Dienstag, 31. Dezember 2019

Zwischen Zwei und Drei

Zwischen Zwei Uhr nachmittags und Drei Uhr in der Nacht (morgen früh/next year) zittert Herr Rasputin. Er frisst nicht, trinkt nicht, geht nicht mehr raus, verkriecht sich unter mein Bett oder - neu in diesem Jahr - liegt auf der zweiten Etage in der nicht eingeschalteten Sauna, in einer Ecke zusammengekauert, auf einem weichen Katerkissen und einem frischgewaschenen Katerhandtuch, damit er die Holzrippen nicht auf seinen mageren Rippen spürt. Dieses Holzhaus im Steinhaus hatte er kürzlich entdeckt, als er wieder sehr krank und sehr schutzbedürftig war. Ich hatte in den letzten Tagen versucht, seine Seele auszupolstern, träufelte Bach'sche Bio-Notfalltropfen über sein Futter in der Hoffnung, die würden sein sonst so ungebrochen stolzes Selbstbewusstsein stärken und die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisieren. Aber nein. Seit dem ersten Kracher pünktlich um Zwei ist er nur noch ein Häufchen Elend. Es gibt keine funktionierende firewall für ein sensibles Tier an Silvester.

Montag, 30. Dezember 2019

Zwischen Sechs und Sieben

Die letzte Meldorfer Montagsmahnwache in diesem Jahr:
18:00-18:30 Uhr Südermarkt
Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Sonntag, 29. Dezember 2019

Zwischen Acht und Vier

Sonntag zwischen den Jahren. Für mich: zwischen den Tagen. Seit gestern ist es kalt. Das Trinkwasser für Herrn R. auf der Terrasse ist über Nacht zugefroren. Um Acht herum gibt es spektakuläre Farben am Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Dann geht die Sonne auf und verschwindet sofort hinter den Wolken. Grau und trübe, aber trocken. So wird es bleiben bis Vier.

Samstag, 28. Dezember 2019

Das Museum der Dinge

In Berlin gibt es das Museum der Dinge. In einem dritten OG an der Oranienstraße. Die Dinge, die mit dem Aufzug hochkommen wollen, müssen einer genauen Überprüfung standhalten. Die Besucher nicht. Die sollten lesen können und sich an die Öffnungszeiten halten.  Ding ist nicht gleich Ding. Produkt nicht gleich Produkt. Kultur nicht gleich Kultur. Qualität nicht gleich Qualität. Das Museum ist strenger als eine Mutter. Lehnt strikt ab, was nicht in seine rationalen Kriterien passt. Gesteht aber gleichzeitig, dass ein Ding durchaus Modell des Alltäglichen Lebens Kleiner Leute sein kann. Zum Beispiel das Tafelservice mit falschem Goldrand, von dem nur noch zwei Teller übrig sind. Oder das nie benützte, deshalb noch vollständige Sonntagsservice mit doppeltem Goldrand. Das Museum unterscheidet zwischen individueller und kollektiver Erinnerung und gibt natürlich immer der Masse den Vorzug.


Freitag, 27. Dezember 2019

Linda

Ich legte die letzten Tage 74 km auf dem Fahrrad zurück. Nur Stadtfahrten. Auf dem Weg zu und von einem verlassenen Kater. Meist war es dunkel. Und ich sah die erstaunlichsten Dinge in verschiedenen Häusern sowie am Himmel über der Stadt. Und hab nun eine Schatztruhe voller eingesammelter Träume, von denen andere nur schätzen können. Zum Beispiel: am 25.12. um 07:33 Uhr hielt ein Auto vor dem Kartoffelautomaten an der Hafenchaussee. Ich kam aus der Promenade geschossen und fuhr quer über die Kreuzung, da weit und breit kein Mensch, kein Hund, kein Fahrzeug zu sehen war. Außer besagtem Standbild: Der Fahrer blieb im Auto sitzen. Der Weihnachtsmorgen war frisch. Die Beifahrerin stieg aus. Wer sonst. Warf Münzen ein. Hievte den 10-Kilo-Sack LINDA auf den Rücksitz, stieg wieder zu, das Auto fuhr los und bog 3 Häuser weiter auf die Auffahrt ein. Ich war da schon links abgebogen zu dem hungrigen Haustier und wunderte mich nur leise im Hinterkopf, ob wirklich zwei Menschen in der Früh des ersten Feiertags nichts anderes zu tun haben, als ihr Auto aus der Garage zu holen, drei Schritte zu fahren und zehn Kilo Kartoffeln zu kaufen ...vielleicht aber: waren sie auf dem Heimweg. Von einer Weihnachtsbescherung satt. Und wussten, dass die Kartoffeln im Keller alle sind. Und der Hunger wiederkäme. Wie ein Untoter.

