Je nördlicher, desto blasser, las ich kürzlich. Tatsächlich ist es so, dass wir uns hier am Wattenmeer über jeden Farbtupfer freuen. Wenn das Wasser nicht da ist, ist das Meer alles andere als blau, tiefseeblau oder azorentürkis. Dafür ist der Himmel hier manchmal so bunt, dass einem Hören und Sehen vergeht. Gestern abend nach der Chorprobe. Die Heimfahrt von Marne ist immer noch eine Herausforderung für mich alternde Frau mit einem altmodischen Fahrrad, zwar frisch geschmiert und versilbert, aber eben ohne Strom. Wäre da nicht der Himmel und sein zwar während der Fahrt merklich nachlassendes Leuchten, würde ich wohl für immer und ewig zu Hause hocken bleiben. Aber je dunkler der Himmel wurde, desto leuchtender der ganz neue Mond. Eine ganze Stunde lang begleitete er mich.
Je nördlicher, desto blasser bezog sich aber auf die Vögel. In Äquatornähe ist ihr Gefieder viel farbenprächtiger als bei uns. Und das ist erstmal ungerecht.
Auch sollen die Kinder, die endlich aus dem Untergrund unter dem Stahlwerk Asowstahl in Marioupol evakuiert werden konnten, ungewöhnlich blass sein. Das ist nicht nur ungerecht. Sondern ein Verbrechen. Folter. Tageslichtentzug.
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