Donnerstag, 31. März 2022

Schnee

Noch ist der April nicht da. Aber der Schnee! Fällt auf mein Solardach. Also gibt es heute keinen Strom, bis die weiße Decke (Schneebretter) heruntergerutscht und auf unsere Terrassen gefallen ist. Oder oben schmilzt. Beides ist wenig wahrscheinlich bei den vorhergesagten Temperaturen, dem prognostizierten Niederschlag und angesichts wilder Wetterwarnungen vor Windböen aus Nordost.

Eine Frau soll nicht zurückblicken (sagt die Bibel). Ich tue es trotzdem, denn heute werde ich so oder so erstarren zur Eissäule: Vor einem Jahr war ich anbaden in der Nordsee in der Meldorfer Buch!

Mittwoch, 30. März 2022

Kälteoffensive

Nun kommt der April. Und mit ihm das Wetter. Heute Nacht soll es eine Kälteoffensive geben. Ich rücke meine Töpfe an die Hauswand. Den Oleander kann ich nicht mehr von der Stelle bewegen. Ich umhülle ihn mit einem asiatischen Vlies. Und kessle ihn ein mit den Mülltonnen. Ich hoffe, dass er so vor dem Schlimmsten bewahrt wird. Der Krieg steht in unseren Vorgärten. Mein schwarzer Kater schläft gerade unschuldig auf dem roten Sofa. Aber wenn der Sonnenuntergang naht, egal ob ich ihn am Himmel sehe oder nicht, dann muss mein Kater raus. Trabt über die Straße, nicht ohne sich vorsichtig nach links und nach rechts umzuschauen und jagt wie vom Teufel geritten in den Vorgarten des einen oder anderen Nachbarn. Er spürt es in meinem Wohnzimmer, wenn sich die Sonne dem Horizont nähert. Und er weiß schon, bevor er vom roten Sofa hinunterspringt, wo sich seine Feinde formieren und wo seine Freundinnen Stellung beziehen.

Dienstag, 29. März 2022

Linksrechtsoffensive

Ich weiß nicht, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist. Seit ich mit dem vietnamesischen Mönch in NY (manchmal ist er auch in California, manchmal steht er on the mountain, manchmal at the beach manchmal sonstwo zwischen Himmel und Erde, im Wald, im flirrenden Schatten der Bäume, im Wind, an blühenden Sträuchern oder vor dem Eingangstor zum blue cliff monastery) täglich Qigongmeditation mache, verliere ich zunehmend den Überblick über meine rechte und meine linke Seite. Er sagt ja ständig to the right (side) oder turn left oder look back, knees straight, take a deep breath usw. Manchmal stockt er, weil er kein native speaker ist. Weil auch er nachdenken muss und sich doppelt konzentrieren auf die Wörter. Und die richtige Seite. Right. Left. In. Out. Das geht mir im Polnischen genauso. Aber nun fällt mir auf, dass ich plötzlich nicht mehr weiß, wo meine rechte oder linke Seite ist. Egal in welcher Sprache. Den Mönch sehe ich vor mir, mir zugewandt, auf dem Smartphonebildschirm. Also spiegelverkehrt. Er bietet an, dass wir es so oder anders machen können, wie es einfacher ist. Für AnfängerInnen. Ich bin keine Anfängerin. Und muss auch nicht mehr ständig gucken. Es reicht, wenn ich ihn höre. Turn right. To the left. One more time. Die Bewegungen kennt mein Körper mittlerweile. Das Hirn hat auswendig gelernt. Das hätt' ich vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass ich den dreagon ohne Ansage korrekt ausführe. Mit ein bisschen Schweiß. Und viel Feuer am Schluss. Dass ich alle englischen Kommentare verstehe. Auch mit vietnamesischem Akzent. Dass ich plötzlich links von rechts nicht mehr unterscheide oder die eine Seite mit der anderen verwechsle. Vielleicht hat das alles keine Bedeutung mehr. Oder wie soll ich die rechts-links-rechts-links-Offensive verstehen?

Mein neuestes Lieblingsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=jUurEJSaZOE

Montag, 28. März 2022

Aufgefallen

Mozartprobe in Marne. Credo (in unum deum ...). Mir fällt auf, dass ich probeweise problemlos den Sopran mitsingen kann. Der Alt hingegen ist mir fast zu tief. Früher habe ich immer lieber tief gesungen. Meine Nachbarin meint, das E-Piano des Dirigenten sei tiefer gestimmt. Auch sie wundert sich, dass sie dem Sopran ohne Mühe folgen kann. Ich weiß, dass ich seit 2 Jahtren fast ununterbrochen täglich um 9 Uhr einsinge - ohne danach außer einem Kanon wirklich zu singen - und dass mir da schon ständig auffällt, dass die Höhen an guten Tagen für mich in greifbare Nähe rücken.

