Die Brüllaffen sind nicht die lautesten Tiere, wie wir seit einer Woche wissen. Sie gehören zur Familie der Klammerschwanzaffen und haben mit uns Menschen gemeinsam, dass sie rot sehen können. Den meisten Säugetieren - wie auch Herrn Caruso! - ist dies verwehrt. Die Netzhaut dieser sogenannten Dichromaten kann nur zwei Farbpigmente unterscheiden, blau und gelb. Stiere zum Beispiel sehen nie Rot und nehmen die Welt nur in vornehmen Pastelltönen wahr! Die Brüllaffen hingegen gehören, wie wir Menschen zu den Trichromaten. Wir und die brüllenden Affen, aber auch Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas, können neben blauen und gelben auch rote Lichtsignale empfangen.
Neurobiologen waren lange Zeit überzeugt, dass das Rotsehenkönnen der besseren Nahrungsaufnahme dient. Als ob wir Menschen uns nur von roten Beeren ernähren würden! Nun haben die Forschenden herausgefunden, dass der visuelle Luxus nichts mit dem energetischen Überleben zu tun hat. Das Rotsehen hilft nicht bei der Jagd auf reife Früchte, sondern ermöglicht den Brüllaffen, die "Visagen" ihrer Artgenossen zu lesen. Also soziale Signale zu empfangen und zu deuten. Die "höchste Sensibilität", heißt es da, beweise der Pigment-Mix für "exakt die rötlichen Schattierungen, die die Gesichtshaut durch das darunter fließende Blut annimmt". Nett ausgedrückt für vor Scham oder Wut puterrrot Anlaufen. Das ist das Farbebekennen, das nicht einmal wir Menschen willentlich steuern können.
Mehr sehen bedeutet weniger riechen. Jedenfalls für die Brüllaffen. Mit der Farbtüchtigkeit verlor offenbar der Riechsinn für sie an Bedeutung.
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