Ich musste nun auch den Film nochmals sehen. Tarkowskis Stalker. Er hat so wenig mit dem Buch zu tun. Er ist kein Picknick am Wegesrand. Obwohl die Autoren des Buchs auch das Drehbuch zum Film geschrieben haben. Es entstand eine ganz neue Erzählung. Машина желаний - Die Wunschmaschine. Ich hatte ganz andere Bilder im Kopf als ich jetzt beim Wiedersehen wieder sehe. Der Film stand am Anfang meines Studiums. Die Poesie der Langsamkeit ist geblieben.
Was ich nicht wusste: viele der Beteiligten haben sich bei den langwierigen Dreharbeiten (alles wurde zweimal gedreht, da offenbar das Material der ersten Aufnahmen nicht zu brauchen war) im Hafengebiet von Tallinn den Tod geholt. Der halbe Film spielt im Wasser. Im Gegensatz zum Buch. Ständig waten die drei Männer durch kniehohes Wasser. Sie hocken im Wasser. Sie stehen im Wasser. Wenn sie sich ausruhen, legen sie sich ins flache Wasser. Im trüben Wasser schwimmt allerhand herum, was die Kamera freundlicherweise unserem Auge nahebringt. Ein Chemiewerk, das im Film als Kulisse auch vorhanden ist, leitete damals seinen Giftmüll einfach in den nächstbesten Fluss ab. Das machten alle so. Auch die sauberen Basler. Tarkowski ist früh an Krebs gestorben, seine (zweite) Frau etwas später, der "Dichter"-Darsteller noch früher, der Hauptdarsteller als letzter an etwa dem vierten Herzinfarkt, im oder am Arm seiner vierten Ehefrau.
Eine durchwegs ungesunde Sache. Und doch so ergreifend. Nach wie vor.
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