Dann fällt mir auf, weil heute die drei oberen Stimmen zusammen proben - also ohne Bass -, dass eine neue Sängerin im Sopran sitzt. Aus Heide. So treffen wir uns wieder. Beim Credo (... patrem omnipotentem).

Und last but not least fällt mir beim Blick in die Runde auf, dass im Tenor viele Damen sitzen. Das ist nicht unüblich. Eine mit blonden dreadlocks! Am liebsten würde ich ihr anerkennend auf die Schulter klopfen. Aber da geht nicht mitten im Credo (... factorem coeli et terrae). Das Geschehen konzentriert sich nun in Süderdithmarschen. Credo (... visibilium omnium et invisibilium).

Ich werde bis vor die Haustür gefahren - von einer anderen Sopranistin. Die Mitfahrgelegenheiten mehren sich von Mal zu Mal. Herr Caruso freut sich, dass ich schon wieder durch die Tür trete.

Sonntag, 27. März 2022

Angerichtet

Herr Caruso freut sich. Das Frühstück kommt eine Stunde früher. Die Sonne geht eine Stunde später (nicht) auf. So viel Nebel war schon lange nicht mehr. Er (der Nebel) hält sich hartnäckig den ganzen Vormittag und er (der Kater) rollt sich nach dem zweiten Frühstück zufrieden auf dem Sofa ein. Der Wind nimmt zu und die Temperaturen fallen kontinuierlich. Ich setze mich zum schlafenden Kater aufs Sofa und höre einen katholischen (!) Radiogottesdienst aus Stralsund. Dann lese ist, was wir Menschen so alles anrichten. Und bereits angerichtet haben. Irreversibel.

Samstag, 26. März 2022

Ausgefallen

Nun hat fff (fridays for future) eine Musikerin wegen der falschen Frisur ausgeladen. Bzw ihr ein Ultimatum gestellt, falls sie bis gestern Friday ihre Haare geschnitten habe, dürfe sie auftreten. 

Nun stellt Euch mal vor, man hätte damals (lang ist's her) Kohls Mädchen "ausgeladen" (aus der CDU, aus dem Wahlkampf, aus der Politik überhaupt), weil ihre Frisur den Grauhaarigen und Glatzköpfigen nicht passte. Stellt Euch mal vor, man hätte ihr ein Ultimatum gestellt, sie könne nur Kanzlerin werden, wenn sie ihre Frisur ändere ... das hat sie ja im übrigen auch getan. Trotzdem. Die schlichte Haarpracht des Mädchens war alles andere als politisch aufgeladen - im Gegensatz zu der von fff verschmähten Cellistin - sie entsprach nur nicht gängigen ästhetischen Vorstellungen. Das Prinzip "nur mit der richtigen Frisur!" setzt sich auch in anderen Bereichen nicht durch. Es gibt eine weiße Literaturnobelpreisträgerin, die mit ihren schwarzen dreadlockes ihre Nobelpreisrede hielt und später zur Linken des schwedischen Königs tafelte. Und mit seiner königlichen Hoheit angeblich über die Jagd smalltalkte. Kein Mensch hat sich darüber den Mund zerrissen.

Freitag, 25. März 2022

Morgennebel

Am Wattenmeer ist der Frühling feucht und erfrischend. Im Gegensatz zum staubigen Frühling in Tsukuba. Trotzdem will der Bambus bereits gewässert werden. Heute liegt so dichter (undurchdringlicher) Morgennebel über der Feldmark, dass der Dom nicht zu sehen ist. Aber die Sonne geht auf. Eine blutrote Kugel. Meine Blutpflaume blüht und der Oleander wartet auf frische Erde und einen größeren Topf.

Donnerstag, 24. März 2022

Schlachtfeld

Herr Caruso kommt nach Hause, will aber nicht fressen. Verschmäht sein Frühstück. Die menschliche Katermutter macht sich sofort Sorgen. Das arme Tier! Ist krank! Muss womöglich zum Tierarzt ...

Später am Tag, am hellen sonnigen Mittag, beim Versuch, eine verholzte Kletterrosewurzel aus dem Brombeerbeet auszugraben, sieht die Katermutter den Grund für die Appetitlosigkeit ihres Schützlings: in der Nacht muss im Garten Krieg getobt haben wie im Osten. Der Rasen ist übersät mit feinen und unfeinen Federn. Daunen. Gestreiften. Schneeweißen. Tauben? Elstern? Jedenfalls keine Amselschwarzen! Vielleicht hat Herr Caruso sich endlich mit dem Nachbarskater verbündet und gemeinsam Jagd gemacht auf das Federvieh (=Angriffskrieg!). Es muss ihm schwer im Magen liegen, denn er ist ruhelos. Findet seinen Vormittagsschlaf nicht. Muss mehrmals die Katzenklappe durchqueren, um in Nachbars Garten die unverdaulichen Teile loszuwerden.