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Antumbra

Heute ist Neumond. Und in Singapur, Indien oder Indonesien können die Leute eine ringförmige Sonnenfinsternis beobachten. Wenn sie rechtzeitig in den Himmel gucken. Die Antumbra, oder der Ringschatten, ist der hellere Teil des Schattens, der jenseits des Kernschattens entsteht, also in einer größeren Entfernung zum schattenwerfenden Objekt - hier des Mondes -, das wiederum kleiner sein muss als die lichtspendende Quelle - hier die Sonne. Und dann entsteht der Ring. Oder der Feuerkranz. Um die eigentlich verfinsterte Sonne. Die bei uns noch lange nicht aufgeht. Wir am Wattenmeer haben Dunkelheit pur.
Hier in den Animationen ist das Geschehen auf der anderen Seite der Erdkugel auch für uns zu sehen:
https://www.timeanddate.de/finsternis/sonne/2019-dezember-26

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Weihnachtsfeuer

Nicht nur meine Seelenphantasie verbindet Feuer mit Heiligabend. Auch der Lauf der Welt. In Herzogenbuchsee (Buchsi im Bögli-Slang) ist gestern früh ein Brand im Kirchturm ausgebrochen. Nachdem das Feuer am Abend erneut zu lodern begann (warum auch immer) stürzte der Turm in der Nacht ein. Das dabei entstandene Loch ermöglichte der Feuerwehr schließlich, den Brand unter Kontrolle zu bringen und zu löschen. Brandwache dauert. Notre-Dame im Berner Oberaargau!
https://www.bernerzeitung.ch/region/oberaargau/erneuter-brand-im-kirchturm/story/24244027
Zur Frage nach dem Lieben Gott siehe untern (Post von gestern). 

Dienstag, 24. Dezember 2019

Elisabeth W.

Elisabeth Will, geb. Dietrich. Schwester DER Dietrich, oft verleugnet. Über die Gründe gibt es ganze Bücher. Elisabeth Will hat den wohl schrecklichsten Tod erlebt, den man sich wünschen oder sadistischer- oder auch literarischerweise ausdenken könnte oder möchte. Selbstverschuldet. Elisabeth Will, ich hörte es schon vor ein paar Jahren in einem Feature und gestern wieder, damals hat sich mir nur die Tragik des Geschenes eingeprägt, diesmal auch die Tragik der Familienbande (à propos Heiligabend). Elisabeth ist an einem Tauchsieder gestorben. Im Alter von 73 Jahren. Sie hatte den noch heißen oder auch noch am Strom hängenden Tauchsieder auf die Tischdecke gelegt, die damals traditionellerweise aus Plastik bestand. Und beugte sich im Nachthemd über die sofort aufschießenden Flammen. Sicherlich war es Abend und sie wollte bloß noch einen Kamillentee vorm Einschlafen. Das Nachthemd bestand traditionellerweise damals aus purem Polyester. Angeblich war sie noch bei Bewusstsein, als die Nachbarn, durch den Rauch alarmiert, in die Wohnung stürzten. Angeblich waren ihre letzten Worte "Ich falle ...". Sie sei, sagt man, nicht an Rauchvergiftung, sondern an den furchtbaren Verletzungen gestorben. Das Polyester war eine Verbindung mit ihrer Haut eingegangen
Wer jetzt nach dem Lieben Gott fragt, dem sei der Gang zur Christmette ans Herz gelegt.

Montag, 23. Dezember 2019

Mahnwache

18:00-18:30 Uhr Südermarkt
Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Sonntag, 22. Dezember 2019

Wintersonnenwende

Der kürzeste Tag des Jahres! Die Sonne erreicht ihren südlichsten Punkt auf dem südlichen Wendekreis. Bei mir geht die Sonne heute um 8:41 Uhr auf. Und um 16:03 wieder unter. Eine Minute später als gestern. Trotzdem dauern die Tage seit dem 19.12. und bis einschließlich morgen, dem 23.12., also 5 Tage in Folge genau 7 h 36 min. Am Wattenmeer.

