Dienstag, 29. März 2022

Linksrechtsoffensive

Ich weiß nicht, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist. Seit ich mit dem vietnamesischen Mönch in NY (manchmal ist er auch in California, manchmal steht er on the mountain, manchmal at the beach manchmal sonstwo zwischen Himmel und Erde, im Wald, im flirrenden Schatten der Bäume, im Wind, an blühenden Sträuchern oder vor dem Eingangstor zum blue cliff monastery) täglich Qigongmeditation mache, verliere ich zunehmend den Überblick über meine rechte und meine linke Seite. Er sagt ja ständig to the right (side) oder turn left oder look back, knees straight, take a deep breath usw. Manchmal stockt er, weil er kein native speaker ist. Weil auch er nachdenken muss und sich doppelt konzentrieren auf die Wörter. Und die richtige Seite. Right. Left. In. Out. Das geht mir im Polnischen genauso. Aber nun fällt mir auf, dass ich plötzlich nicht mehr weiß, wo meine rechte oder linke Seite ist. Egal in welcher Sprache. Den Mönch sehe ich vor mir, mir zugewandt, auf dem Smartphonebildschirm. Also spiegelverkehrt. Er bietet an, dass wir es so oder anders machen können, wie es einfacher ist. Für AnfängerInnen. Ich bin keine Anfängerin. Und muss auch nicht mehr ständig gucken. Es reicht, wenn ich ihn höre. Turn right. To the left. One more time. Die Bewegungen kennt mein Körper mittlerweile. Das Hirn hat auswendig gelernt. Das hätt' ich vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass ich den dreagon ohne Ansage korrekt ausführe. Mit ein bisschen Schweiß. Und viel Feuer am Schluss. Dass ich alle englischen Kommentare verstehe. Auch mit vietnamesischem Akzent. Dass ich plötzlich links von rechts nicht mehr unterscheide oder die eine Seite mit der anderen verwechsle. Vielleicht hat das alles keine Bedeutung mehr. Oder wie soll ich die rechts-links-rechts-links-Offensive verstehen?

Mein neuestes Lieblingsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=jUurEJSaZOE

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