Natürlich kommt es jeden Monat mindestens einmal, in Ausnahmefällen sogar zweimal vor, dass die Sonne untergeht, wenn der Mond aufgeht und umgekehrt. Aber nicht immer sehe ich es mit eigenen Augen gleich zweimal am Tag. Nicht immer passt es. Wenn zum Beispiel ein Orkan durch die Marschkammer trampelt. Oder die Marschbauern Gülle ausführen. Oder die Zeit ungünstig ist, zu früh oder zu spät. Zum Aprilvollmond geht die Sonne wieder ungefähr zu derselben Zeit auf dem Wecker auf wie heute oder gestern. Nach der Zeitumstellung, die nun doch nie wieder abgeschafft werden wird, worüber sich die Mechaniker und Spurenpolierer im Weltall wahrscheinlich kaputt lachen.
Also heute noch einmal. Klamme Finger. Eine triefende Nase. Bodenfrost. Der Mond steht prall und rosig im Westen, Westnordwest. Und die Sonne kommt gülden im Osten hoch, Ostsüdost. Sofort frisst sie seine Anmut und jagt ihn blass und blutleer über den Rand der Scheibe. Respektive hinter die Silhouette des Doms. Eifersüchtig und herrisch. Bei uns ist bereits heute der Tag länger als die Nacht.
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