Freitag, 27. Dezember 2019

Linda

Ich legte die letzten Tage 74 km auf dem Fahrrad zurück. Nur Stadtfahrten. Auf dem Weg zu und von einem verlassenen Kater. Meist war es dunkel. Und ich sah die erstaunlichsten Dinge in verschiedenen Häusern sowie am Himmel über der Stadt. Und hab nun eine Schatztruhe voller eingesammelter Träume, von denen andere nur schätzen können. Zum Beispiel: am 25.12. um 07:33 Uhr hielt ein Auto vor dem Kartoffelautomaten an der Hafenchaussee. Ich kam aus der Promenade geschossen und fuhr quer über die Kreuzung, da weit und breit kein Mensch, kein Hund, kein Fahrzeug zu sehen war. Außer besagtem Standbild: Der Fahrer blieb im Auto sitzen. Der Weihnachtsmorgen war frisch. Die Beifahrerin stieg aus. Wer sonst. Warf Münzen ein. Hievte den 10-Kilo-Sack LINDA auf den Rücksitz, stieg wieder zu, das Auto fuhr los und bog 3 Häuser weiter auf die Auffahrt ein. Ich war da schon links abgebogen zu dem hungrigen Haustier und wunderte mich nur leise im Hinterkopf, ob wirklich zwei Menschen in der Früh des ersten Feiertags nichts anderes zu tun haben, als ihr Auto aus der Garage zu holen, drei Schritte zu fahren und zehn Kilo Kartoffeln zu kaufen ...vielleicht aber: waren sie auf dem Heimweg. Von einer Weihnachtsbescherung satt. Und wussten, dass die Kartoffeln im Keller alle sind. Und der Hunger wiederkäme. Wie ein Untoter.

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