Kastor und Pollux gelten gemeinhin als Zwillinge, als solche stehen sie auch am Wintersternhimmel. Dort unzertrennlich, zwei Strichmännchen, die sich an den Händen halten. In der griechischen Sage haben sie verschiedene Väter. Pollux oder Polydeukes, Sohn des Zeus. Kastor - so wird vermutet - Sohn des Königs von Sparta, Tyndareos. Beider Mutter, das scheint verbürgt, ist Leda. Vermutlich hatte sie einen außerehelichen Quickie mit Zeus, ehe sie sich zu Hause pflichtgemäß ihrem Gatten Tyndareos hingab. Denn das kommt durchaus vor, sagen Mediziner. Auch heute. Es muss nur innerhalb weniger Stunden passieren. Überbefruchtung, Superfecundatio. Bei ehelichem Geschlechtsverkehr führt Superfekundation zu zweieiigen Zwillingen. Bei außerehelichem und ehelichem kommt es zu einer heteropaternalen Superfekundation, dann werden zwei Eizellen einer Frau von zwei verschiedenen Männern befruchtet. Die Föten entwickeln sich in einer Schwangerschaft, aber in zwei Plazentas und bringen natürlich unterschiedliches Erbgut in die Welt. Geboren werden Stiefzwillinge - falls das Geheimnis, wie bei den alten Griechen, durch einen unglücklichen Umstand vom Schicksal gelüftet wird.
Die mythologische Tragik liegt nicht im Ehebruch, sondern im veränderten Erbgut, das den einen Zwillingsbruder sterblich, den anderen aber unsterblich macht. Kastor wird im Streit von seinem Cousin Idas erschlagen. Auch das kommt vor. In den besten Familien. Bei Homer hat Pollux als Sohn des oberesten Bosses unter den Götten die Wahl: ohne den geliebten Bruder ewig sorglos unter den Göttern zu weilen oder mit dem Bruder die Wege des Irdisch-Vergänglichen zu gehen. Wie es ausging, steht derzeit jede Nacht am Himmel geschrieben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen