Donnerstag, 29. Dezember 2022

Bindewortverzicht

Ich glaube, ich tendiere schon seit langem auch zum Verzicht auf Bindewörter. Auf Wörter, die etwas verbinden. Äpfel und Birnen. Auf sogenannte Fügewörter, die etwas zusammenfügen, das vielleicht gar nicht zusammengehört. Am Baum hängen sowohl reife wie auch unreife Früchte (soll vorkommen). Konjunktionen, die etwas kausal verknüpfen oder erklären. Ich schlafe, weil ich müde bin. Ich jetzt schon müde, bevor ich [den ganzen Tag, zwei Stunden in der Mittagshitze] [im Garten, auf dem Bau, in der Fabrik] gearbeitet habe. Die Klammerinhalte sind beliebig erweiter- oder eliminierbar. Ich schlafe, denn ich bin krank. Auch das gibt es. 

Mir würde in allen aufgezählten Beispielen ausreichen zu sagen: Ich schlafe. Oder er oder sie schläft. Je nachdem, welches Geschlecht meine Romanfigur gerade gewählt hat. Waum er oder sie schlafen muss, geht vielleicht aus dem Kontext - aus einem anderen, weder unter- noch nebengeordneten Satz, aus einem Hauptsatz - hervor. Oder die Leser, die Leserinnen müssen selber eine Erklärung dafür finden, warum auch eine literarische Figur mal schlafen muss. Und kann!

Was bedeutet es aber, auf Subjunktionen und Konjunktionen zu verzichten? Inhaltliche Abhängigkeiten nicht mehr deutlich zu machen? Zerfällt dann das Gefüge? Löst sich der Sinn auf? Wenn ohne wenn und aber nur noch Fakten, Farben, Formen aneinander gereiht werden. Ohne warum und wozu und weshalb überhaupt?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen