge denselben Namen tragen. Der Piz Linard (2767 müM) auf der Grenze zwischen Albula/Alvra und Lantsch/Lenz und der Piz Linard (3410 müM) auf dem Gemeindegebiet Zernez. Der Piz Linard mit seiner bröckelnden Südflanke über Tiefencastel und der Piz Linard als stolzes Wahrzeichen der Silvretta. Der Piz Linard in Bewegung und der Piz Linard als Status. Luftlinie sind die beiden Gipfel schätzungsweise 35 km voneinander entfernt, verkehrstechnisch sicher um einiges mehr.
Beide gehen der Legende nach auf Namen von Männern wie "Leonhard", "Linard", "Chünard" oder "Chuonard" zurück. Die vielleicht ein womöglich goldenes oder auch nur hölzernes Kreuz auf den Gipfel getragen oder sich in anderer Weise flurnamentechnisch unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis der Unter- oder Oberengadiner eingegraben haben mögen.
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