Mittwoch, 23. März 2022

Mund

Mit offenem Mund - singen wir seit zwei Jahren auf youtube (jawosonstdenn?) täglich um 9 live ein. Wahrscheinlich können nun alle, die etwas (oder alles) verpasst haben und nacharbeiten wollen, die schätzungsweise 730 streams nachhören. Viel Spass dabei! Ich bin überfordert, Euch vorzurechnen, wie viel Zeit Ihr dafür investieren müsst. Pro Tag eine gute halbe Stunde (in letzter Zeit wird soviel gequasselt, dass die 30 Minuten regelmäßig so sehr überdehnt werden, dass die Grenze meiner Geduld erreicht ist!). In 24 Stunden haben also nicht 48 dieser halben täglich live-Einsingen-um-9 Platz, sondern vielleicht nur 40 oder 43 - vorausgesetzt, auf jede andere Aktivität wie schlafen, essen, schreiben, spazieren gehen, Kater streicheln usw wird konsequent verzichtet ...

Mit offenem Mund staunend einatmen. Lautlos!

Dienstag, 22. März 2022

Mond

Natürlich steht der Mond gerade jeden Tag noch am Himmel, wenn die Sonne aufgeht. Aber immer ein wenig mehr verrutscht. Nach Süden. Und natürlich höher an diesem Himmel. Bis zum Untergang muss er täglich bei uns da oben noch ein bisschen ausharren. Und immer etwas mehr angeknabbert, auf der anderen Seite. Ich muss meinen Bambus pflegen und wässern. Die Erde ist schon wieder staubtrocken.

Montag, 21. März 2022

Marne

Ich fahre nach Marne zur Probe. Mit dem Bus hin. Und mit RUDI zurück. Das wird nun normal. Auf der Hinfahrt hat der Himmel noch Reste von Licht und Farben zu bieten. Demnächst werde ich wohl mit dem Fahrrad fahren können, denke ich.

Sonntag, 20. März 2022

Eiswind

Frühlingsanfang und nochmals Bodenfrost. Eine blutrote Kugel steigt im Osten über den Horizont. Der Winter will es nochmals wissen. Für den ganzen Tag ist ununterbrochen Sonne angesagt. Und zunehmend eisiger Wind. Am Nachmittag Orkanböen. Aus Sibirien.

Samstag, 19. März 2022

Mondunter- und Sonnenaufgang

Natürlich kommt es jeden Monat mindestens einmal, in Ausnahmefällen sogar zweimal vor, dass die Sonne untergeht, wenn der Mond aufgeht und umgekehrt. Aber nicht immer sehe ich es mit eigenen Augen gleich zweimal am Tag. Nicht immer passt es. Wenn zum Beispiel ein Orkan durch die Marschkammer trampelt. Oder die Marschbauern Gülle ausführen. Oder die Zeit ungünstig ist, zu früh oder zu spät. Zum Aprilvollmond geht die Sonne wieder ungefähr zu derselben Zeit auf dem Wecker auf wie heute oder gestern. Nach der Zeitumstellung, die nun doch nie wieder abgeschafft werden wird, worüber sich die Mechaniker und Spurenpolierer im Weltall wahrscheinlich kaputt lachen. 

Also heute noch einmal. Klamme Finger. Eine triefende Nase. Bodenfrost. Der Mond steht prall und rosig im Westen, Westnordwest. Und die Sonne kommt gülden im Osten hoch, Ostsüdost. Sofort frisst sie seine Anmut und jagt ihn blass und blutleer über den Rand der Scheibe. Respektive hinter die Silhouette des Doms. Eifersüchtig und herrisch. Bei uns ist bereits heute der Tag länger als die Nacht.