Samstag, 21. Dezember 2019

catsitting

Für normale Leute beginnt der Weihnachtsurlaub. Sie fahren zB ins Allgäu, um dem jungen Hund endlich mal Schnee zu zeigen und selbst Ski zufahren. Und treffen ohne Stau auf Föhnsturm und 15° Plus. Ich füttere derweil am Wattenmeer den vor Gesundheit strotzenden Polarkater, den man im Unterschied zum Hund nicht einfach ins Auto packen kann. Was für ein Unterschied an Appetit zu meinem schwarzen Senior!

Freitag, 20. Dezember 2019

Und es werde Meer

Ausgerechnet die AfD - die natürlich auch im Dithmarscher Kreistag vertreten ist - fordert den Rücktritt von Herrn N. (CDU) wegen diskriminierender und ausgrenzender Äußerungen. Herr N. soll im Disput um die touristische Erschließung des Speicherkoogs (meiner Wahlheimat! die ich im Sommer täglich 2 x mit dem Fahrrad durchquere) herablassend über Zugezogene gesprochen haben, die "von außerhalb hierherziehen und sich nun das Recht rausnehmen, Menschen, die immer hier gelebt haben, Dinge zu verbieten." Starker Tobak.
Ich gehöre nicht zu den Anhängerinnen der AfD. Ich gehöre auch nicht zu den Anhängerinnen irgendeiner anderen politischen Partei. Aber ich gehöre zu den Menschen, die "von außerhalb" hierhergezogen sind und den Dithmarschern, die seit der Schlacht von Hemmingstedt hemmungslos durch den Speicherkoog rasen, das Auto wegnehmen möchten. Oder wenigstens ein Fahrverbot erwirken möchten. Natürlich hat Herr N. auch und gerade mich gemeint und auch und gerade mir einen Maulkorb verpasst. Er ist nicht der einzige in diesem Land. Und es werden Mehr.
Der Speicherkoog wird aber eh demnächst überflutet sein und damit jede touristische Erschließung obsolet. Herausgeworfenes Geld! Aber nicht einmal das wollen die Dithmarscher Dickschädel aller politischen Couleur hören oder wahrhaben. Es werde Meer am Meer!

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Zögernde Sonne ...

... um die Mittagszeit. Und ein bisschen Wind um die Nase. Das reicht, um Wäsche zu trocknen. Aber nicht für einen Spaziergang.

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Die Fingerscharlachflechte ...

... und das Schöne Federchenmoos sind Flechte und Moos des Jahres 2020! Die Namen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und das Aussehen vor Augen führen:
https://blam-bl.de/blam/flechte-moos-des-jahres/mfdj2020.html?lang=de

Dienstag, 17. Dezember 2019

Heidi

Es gibt erstaunlich viele Heidis in Dithmarschen. Meine Ex-Frisöse - Ex, weil sie ihren Salon aufgegeben hat. Sowie die Erst-, Zweit-, Dritt-Frauen vieler Bekannter. Auch weibliche Bekannte mit unterschiedlich wechselnden Partnern, die alle - ausnahmslos! - Namen ohne Helvetisches Alpecho tragen. Und last but not least: Heidi, die Zwergsennenhündin aus dem Berner Oberland mit krausem Haar. Ihr Herrchen ist mein Ex-Zahnarztes - Ex, weil er im Ruhestand ist. Ich traf die beiden gerade auf dem Morgenspaziergang. Heidi, erzählt der Zahnarzt i.R. sei krank gewesen, habe nicht mehr gefressen, und musste operiert werden. Die natürlichen Vorgänge der inneren Organe zum Stocken gebracht habe ein grünes Plastikmeisenknödelnetz. Das muss Heidi irgendwo auf dem Heimweg vom Spaziergang im noblen Hemmgebiet verschluckt haben. Vielleicht hing da noch was Leckeres dran. Wer weiß.
Dieses Teufelszeug bringt nicht nur Vögeln und Fischen den Tod. Sondern - fast - auch Heidi.
PS: Es gibt Meisenknödel ohne grüne Plastiknetze zu kaufen. Die sind absurderweise teurer. Obwohl es mir einfacher zu sein scheint, die Kugeln NICHT einzeln zu verpacken. Und obwohl Material (Plastik) gespart wird. Aber so funktioniert unsere Marktwirtschaft. Zu den Meisenknödeln ohne Plastiknetz kann man einen Metallaufhänger erstehen. Unkaputtbar! Eine einmalige Investition. Das Metall verhindert einerseits, dass all die grünen Plastiknetze, wenn sie leergefressen sind, vom Winde verweht werden. Andererseits verhindert eine Metallhalterung, dass immer die größeren Vögel - Raben, Dohlen, Elstern usw. - die Netze gierig und in Schwärmen brutal kaputt hacken und den Meisen das Futter wegfressen.

Montag, 16. Dezember 2019

Mahnwache

18:00-18:30 Uhr Südermarkt
Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Sonntag, 15. Dezember 2019

Die Wölfin

Das zweite Halligkind erblickte eben das Licht der Welt. Auf dem Festland, wie seine Schwester vor zwei Jahren. Wegen Sturmflut, landunter, Orkanböen. Ilvy - die kleine Wölfin! Ein Sonntagskind. Ein Drittadventkind. Hat sich zwei Wochen Zeit gelassen, um gewappnet zu sein gegen alle Unwirtlichkeiten.

Samstag, 14. Dezember 2019

Oberton

Kürzlich, als ich noch einmal im Garten zugange war, kam der Nachbar von gegenüber und fragte, ob mein Kater kein Katzenklo habe. Er hat zwei, eines oben und eines unten. Ein handelsüblich normales (oben in meinem Bad) sowie ein eiförmiges Designerstück (unten in der Gästetoilette, wird von allen meinen Gästen einhellig bewundert). Aber er benützt keines, sondern zieht es vor, vornehm und anständig wie er nun mal ist, seine Geschäfte draußen zu erledigen und zu vergraben. Das sei eben das Problem. Sagte der Nachbar. Mein Kater würde immer wieder die Erde in seinen sorgfältig geharkten Beeten auf- und umwühlen. Ja, so etwas zieht ihn natürlich magisch an. Saubere, vorgelockerte Erde. Bei mir liegt überall Laub, damit die Pflanzen sich während der kalten Jahreszeit regenerieren, der Boden nicht austrocknet und vor allem die Amseln im Winter beschäftigt sind. Mit grübeln. Ob ich nicht, fragte mein Nachbar freundlich weiter, meinen Kater einsperren könne. Nein, das kann ich nicht. Die Katzenklappe ist jederzeit offen, der Kater selbständig und erwachsen. Er weiß, was sich gehört. Der Nachbar gab nicht auf. Ob ich nicht den Kater wenigstens so lange drinnen behalten könne, bis er sein Tagesgeschäft im Haus, unten oder oben, im ovalen Designerklo oder auf dem unspektakulären Rechteck, verrichtet habe.

Freitag, 13. Dezember 2019

Joshua Bell

Der Vollmond brachte eine klare und frostige Nacht. Nun ist auch der letzte Freitag der Dreizehnte diesen Jahres angebrochen - der Tag der Violine! Heute abend in der Elbphilharmonie zu hören: Joshua Bell mit Sibelius' Violinkonzert d-Moll op. 47. Oder live am Radio. 

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Umgangstöne

Der letzte Vollmond des Jahres. Der Weg sei das Ziel, sagte angeblich Konfuzius und was er eigentlich damit meinte, darüber kann man und frau trefflich streiten. Aber: in Heide fand eine Transgender-Frau, die als biologischer Knabe zur Welt kam, eine Morddrohung an ihrer Wohnungstür. Es ist ihr Weg durch die Geschlechter (trans-gender) und da braucht sich ihr niemand entgegenzustellen mit gepflegtem Umgangston wie "Transensau" oder "Schlampe" (ich zitiere aus der DLZ). Drohanrufe habe sie bekommen, erzählt sie und im Hintergrund die Glocken von St. Jürgen gehört. Ein Fall also auch für die Kirche? Natürlich! Als Mann sei sie in den Kneipen willkommen gewesen und in ihrer Kirche. Als Frau nicht mehr. Antonio Machado schrieb (ich zitiere aus dem Vollmondnewsletter): „Caminante, no hay camino, se hace camino al andar.“ [Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen.]

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Durchsetzer

Das ist in der Tat eine gute Frage: was passiert mit einem Text, wenn er über-setzt wird? Und was passiert mit einem Text, wenn er lustlos unter-setzt wird?


https://www.deutschlandfunkkultur.de/literaturnobelpreis-fuer-olga-tokarczuk-preiswuerdig-oder.1270.de.html?dram:article_id=465460

Ich musste einmal, das ist ja kein Geheimnis, sondern lange her und steht entsprechend im Impressum, eine Seite einer Erzählung von OT im allerletzten Moment nachübersetzen, weil Esther Kinsky sie vergessen hatte. In der Eile im Original überblättert. Oder wie auch immer. Inhaltlich ist dieser gap - eine Art Gletscherpalte, die alle gekonnt übersprangen please mind the gap - niemandem aufgefallen. Erst mir beim Fahnenlesen.

