Das kommt nicht oft vor. Am Morgen Sonnenaufgang und Monduntergang, am Abend Sonnenuntergang und Mondaufgang fast gleichzeitig gesichtet in der Feldmark, in entgegengesetzten Himmelsrichtungen natürlich und nach ungefähr genau 12 Stunden. Mit etwas klammen Fingern, aber was solls. Vollmond im März mit Bodenfrost und frischem Abendwind. Es soll Menschen geben, und zwar immer mehr, die wieder glauben wollen, die Erde sei eine Scheibe. Dabei hilft es herzlich wenig, diese Andersdenkenden und Andersgläubigen als Spinner, Chaoten oder Dummköpfe zu bezeichnen. Davon verschwinden die nicht und ändern auch nicht ihre Ansichten, sondern fühlen sich zurecht beleidigt und nicht ernst genommen. Der Wunsch nach sichtbarer Klarheit ist verständlich - einer Scheibe eben, die Anfang und Ende hat, also einen eindeutigen Punkt, bis zu dem man gehen darf und weiter besser nicht, weil man runterfällt (wohin?) und wahrscheinlich nicht mehr hochkommt.
Ich gehe gedanklich einen anderen Weg. Seit ich gesehen habe, welche Bahnen die Planeten ziehen und welche Bilder dabei entstehen, in zeitlichen Dimensionen, die unser irdisches Dasein sprengen und winzig und bedeutungslos machen, seit ich Herrn Warm sagen hörte, die Signaturen der Sphären seien schwer in Worte zu fassen, viel einfacher sei es, sie zu zeigen, mit Computersimulationen deren Jahrhundertschritte zu komprimieren und auf eine dreidimensionale Fläche (das Weltall als Scheibe? Als Wille und Vorstellung auf einem Flachbildschirm?) zu projizieren, seither weiß ich, dass die Sprache tatsächlich ausgedient hat. Da mutete es geradezu lächerlich an, dass einer meint, wenn er die Verwendung des Wortes "Krieg" zum Verbrechen erklärt, sei die Sache selbst, der Krieg und das mit ihm verbundene blutige Gemetzel, keines mehr.