Thwaites klingt unschuldig. Wie zweites. Aber etwas geheimnisvoller. Mit dem tee-aitch am Anfang. Thwaites steht seit heute für die Endzeit. In den Schlagzeilen. Thwaites ist ein Gletscher in der Antarktis, der schneller schmilzt als die Forschenden, die ihn beobachten, denken können. Thwaites sollte uns allen schleunigst schlaflose Nächte bereiten. Er ist schon lange als Weltuntergangsgletscher bekannt. Aber er ist ja weit weg. Nun ist er aufgestiegen (in der Wortwahl) zu einem "entscheidenden Schauplatz des Klimawandels." Aber dieses Wort, Hand aufs Herz, mögen wir mittlerweile auch nicht mehr hören. Was Russland mit seinem Gas macht, das es uns nicht mehr liefert, ist viel schädlicher für die Umwelt als alle furzenden Rinder in Dithmarschen. Oder die gesammelten helvetischen Kühe auf der Alp. Thwaites ist deshalb so gefährlich, weil er eigentlich auf Land aufsitzt, aber dort nicht mehr stillsitzt. Sondern sich, wie eine Arbeitsgruppe jetzt herausgefunden hat, offenbar mit der Tide auf und ab bewegt. So wie wir alle, die in Meeresnähe leben. Wir hüpfen, oder springen, wippen. Der Thwaites hinterlässt bereits seit Jahren, Jahrzehnten wenn nicht zwei Jahrhunderten, untermeerische Rippen. Jetzt gilt er plötzlich als "Schlüssel zum Schicksal des Westantarktisches Eisschilds." Auch dies ist nicht meine Wortwahl. Meines Wissens hat das Schicksal kein Schlüsselloch. Mittels Unterwasserdrohnen wurde der Meeresboden vor dem Gletscher kartiert und es kamen zum Vorschein Hunderte parallele, keine 20 Zentimeter hohe Rippen in regelmäßigen Abständen von etwa sieben Metern. Die Höhe der Rippen schwankt zyklisch etwa alle 14 Rippen. Dies entspricht dem Gezeitenzyklus mit besonders hohen und niedrigen Gezeiten alle 14 Tagen. Das ist in der Meldorfer Bucht auch so! Nur werden hier die Rippelmarken mit jedem Hochwasser fortgespült und entstehen bei jedem Niedrigwasser neu. Weil der Thwaites aber schmilzt, und zwar an seiner Unterwasserkante, weil er sich mit jeder eindringenden Flut, die ihn mit wärmerem Meerwasser unterspült, weiter zurückzieht, verschiebt sich seine Aufsetzlinie pro Tag um zwei bis zehn Meter landeinwärts. Sagen die Forscher, die ihre Beobachtungen auswerten. Das alles ist nicht neu, sondern entwickelt sich dynamisch. Das heisst: der Prozess beschleunigt und überholt sich mit der Zeit. Ein britischer Polarforscher umschreibt es so: "Thwaites hält sich heute wirklich nur noch mit den Fingernägeln fest." Es wird größere Veränderungen in kleineren Abständen geben.
https://thwaitesglacier.org/about/facts
https://www.spektrum.de/news/thwaites-gletscher-raetseln-um-die-eis-apokalypse/2055345
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