Freitag, 18. März 2022

Mondauf- und Monduntergang

Das kommt nicht oft vor. Am Morgen Sonnenaufgang und Monduntergang, am Abend Sonnenuntergang und Mondaufgang fast gleichzeitig gesichtet in der Feldmark, in entgegengesetzten Himmelsrichtungen natürlich und nach ungefähr genau 12 Stunden. Mit etwas klammen Fingern, aber was solls. Vollmond im März mit Bodenfrost und frischem Abendwind. Es soll Menschen geben, und zwar immer mehr, die wieder glauben wollen, die Erde sei eine Scheibe. Dabei hilft es herzlich wenig, diese Andersdenkenden und Andersgläubigen als Spinner, Chaoten oder Dummköpfe zu bezeichnen. Davon verschwinden die nicht und ändern auch nicht ihre Ansichten, sondern fühlen sich zurecht beleidigt und nicht ernst genommen. Der Wunsch nach sichtbarer Klarheit ist verständlich - einer Scheibe eben, die Anfang und Ende hat, also einen eindeutigen Punkt, bis zu dem man gehen darf und weiter besser nicht, weil man runterfällt (wohin?) und wahrscheinlich nicht mehr hochkommt.

Ich gehe gedanklich einen anderen Weg. Seit ich gesehen habe, welche Bahnen die Planeten ziehen und welche Bilder dabei entstehen, in zeitlichen Dimensionen, die unser irdisches Dasein sprengen und winzig und bedeutungslos machen, seit ich Herrn Warm sagen hörte, die Signaturen der Sphären seien schwer in Worte zu fassen, viel einfacher sei es, sie zu zeigen, mit Computersimulationen deren Jahrhundertschritte zu komprimieren und auf eine dreidimensionale Fläche (das Weltall als Scheibe? Als Wille und Vorstellung auf einem Flachbildschirm?) zu projizieren, seither weiß ich, dass die Sprache tatsächlich ausgedient hat. Da mutete es geradezu lächerlich an, dass einer meint, wenn er die Verwendung des Wortes "Krieg" zum Verbrechen erklärt, sei die Sache selbst, der Krieg und das mit ihm verbundene blutige Gemetzel, keines mehr.

Donnerstag, 17. März 2022

Haru ichiban no kase

Ich habe ihn wieder gefunden, den japanischen Wind. Und seinen Namen. Ich habe ihn gefunden, nicht weil ich eine Windfinderin bin (auch dieses Wort ist bereits besetzt), sondern weil ich mich erinnerte, an welcher Straßenecke in Tsukuba die beiden, der Wind und sein Name, mir entgegenkamen. Und da ich fast so ordentlich bin wie die Japaner, gibt es dazu einen blogeintrag - am 24. Februar 2005.

17 Jahre später bedeutet der 24. Februar verbrannte Erde. Verbrannte Kinder. Verbrannte Hoffnungen. Tut mit leid. Das konnte ich damals nicht wissen und so zitiere ich mit zugeschnürter Kehle: "Haru ichiban no kase. Wörtlich und der Reihe nach: Frühling Nummer eins von Wind."

Mittwoch, 16. März 2022

Schattenspiele

Was wollte Kaczyński, der noch lebende Zwilling, in der Ukraine bei Wołodymyr Zełenski (so schreiben die Polen den Namen des ukrainischen Präsidenten)? Eine Reise durch den Bombenhagel? Wo doch Kaczyński ein Heer von bodyguards nur für seine winzige Person beschäftigt und sich bei akuter Gefahr am liebsten in den Kleiderschrank seiner Mutter verkriecht. Wozu brauchte Morawiecki (der amtierende polnische Ministerpräsident) seinen Stellvertreter? Seine Kollegen aus Tschechien und Slowenien schafften die Reise doch auch ohne Händchenhalter. Und überhaupt. Die Polen, der Offizielle und sein Schatten, als Vertreter der EU auf Friedensmission? Surfen im Windschatten der Weltgeschichte? Ich reibe mir die Augen. Zu Hause können sie nicht laut genug gegen eben diese EU wettern, und unternehmen alles, um den polexit auf allen denkbaren Ebenen voranzutreiben. Jeszcze Polska nie zginęła ... 

Die polnischen Kommentare heute früh sagen es: wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Kaczyński will die nächste Wahl gewinnen und eine Nato "Friedenstruppen" in die Ukraine schicken. Beides ist entweder dumm oder zynisch, blauäugig oder bösartig. Herr K will, seit sein Zwillingsbruder nicht mehr lebt, dessen Tod rächen, an wem auch immer. Er will zündeln, Unfrieden stiften, möglichst zwischen Großen und selbst unsichtbar bleiben, geduckt unter der Treppe hocken. Als Feigling beansprucht er einen festen Platz in den Geschichtsbüchern. Als Katholik geht er in die Hölle ein, das ist so sicher wie das berühmte A... in der Kirche. Wie Herr P ist auch Herr K ein Mann von relativ kleinem Wuchs, den er mit einem entsprechend großen ego kompensiert. Herr K wurde und wird im Volksmund gerne alliterierend kartofel genannt. Über Herrn P's Kosenamen bin ich leider gerade nicht auf dem Laufenden.