Dienstag, 10. Dezember 2019

Wintersteher

Ich wusste nicht, dass es nicht nur blauen, himmelsblauen, königsblauen, purpurrotblauen, sondern auch gelben und sogar gelbschwarzgetüpfelten Enzian gibt. Entweder hab ich nicht aufgepasst in der Schule oder es wurde mir nie gesagt. Dass alter gelber Enzian bis zu armdicke Rhizome ausbildet, auf über zweieinhalbtausend Meter über Meer, zB am Foostock anzutreffen ist und dort nie mehr weichen wird. Klimawandel hin oder her, auftauende Permafrostböden, bröckelnde Dreitausender, Schnee und Gerölllawinen ... Gelber Enzian besitzt ein "Überdauerungsorgan", seine meterlangen Rhizome. Er ist der Bambus der Alpen! Blüht erst nach zehn Jahren, stirbt danach aber nicht sofort ab wie der Spectabilis oder mein neuer Jadebambus, sondern lebt, blüht, wächst noch Jahrzehnte weiter. Trotzt als Wintersteher Wind und Wetter, verbreitet sich nicht nur unterirdisch sondern auch oberirdisch über Samen, die praktischerweise Kältekeimer sind.

Montag, 9. Dezember 2019

Mahnwache

18:00-18:30 Uhr Südermarkt
Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Sonntag, 8. Dezember 2019

Der Wind ...

... dem ich gerne zwei Beine zugestehe, ist seit einigen Tagen zu hören. In der Nacht, wenn er übers Dach stampft. Der Winter steht vor der Tür, der Sturm kommt von West und der Kater duckt sich in meinen Schatten. Ach! Man darf es ja nicht laut sagen, aber leider hat sich in Polen überall die Haltung breit gemacht des "należy mi się". Nicht nur in der Politik der Neuen Aufrechten. "Das steht mir zu!" sagt auch Olga Tokarczuk, nicht wörtlich, sondern über Gestik, Mimik und ein ungebrochen routiniertes, unpoetisches Selbstverständnis. Sie klagt ("ich will ja nicht klagen, aber ...") in einem polnischen Interview, dieser Preis sei die größte Katastrophe ihres Lebens. Auch das ist weder neu noch originell. Niemand würde sie darauf vorbereiten, es gebe keine auf Nobelpreisträgerinnen ausgerichtete fachpsychologische Betreuung ... sagt die Jungianerin. Und ich, gerade windzerzaust aufgewacht, beherrsche immer noch die indirekte Rede!

Samstag, 7. Dezember 2019

Die Mütter ...

... der Nobelpreisträgerin und des Nobelpreisträgers stehen erstaunlicherweise am Anfang beider Reden. Aber mit welch unterschiedlichen Folgen! Die eine versucht danach einen intellektuellen Rundumschlag und langweilt selbstbewusst mit Gemeinplätzen, braucht logischerweise doppelt so viel Zeit wie der andere, der bedrückt und unglücklich wirkt, sein persönliches Gebet vorträgt, und betroffen macht, ja sprachlos!
Aber hört selber / lest selber
2018: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2018/tokarczuk/104870-lecture-polish/


2019: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2019/handke/105007-lecture-german/

Freitag, 6. Dezember 2019

Nikolaus

Sturm und Regen. Wir besuchen den 10 Tage alten neuen Nachbarn. Trinken Tee, essen Lebkuchen, bewundern das kleine Wunder.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Frühlingsflow

Erst heute habe ich begriffen, warum die Zugvögel in die Arktis ziehen, um zu brüten. Man denkt sich doch, die können sich die Mühe, den kräftezehrenden Weg sparen, und hier ihre Nester bauen. Aber nein. Die Nonnengänse, die seit kurzem wieder hier in der Feldmark hocken, ziehen im April auf die Insel Kolguev mitten in der Barentsee. Dort lebt kaum ein Mensch, aber seit ein paar Jahren gibt es ein Expertencamp. Gänseforscher beobachten im Sommer das Brutverhalten und zählen die Bruterfolge von Nonnen- und Blessgänsen. Ihren ausführlichen Berichten entnehmen ich die Vorteile der Arktis für die Vögel: 1. es ist 24 Stunden hell, 2. die Küken können rund um die Uhr fressen, 3. das Gras wächst sofort nach. Die Gänse befinden sich kulinarisch in einem immerwährenden Frühlingsflow und der Nachwuchs kann in der knapp bemessenen Zeit ausreichend proteinreiche Nahrung zu sich nehmen, um zu wachsen. Für die erste große Herausforderung des Lebens: den Flug ins Dithmarscher Winterquartier.

