Samstag, 28. Januar 2023

Prosa

Prosa ist das Pseudonym eines deutschen Popsängers. Sein eigentlicher Name ist weniger Prosaisch und der Vorname ganz Normal. Vorhin im Radio (Klassikpopetcetera - meine Lieblingssamstagvormittagssendung, zu der ich am liebsten Fenster putze, aber 1. nicht jeden Samstag und 2. im Winter sowiesonicht) sagte Herr Prosa wörtlich: "Dieses Schweizerdeutsch ist für mich der einzige Akzent, dem ich was Poetisches abgewinnen kann." Und legte Ich liebe dich, Sophie von Sophie Hunger auf. Mit Dino Brandao, Faber (Homo?) und Sophie Hunger. Mein Hunger auf Schweizerdeutsch und Frisch hält sich tatsächlich in Grenzen. Omen est nomen. Oder eher umgekehrt. Auch ich verstehe nicht alles auf Anhieb. Herr Prosa erklärte eben im Radio das Poetische des Unverständlichen: es bestehe darin, dass er, Herr Prosa, nicht alles "direkt" verstehe, sondern sich ihm vieles erst nach einer Weile "entschlüsselt". Wenn er das Lied zum 7. oder 8. Mal höre. Dann "erschließt sich mir auch diese halbdeutsche Poesie, die mir so nahe ist". Uff!

Wenn wir überall und stetig alles auf die Goldwaage legen würden, was bedarft oder unbedarft über die Lippen kommt, in der Hitze des Gefechts, durch den Äther, aus dem Universum, aus allen nicht rechtzeitig ausgeschalteten Mikrofonen (lt Duden korrekter Dativ Plural) der Welt, bei diversen PKs (press conference) oder TSs (talk show), dann müssten eigentlich alle potentiell Sprechenden präventiv Maulkörbe tragen. Oder zumindest Gesichtsmasken, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, dass wir sie bald vermissen werden. Und sie sollten besser kollektiv zur Fronarbeit an Fensterfronten abbeordert werden, statt ständig mit vorgehaltener Waffe (Mikrofon) um ihre Meinung befragt. Uff!

Zu guter Letzt wie immer der Trost: In meine allergrößte Fensterscheibe ist ein fetter Vogel geflogen. Das passiert immer, wenn draußen Frühlingsgefühle erwachen. Und ich guck nun drinnen auf den schmierigen Abdruck. Gestern baute der Markisenmann die alte Markise ab. Heute haben wir Frost. Der erlöst mich vom Fensterputzzwang. Und der Markisenmann natürlich, der den Firmennamen des Vorgängers behalten hat, sich aber am Telefon konsequent mit seinem eigenen, also einem ganz anderen Namen meldet. Mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt und warte nun geduldig, bis er wieder anruft und die neue Markise (an)bringt. Und ich eines künftigen Samstags Schweizerdeutsch Fensterputzen kann. Uff!

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