Donnerstag, 12. Januar 2023

Brahms

Nochmals der kalte Dom. Ich dachte, ich würde ihm für den Rest des Winters wohlgemut fernbleiben können. Nun wurde aber die heutige Chorprobe kurzfristig wegen Raumbelegungsproblemen an den akustisch zweifellos erhabeneren Ort verlegt. Ich traf ziemlich triefend ein, durch den offenen Seiteneingang, denn mein Weg auf dem Fahrrad führte durch hartnäckiges Novembernieseln. Natürlich zog ich den nassen Mantel aus, hängte ihn über eine Kirchenbank - in der Hoffnung, er würde etwas abtrocknen bis zum Ende der Probe (was er nicht tat). In Ermangelung einer Alternative stand ich die zwei Stunden in der feuchten Thermohose durch. Schlang nach der Pause um den Oberkörper eine der grauen Fleecedecken, die wahrscheinlich aufgrund christlicher Nächstenliebe neuerdings im ungeheizten Dom ausliegen. Grabeskälte ist nichts dagegen. Man kann sich auch den Tod in einem Gotteshaus holen. Auf dem Heimweg wurden dann auch noch die neuen Noten nass, eine zweichörige Motette, die Brahms 1871 für einen Chor von 400 Stimmen schrieb. Damit Ihr wisst, was ich von Euch erwarte, so der aufmunternde Kommentar unserer Kantorin.

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