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Hydrolyse

Hydrolyse ist das Zauberwort der Zeit. Dies ist wieder einmal ein Zitat von mir selbst. Ich dachte, dieser Zauber betreffe nur Schuhe: komplizierte chemische Verbindungen in den neuartig angespritzten Sohlen von Hiking-, Berg- und Talschuhen lösen sich urplötzlich, immer im ungünstigsten Moment natürlich, auf. Zerbröseln von innen. Finden, haben oder bieten keinen Halt mehr. Nun steht also heute, wie angekündigt, der Heizungsmechaniker zur alljährlichen Wartung vor meinen beiden qualitativ hochpreisigen Gasbrennern (der Schornsteinfeger bemühte kürzlich einen Vergleich aus der Autowelt, das sei der "Rolls-Royce" unter allen Fahrzeugen) und erklärt, die Herstellerfirma (vom Renommée vergleichbar mit der britischen Rolls-Royce) habe Probleme gemeldet. Der Leim, mit dem der Deckel auf der Brennkammer festsitze, löse sich auf. Dadurch werde der Kessel undicht und treten Schadstoffe in größeren (gesundheitsgefährdenden?) Mengen aus ... Er habe schon Dutzende defekte Teile auf seinen täglichen Wartungstouren entdeckt, so viele, dass die "Rolls-Royce"-Firma unter den Gasheizungsanlagenherstellern ihm einen Kontrolleur hinterher schicke, der überprüfe, ob er richtig prüfe ... So läuft das. Eine Firma meldet Mängel einer oder mehrere Jahrgangsserien. Die zuständigen Fachleute (Handwerker) tun ihre Pflicht und überprüfen die Anlagen ihrer Kunden sorgfältig, dann will der Hersteller nicht glauben, dass tatsächlich so viele Geräte Gift versprühen und kontrolliert das controling ... Meine beiden Anlagen laufen einwandfrei. Trotzdem ist die Hydrolyse das Zauberwort der Zeit.

Dienstag, 3. Dezember 2019

Grünkohl

Grünkohl knackig, fruchtig. Nicht verkocht. Mit filettierten Bioorangen, Ingwer, Chili, Curry, Kreuzkümmel, Kurkuma und Rosinen + Polenta (im extra Topf). Ja, es geht auch anders in Dithmarschen. Meine Abende verbringe ich in der Küche.

Sonntag, 1. Dezember 2019

Advent

Über dem Wattenmeer liegt noch Morgennebel und Dunkelheit. Adventsmärkte öffnen ihre Stände seit Jahren vor den Sonntagsgottesdiensten. bf (black friday) wirbt seit Wochen mit umwerfenden voradventlichen Rabatten. Nun beginnt die Zeit der raubtierhaften Begehrlichkeiten in unserer frommen westlichen Welt. Die Zeit des nicht nur ungebremsten, sondern von der Wirtschaft weltweit eingeforderten Konsums. Die bald - bis Mitte des Jahrtausends - 10 Milliarden Menschen wollen dann alle auch beschenkt und verwöhnt werden. Wieviele der an fff (friday for future) teilnehmenden Kids haben kein Smartphone, posten keine Fotos und Filmchen von ihren Aktivitäten in sozialen Netzwerken, futten kein fastfood, trinken keine energy-drinks aus Aludosen oder Plastikflaschen, duschen nicht täglich ein- oder zweimal und wechseln nicht jedesmal ihre Markenklamotten, tragen nicht nur frisch Gewaschenes, von Weichspüler Weichgespültes und laufen nicht mit Performance, Runfalcon, Hyperhiker oder wie das glitzernde Schaumstoffzeug heutzutage heißt, was früher einfach Schuhe waren, an den Füßen herum?

Samstag, 30. November 2019

The Universe


Zum Monatsende, zum letzten Novembersonnenuntergang:
Entwicklung der Weltbevölkerung - ohne Konkretisierung der Kataklysmen


© Prof. Dr. W.G.Arlt FRGS FRAS