Dienstag, 15. März 2022

Frühling

Wenig Regen in der Nacht. Viel Feuchtigkeit am Morgen. Dicker Nebel. Meine Regentonne hat eine Handbreit Wasser aufgenommen. So ein Tag, grau in grau, nicht sehr kalt, mit ein bisschen Saharastaub in der Luft, der beim Atmen kratzt, in der Kehle und in der Nase - erinnert mich immer an Japan. In Tsukuba verlor der Tag mit Frühlingsbeginn, mit dem Frühlingsanfangswind, der dort einen speziellen Namen hat, den ich leider vergessen habe, alle Farbe und alle Frische. Die Welt wurde grau, braun, trocken, stickig, eintönig, düster. Es war nicht mehr kalt und noch nicht warm. Der Himmel war nicht mehr stahlblau und die Sonne zeigte sich von früh bis spät nicht. Nicht einmal Fuji nickte mir noch zu mit seinem schneeweißen Haupt.

Montag, 14. März 2022

Monday for ...

... Pi. Heute ist pi day (zur Erinnerung: 3.1415926 ...). Ich entdeckte die erste Zecke im Fell meines Lieblingsmonsters. Es ist höflich und hält still, bis ich sie herausgedreht habe mit meinem Zeckenwerkzeug. Sie ist winzig und er, der Kater bekommt ein bisschen Kokosfett hinter die Ohren. Er liebt das und leckt mir die Fettreste von den Fingern. Ich fahre nicht nach Marne. Bin etwas verschnupft.

Sonntag, 13. März 2022

Sunday for ...

... harmony. Das ist nichts Neues. Schon Pythagoras wusste von der Sphärenharmonie, vom wohlgeordneten Weltall. Kepler hat diese Sicht der Dinge in seiner Harmonices mundi - der Weltharmonik - verfeinert. Niemand hat Kepler in den letzten 400 Jahren wissenschaftlich widerlegt.

Nicht nur mich erstaunt und fasziniert, dass die geometrische Ordnung der Sphären, die Hartmut Warm als Signatur der Sphären bezeichnet und mit seinen Computermodellen visualisiert, offenbar einer musikalischen Ordnung entspricht. Dass die Geschwindigkeit, mit der die Planeten sich um die Sonne bewegen, von Gravitationskräften, also von der Entfernung oder Nähe zu dieser beeinflusst werden. Erscheint logisch. Es gibt für jeden Planeten einen von der Sonne entferntesten Punkt (Aphel, zu griech. apo = entfernt und helios = Sonne) und einen der Sonne nächsten Punkt (Perihel, zu griech. peri = ringsum und helios = Sonne). Ist auch logisch. Jeder Planet hat sein eigenes Tempo und verändert es in seinem Sinn. Die Proportionen aber, die sich ergeben, wenn man die Planeten in Bezug zueinander setzt, entsprechen offenbar musikalischen Intervallen. 

Peter Heeren arbeitet an seiner Kepler-Suite. Ich bin noch weit davon entfernt, zu verstehen, was er da, zB hier, eigentlich tut.

Samstag, 12. März 2022

Gonging for Peace

Die Kirchengemeinde Windbergen lädt zu einem Gongkonzert ein. 

Heute, Samstag, 12.03.2022, um 11 Uhr spielt Peter Heeren (Kantor in Marne) in der Kirche Zum Heiligen Kreuz in Windbergen (Kirchstraße 1, 25729 Windbergen) seine wunderbaren Gongs. 

Das Konzert findet statt unter dem Motto "Gonging for Peace". Es handelt sich um eine Benefizkonzert. Alle Spenden werden an die Diakonie Katastrophenhilfe für den Sammelzweck „Ukraine“ weitergeleitet.

Und wer dann noch nicht genug hat, fährt subito nach Marne zu den Goldbergvariationen mit Paul Fasang (Korrepetitor am Hamburger Michel) an der Orgel:

16 Uhr, Maria-Magdalenen-Kirche (Am Kirchhof 17, 25709 Marne):

Paul Fasang spielt an der Orgel der Maria-Magdalenen-Kirche ein sehr beliebtes Werk von Bach, das dieser eigentlich für Cembalo komponiert hatte. Paul Fasang spielt also eine eigene Transkription dieses Werkes, das dem Spieler die allerhöchste Spieltechnik abverlangt. Bach hat dieses Werk für den zu diesem Zeitpunkt 13 jährigen Johann Gottlieb Goldberg verfasst, damit dieser es seinem Vorgesetzten, dem Grafen Hermann Carl von Keyserlingk zur Aufheiterung schlafloser Nächte vorspielen konnte.

