Vor ein paar Tagen beklagte ich die Bilderflut, die alles Geistige ersäuft und im Nachgang zur digitalen Revolution die Phantasie in die überflüssig gewordene Dunkelkammer sperrt. Nebenbei bemerkt ist das Wort digital - das Zauberwort unserer Zeit - etymologisch verwandt mit digitus, lateinisch für Finger. In der Medizin meint digital das Anfassbare: der Arzt untersucht eine Stelle am Körper seines Patienten mit den Fingern. Und schiebt nicht den ganzen Körper des kranken Menschen in die Röhre. Ende der Abschweifung.
Seit Jahren bemühe ich mich, gedanklich keinen Blick zurückzuwerfen. Nicht auf einen Eintrag von "vor ein paar Tagen" zurückzukommen. Das hat mir (m)eine gestrenge Lehrmeisterin beigebracht. Heute muss ich auf die Bilderflut zurückkommen. Kino existiert ja per definitionem nicht ohne Bilder, Kinematographie ist so etwas wie Aufzeichnung/Wiedergabe bewegter Bilder. Bildersturmflut. Nun forderte kürzlich jemand in einer analogen Gesprächsrunde dezidiert und wiederholt, der öffentliche Raum Kino müsse (wieder, wenn ich mich recht entsinne) geöffnet werden. Ich war perpelx. Ist das Kino ein öffentlicher Raum? Wie die Kirche oder der Marktzplatz, der Parkplatz, der Supermarkt? Und war dieser öffentliche Raum jemals geschlossen? Es wurde gewettert gegen Multiplex-Kinocenter und Filmpaläste, gegen streaming, klar, und als Gegensatz zum heimischen Sofa oder privaten Smartphone all over the world eine (längst abgesoffene?) Welt heraufbeschworen, nämlich der durch lichtdichte Vorhänge abgeschlossene Raum in einerm Provinz(verzehr)kino, in dem alle mucksmäuschenstillsitzen und in eine Richtung gucken. Die be- oder übervölkerte Dunkelkammer?
Vollmond und Halbschattenfinsternis. Der Mond wird vom Halbschatten der Erde bedeckt und zeigt im von der Erde ersichtlichen Universum (=öffentlicher oder offener Raum?) keinen Schatten, nur eine gleichmäßige Tönung (Verdunkelung).
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