Er kam natürlich wieder, mein Untermieter. Gestern. Gegen Mittag, mit wildem Blick und nur scheinbar ausgehungert. Denn er fraß seine Portion, immer noch das erste Frühstück, gar nicht auf, sondern rollte sich erschöpft zusammen und versank in tiefen Schlaf. Kaum war die erste Müdigkeit ausgeschlafen, ging er wieder. Mit demselben wilden Blick, mit dem er gekommen war.
Als ich am späten Nachmittag mein karges Mahl zubereitete, kam er, frohlockend, jauchzend und singend. Präsentierte mir einen jungen Feldhasen! Ich kämpfte mit Brechreiz am Kochherd, als der Kater dem Hasen zu meinen Füßen den Kopf abbiss. Dann kämpfte ich mit dem Kater, der den blutigen Rest nach oben in Sicherheit bringen wollte. Denn erstmal war er nun wieder satt und müde und musste sich erholen. Während er auf dem roten Sofa den Schlaf des Gerechten schlief, legte ich den Felltorso draußen vor der Tür unter den Rhododendron.
Bevor ich das Haus verließ - auch ich hab mal was außerhalb der vier Wände zu tun - kämpfte ich noch einmal mit dem Kater. Mit seiner Begriffstutzigkeit. Kaum war er wieder aufgewacht, suchte er nämlich seine Beute. Im Flur. Dort, wo er sie hinterlassen hatte. Schnupperte die Ecke ab. Seine Nase hatte eine präzise Erinnerung. Ich hingegen öffnete die Haustür. Was ihn verwirrte. Oder ängstigte. Meine erklärenden Worte und deutenden Finger, Hände, Arme erreichten sein Hirn nicht. Dort draußen hatte die Nase nichts zu tun. Erst als er einen Vogel auffliegend oder einen Labrador an der Leine vorbeimarschieren sah, folgte er meinen Lockungen. Und machte sich an die Arbeit.
Es blieb nichts übrig. Nicht ein Fetzen des Fells. Von den Knochen ganz zu schweigen.
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