Freitag, 11. März 2022

Arbeit

Ich bin wieder on the line und setze meine Arbeit fort. "Alleluja i do przodu" - das mittlerweile geflügelte Wort in Polen war einst der zynische Geburtstagswunsch des erzkatholischen Paters Rydzyk für den noch lebenden Zwilling, Jarosław Kaczyński. Alleluja i do przpodu - frei übersetzt etwa "Alleluja und weiter so ...". Seither hat sich Rydzyks Imperium von Kaczyńskich Gnaden - oder Kaczyńskis Imperium von Rydzyks Gnaden ins Monströse verwandelt. Es ist auch völlig egal, in welche Richtung wir denken, die gegenseitige Abhängigkeit von Kirche und Macht ist gefährlich und menschenverachtend. Die Polen fürchten sich gerade sehr von einer Invasion von außen, von Osten. Aber von innen sind sie längst besetzt und geknebelt.

Donnerstag, 10. März 2022

Handarbeit

Obwohl ich nun tagsüber Strom im Überfluss zur Verfügung habe, bin ich dazu übergegangen, die Bohnen für meinen espresso von Hand zu mahlen. Der Kaffee schmeckt einfach besser. Und die Bohnen lassen sich feiner mahlen. Obwohl ich seit Jahren nichts Überflüssiges mehr kaufe, schien mir die Handkurbel eine nachhaltige und sinnvolle Anschaffung. Wie einst der Milchschäumer, den ich manuell (!), zwischen den Handflächen, betätige. Nun trinke ich aber kaum noch Milchkaffee. Das schlichte design der Kaffeemühle hat mich verführt. Ich gebe zu, dass auch ich meine Schwächen habe. Irgendwie wollen wir ja überleben in unserem Überfluss. Am Mittag brauche ich mittlerweile ein bis zwei starke, schwarze, leicht gesüßte espressi. Während der eine blubbert, drehe ich die Kurbel für den nächsten. Auch die Hände wollen ewig bewegt bleiben.

Mittwoch, 9. März 2022

writing

Der Nachbar sagt, dieser Winter sei der schlimmste seines ganzen Lebens. Je nach Zeitrechnung dauert er noch an. Ich überlege, ob ich eine ähnliche - adäquate - Aussage treffen könnte. Dass ein Winter oder ein Sommer, ein Jahr, ein Monat, ein Tag oder auch nur eine Stunde ... der oder die oder das schlimmste in meinem (bisherigen) Leben gewesen sei. Ich kapituliere und er verspricht, mir in den nächsten Tagen 2 x 40 Liter Biopflanzerde zu besorgen. Für meine diesjährigen Tomaten. Die letztjährige Ernte war tatsächlich die schlechteste gewesen. Seit ich Tomaten selbst ziehe.

Ich grüble seit Wochen, Monaten, während eben dieses letzten Winters, der für mich vorbei ist und den ich abgesehen vom Grübeln in gar nicht so schlechter Erinnerung habe, über eine Sache, die ich zu Papier bringen muss. Zu Papier bringt man heutzutage gar nichts mehr, das ist eine völlig aus der Zeit gefallene Metapher. Papier ist knapp geworden, heißt es, Benzin teuer. Das trifft auch die Kultur. Ich schreibe ohne Substanz, ohne Materie. Am Mittag mit Strom vom Dach und am Abend mit der Energie, die verbleibt. Meist ist das nicht mehr viel. Ich bin dabei, meinen Tag komplett auf den Kopf zu stellen.

Dienstag, 8. März 2022

landscape

Mein Ausflug nach Marne gestern abend bescherte mir eine ruhige Nacht. Von der Landschaft habe ich nicht viel gesehen, denn es war stockdunkel. Im Bus war ein zweiter Busfahrer (wahrscheinlich auf dem Weg nach Hause, in den verdienten Feierabend, nach Brunsbüttel oä), der mit dem am Steuer während der ganzen Fahrt die große Weltpolitik verhandelte. So laut, dass ich es auch in der hintersten Reihe hörte. 

Wir probten nur das Gloria. Mozart. Krönungsmesse. Nur Alt und Bass. Nur eine Stunde. Neue Leute, neue Sängerinnen, das bekannte Problem mit den Männern, die den Damen zahlenmäßig weit unterlegen sind. Ein neuer Dirigent. Erfrischend! Coronabedingt bei offenen Fenstern. Und dann fuhr mich RUDI, das Anrufsammeltaxi wieder zurück durch die stockdunkle Nacht.

