Montag, 26. September 2022

Gedächtnislückenfüller

Die Nachricht des Tages: Deutschland hat nur noch vier Gletscher. Dem vormals fünften, dem Südlichen Schneeferner in Bayern wurde nun offiziell der Gletscherstatus aberkannt. Es verbleiben der Nördliche Schneeferner (Zugspitze), der Höllentalferner (Wettsteingebirge), sowie der Watzmanngletscher und der Blaueisgletscher (Berchtesgadener Alpen). 

Der Südliche Schneefgerner aber ist in den letzten vier Jahren auf mehr als die Hälfte zerronnen. Er hat so viel von seiner einstigen Eisdicke eingebüßt, dass fortan, wie die Glaziologen berichten, keine Eisbewegung mehr erwartet werden könne. Gletschersein bedeutet: mobil sein und bleiben. Bis ins hohe Alter! Meist geht es abwärts ins Tal, da die Gletschermasse, Eis, Schnee und Firn üblicherweise oben auf den Bergen liegt. Nur, was sich "in wesentlichen Teilen eigenständig bewegt", darf sich Gletscher nennen. So die Wissenschaft.

Gletscher schmelzen überall auf der Welt. Schweizer Gletscher haben die größten Gletscherflächen in den Alpen, also verzeichnen sie auch die größten Schmelzraten. Superlative sind immer wieder eine Glückssache. Eine Rekordschmelze melden Gletscherbeobachter der ETH Zürich im eben zu Ende gegangenen Sommer am Gletscher, dessen Name alle nichthelvetischen Berichterstatter falsch betonen. Vor ein paar Jahren ist dort, auf dem Aletschgletscher, auf etwa 2800 Meter Seehöhe in den Walliser Alpen, das Wrack eines 1968 abgestürzten Kleinflugzeugs wieder zum Vorschein gekommen. Das ist so wie unter den kontinuierlich ostwärts wandernen Aussensänden im nordfriesischen Wattenmeer. Da kommen auch immer wieder Spuren menschlicher Tragödien zum Vorschein, die wir längst, mit gutem Grund, wie wir meinen, vergessen haben.

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