Montag, 7. März 2022

landscapewriting

Vielleicht ist das, was ich tue landscapewriting - ich weiß es nicht. Es kommt gerade in Mode, eine "ökologischen Poetik" zu fordern. Aber wozu? Wer will denn Umweltgedichte lesen? Die Amseln in meinem Garten veranstalten gerade ihre Balztänze - oder wie auch immer das bei den Vögeln heißt. Da geht es forsch und brutal zur Sache. Außerdem bauen sie emsig an ihren Nestern und kümmern sich einen Dreck um die Politik!

Landschaftspoetik könnte zum gesellschaftlichen Unruheherd werden, höre ich, zum Störfaktor. Störfaktoren gibt es in AKW's, und Unruheherde auf den Straßen. Ein aspirierender junger Politiker soll gesagt haben "Wir haben keine Sprache für die Klimakrise". Von mir bekommt ihr sie aber nicht zum Nachplappern. Meine Sprache ist schwer vermittelbar.

Das Austauschstipendium übrigens, das mir die altehrwürdige Lomonossow Universität in Moskau über mehrere Semester hinweg verweigert hatte, bekam ich dann von der Universitas Varsoviensis zugesprochen - für mehrere Semester. Ich zögerte damals keine Sekunde: "Hauptsache weg!" Warschau und Polen haben, im Nachhinein betrachtet, meine poetischen Sinne sicherlich mehr geschärft, als es das Zarenreich je imstande gewesen wäre. Von meiner übersättigten Heimat ganz zu schweigen.

Wenn es stimmt, dass Kinder des Kremlchefs sowie deren Mutter einen Schweizer Pass besitzen, wenn es stimmt dass der gute Vater seine Zweit- oder Drittfamilie im Tessin "versteckt", dann dürfte eigentlich auch klar sein, wohin seine exit-Strategie führen wird. Escapewriting!

Sonntag, 6. März 2022

Kiewer Rus

Als ich vor einer gefühlten Ewigkeit auf einem gefühlt anderen Stern Slavistik zu studieren begann, hat man uns als erstes mit dem Kirchenslavischen geplagt. Die Texte, über denen wir damals schwitzend saßen, stammten allesamt aus der Kiewer Rus, aus dem Kiewer Höhlenkloster. Ursprung der Sprache, der Literatur, des Glaubens war und ist - nicht nur im unschuldig naiven Beginn meines Studiums - nicht Moskau sondern Kiew. Die Taufe Russlands fand am Dnepr in Kiew statt und nicht an der Moskwa in Moskau und nicht auf der Krim! Moskau war damals, zur Hochblüte der Kiewer Rus, als Dichtungen wie das Igorlied entstanden, höchstens eine Ansammlung von Holzhütten, die der Goldenen Horde wenig entgegensetzen konnte und schon mal im Vorbeigehen abgefackelt wurde. Und Moskau war damals, als ich in Basel zu studieren anfing, das Machtzentrum der Sowjetunion, das mir über Jahre ein Austauschstipendium verweigerte! So what?

Der Kreml war immer ein politisches Zentrum, kein spirituelles. Heute sitzt dort der Herr der langen Tische und versucht mit langen Messern Unsterblichkeit zu erlangen. Der Patriarch der Russisch Orthodoxen Kirche sprach es heute in seiner Sonntagspredigt aus: dieser Krieg (er nennt das blutige Geschehen natürlich anders) habe keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung. 

Ja - denn in irgendeinem hoffentlich gut geschützten Keller in Kiew sitzt im Militärhemd ein kreativer Kopf, ein  Mann der Sprache, der Kultur, des Witzes, des intellektuellen und historischen Anstands und Weitblicks.

Die symbolische Botschaft hinter diesen Bildern stimmt. Darüber rollt nun eine leider nicht mehr aufzuhaltene Feuerwalze. Aber die Seele kann man weder verkaufen noch verbrennen noch versetzen noch umbenennen. Die Kiewer Rus bleibt die Kiewer Rus.

Samstag, 5. März 2022

Rosinen

Bei allen freundlichen Beteuerungen weltweit dürfen wir sicher sein, dass sich andere Saubermänner an dem Herrn im Kreml ein Beispiel nehmen werden. Der Herr im Kreml seinerseits hat sich sicherlich ein Beispiel genommen an den Helvetischen Bankgeheimnishütern, wie man freie Journalisten mit Strafdrohungen mundtot machen kann. (Ich frage in Klammern bemerkt nicht, wie viel Vermögen der eine bei den anderen sicher verwahrt weiß - zweifellos eine win-win-situation). Jeder pickt sich aus diesem blutigen Machtpoker die Rosinen heraus, die ihm selbst in Zukunft strategische Vorteile verschaffen werden. Und das ist nicht ohne sondern so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Sonne geht auf und mein Dach produziert Strom für meine morgendliche Kontemplation.

Freitag, 4. März 2022

Stacheldraht

Ich vermute mal, dass Herr Caruso mit seinem sturen Kopf irgendwo in Stacheldraht oder etwas ähnliches geraten sein muss. Die Tierärztin erkannte zwei Möglichkeiten: Verletzung durch Kampf, Biss, hirnloses Verhalten. Oder Allergie. Für letzteres sehe ich keinen Grund. Er frisst, was er immer frisst, Leckerlis bekommt er kaum, was er nachts auf seinen Beutezügen ergattert, entzieht sich meiner Kenntnis. Außerdem ist die Stelle mitten auf der Stirn, zwischen Auge und Ohr eine, meine ich, eher untypische allergene Zone. Aber ich kann mich irren. Wenn ich ihn beobachte, wenn er sich auf seinen Weg macht, wie er durch meine Hecke schleicht, mit geducktem Kopf, dann würde sich eher, wenn irgendwo plötzlich ein Draht gespannt ist zur Sicherung vielleicht größerer Tiere, meine Stacheldrahttheorie bestätigen. Wie auch immer. Anders als in der großen weiten Welt gibt es hier ein kleines Wunder. Die Medikamente wirken, die Wunde schrumpft und trocknet, Schorf fällt ab, der Patient schläft sich gesund.

Donnerstag, 3. März 2022

Zeitenwende Zwo

Seit gestern kurz nach Sonnenuntergang nimmt der Mond wieder zu. Und ich bin von der Welt abgeschlossen. Meine Website ist nicht erreichbar, keine mails erreichen mich. Das hat nichts mit meinem Solardach zu tun, auch nichts mit den Kriegstreibern, sondern ist (nur) eine Verkettung unglücklicher Umstände oder menschlich allzumenschliches Versagen.

Ansonsten sind wir wohlauf!

Mittwoch, 2. März 2022

Zeitenwende

Meine persönliche Zeitenwende sieht so aus: nur noch bei Sonnenschein! Arbeiten, kochen, waschen, backen, putzen, Akkus aufladen und so weiter. Die Spülmaschine läuft gerade zum ersten Mal direkt mit Strom vom Dach. Der Computer auch. Und was sonst noch so "läuft" - es läuft ja meist mehr, als Mann oder Frau sich denkt. Ich habe zwei Monate und zwei Tage gebraucht, um die kleine PV-Anlage, deren Förderung zum 31.12.2021 ausgelaufen ist, auf vorrangig Eigenverbrauch umstellen zu lassen. Niemand hatte ein Interesse daran, dass das pünktlich geschieht, denn es ist ja nur zu meinem Nutzen. Und es gibt tausend gute Gründe, warum ein Handwerker einen Termin wieder verschieben muss oder eine Betreiberfirma sich monatelang nicht rührt. Zuletzt waren es die Sturmschäden. Nun ist aber die Zeitenwende eingeläutet und bei mir gibt es nur noch bei schönem Wetter Kaffee, Kuchen, Suppe oder was auch immer. Der Rasenmäher läuft ja sowieso nur bei Sonnenschein, zudem mit Batterie. Wie der Staubsauger und das Handy, aber auch das Festnetztelefon. Ich werde nur noch bei Sonnenschein laden (ja, baden auch!) und bin dann vielleicht bei länger anhaltenden Regenereignissen off - running out of battery heißt das in meiner neuesten Lieblingssprache. Ein rundumerneuertes Glücksgefühl! Solange das Wetter mitspielt, versorge ich mich selbst.

Dienstag, 1. März 2022

Frühlingsanfang

Der erste. Der Meteorologische. Der Vorfrühling hat in meinem Garten schon vor Wochen begonnen. Die Schneeglöckchen verblühen bereits. Weidekätzchen habe ich keine mehr, auch die Forsythie musste letztes Jahr einem Schmetterlingsflieder weichen. Nachtfrost. Bodennebel. Bodenfrost. 

Die Tierärztin konnte Herrn Carusos Wunde nicht untersuchen. Nur ein Blick durch den vergitterten Transportkorb war ihr gestattet. Ansonsten benahm sich mein Pelztier leider wie der Aggressor im Osten. Knurrte, fauchte und fletschte. Spie Feuer! Also bekam er erstmal vorsorglich Antiobiotika und Penicilin in den Hintern gespritzt. Das ging. Zu Hause wollte er nur Futter. Und dann musste er auch gleich durch die Katzenklappe los zu einem date. Ohne ein Wort des Dankes.